Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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MaLuLo

Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von MaLuLo »

Hallo,

ich weiß bei mir ja leider immer noch nicht was der Auslöser für meine ZG‘s sind. Gab es bei euch einen Auslöser der tief begraben war und den ihr jetzt erst erkannt habt?
Kikke

Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von Kikke »

Im Grunde nicht. Auslöser der ganzen Depression war meine Persönlichkeit, sowie Krankheiten in der Familie und die Geburt an sich.
Ich wollte auch immer wissen:. Warum und vorallem warum ich.

Ein bisschen bin ich dem Ganzen auf die Spur gekommen. Die Frage nach dem warum habe ich aufgegeben. Sie bringt mich nicht weiter. Es ist, wie es ist.
November17
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von November17 »

Guten Morgen,

bisher habe ich auch noch keinen Auslöser gefunden.

Meine Therapeutin meint es sei viel stressbedingt. Das Spielen meines Mannes ein hoher Faktor. Selber Druck und Versagensängste. Grundangst, was viel in der Erziehung zum Teil vermittelt wurde.

Und das mit den Gedanken sieht sie als Assoziationen, die sich eingebrannt haben.
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Marika
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von Marika »

Guten Morgen,

bei mir war die Analyse des Psychiaters folgene - ich hatte ja schon als Kind ZG:

- sensible Persönlichkeitsstruktur
- überbehütet und somit kein Selbstvertrauen aufgebaut
- traumatische Ereignisse in der Kindheit die nicht verarbeitet werden konnten (Schwere Krankheit und Tod eines geliebten Menschen, worüber aber nie geredet wurde)

Daraus resultierten:
- Verlassensängste
- Versagensängste
- Überängstlichkeit

Als ich dann eines Tages in den Medien von einem schrecklichen Vorfall eines Teenagers hörte, der seinen Eltern Schlimmes angetan hatte, waren die ZG erstmals gegen meine Mama da...

Man sieht also, dass es etliche kleine Faktoren waren, die jeder für sich alleine weder eine psych. Erkrankung noch ZG an sich auslösen würden. Aber der Cocktail von allen ergab bei mir dann einen ungünstigen Mix. Ich hatte bereits in der Kindheit ZG. Als dann nach der Geburt der Hormonsturz dazu kam ist das Faß komplett übergelaufen. Mein Psychiater sagt auch, dass das ein Hinweis darauf ist, dass ich das AD dauerhaft brauche. Die ZG sind nicht erst im Rahmen der PPD aufgekommen, sie waren schon früher durch andere Faktoren da - zwar milder, aber eben schon gegeben.

Wir haben zwar das selbe Symptom - die Auslöser können aber sehr verschieden sein. Gleich ist eigentlich nur, dass es nie einen einzigen Faktor bzw. Auslöser gibt. Es ist quasi ein Moasik - die Steinchen dazu zu finden, ist mir in der Therapie gelungen um zu verstehen. Mit diesem Wissen konnte ich dann sehr gut in einer Verhaltenstherapie am Zwang arbeiten.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sarah

Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von Sarah »

Hallo,

also bei mir ist es so, dass ich noch auf der Suche nach den Auslösern bin, bzw. schon einen großen Teil Erkenntnis habe, aber das Puzzle noch nicht komplett ist. Meine Überschriften lauten Angst und Perfektionismus.
Auf jeden Fall spielt bei mir Perfektionismus in Bezug auf die Rolle als Mutter mit rein, ich hatte immer eine ganz genaue Vorstellung von mir als Mutter und musste Stück für Stück durch die ppd und auch durch den ganz normalen Alltag (nichts und niemand ist perfekt) feststellen, dass ich dieser Vorstellung von mir nicht gerecht wurde.
Ein weiterer Punkt ist der Verlust meiner eigenen Mutter, die mir seit meine Tochter da ist, noch viel viel mehr fehlt.
Und Verantwortung ist ebenfalls ein wichtiger Baustein bei mir. Ich fühle mich für alles und jeden verantwortlich. Schon als Kind habe ich diese Rolle eingenommen und nun war/ist das Fass einfach übergelaufen und meine überfürsorge und Angst (Verlustangst) hat sich durch die ZG ihren Aussruck verliehen.

Ich versuche meinen Rückfall aktuell als Chance zu sehen um meiner Seele endlich die Möglichkeit geben zu können zu heilen. Das ist nur wirklich sehr anstrengend und Kräfte zehrend. Aber ich versuche optimistisch zu bleiben.. zumindest jeden zweiten Tag. ;-)

Soviel zu mir. :)
sternschnuppe_

Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Ich würde sagen größtenteils bringt man sicherlich eine bestimmte Veranlagung mit.

