Zwangsgedanken

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Cassable

Zwangsgedanken

Beitrag von Cassable »

hallo. ichhabe lange nicht mehr in die gruppe geschrieben weil ich doch ganz stabil bin seid über einem jahr. ich habe da allerdings etwas was mich doch beschäftigt. und zwar habe ich schon öfter so texte gelesen zum thema spiritualtät. und da geht es häufig darum das gedanken zur realität werden und das wir das anziehen wo wir uns drauf fokussieren und gedanken erschaffen realität und der geist formt die materie etc. ich finde diese texte in bezug auf zwangsgedanken oder auch auf ängste extrem beunruhigend und wollte mal fragen ob ihr mir was dazu sagen könnt.würde mich freuen wenn ihr schreibt.
Jo**

Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Jo** »

Hallo,

das ist tatsächlich eine gute Frage! Ich habe mich bevor ich das Thema PPD habe noch nie mit Spiritualität befasst, seit ich aber diese zwangsgedanken habe, versuche ich mich in Achtsamkeitsübungen und Meditation. Ich habe das Gefühl dass durch die Meditation eine große Welle der Angst wieder ausgelöst wird, welche meine Zwangsgedanken diese Woche wieder verschlechtert haben. Meine Frage an euch wäre zudem, kann durch die Angst auch ein Gefühl von vermeintlicher Lust entstehen? Ich habe erst seit der Geburt sexuelle Zwangsgedanken hatte davor noch nie ein Problem in diese Richtung, verspüre jetzt im Intimbereich immer ein Kribbeln, was ich anfangs als Lust :cry: gedeutet habe, fühle aber auch dass es zusätzlich in den Händen und Beinen kribbelt oder taub wird, was ich eher als eine Angst bezeichnen würde! Ist das möglich dass der Zwang o Angst und die Meditation / Spiritualität solche Empfindungen hervorrufen und es zur Realität machen?

das ist meine größte Angst, irgendwie total abnormal zu werden
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Marika
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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Hallo,

ja ich kenne solche Texte auch und sie sind in der Tat wenig hilfreich im Bezug auf ZG. Ich glaube aber, dass es eher so gemeint ist, dass wir uns unserer Gedanken BEWUSST werden und erkennen wie oft wir automatisch negativ denken, oder schon in die Zukunft denken und die Gegenwart vergessen. Da ich mich gerne mit Esoterik und Spiritualität befasse, stolpere auch ich immer wieder über soche Zeilen. Wie gesagt, für ZG Geplagte wenig hilfreich, aber ganz sicher auch nicht auf diese Gruppe um zu münzen. Aufklärung wäre auch hier sehr gut.

Nehmt diese Texte nich immer ein zu eins auf und legt sich auch nicht auf unsere "Besonderheit" um. Denn ZG werden NIE in die Tat umgesetzt.
Liebe Grüße von
Marika

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Cassable

Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Cassable »

