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Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 07:11:2019 8:57
von Mel
Liebe Stella,
vielen lieben Dank, deine Worte machen Mut. Wie hast du das alles bloß so schnell geschafft, da raus zu kommen? Warst du zu Hause oder auch stationär? Ich kann mir ein „normales“ Leben gar nicht mehr vorstellen...obwohl ich nach außen hin alles wuppe. Aber mein inneres Erleben ist einfach anders.... Und wenn es wieder ein paar Tage bergab geht, habe ich immer Angst, ich werde psychotisch. Ich weiß, dass man es bei einer wirklichen Psychose gar nicht merkt- Realitätsverlust. Trotzdem kontrolliere, überprüfe ich meine Gedanken. Ich kann einfach das Denken an die Krankheit nicht sein lassen :?

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 07:11:2019 11:02
von Stella
Hallo Mel,

also was du schreibst kenne ich alles, man denkt man wird verrückt...wirklich gerad auch wegen dem Gefühl des Neben einem Stehens...aber mach dich nicht verrückt...lies das positive durch..ich weiss es ist schleppend so ein Tag er vergeht nicht, er dauert Stunden....aber irgendwann ganz plötzlich geht es dir besser...wie ein Schalter der angeschaltet wird. Nimm die Medikamente richtig ein..vertraue Ihnen du brauchst sie vielleicht nicht für immer.

2009 12.09 Geburt von Henri.... PPD --wir wurden überrannt...plötzlich ohne zu wissen was es ist. Klinikaufenthalt von Ende Sept. bis 22. Dez. geheilt nach Hause entlassen...durch das richtige Medikament dann ging es mir schlagartig besser..4-6 Wochen musst du leider beim Einschleichen immer aushalten...

Medikamente abgesetzt.... 2011....leider dann im Februar 2012 einen Rückfall. Eine Woche Klinikaufenthalt zum Einstellen der Medikamente,,bzw..Ablenkung ( Das war dann in der Schweiz..alles auf französisch )....auf dem Weg der Besserung ab 12. 5 mit immer wieder guten Abenden oder Momenten aber immer wieder Tiefs...13.6 nochmal Medikament erhöht 24.6 gesund
( aus meinem Buch..das hilft halt..wenn man das liest)

2014 11.04 Geburt des 2. Sohnes....PPD....Medikamente ausgeschlichen in der SS. Medikamente wieder eingeführt.....25.5 anderes Medikament ausprobiert....Seroquel---trimipramin geht weg..trevilor bleibt..Höhen und Tiefen bis 19.7..dann gesund

2019 15.10 Medikamentenwechsel gernikum / Original...Symptome kommen wieder...Trevilor von 37,5 auf 75 hochdosiert...schlaf hat sich schnell wieder eingestellt...momentan sind die Gefühle etwas überdeckt...bisschen Schwindel...Angst leicht...denke das sind NW..

Also es dauert schon immer etwas..aber es wird wieder alles gut...wirklich alles....Ein freund von mir ist Oberarzt der Psychiatrie ( leider nicht in Berlin), aber er sagt immer : Du wirst wieder ganz die Alte!!!

Mel, du auch!!!!!

lg Stella

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 08:11:2019 19:40
von Mel
Stella, das ist echt toll, dass du es jedesmal so schnell geschafft hast. Ich hoffe, die Umstellung ärgert dich nicht so lange! Haben deine Kinder etwas mitbekommen und wie schafft ihr die Verarbeitung? Mein Sohn hat mich heute gefragt „Mama nicht gut?“- habe gar nicht vor ihm geweint, aber irgendwie spürt/ sieht er wohl, dass ich gerade wieder sehr „schwanke“.... Es ist bei mir nicht so, dass ich keine Gefühle habe. Ich spüre die Liebe zu meinem Sohn, aber gleichzeitig ist da irgendein Schmerz, eine Trauer, die ich in zwei Jahren Therapie irgendwie nicht richtig zuordnen kann. Die 27 Monate, die meine Depression alt ist kommen mir vor wie eine Ewigkeit und daher komme ich mir so vor, als sei ich ein besonders schwieriger Fall und es einfach anders ist, als bei allen anderen. Dass ich jetzt immer so bleibe.
Aber ich richte mein Krönchen und steh wieder auf. Jeden Morgen!! Das sage ich mir immer wieder und zähle mir selbst alles auf, was ich bis jetzt in der Depression schon geschafft habe.
Die Derealisation habe ich schon seit dem Kaiserschnitt, glaube ich. Meine Erkrankung in der Schwangerschaft und die daraus resultierende geplante Frühgeburt waren irgendwie traumatisch....
Und mittlerweile habe ich alles für mich angenommen und kann mich sehr gut mit dem Gedanken anfreunden die passenden Medikamente ein Leben lang zu nehmen. Aber wisst ihr, trotzdem glaube ich manchmal nicht mehr daran, dass ich es schaffe. Dass sich endlich grundlegend etwas ändern wird und ich wirklich das Gefühl habe, ich werde wieder gesund...
Ich weiß, Marika, du hast es mir schon ganz oft geschrieben, dass ich es daraus schaffe!
Ich danke euch von Herzen