Bei mir ist es sehr ähnlich wie bei Marika.
Ich war schon als Kind überängstlich, dann hatte ich zwar viele Freiheiten wurde aber auch gleichzeitig überbehütet. Als Kind war ich auch schon sehr sensibel.
Ach und vermutlich einfach wenig Selbstvertrauen, Selbstliebe. Manchmal glaub ich, dass man eher die Bedürfnisse anderer gespürt und erfüllt hat, wodurch man die eigenen gar nicht richtig kennen gelernt hat.

Ansonsten spielen auch bei mir Perfektionismus (alles richtig machen wollen) und auch das Verantwortungsbewusstsein eine große Rolle.
November17
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von November17 »

Hallo zusammen,

beim Lesen eurer Beiträge kann ich mich sogar anschließen.

Und Sternschnuppe, das mit der Verantwortung und dem Erkennen der Bedürfnisse anderer bestätige ich.

Und soll ich dir sagen was mir jedoch von Geschwistern manchmal in der Kindheit vorgeworfen wurde...ich sei egoistisch. Dabei war ich immer die, die geteilt hat, die die Kinder genommen hat und unterwegs war, aufgepasst und zum Training gebracht hat.

Hm...vielleicht wurden die eigenen Bedürfnisse immer mehr unter den Teppich gekehrt, weil es wohl falsch war ihnen nachzugehen.
schattenblume
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von schattenblume »

Bei mir sind es sehr oft Nachrichten die mich triggern. Manchmal auch Filme usw. Also quasi alles negative was von aussen auf mich einprasselt.
Ich fange dann immer an zu vergleichen und komme dann aus der Angstspirale schlecht raus.
Oft aber auch zu viel Stress, wenn ich mich zeitlich eingeengt fühle etc.
Oder aber auch Urlaube, so unglaublich es auch klingt. Wenn ich zuviel Zeit habe zum überlegen👎🏻
November 2010 Geburt meiner wundervollen Tochter
PPD mit Angststörung nach der Geburt
09/2012 Anfang von Zwangsgedanken
seit 12/2012 Cipralex 10mg
November17
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von November17 »

:lol: :lol: :lol: das habe ich mir auch gedacht heute. Alleine sein...Langeweile bringen mich in die Gedanken und Angstspirale.

Hatte heute Sitzung und die Therapeutin meinte ich stünde ständig unter Strom egal ob positiv oder negativ.
Dabei ging es mir richtig gut, gerade weil mein Mann, der kleine und ich gemeinsam was gemacht haben als Familie.

Kommt dann der Puffer der Leere wieder, geht es mir schlechter.

Heute in der Sitzung kamen wir jedoch am Ende zu der Frage, welche Funktion die Gedanken hätten. Also mal nicht die Frage nach den Auslösern sondern die Funktion davon.

Habt ihr diese schon für euch erkannt?
sternschnuppe_

Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Haben die eine Funktion? :roll:

Ich merke auch, dass ich eher Probleme mit den Gedanken habe, wenn ich keine anderen "Probleme" zum Lösen habe. Ich neige leider eh zum Grübeln. Wenn mich was anderes beschäftigt, werden die ZG weniger. Also sie tauchen auch eher bei Ruhe auf...
Sarah

Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von Sarah »

Das kann ich auch bestätigen!! In Ruhephasem sind sie akuter und ich grübel viel. Meine Therapeutin sagt auch immer, ich sollte mal zur Ruhe kommen. Jeden Tag so viele Termine haben sei ungesund. Ich plane mir oft ganz unbewusst die Tage so voll.. vermutlich um nicht nachzudenken. Allerdings glaube ich mittlerweile, dass das nur zur Verdrängung führt. Was meint ihr?
sternschnuppe_

Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von sternschnuppe_ »

Als würde das Hirn bei Ruhe denken, es müsse mich beschäftigen :roll:
Ich würde nicht sagen, dass du es verdrängst. Aber klar, dadurch geht man der Konfontration evtl. etwas aus dem Weg.

Mich triggern aber auch Nachrichten, Filme usw. Man bekommt halt viel mit heutzutage. Es kommt ja meistens auch nur Negatives.
November17
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von November17 »

sternschnuppe_ hat geschrieben: 03:05:2019 17:38 Haben die eine Funktion? :roll:
Laut ihr schon, auch wenn ich sie noch nicht erkannt habe.
Hatten auch über die Zweifel der Persönlichkeit geredet und sie meinte die Persönlichkeit ändere sich nicht, aber die Gedanken.

Und es kam wieder der Hinweis, dass es mir mit meinem Mann und wenn er mit mir ist und der Tag super läuft, ich auch gut drauf bin und weniger Gedanken habe.