Hallo ihr lieben.
ich vermute mak das diese Texte auch eher so gemeint sind, dass man wenn man sich ein Ziel vor Augen hält das man das wenn man es fokussiert und eben auch etwas dafür dann tut das man das dann erreichen kann. Also zum Beispiel man möchte selbstständig werden also stelle ich mir das vor und überlege was ich dafür alle stun muss und motiviere mich mit dem positiven denken das ich das auch erreiche. und das es dann eben mit dem Willen zutun hat etwas zu erreichen und das ich dinge selber in die hand nehmen kann um mein ziel zu erreichen.
es ist ja auch nicht so wenn ich mir jetzt jeden tag vorstelle das mein couchtisch rot wird (er ist grün), dass er dann nur durch meine gedanken rot wird.
wisst ihr was ich meine?
aber verunsichernd finde ich diese texte dennoch. und ich habe bis jetzt auch noch niemanden gefunden der das vernüftig erklären kann wie sowas gemeint ist und wie die das in zusammenhang mit zwangsgedamekn sehen oder auch mit ängsten.
zu dem thema mit dem kribbeln im intimbereich kann ich nur sagen das ich das früher auch hatte. ich hatte 2009 pedophile ZG und ich war fast davon überzeugt das ich es bin. und hatte auch fürchterliche angst das ich das mal bei meinen kindern habe werde....was nicht so ist. jetzt sind es eben die aggressiven ZGdie sich dann real angefühlt haben. aber momentan zum glück auch nicht mehr so. und jetzt sind die sexuellen ZUG für mich sooooo weit weg. ich finde es so krass wie zwänge die Themen wechseln kann und auch wie real es sich in eienr zeit anfühlt und dann irgndwann völlig weit enfernt sind.
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Marika
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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Und was ich auch noch denke: Wir erschaffen uns ja mit unseren Gedanken tatsächlich unsere eigene "Realität". Wenn wir zwanghaft denken dann ist unser Leben grau, schwarz sogar, wir haben Angst, fühlen uns schlecht obwohl alles rund herum doch eigentlich passt. Anders rum geht es auch: ist man ein Optimist und siehst meist zuerst das Gute, dann wird das Drum herum automatisch schön. Es hängt also ganz stark von unseren Gedanken ab, wie unsere Realität aussieht. Mit Sicherheit ist nicht gemeint, dass ZG ausgeführt werden. Wir können an unserer DENKWEISE arbeiten, sprich die ZG abtrainieren, damit unsere Realität wieder schön wird.
Liebe Grüße von
Marika

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Jo**

Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Jo** »

Guten Morgen,

Also wir können uns tatsächlich solche Gefühle wie Lust oder halt für uns angebliche Lust die aber eigentlich eher Angst ist “einreden“ damit es sich dann immer so anfühlt.
Ja, ich weiß es auch nicht was ich von Meditation halten soll, vll mache ich es auch falsch.

Lg
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Marika
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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Ich glaube nicht, dass du was falsch machst, es braucht einfach Zeit. Als ich mit autogenen Training begonnen habe, kamen die ZG zuerst auch stärker, das ist normal. Es braucht echt Übung, bis man den Gedanken Schritt für Schritt immer weniger Bedeutung zu kommen lässt. Also unbedingt weiter üben...
Liebe Grüße von
Marika

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November17
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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von November17 »

Hallo zusammen,

weiß jemand, wieso die ZG auch in wirklich guten Situationen kommen?

Wenn ich gestresst oder genervt, ängstlich bin sind die ZG häufig da. Bzw allgemein das Gefühl, die Kontrolle verlieren zu können.

Aber es passiert manchmal auch in so Situationen, wo es eigentlich ein Glücksgefühl ist und zack wird daraus der nächste Gedanke.

Und nebenbei erwähnt, schafft ihr alle mit dem Kind zu kochen oder backen etc. Mein Sohn ist den GANZEN Tag aktiv und hat Power ohne Ende. Und ein Nein "versteht" er bisher nicht mit seinen 16 Monaten, so dass jede Aktivität in der Küche angespannt ist, weil er parallel schon überall dran geht wo er nicht sollte.

Und selbst das stresst mich irgendwie schon und macht mich "aggressiv", weil man andauernd nur hinterher sein muss in solchen Momenten und ich das Backen und Co nicht wie sonst erledigen kann.

Ich denke oder erwarte, dass dies doch mit Kind möglich sein müsste. :?

VG
sternschnuppe_

Re: Zwangsgedanken

Beitrag von sternschnuppe_ »

Also ich kann dir nur berichten, das ZG immer kommen können! Egal ob gut gelaunt, schlecht gelaunt oder wie auch immer. Natürlich ist man in stressigen Situationen meistens noch anfälliger für die Biester. Aber in guten Situationen kommen sie auch ganz gerne. Schau mal, es liegt daran, dass du sie unterbewusst immer noch auf jeden Fall wegbekommen willst. Dadurch lauert das Hirn dann auf die erstbeste Situation wieder neue ZG zu schicken, weil sie ja auf keinen Fall da sein dürfen oder sollen.