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 09:11:2019 11:30
von Stella
Hallo Mel,

du wirst es daraus schaffen...bei dir spielen sicherlich die Medikamente auch eine große Rolle... und lass das Sertalin noch wirken....gib dir Zeit.. eine Freundin hat mir heute geschrieben :
Es braucht einfach Zeit. Wenn düs schlafen und essen kannst, ist es schon super. Der Rest kommt von ganz allein...Hab Geduld!!!

Hoffe du kannst schlafen und essen und spürst etwas beim Essen..den Geschmack ....oder du fühlst ab und zu etwas bei deiner Familie..dann bist du auf dem richtigen Weg!!!!

War es früher so....?? Ist etwas besser geworden?

Ob das schnell war wie ich es geschafft habe weiss ich nicht..aber irgendwann bauen sich die Hormone wieder auf mit Unterstützung des ADs. Und dann bist du gesund..

Ich nehme das Medikament jetzt auch mein Leben lang ich weiss, dass ich es anscheinend brauche...aber dafür bin ich dann glücklich....

liebe Grüße

Stella

Du schaffst das!!!!!!! es haben schon viele gedacht sie schaffen es nicht..aber es wird besser glaube mir....

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 09:11:2019 14:33
von Mel
Wie geht es dir denn mittlerweile? Halten die Symptome sich in Grenzen?
Ja, ich spüre alles mögliche. Ich esse abends gerne Schokolade :wink: Ich liebe meinen Mann irgendwie und meinen Sohn auch. Aber vieles wird immer wieder durch die negativen Gedanken überdeckt. Und das passiert seit zwei Jahren immer wieder. Ja, ich esse und ich schlafe gut- dank der Medis!
Ja, viele Dinge sind besser, die innere Unruhe zum Beispiel, aber diese Hoffnungslosigkeit kommt immer wieder...

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 09:11:2019 16:12
von Stella
Hallo Mel,

Hormone wie PMS können auch vor den Tagen für die Hoffnungslosigkeit verantwortlich sein..Hauptsache sie verschwinden wieder...

Also noch ist es schwankend..aber ok.. mal sehen nehme erst seid Samstag 75mg davor 37,5mg Trevilor...davor 4 Jahre 37,5 das Generikum davon...

schlaf hat sich innerhalb von einem Tag wieder eingestellt....es scheint also zu wirken und ich bin nicht in der Depression drin...aber dennoch alles merkwürdig...noch nicht wieder 100 prozentig hergestellt ..vielleicht 70 Prozent...

ich beobachte das weiter und schreibe alles auf...

lg Stella

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 11:11:2019 8:43
von Mel
Das klingt doch gut! Ich drücke dir ganz doll die Daumen, dass es schnell wieder alles so wird wie vorher. Ich wusste gar nicht, dass es mit dem Generikum so ein großer Unterschied ist- da werd ich mir jetzt mal meine Medis auf Vorrat bunkern, falls es mal einen Engpass gibt.
Ganz lieben Gruß

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 16:11:2019 14:30
von Mel
Leute,
ich hatte gestern einen wirklich guten Tag. Wir waren shoppen, und es hat mir Spaß gemacht. Mein Sohn war total lieb- in dem Schuhgeschäft gibt es eine Spielecke- er hat nicht die Regale ausgeräumt! Ich habe nicht gegrübelt... mann, war das schön!
Hier schrieb mal jemand, ohne Hoch würde man die Tiefs gar nicht so merken... das stimmt wohl.
Gestern Nachmittag hat unser Zwerg dann plötzlich Fieber bekommen. Die vierte Mandelentzündung innerhalb von 10 Wochen. Also bin ich mit ihm abends zum Kinderärztlichen Notdienst und er bekommt jetzt schon das dritte mal ein Antibiotikum. Gleichzeitig ist mein Mann aus dem Ausland zurückgekommen (er war dienstlich seit Montag unterwegs) und da merke ich auch immer, wie diese Umbrüche in mir arbeiten....
Es war insgesamt eine Woche mit ein paar ganz kurzen Anflügen von Traurigkeit und Erschöpfung, aber alles in Allem ok. Wir haben am Laternenfest teilgenommen, was auch echt schön war. Beide Omas waren erreichbar, aber Notfälle gab es keine. Und jetzt ist wieder Samstag und wir hängen mit unserem kranken Kind zu Hause.... und ich grübele im Kreis, habe wieder meine schlechten Gedanken. Musste gerade weinen, weil ich das einfach so ätzend finde. Mein Mann sagt dann immer, ich soll mich ablenken um das Grübeln zu durchbrechen und das mache ich auch gleich. Irgendwie werd ich den Tag wohl herumbekommen. Ihr braucht mir gar nicht antworten, es geht mir einfach darum, gerade meinen Frust loszuwerden und hoffe, das ist ok!
Und Stella, ich wollte mal fragen, wie es dir mittlerweile geht...