Und ich halt zu viel unter Strom stünde und immer noch auf die Balance achten müsste.

Und wo Anspannung ist dort seien Ängste.

Und das WE war wieder sehr ereignisreich mit Stress verbunden. Zu viel aufgebürgt und merkte direkt Gedanken und Unruhe besonders vorm alleine sein.

Seltsam wie man unter Menschen funktioniert auch dem Kind gegenüber und alleine grübelt, Angst hat, sich ständig ablenkt mit Haushalt etc
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Marika
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von Marika »

Zwänge und Zwangsgedanken sind der Versuch SICHERHEIT und KONTROLLE zu erlangen. Mit den ZG prüft unser Gehirn immer und immer wieder, ob wir auch ja nichts schlimmes tun werden. Bei anderen klassischen Zwängen - z.B. Hände waschen - versucht der Betroffene Bakterien zu eliminieren und so Sicherheit und Kontrolle vor Krankheiten zu bekommen. So kann man das in Fachbüchern lesen und so hat auch mein Psychiater das erklärt. Der Mangel an SICHERHEIT ist der Grundbaustein von Ängsten und Zwängen. Sehr schön passt da dann auch der Perfektionismus hinein, an dem viele Zwängler ja auch leiden. Auch das ist ein Versuch, mehr Sicherheit und Kontrolle zu erlangen. Ja, die ZG haben also tatsächlich eine Funktion.

Beim Beispiel wenn man nicht allein, sondern jemand bei einem ist: Da haben die meisten viel weniger ZG - warum? Weil man dann instinktiv weiß, da ist ja jemand - der würde sofort einschreiten wenn ich was tun würde. Dazu ist man alleine meist ja viel mehr gefordert, steht tatsächlich mehr unter Strom. Das verunsichert zusätzlich und erhöht die Angst, plötzlich was schreckliches zu tun, also die KONTROLLE zu verlieren. Unser Gehirn beginnt zwanghaft alle Szenarien immer wieder durch zugehen - quasi um Sicherheit zu erlangen.

Also: Der Mangel an Sicherheitsgefühl führt zum Wunsch der Kontrolle und so zu Zwängen. Man kann sehen, dass also ganz stark Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Selbtsliebe da hinein spielen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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Re: Was waren bei euch die Auslöser der ZG‘s?

Beitrag von November17 »

Liebe Marika,

Ich war als Kind schon immer ungerne alleine und hatte abends Angst.

Ganz blödes Beispiel, ich hatte wirklich Ängste und das Gefühl jemand könnte kommen wie aus den Horrorfilmen auch wirklich im Sinne der Gestalten. Deswegen war ich abends und nachts nur ungern alleine und schlief nur mit TV ein. Und die Angst begleitete mich ins Erwachsenenalter war mir nur peinlich zu erzählen.

Und gerade eben bei der Wickelsituation enorme Anspannung und Gedanken. Kribbeln überall.

Ist jemand anwesend alles ganz anders...zwar nicht komplett frei von Gedanken aber besser.

Ich habe früher immer funktioniert mit Kindern. Auch tagsüber und konnte mich beschäftigen mit ihnen. Und jetzt ist es immer mit einer Unruhe, Nervosität verbunden. Als wüsste ich nicht was mit ihm anzufangen und in Gedanken immer auf hab acht Stellung.

Wo du es aber mit der Kontrolle ansprichst...ich meide sogar das spazieren gehen mit ihm alleine, u.a. weil er nicht mehr in den Wagen will und ich schon im voraus Panik habe wie es wird wenn er wieder Terz macht. Wie soll ich Kind und Wagen hinterherlaufen etc.

Im Moment bin ich total sensibel und emotional...er wiederholt ein Wort und ich bekomme Tränen. Werde ich mal lauter, weil er Unsinn macht und mich dann traurig anguckt, füllen sich Augen mit Tränen. Rennt er Richtung Straße werde ich "panisch". Umarmt er mich, ist es ein Gefühl des genießens und im nächsten Moment kommt direkt das hinterfragen inwiefern genießen und wieder auf Abstand gehen.

Und dann fragt man sich, warum solch eine Funktion im Sinne des Kindes. Vor allem bin ich mit ihm ja nicht alleine wie im damaligen Sinne alleine zu sein. Es ist ja jemand anwesend blöd gesagt. :roll:

Und was mich noch immer stark beeinflusst, sind die körperlichen Gefühle. Kribbeln, krampfen untenrum. Gefühl als muss man auf Klo oder sei leicht inkontinent. Sorry, wenn ich das so im Detail schreibe.
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