Bei dem anderen Thema kann ich dir nicht viel helfen. Kann dir nur sagen, dass es normal ist, dass man da auch mal aggressiv und genervt ist. Das ist einfach eine Stresssituation wenn das Kind nicht hört. Hast du nicht evtl. die Möglichkeit z.B. mal abends etwas vorzukochen, wenn der Kleine schon im Bett liegt? Oder zu kochen, wenn dein Mann oder jmd. anderes mit da ist, die in der Zeit mit dem Kleinen spielen? Wie ist das bei euch, geht er bald paar Stunden in eine Kita? Das kann sicher auch ein wenig entlasten. Was ist mit deinem Mann, kann der auch kochen? Meiner zum Beispiel kocht sehr gern, meistens dann auch erst abends nach der Schicht.

Und nochmal zu den ZG: Hast du mal drüber nachgedacht, die Therapeutin zu wechseln? Ich hatte meistens den Eindruck, bei dem was du geschildert hast, dass sie sich nicht gut genug mit dem Thema ZG auskennt und das hilft leider auf Dauer nicht weiter. Es ist schade, dass es nicht so leicht ist, jemanden vom Fach zu finden. So tritt man aber auf Dauer auf der Stelle. Es ist ja gerade wichtig mit dem Therapeuten zu lernen, wie man mit ZG umzugehen hat usw. Da nützt kein Drumherumgerede. Besonders weil ZG so hartnäckig sind und immer wieder Zweifel streuen. Was wäre wenn? Ich find besonders bei den Beiträgen von Marika und auch von Graureiherin liest man super heraus, wie wichtig es ist, einen guten Therapeuten zu haben, der sich da auskennt. Dann schafft man es auch auf Dauer wirklich gegen die ZG.

Lg
November17
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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von November17 »

Hallo meine Liebe,

danke für die Antwort.

Eine KiTa ist erst 2020 in Aussicht und geplant. Eigentlich wollte ich mein Kind nie früher als 3 abgeben, das war vor der Schwangerschaft die Meinung.

Jetzt merke ich, wie viel Power der Kleine hat und es ist sehr hart und schwer den ganzen Tag mitzuhalten. Jetzt verstehe ich Mütter, deren Kinder mit 1.5 oder 2 Jahren in die KiTa gehen, weil die Mamis sagen "ich konnte ihm/ihr nicht mehr gerecht werden". Es laugt wirklich aus.

Mein Mann ist leider eine Niete im Kochen. Er hilft zwar so im Haushalt wo er kann, aber solche Sachen wie kochen oder Wäsche waschen fallen nicht rein.

Ich komme so sehr gut zurecht mit der Therapeutin und es tut gut auch über alles zu reden. Aber ja, Techniken mit den ZG umzugehen oder eine Erklärung was die Gedanken sind, woher ich weiß, dass ich es nie tue und wie damit umzugehen ist, haben wir bisher nicht im Detail besprochen. Das fehlt mir etwas.

Lg
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Marika
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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Hallo,

bei mir kamen die ZG sogar bevorzugt in schönen Situationen in etwa so: "Tu doch nicht so, du vestellst dich nur in Wirklichkeit bist du ein Monster, dass das und das tun will..." Und ging das Karusell mit grausigen Bildern im Kopf wieder los. Sehr viele erleben das so. ZG können wirklich immer kommen.

Ich denke gerade darüber nach, wie ich damals mit kleinem Kind den Haushalt geschupft habe... Beim Kochen habe ich mich oft auf einfache Sachen beschränkt - also keine Haubenmenüs... und Backen? Habe ich so gut wie nie... Sondern was gekauft, wenn es gewollt oder gebraucht wurde... :wink: Mach es dir so einfach wie möglich. Es muss nicht perfekt sein. Du weißt ja von mir, dass ich JEDEN Morgen raus bin, da blieb auch erstmal alles liegen... na und? Vorkochen ist auch eine gute Möglichkeit. z.b. eine Bolognese Sauce - in großer Menge gekocht kann man das sehr gut einfrieren. Oder auch andere Sachen - mehr machen und einfrieren!

