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Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 29:01:2019 11:46
von seideneFaden
Ihr Lieben,

meine Geschichte kennt Ihr ja. Kurz zeitlich zusammengefasst: erster Zusammenbruch 2 Wochen nach der Geburt, das war im September. AD und Psychotherapie. Nach ca. 6 Wochen ging es mir schrittweise besser, Mitte November so gut, dass ich gar nicht mehr verstehen konnte, was eigentlich los war. Nächster Zusammenbruch dann Ende November. Wieder ganz unten. AD wurde erhöht, Psychotherapie lief natürlich weiter. Wieder Hölle, unsägliches Leid, wieder ca 6 Wochen. Um Weihnachten rum wurde es dann wieder besser. Es folgten jetzt (wieder) 4 "freie" Wochen und vorgestern, nach dem Aufstehen merkte ich schon, es ist wieder da. Habe am gleichen Tag meine Periode bekommen.
Ist dieser Verlauf tatsächlich "normal" ? Mein Psychologe meinte, dass ich jetzt, nach insgesamt 5 Monaten wohl nicht mehr so tief fallen würde. Tja und jetzt sitze ich wieder hier. Wie beim letzten Mal :(

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 29:01:2019 15:18
von Astrid
Hallo Du,

deine Hormone scheinen da ganz schön reinzuspielen... . Bei mir ist es im Moment auch wieder ganz furchtbar, und dass nach 12 !!! Jahren. Komme in die Wechseljahre, und die machen mich irre... . Bin teilweise depressiv angehaucht, aber auch agressiv und wieder furchtbar müde und ausgelaugt, weil ich nicht schlafen kann. Denke bei dir pendelt sich das jetzt bald wieder ein. Hast du deiner Thera gesagt, dass es mit deinem Zyklus zusammenhängt? Vielleicht kann man da auch homöopathisch etwas machen. Halte durch. Du hattest schon richtig gute Phasen, und die kann dir keiner mehr wegnehmen. Und die kommen auch wieder. So richtig tief wirst du sicher nicht mehr fallen, da dein AD ja wirkt. Was kannst du sonst tun, dass es dir besser geht? Hast du sonst auch unter PMS gelitten? Hat dir Sport geholfen, oder Schlaf? Ich drücke dich und schicke dir ganz viel Sonnenschein und Helligkeit, das ist hier im Moment leider auch Mangelware... .

Ganz liebe Grüße Astrid

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 30:01:2019 20:41
von seideneFaden
Liebe Astrid,

ganz lieben Dank, dass Du Dir (trotz dass es Dir selbst nicht gut geht und ich weiß wahrlich wie schwer es dann ist überhaupt ein gerades Wort zu verfassen) die Zeit genommen hast mir zu antworten. So oft ist dieses Forum nun schon zum Halteseil für mich geworden und ich bin so dankbar, dass man hier eine Anlaufstelle hat, an der man nicht "dumm" angeschaut oder abgetan wird. Es ist auch so schon schwer genug zu (über)leben mit einer PPD. Man braucht einfach so oft ein "bei mir war es so und so", "bei mir hat das geholfen", "du stehst nicht allein und es geht vorbei". Neben der Therapie und/oder den Medikamenten finde ich das mit das Wichtigste. Also nochmals: Danke!

Ja, die lieben Hormone. Ich hege ja schon lange den Verdacht, dass die PPD bei mir mit nahezu 90 % den Hormonen geschuldet ist. War seinerzeit bei meiner Angststörung (die ist mittlerweile 4 Jahre her) auch so. ADs haben nicht gegriffen aber als die Schilddrüse dann eingestellt war, war auch die Angststörung weg. PMS kenne ich nur zu gut...meine Tage waren schon immer "meine Tage" mit einer breiten Palette an emotionaler Achterbahnfahrt aber außer dem Hinweis "nach dem ersten Kind bessert sich das", hat mein Gyn da keinen Handlungsbedarf gesehen. Ist bei Frauen halt so. Prima. Jetzt nach der Geburt meiner Tochter ist ja alles so viel besser (ein bisschen Ironie, Enttäuschung und auch hilflose Wut darf sein, oder? :o))

Mhmm ja, das AD wirkt - wenn ich da an den ersten Zusammenbruch denke, dann ist das jetzt kein Vergleich. Dennoch ist es - empfunden - ebenso "ekelig unerträglich". Es muss doch mal "gut sein" mit diesen Tiefs *seufz*...ob das AD wohl immer noch zu niedrig dosiert ist? Werden die Tiefs milder wenn das AD höher gesetzt wird oder muss man die Tiefs halt einfach ertragen? So viele Fragen :( Es soll doch nur endlich aufhören...

