Rückfall?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sternschnuppe_

Re: Rückfall?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Aber es ist auch gemein, dass sich der Zwang besonders gern auf schwächere, hilflose Lebewesen legt. Eben wie hier besonders auf Babys, Kinder oder auch Tiere usw.
:roll:
Nelli
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Re: Rückfall?

Beitrag von Nelli »

Stimmt, sternschnuppe, das ist schlimm.
Ich hatte jetzt eine sehr gute Zeit, gestern fühlte ich mich gestresst und schon hatte ich
wieder mehr Zwänge, aber es geht. Bin ziemlich müde im Moment, könnte nachts 12 Stunden pennen...
kommt natürlich auch vom Quetiapin.
sternschnuppe_

Re: Rückfall?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Hallo Nelli,

mir ging es in den letzten Tag auch gut. Hatte wenig Zwänge. Merke immer, dass Ablenkung viel ausmacht.
Aber es kommt dann immer ein Punkt, an dem ich feststelle "Du hattest ja gar keine Zwänge!" und schwupp kommen sie wieder. Aber ich schätze weil man unbewusst auch da immer wieder kontrolliert.

Es tut aber schon gut, zu sehen, dass man nicht nur aus Zwängen besteht. Ortswechsel hilft mir auch gut.

Hab auch das Gefühl wie du, dass Stress sie gerne auf den Plan ruft.
Nelli
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Re: Rückfall?

Beitrag von Nelli »

Liebe sternschnuppe,

ja, mich haben sie auch wieder eingeholt... oft gerade nach Erfolgserlebnissen:
war wieder übers Wochenende mit meiner Tochter verreist, was super war. Und jetzt bin
ich im Tief...
Aber ist es nicht toll, dass wir beide Tage haben können, an denen sie weg sind?
Obwohl man ja dann immer glaubt, es sei nur eine Eintagsfliege gewesen, Zufall, etc.

Nelli
sternschnuppe_

Re: Rückfall?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Ja, ich finde das auch super.

Ich glaube diese Momente geben uns eine gute Stütze und ich glaube auch, dass es wirklich seine Zeit braucht eh wir die Fakten, die wir schon so oft gehört haben wirklich umsetzen können 😊

Bei mir ist da oft immer noch Zweifel "Aber was, wenn doch..." oder "Was wenn ich doch plötzlich ganz anders bin?"

Da merkt man wirklich diese innere Unsicherheit, Selbstzweifel, wenig Selbstvertrauen.

Lg
sternschnuppe_

Re: Rückfall?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Kennt ihr auch, dass die ZG gerade bei Gefühlen wie Wut und Ärger gern auftreten?

Als könnte man in seiner Wut die Kontrolle verlieren?
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Marika
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Re: Rückfall?

Beitrag von Marika »

Hallo Sternschnuppe,

ja das ist gerade wie aus dem Lehrbuch. Daher haben ZG auch immer etwas damit zu tun, "negative" Gefühle und Regungen mal an zu schauen. Oft verdrängen und unterdrücken gerade wir Zwängler solche Gefühle, weil sie für uns moralisch nicht in Ordnung sind. Wir verbieten es uns, wütend auf unsere Kinder zu sein, weil "das macht man nicht". Wir dürfen aber wütend sein, oft müssen wir das mühsam wieder lernen. Ging mir auch so. Ich hatte imense moralsche Wertevorstellungen an mich selber.... so hohe, die kein Mensch erfüllen kann oder sollte. Hier lohnt es sich, mal genauer hin zu schauen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
sternschnuppe_

Re: Rückfall?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Hallo Marika,

ich erkenne mich darin gut wieder. Ich hab bzw. hatte auch immer so hohe moralische Anforderungen an mich selbst, vermutlich eben solche, die kein Mensch der Welt erfüllen könnte.

