ZG im Wandel?!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Jo**

ZG im Wandel?!

Beitrag von Jo** »

Hallo ihr Lieben,

Ich bin vor 3 Monaten an PPD mit ZG erkrankt, diese waren bisher rein sexueller Natur. Zu Beginn sehr massiv aber unter cita 40mg u Mirtazapin deutlich rückläufig bis ich seit einer Woche wieder fast symptomfrei in dieser Richtung war. Dazu muss ich sagen dass mein Mann auch daheim war.
Kaum geht er heute wieder zu Arbeit bin ich innerlich vermutlich unbewusst ängstlich u habe wieder ZG aber nicht unbedingt sexueller Natur sondern ein merkwürdiges Phänomen hat sich eingeklingt... ich habe vor ein paar Tagen ein Buch gelesen “tyrannen in meinem Kopf“ u darin wurde eine Frau beschrieben die den ZG hatte ihre Nase würde sie so sehr beim Schauen behindern dass sie an nichts anderes mehr denken konnte. Das habe ich aufgeschnappt u hat auch mich den ganzen Tag kirre gemacht. Was bitteschön soll denn das nun wieder.
Wenn es nicht so nervig u irre wäre würde ich lachen. Kann jemand sagen wie ich diese versammte unterschwellige Angst los werde, denn das ist doch sicher der Grund für diese neuen Probleme....???
Lg
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Marika
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Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von Marika »

Hallo Jo,

ja - man kann tatsächlich darüber lachen... Mach es doch mal... Lach mal so ganz kräftig über diesen Gedanken.... :lol: :lol: :lol: :lol: Sag ihm: "Bist du doch lächerlich, wie bescheuert glaubst du eigentlich dass ich bin? Ich habe dich genau erkannt, Zwang. Du bist zwar wieder ein bisschen da, weil ich jetzt alleine bin, aber ich lasse mich nicht unterkriegen von dir. Du kannst da sein, aber ich mache trotzdem meinen Tag wie bisher... :lol: :lol: :lol: "
Auch wenn dein Lachen nicht so ganz noch von Herzen kommt, lach trotzem. Das Verziehen der Mundwinkel nach oben signalisiert dem Gehirn immer ein Lachen, es kann nicht unterscheiden ob es künstlich oder echt ist. Somit erzeugt das blosse nach oben Ziehen der Mundwinkel bereits eine Stimmulierung von genau dem Gehirnareal, dass für Freude, Spaß, Glück usw... zuständig ist. Und genau DIESE Stimmulierung wollen wir ja erreichen. Sie ist DAS Mittel um den Zwang in die Schranken zu weisen. Denn durch die Stimmulierung dieses Gehirnareals, wird die Überaktivität im frontalen Kortex (=Gehirnareal hinter Stirn - dort entsteht der Zwang) eingebremst. Ergebnis mit der Zeit: Weniger ZG, weniger Angst.

Übrigens ist es sehr normal, dass sich der Zwang immer mal verändert. Nach 3 Monaten bist du noch am Anfang, auch wenn es dir schon viel besser geht. Bis man den Genossen Zwang besiegt hat, dauert es meist um einiges länger. Auch mit AD kommt es noch einige Zeit zu guten und schlechten Phasen - sie wechseln sich ab. Das ist ein ganz normaler Verlauf. Zwar nervig und gemein, aber normal. Und dabei kann es zu den verschiedensten ZG kommen, das war bei mir auch so und hat mich mächtig Kraft gekostet. Wichtig ist, dass du den Zwang dabei AKTIV erkennst, immer gleich am besten vor dich auch her sagst: "Ah du schon wieder Zwang, ich habe dich erkannt. " Dann lach ihn aus.... Denn er ist lächerlich, absurd, bescheuert, er entspricht nicht dem was du wirklich bist, oder tust. Er ist eine reine Gedankenspielerei die eigentlich gleich auf den Gedankenmüllhaufen soll. Damit dein Gehirn das wieder tun kann, muss man üben. Daher auch meine nächste Frage: Wie siehts Therapiemässig aus?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jo**

Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von Jo** »

Hallo zurück u Danke für die Antwort....
Ja ich lächle tatsächlich viel vor mich hin, ich denke auch viele Kraftwörter wie “Liebe, Stärke, Freude, Geduld, Dankbarkeit“, weil ich hoffe, dass das auch helfen kann.

Ja, diese Tiefs.... sind dann auch oft mit vielen negativen Gedanken behaftet, dann ist alles schlecht aber das ist wohl die Depression. Ich bin aber zuversichtlich auch dank dieses Forums u Eurer Hilfe!!

Therapie hatte ich 3 Probestd. ... ich hoffe das geht jetzt dann richtig los! Ich weiß noch nicht genau auf was die Therapie hinarbeitet aber die Psychologin taugt mir.

So schlecht es mir anfangs ging wird es aber dank AD nicht mehr oder, das würde ich nicht noch einmal ohne Klinik packen?'..

Lg
Maxixo

Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von Maxixo »

Hi darf ich fragen um was sich deine Gedanken vorher gedreht haben ?
Judith81

Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von Judith81 »

Hab das Buch auch gelesen und sehe nun meine Nase auch ständig! Im Buch stand, dass man sich beim lesen mit neuen Zwangsgedanken „infizieren“ kann, der Inhalt dieser Gedanken aber wohl immer nebensächlich ist. Ist das nun der Zwangsgedanke „Ich sehe meine Nase“ oder was? :lol:
sternschnuppe_

Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von sternschnuppe_ »

Ich denke, das kommt auch daher, weil man dann plötzlich besonders auf seine Nase achtet.