Meine Liebe, ich drücke Dich ganz, ganz herzlich zurück und wünsche Dir ebenso Sonnenschein für die Seele. Denke den können wir alle mehr als gebrauchen :)

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 30:01:2019 22:18
von LaLiLu
Hey :)
Würde denn bei dir mal die Schilddrüse kontrolliert?bzw auch ein Medikamentenspiegel gemacht?
Ich glaube dass man vieles auch ganz ganz schnell vergisst..mein Mann müsste mich dran erinnern wie schlimm es am Anfang war...und dass die neuen Tiefs nie so "schlimm"waren. Allerdings haben sie sich für mich auch einfach schlimm angefühlt wie am Anfang...weil man eben weiß wie schön es ist ohne...und auch ich merke morgens schon wenn es schlechter wird...und da grüble ich dann wieder:ob ich ins nächste Tief rutsche?
Meine Psychiater in meinte immer : auch wenn sie es jetzt gerade nicht glauben..ich habe in den 20 Jahren so viele Frauen gesehen und es schaffen alle da raus...das hat mir irgendwie Mut gegeben...aber ich war auch super ungeduldig...weil ich dachte wann wirkt es endlich...

Ich hoffe dass es dir bald besser geht. Fühl dich gedrückt..
Im Moment heißt es leider aushalten und versuchen den Tag irgendwie zu überstehen...denn du weißt es geht auch anders!

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 20:02:2019 21:14
von seideneFaden
Ihr Lieben,

da es ja viele stille Mitleser/innen gibt (so wie ich auch eine war) dachte bzw denke ich, es macht Sinn vom weiteren Weg ein bisschen zu schreiben. Vielleicht hilft es der Ein oder Anderen, so wie mir übrigens die Aussage Deiner Psychiaterin, liebe LaLiLu, an die ich ganz oft denke wenn der Berg gerade mal wieder unüberwindbar scheint.
Es scheint tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Zyklus und Tiefs zu geben. Zumindest bei mir. Dass das so ist und vielleicht auch noch eine ganze Weile so sein könnte versuche ich gerade zu "lernen". Fällt schwer wenn man mit zitternden Händen aus dem Loch kriecht aber alles was man an "ahas" findet bringt einen irgendwie weiter. Manchmal nicht genau in dem Moment sondern Wochen später (läuft ja letztlich in der Therapie nicht anders) aber ahas "wirken" langfristig.
Ich habe aus diesem Grunde (Zyklus/Tiefs) und weil ich es hier im Forum auch mehrfach gelesen habe damit begonnen (freilich nach Rücksprache mit meinem Gyn) in der zweiten Zyklushälfte Yamswurzel zu nehmen. Ob es sich nun auch auf die Stimmung auswirkt kann ich (noch) nicht sagen, aber die Schmerzen während der Periode sind spürbar besser geworden seither.
Was kann ich noch berichten. Nun, das A und O ist die Therapie. Es dauert und ist alles andere als einfach, gerade weil man sich ja "sofort" eine Besserung wünscht. Mit richtig dosiertem AD ist diese auch möglich aber man sollte realistisch bleiben: Geduld und "so lala" ist das vorerst neue "mir gehts gut" (wie so oft hier zu lesen ist). Was hat noch geholfen: eine Tageslichtlampe (nicht lachen). Gerade in den langen dunklen Tagen konnte/kann ich den Lichtmangel an der Stimmung kratzen sehen. Bewegung und raus vor die Türe. Mein Mann musste mich anfangs wirklich schieben aber es hilft. Selbst wenn ich nur heulend auf dem Beifahrersitz gehockt habe. "Normale" Dinge anpacken auch wenn die Angst einen nahezu erstarren lässt. Abspülen, Wäsche zusammenlegen, irgendetwas "Motorisches" und sei es nur hin und her gehen.

Tja, so sieht es aus, 6 Monate nach der Geburt. Devise durchhalten und darauf bauen, dass Licht sein wird, am Ende des Tunnels (der zwar Fenster hat aber zeitweise wirklich nur kleine).

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 21:02:2019 9:07
von Marika
Guten Morgen,

ich kann von mir berichten, dass ich auch mit AD noch sehr lange Tiefs hatte - und die waren z.T. so heftig, dass ich dachte es wird nie mehr gut. Aber es wurde nicht nur gut, sondern besser als je zuvor. Dieser Verlauf mit Hochs und Tiefs ist tatsächlich normal, auch mit AD. Was natürlich dazu kommt ist bei dir die Schilddrüse, die muss gut eingestellt sein. Und die Hormone haben IMMER Auswirkungen auf die Psyche - um genauer zu sein - auf die Botenstoffe im Gehirn. Auch Gesunde Frauen haben meist an den "Tagen" so ihre Probleme - manche mehr - manche weniger.

Was für ein AD nimmst du und wie wie viel davon?