Deswegen fällt es mir auch so schwer Wut zu zulassen. Komischerweise sehe ich momentan öfter mit diesem Gefühl konfrontiert, vielleicht als Chance zu lernen mit diesem Gefühl umzugehen. Ich merke richtig wie unbeholfen ich da bin, wahrscheinlich weil ich es wirklich jahrelang unterdrückt habe und das Gedühl weg geschoben hab. Selbst jetzt fühlt es sich irgendwie "nicht richtig" an. Besonders weil sich die Wut meistens auf meinen Partner bezieht. Meistens kommt dann auch gleich die Angst hoch, das Gefühl könnte unkontrollierbar sein :wink:

Wie hast du gelernt diese negativen Gefühle mehr zu zulassen?
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Marika
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Re: Rückfall?

Beitrag von Marika »

Hallo,

ja - wie habe ich das gelernt? Es ist gar nicht einfach, dass du beschreiben, weil es ein lägerer Prozess war. Sehr geholfen hat mir damals die Aussage einer Kinesologin und meines Therapeuten: "Zum Mensch sein gehören ALLE Gefühlsregungen - die "positiven" wie auch die "negativen". Würde eines von beiden fehlen, wären wir nicht komplett, das macht das Mensch sein aus." Ich finde das sehr, sehr stimmig.

Anfangs habe ich lernen müssen "nein" zu sagen. Das hat nicht nur mit dem Kind zu tun gehabt, sondern war ein generelles Problem. Durch das Nein sagen lernen, bekam ich wieder ein Gespür dafür, was ICH möchte, wo ICH mich wohl fühle. Ich habe dann Dinge nur für MICH gemacht, das hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Und dieses Selbstvertrauen hat mir auch geholfen "mir selber ZU VERTRAUEN", dass ich niemals das tun würde, was sich mir da an ZG so alles aufgedrängt. Im Bezug auf mein Kind konnte ich dann Schritt für Schritt auch mal meinen Umut, oder auch Ärger zulassen. Als mein Sohn noch klein war, habe ich gelernt bei Ärger den Raum zu verlassen und mir sagen: Ja, ich bin jetzt sauer, ich darf das Gefühl zulassen, es ist ganz normal. Das war ein erster Schritt. Je größer mein Sohn wurde, konnt ich dann natürlich das auch verbal ausdrücken, immer seinem Alter entsprechend. Dann passiete es natürlich auch, dass ich mal laut wurde - ja, auch das ist menschlich. Kinder sollen und dürfen ihre Eltern als MENSCHEN erleben mit dem ganzen Spektrum an Gefühlen. Und heute? Ist mein Sohn ein Teenie mit 13 Jahren und bringt mich manchmal zur Weißglut. :wink: Und dann bin ich wüüüüütend und kann und darf das auch zeigen. Ich habe heute nicht einmal einen Anflug an Angst, ich könnte die Kontrolle über meine Wut verlieren, denn ich habe in all den Jahren gelernt, dass ich eben kein Mensch bin, der dazu neigt - gerade wir Zwängler sind noch viel weniger gefärdet die Kontrolle zu verlieren, als die "Gesunden". Nur die ZG suggerieren uns paradoxer Weise genau das Gegenteil.

Wenn man sich aber anschaut, dass ZG u.a. durch eine Überfunktion des frontalten Kortex (Gehirnareal hinter der Stirn) entstehen, eben dort wo auch die allgemeine Impulskontrolle geschieht, ist es wiederum logisch: Durch die Überfunktion haben wir eine noch höhere Impulskontrolle als die "Gesunden", der Nachteil ist allerdings???? Ja genau - es begünstigt ZG. Aber rein gehirntechnisch sind wir gar nicht in der Lage, die Kontrolle zu verlieren... Soweit so gut - so verwirrend und doch völlig logisch... oder... :wink: :wink: :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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sternschnuppe_

Re: Rückfall?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Ich glaube, wenn die Information, dass wir noch weniger im Stande sind etwas Unkontrolliertes zu tun wegen dem überaktiven Kortex, dafür aber diese ZG haben, endlich mal richtig in meinem Hirn ankommt, bin ich ein ganzes Stück weiter :lol:

Es ist manchmal als müsste es noch Klick machen. Natürlich weiß man es schon in der Theorie.
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