Meine sehe ich auch ab und an. Wenn ich mich drauf konzentrieren würde, noch öfter oder ständig :lol:
Das ist ganz normal. Aber klar kann sich das auch zum Zwang hochschaukeln. Er ist ja schon sehr trickreich.
Jo**

Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von Jo** »

Danke für die “unterhaltsamen“ antworten, ist schon z. T. echt zum lachen ja ....

Ich schüttle den Kopf u denke mir , die nase hat 32 jahre nicht gestört aber jetzt oder was :lol:

Zu der Frage welche Gedanken ich vorher hatte u jetzt auch noch aber deutlich weniger: sexuelle ZG aller Art u Angst vor evtl black outs, bzw bilde ich mir auch immer ein ich würde sie schon vergewaltigten, z bsp bei bussis beim wickeln auf den bauchi, knabbern an den Füßen o kleines knabbern an Oberschenkeln, Tätscheln vom Po..... Alles was man so macht wenn man verrückt nach seinem kind ist! Ich lass mir das auch nicht nehmen trotz ZG weil ich will dass sie jede Liebe bekommt! Aber es gibt tage da drängen sich diese Gedanken mehr auf, vor allem wenn man selber nicht so gut drauf ist u dann ist man ja leicht anfällig für den Blödsinn!
Lg
November17
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Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von November17 »

Hallo Jo,

das kenne ich leider auch, nur dass ich das Kuscheln noch immer meide bzw mich ängstigen. Da bist du mir einen großen Schritt voraus.

Auch ich lese gerade das Buch...mich hat eine Stelle verunsichert in der es um Entscheidungen geht.

"Verhalten wird nie von Gedanken verursacht. So viele verschiedene Dinge zu so vielen verschiedenen Themen gehen Ihnen pausenlos durch den Kopf. Das Gehirn ist eben auf Breitbandempfang eingestellt, auch wenn man nicht alle Kanäle bewusst wahrnimmt.
Wenn Sie jedoch etwas tun, dann entscheiden Sie. Und wie Sie entscheiden, hängt von Ihrem Willen, Ihrer Stimmung, Ihren Vorlieben oder Ihrer Persönlichkeit ab."

Im Moment meide ich das Alleinesein abends vor allem. Meide zu viel Nähe mit ihm bzw Kuscheleinheiten, die scheinbar normal sind. Würde ich dies jedoch beginnen zu tun...wäre dies doch auch eine Entscheidung...Und zack kam die Angst und Befürchtung...wozu entscheidet man sich noch Schritt für Schritt?

Blöd gesagt, ich wollte nie stillen. Tat es aber trotzdem, weil gesellschaftlich ist es ja das beste fürs Kind und gehöre dazu.

VG
Jo**

Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von Jo** »

Hallo November 17,

Das mit dem Stillen kann ich zu gut nachvollziehen! Ich wollte es eigentlich von Anfang an nicht, habe es aber getan da es das beste für das Baby ist. Ich habe mich aber unter diesen ZG im bezug auf das stillen auch immer sehr unwohl gefühlt und habe es dann nach zwei Monaten beendet, weil ich diese Nähe nicht ausgehalten habe! Was das Kuscheln und Schmusen angeht, tut es mir mittlerweile recht gut, weil ich nicht das Gefühl habe dass sich die Zwangsgedanken darunter wieder vermehrt haben... Eher im Gegenteil, ich habe mich damit konfrontiert und je öfter ich es gemacht habe desto mehr sind diese Gedanken in der Richtung verblasst.
Wie gesagt im Moment bleibt mich immer die Angst etwas getan zu haben und dass ich mich eventuell nicht mehr erinnere. Hast du auch immer wieder solche Situationen im Kopf welche die Vergangenheit betreffen bzw wie lange hast du diese sexuellen Zwangsgedanken denn schon und sind sie im Verlauf wenigstens ein bisschen weniger geworden?
Lg
November17
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Re: ZG im Wandel?!

Beitrag von November17 »

Hallo Jo,

Ende Januar werden es 12 Monate seitdem ich aktiv diese Gedanken habe.

Ich hatte mal vor einigen Jahren solche Gedanken in einer bestimmten Situation, aber nicht permanent. Es war mal eine Nacht als meine Nichte bei mir schlief und mein Mann nicht da war. Ich wartete quasi nur darauf, dass es morgens wird. Der Gedanke bzw die Erinnerung daran ist nie verschwunden, aber sie begleitete mich nicht jeden Tag, wie jetzt.

Es gab und gibt Phasen und Tage an denen ich besser und gut klar komme mit allem. Und dann wieder wie heute oder gestern Tage, an denen die Zweifel und Gedanken/Drang stärker sind.

Im Moment ist der Kleine auch sehr anhänglich und will fast gar nicht zu Papa. Das Einschlafen klappt nur mit mir, so dass meine Abende darauf hinauslaufen, dass mein Mann im Wohnzimmer entspannt TV schaut und ich im Zimmer mit dem Kleinen bin. Mir ist es zum Teil zu viel körperliche Nähe schon. Und im Vergleich dazu kaum Nähe mit / zu meinem Mann.

Ach zum Thema Vergangenheit: nicht in der Form wie ich glaube, dass du sie hast. Ich hatte zwischendurch Gedanken bzw mich hinterfragt, ob ich damals so viel mit meinen Neffen und Nichten unternommen habe, weil doch andere "Interessen" dahinter steckten. Sprich meine Persönlichkeit hinterfragt.

Vg
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