Extreme Antriebslosigkeit

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
sternschnuppe_

Extreme Antriebslosigkeit

Beitrag von sternschnuppe_ »

Hallo ihr Lieben,

ich fühle mich momentan extrem antriebslos. Kann mich schwer aufraffen zu den kleinsten Dingen. Das Schlimmste ist jedoch, dass ich selbst auf meine Hobbys keine Lust mehr habe. Ich war immer sehr kreativ und hatte gefühlt 1000 Ideen, die ich dann auch gerne umgesetzt habe. Leider muss ich zugeben, dass dieser Zustand jetzt schon ca. 1 Jahr anhält. Zumindest die Sache mit den Hobbys und der Unkreativität. Ich kanns also jetzt auch nicht nur auf meine erneute Schwangerschaft momentan schieben.
Ich weiß auch nicht woher das kommt, es war relativ plötzlich. Ich fühle mich aber nicht depressiv, habe zwar hin und wieder ZG, aber die hab ich momentan ganz gut im Griff. Auch Bluttests haben nie was ergeben. Mit der Schilddrüse war immer alles ok, das war ja meine Vermutung gewesen, dass ich da eine Unterfunktion habe. Aber selbst beim Ultraschall wurde nichts gefunden. Vitamine nehme ich ja jetzt durch die Schwangerschaft einige ein. Ansonsten versuche ich auch viel Obst und Gemüse zu essen. Das Einzige, was mich schon länger verfolgt ist, dass ich sehr unzufrieden in meinem Job bin. Leider habe ich aber bisher nichts anderes gefunden. Andererseits bin ich auch dankbar für die Abwechslung. Es ist so eine Art Hassliebe. Nur zu Hause bin ich auch nicht motivierter. Da bin ich wieder an dem Punkt, wo ich mein altes Ich vermisse und mich frage, was nur los ist.

Kennt diese Antriebslosigkeit jemand von euch?
Habt ihr ein paar Tipps, was euch da raus geholfen hat?
Dafür wäre ich sehr dankbar.

Lg
November17
power user
Beiträge: 357
Registriert: 11:10:2018 11:54

Re: Extreme Antriebslosigkeit

Beitrag von November17 »

Liebe Sternschnuppe,

du sprichst mir von der Seele.

Genau so fühle ich mich auch und wünsche mir mein altes Leben bzw Ich.
Im Job war ich auch nie wirklich zufrieden. Ich arbeite zwar wieder, aber es ist mehr eine Art Zuflucht bzw Ausbruch aus dem Alltag, um mal etwas anderes zu machen und denken. Mich plagen noch die ZG und Ängste.
Ich habe immer sehr viel gearbeitet und dadurch keine Hobbies entwickelt.
Man kam spät Heim, warf sich auf die Couch oder ging noch mit dem Mann was essen. Das war es.

Und jetzt trotz Kind, weiß man nichts mit sich anzufangen. Zudem die Gedanken und Ängste.

Du bist also nicht alleine mit dem Gefühl und dem Problem.

Auch ich würde mich über Zuspruch freuen.
sternschnuppe_

Re: Extreme Antriebslosigkeit

Beitrag von sternschnuppe_ »

Kennt das sonst niemand?
Wäre für jeden Tipp sehr dankbar :-)
Astrid

Re: Extreme Antriebslosigkeit

Beitrag von Astrid »

Hallo Ihr Beiden,

die Antriebslosgkeit ist etwas, was mich auch immer noch packt. Vor allem im Winter, in der Dunkelheit, und auch, wenn meine Hormone verrückt spielen... . Was mir geholfen hat ist Lichtherapie, d.h. Tageslichtlampe. Eine halbe Stunde am Tag davor zu sitzen hatte einen enormen Einfluss. Sport und Bewegung hat mir auch gut getan, auch wenn man einen ziemlichen inneren Schweinehund erst überwinden muss. Hatte mir einen festen Plan gemacht, oder Verabredungen getroffen, so dass ich nicht schwächeln konnte... . Meine Vitamin D Werte waren allerdings auch extrem im Keller, habe vom Arzt hoch dosiertes Vit D verschrieben bekommen. Norddeutschland ist nunmal nicht bekannt für seine vielen Sonnenstunden :( . Was die Kreativität angeht, sie kommt zurück. Wenn die Kinder älter werden, gibt es tausend Gelegenheiten mit ihnen zu basteln, malen, häkeln, stricken, filzen, bauen, töpfern.... . Setzt euch nicht unter Druck. Jeder kleine Schritt ist toll. Verabredet Euch mit Freundinnen, Bekannten, oder belegt einen VHS Kurs etc. Feste Termine bringen einen nicht immer wieder in die Situation sich aufraffen zu müssen. Vielleicht ist es auch der Gedanke, das alte "Ich" wieder haben zu wollen, was einen lähmt, weil dass funktioniert ja nicht. Ich hatte diesen Gedanken auch ganz lange. Aber besser ist es eigentlich erst geworden, als ich akzeptiert hatte, dass ich mich verändert habe, mein Leben sich extrem verändert hat. Und das dass nicht das Ende ist. Sondern die Entwicklung geht weiter, ein neuer Abschnitt im Leben fängt an, und der ist nicht so mies, wie ich dachte. Die Freiheiten werden wieder mehr. Die Anforderungen an sich und auch an die Arbeit werden andere. Die Arbeit bekommt einen anderen Stellenwert. Man muss einen neuen Platz finden. Das hat mir Angst gemacht. Jetzt ist es gut, wie es ist. Ihr werdet vielleicht nicht mehr die Alten werden, aber die neuen Mädels haben die Chance wieder ganz starke tolle Frauen zu sein. Gebt Euch die Zeit. Drücker an alle Antriebslosen!!!

Astrid
sternschnuppe_

Re: Extreme Antriebslosigkeit

Beitrag von sternschnuppe_ »

Hallo Astrid,

vielen Dank für die vielen Tipps :-)
Wahrscheinlich liegt es wirklich daran, dass man sich oft mit der Vergangenheit vergleicht aber man verändert sich ja und entwickelt sich weiter. Ich hab nochmal genau drüber nachgedacht und auch feststellen müssen, dass ich früher einfach mehr Zeit hatte, dadurch sicher entspannter war und mehr Muse hatte. Jetzt laugt mich die Arbeit oft aus. Sie ist so stupide und erfüllt mich nicht zurzeit. Ich werde da in jedem Fall etwas ändern müssen, mir zuliebe. Denn ich bin da schon lange nicht mehr glücklich und nur noch frustriert.

Die Idee mit der Tageslichtlampe finde ich richtig gut. Werde mir auch mal eine zulegen. Ich denke ein bisschen dauert es noch bis zu den Sonnentagen und meistens kommt man unter der Woche leider auch nicht viel raus.

Liebe Grüße
Antworten