Mein Mann hat gelernt mir zu helfen. Kochen ist nicht seins, aber Staubsaugen, Bett machen, Wäsche aufhängen, Küche sauber machen... das alles kann jeder Mann lernen und sollte es eh können... :wink: Mittlerweile ist die Wäsche (waschen, aufhängen, zusammenlegen) eigentlich eh seine Sparte, ich bügle... :wink: Sie sind sehr lernfähig die Männer. :wink:

Die Kids haben wirklich viel Power, da hast du recht. Daher habe ich geschaut, sehr viel mit anderen Mamas samt Kindern zu unternehmen. Das tut dir gut und den Kindern sowieso - sie brauchen den sozialen Austausch. Viele, viele Nachmittage haben wir so verbracht. Denn auch gesunden Mamas wird es oft zuviel mit den Kleinen alleine zu Hause...
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von November17 »

Liebe Marika,

ich muss zugeben, dass mein Mann auch meinte ich solle einen Kuchen kaufen, aber irgendwie gehörte für mich zum Geburtstag eine selbst gemachte Torte dazu.

Ich habe nichts besonderes gemacht und selbst dabei war es mit dem Kleinen anstrengend. Ich erwarte immer noch viel von mir anscheinend, was für mich aber irgendwie selbstverständlich zu sein scheint und ich denke, es von mir erwartet wird.

Die letzten Tage waren wir sehr viel draußen, nur so ein Wetter mit Regen und Sturm wie es heute bei uns ist, weckt das Gefühl wie "eingesperrt" zu sein. Zudem kommt hinzu, dass mein Mann wieder auf Dienstreise muss und ich dann quasi wieder bei Eltern übernachte. Man fühlt sich etwas wie eine Last den anderen ggü.

Ich überlege immer noch, ob ich den Kobold lesen soll um die Gedanken zu verstehen, aber glaubt ihr mir, dass ich mich irgendwo fürchte es zu lesen.

Vg
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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von Marika »

Mir hat es geholfen, den Kobold zu lesen, sehr sogar. Wichtig wäre auf jeden Fall, dass du dich mit der Matherie "Zwang" mehr auseinder setzt und da gehört meiner Meinung besonders das Lesen dazu. Wenn du logisch verstehst was da in deinem Gehirn passiert, ist es leichter daran zu arbeiten.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Zwangsgedanken

Beitrag von November17 »

Guten Morgen Marika,

vielleicht sollte ich mich wirklich auf das Buch einlassen.

Die Therapie tut mir an sich gut, sich mit jemand auszutauschen, aber der Zwang wird nicht im Detail behandelt. Es ist eher ein mitläufiges Thema.

Dass es Belastungen im Leben gab und diese dazu beitragen und dass ich grundsätzlich eher ängstlich bin, hat sich herauskristallisiert. Aber der wirkliche Umgang dazu oder Erklärung woher und wieso solche Gedanken kommen, fehlt mir etwas. Meist heißt es "es sind nur Gedanken und sie würden so etwas nie tun". Und klar, ich müsse an mir arbeiten im Sinne von Erwartungen runterschrauben, mir gutes tun etc.

Ist nur nie so einfach, wenn der Mann beruflich unterwegs ist etc. Und wie geht man dann in solchen Situationen und mit den Gedanken und Ängsten um im quasi IST-Zustand? Das sind solche Themen, die mir fehlen.

Und weiß jemand, ob es den Kobold als Hörbuch gibt?

Vg
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Re: Zwangsgedanken akzeptieren

Beitrag von November17 »

Hallo zusammen,

wann habt ihr erkannt und akzeptiert, dass es nur ZG sind?

Obwohl mir die Therapeutin sagt, dass ich nie so etwas tun würde etc. denkt man, vielleicht täuscht sie sich.

Man akzeptiert die Diagnose nicht.

Und langsam merke ich aber, wie genervt ich von dem Zustand bin.

Vg
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