Sind das auch Zwangsgedanken?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sapsap

Sind das auch Zwangsgedanken?

Beitrag von sapsap »

Hi ihr,

ich schon wieder. in meinem beitrag vor ein paar tagen habe ich ja schon erzählt, wie miserabel es mir derzeit geht.
an diesem zustand hat sich bedauerlicherweise auch nichts geändert.
ich habe nach wie vor aggr. ZG meinem Kind gegenüber mit massivem drang, das ausführen zu müssen.
nun gibt es hier, neben der MuKi-Station auch eine norm. psychiatrische station. das triggert meine angst gewaltig, auch was schlimmes zu haben oder zu bekommen.
die psychologin fragte ich heut, ob ich eine psychose hätte. das ist nämlich eine riesenangst von mir. sie sagte, wenn sich die angst so hochschaukelt, kann ddas schon psychotisches denken werden aber eine psychose an sich würde sie nicht glauben.
danach wars vorbei mit mir.
Ich lag weinend im bett, wollte raus aus mir und diesem kackzustand, wünschte mir eine bessere mutter für mein tolles kind zu sein. die, die er verdient.
hatte panische angst vor einer psychose, hab nachgedacht ob ich schonmal was wirres geredet hab was ich aber nie tat und hab versucht, auch nicht wirr zu sein denn ich stand so neben mir, konnte mich kaum auf etwas konzentrieren. in starken angstsituationen habe ich auch immer ein depersonalisationserleben. als wäre ich in einer blase. da, aber ganz weit weg. wie gedämpft.
sowas gibts doch auch bei psychosen... ich habe jedenfalls extreme angst davor, immer mal wieder. zzt ist es wieder besonders schlimm weil ich natürlich angst habe, wahnvorstellungen zu bekommen und meinem kind was zu tun oder ewig krank dahinsiechen zu müssen. nie wieder gesund zu werden.
sind das panikattacken?
und ist diese psychosenangst auch ein ZG?

ich wär euch so dankbar für eine antwort...

lg katharina
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Marika
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Re: Sind das auch Zwangsgedanken?

Beitrag von Marika »

Hallo,

die meisten hier und so gut wie alle mit ZG haben und hatten auch die Angst, eine Psychose zu bekommen - also quasi die Kontrolle über sich zu verlieren. Ich hatte diese Angst auch. Sie ist aber unbegründet, sagte mein Arzt damals. Zwänge sind Zwänge - eine Psychose ist wiederum was anderes. Man switscht nicht so einfach von einem in das andere. Es gibt ZG mit "psychotischen Zügen" - das meinte wohl deine Ärztin, aber das ist immer noch keine reine Psychose.

Mein Arzt sagte immer, wenn ich mit dieser Angst kam: "Solange Sie sich fragen, ob Sie eine Psychose haben, haben sie KEINE! Das zeigt, dass Sie völlig klar sind, Sie haben "nur" Angst eine Psychose zu bekommen." Das ist der Unterschied. Unter eine Psychose stellt sich die Betroffene nicht mehr die Frage, ob sie denn eine hätte. Da ist man eher überzeugt, völlig gesund zu sein und die anderen krank. Man fragt sich auch nicht, ob man Wahnvorstellungen hat, sondern man würde sie gar nicht als solche erkennen.

Ich hoffe sehr, du kommst bald aus diesem Tief heraus. Wie siehts mit deiner AD Dosis aus - was sagen die Ärzte dazu wie es mit der Medikation weiter geht?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
sapsap

Re: Sind das auch Zwangsgedanken?

Beitrag von sapsap »

hi!

ich hatte heute nochmal einen termin mit der oberärztin. die bestätigte mir, dass es definitiv keine psychose ist. diese depersonalisation, also dieses "wer bin ich eigentlich", das bei mir in starken angstsituationen auftritt, gäbe es wohl auch bei psychosen. aber wohl noch in viel ausgeprägterer form. das wäre halt die "parallele". nicht mehr und nicht weniger. das hat mich etwas beruhigt. ich weiss in solchen momenten ja auch noch, was real ist und was nicht. ich steigere mich nur völlig hinein und bin wie unter nem schleier. ganz weit weg und doch noch da.
sie meinte, dass aus entwicklungsstörungen der persönlichkeit, in meinem fall durch ne blöde kindheit mit zu viel verantwortung, zu wenig nähe, unterdrückt werden etc, zwangsgedanken als "lösungsversuch" entstehen können. weil ich quasi nie gelernt habe, auch wütend sein zu dürfen, dass ich was wert bin und meine meinung sagen darf, ohne dass mich jeder direkt hasst. wie und was muss man nun ergründen.
venlafaxin wird abgesetzt. stattdessen sertralin und quetiapin in niedriger bedarfsdosis angesetzt.
ich schreibe dir später auch noch eine pn.

wie wars eigtl bei dir? hattest du auch probleme in der kindheit?
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Marika
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Re: Sind das auch Zwangsgedanken?

Beitrag von Marika »

Na siehst du - sehr gut, dass du nochmal ein so gutes Gespräch hattest.

Finde ich gut, dass ihr nochmal beim Medi schaut.

Meine Kindheit war eigentlich schön ... eigentlich... Meine Eltern haben mich geliebt und tun es noch. Nur leider aus lauter Liebe haben sie mich in Watte gepackt, ich würde überbehütet. Mein Vater leidet selber an leichten Kontrollzwängen, aber das habe ich erst viel, viel später in meiner eigenen Therapie erkannt - er hatte eine sehr schlimme Kindheit. Diese Zwänge wurden mir angelernt, Selbstvertrauen konnte ich nie entwickeln, weil ständig alles für mich und über mich entschieden wurde. Ein größerer Knackpunkt bei mir war, dass mich meine Eltern schon recht früh Abends auch mal alleine daheim ließen um Freunde zu besuchen. Das war für mich sehr, sehr schlimm - sie nahmen diese Ängste aber nicht ernst.

Du siehst - oberflächlich gesehen war bei mir nichts dramatsiches. Aber zusammen mit meiner eher introvertierten Persönlichkeitsstruktur konnte sich später ein unheilvoller Cocktail entwickeln.

Freue mich auf deine PN.
Liebe Grüße von
Marika

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