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 22:02:2019 0:32
von seideneFaden
Liebe Marika,

ich gebe Dir 100 % Recht, die Schilddrüse muss eingestellt sein. Da der ganze Hormonhaushalt allerdings nach 6 Monaten immer noch schwankt ist ein optimal noch nicht möglich. Vor der SS war ich mit 65 mg L-Thyroxin bei meiner Wohlfühldosis und seit 4 Jahren super eingestellt. Seit der SS schwankt alles. Von 0.3 bis 2 (mal nur reiner TSH und FT3 FT4 etc außen vor) war jetzt alles schon dabei, wobei die Dosis stets vorsichtig bei 25 mg blieb. Nach Rücksprache mit meinem Arzt setze ich gerade das L-Thyroxin komplett aus. Wird in 4 Wochen wieder kontrolliert (TSH lag bei 1,3).

AD nehme ich Venlafaxin, 75 mg morgens in retadierter Form, 12,5 mg als Tablette damit die Wirkung schneller kommt. Eisenspeicher war bei mir auch leer. Kam vor ca 3 Wochen bei der Untersuchung raus. Ferritin lag bei 10, soll jetzt per Tablette aufgebaut werden. Mein Arzt meinte auch, das sei bei mir alles sehr kniffelig, weil es verschiedene Fronten sind die alle Einfluss nehmen und man an den Hormonschwankungen nur bedingt etwas machen kann, solange der Körper sich noch umstellt. Aber ich bin dankbar, dass es schon besser ist und zwischenzeitlich sogar gut war/ist.

Mit lieben Grüßen in die Nacht

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 22:02:2019 6:56
von LaLiLu
Hey :) das hört sich doch schon wieder besser an. Eine Tageslichtlampe habe ich auch,es hat tatsächlich geholfen.Wurde mir von der Therapeutin sogar empfohlen und es war gleichzeitig eine Auszeit für mich (habe dabei gelesen). Und raus gehen war und ist super. Bei mir kam mit der Zeit dann auch das Vertrauen zurück. Z.B. alleine mit dem kleinen in die Stadt (Gedanken und Panik : was mache ich wenn er schreit ; schauen mich die Leute an? oder ich das allein hinbekomme) und später dachte ich..hey ich habe es geschafft..es waren kleine Erfolge..aber mein Vertrauen in mich wuchs. So wird es bei dir hoffentlich auch sein!
Du nimmst ja noch relativ "wenig" Venlafaxim finde ich,aber jeder Körper reagiert anders. Bei mir war die Besserung bei 150mg.
Ich hoffe,dass es dir weiter besser geht :)
Die Hormone spielen leider bei uns immer noch verrückt,die Ärztin meinte es dauert ca. 1 Jahr ( bei stillenden noch etwas länger)bis sich der Körper erholt hat und die Hormone langsam ins Gleichgewicht kommen.
Super finde ich dass du mit deinem Frauenarzt gesprochen hast und ihr was probiert..mir hat es geholfen zu wissen..ok jetzt kommen meine Tage d.h. ein paar Tage sind schlecht und danach geht es wieder aufwärts.

Es wird besser das kann ich dir versichern!und ich bin eine sehr ungeduldige ängstliche Person,die Phasen hatte in der sie an gar nichts mehr geglaubt hat.

Re: Ich brauche Zuspruch

Verfasst: 26:02:2019 23:42
von Diddi86
Guten Abend,

auch bei mir war es so, dass ich trotz AD immer wieder gefühlt tiefste Tiefphasen hatte und das sicherlich über ein halbes Jahr. Und trotz dass es mir dazwischen immer besser ging, hatte ich in diesen Tiefs immer den Gedanken, dass das alles nichts mehr mit mir wird.
Und selbst jetzt noch habe ich Tage, an denen ich merke, dass die Depression "lauert" und wenn ich nicht aufpasse, kommen wieder trübere Gedanken in den Kopf.
Meine Psychologin sagt, dass der Weg zwar stetig bergauf geht, allerdings immer auch noch Schlaglöcher zu finden sind, mal tiefer, mal nicht so tief.
Allerdings habe ich es so empfunden, dass es in jedem neuen Tief ein ganz klein wenig erträglicher wurde und heute kann ich damit gut umgehen. Ich habe meiner PPD nach einiger Zeit einen Namen gegeben und angefangen mit ihr zu sprechen, wenn es mir zu anstrengend war. Hört sich wahrscheinlich recht lächerlich an, hat mir aber tatsächlich geholfen zu lernen, auch an schlechteren Tagen mit ihr umzugehen :-)
Und bei mir kam auch die Schilddrüse noch dazu, im August musste mir eine Hälfte sogar entfernt werden. Seitdem sind wir an der Einstellung, ist aber noch immer nicht ganz perfekt - den Einfluss merke ich auf jeden Fall auch.

Es wird besser, ganz bestimmt, es dauert nur eben seine Zeit!