Lieben Gruß

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 16:11:2019 14:56
von Kikke
Was für Gedanken hast du denn aktuell?

Ich kenne das: man hat total viel geschafft, könnte stolz auf sich sein und zack, geht es einen schlecht. Ganz verrückt. So ist die Krankheit, alles ist ver-rückt.

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 16:11:2019 15:36
von Mel
Hey Kikke,
es ist so in etwa:
-Mein Mann ist wieder da, eigentlich schön, aber jetzt bin ich nicht mehr so selbstbestimmt...
Mist, heute fühle ich mich gar nicht mehr so ok wie gestern. Und ich habe heute keinen Tagesplan, das macht mich unruhig...mit einem kranken Kind zu den Großeltern ist auch doof... da stecken sich alle an. Jetzt mache ich wieder nur Pflicht- Sachen... aber ich könnte auch was schönes machen- ist aber doof, wenn ich dabei grübele. Dann macht ja nichts Spaß. Macht ja eh alles keinen Sinn mehr. Ich werde diese Krankheit nie mehr los...Und mein Kind ist ständig krank. Vielleicht überfordere ich ihn. Er müsste doch eine fitte Mutter haben. Und ich habe Angst davor, dass er evtl. eine OP haben wird. Das schaffe ich nicht.... usw.
Wenn ich das so lese, muss ich fast schmunzeln...
Lieben Gruß

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 16:11:2019 20:13
von Kikke
Schmunzeln ist ein guter Ansatz.
Ich kenne diese extreme Gedankenspitale gut. Übertrieben gesagt fängt es mit einem hustenden Kind an und endet in Tod und verderben.

Versuche dir immer zu sagen: was ist dein Realität? Realität ist: dein Kind ist krank. Das ist Mist. Man kann nichts unternehmen.

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 17:11:2019 14:06
von Mel
Da hast du vollkommen Recht..Danke!.. habe gestern wieder die Kurve gekriegt und wir sind nachmittags noch bei Sonnenschein spazieren gegangen. Ohne weitere Katastrophen, immerhin!

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 17:11:2019 15:58
von Christina.sp
Hallo Mel,

ich bin neu hier und wollte erstmal sagen, was ich für einen Heiden Respekt vor dir habe...du machst das schon 2 Jahre lang mit....das ist so stark!!!
Warst du zwischendurch stationär?
Bekommt ihr Hilfe von der Familie? Ohne meine Familie würde ich gar nicht mehr hier sein. Ich hatte schon in der Schwangerschaft (ab 4. Monat) starke Ängste und komplette Gefühllosigkeit.
Mein Mann hat Elternzeit genommen und nimmt mir vieles ab...so geht es. Habe aber furchtbare Angst, dass es nicht mehr weggeht...
Könnt ihr euch um eure Kinder kümmern?
Sprecht ihr jeden Tag über die Krankheit? Nervt alle nur noch...

LG Christina

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 17:11:2019 22:18
von Kikke
Hey,

Mein Sohn wird diese Woche zwei. Ich würde mich zwar als geheilt bezeichnen, trotzdem denke ich jeden Tag an meine Krankheit und spreche fast jeden Tag mit meinen Mann darüber. Ich Frage ihn dann oft, ob ihn das nicht nervt. Er sagte, das tut es nicht. Außenstehende haben ja nicht die Gefühle dabei. Wenn dir jemand erzählt, er hat akut Magen Darm, fühlst du dich ja auch nicht direkt so, als hättest du es auch
Man denkt aber immer, andere sind genervt oder man ist eine Belastung. Auch der ist leider Teil der Krankheit, stimmt aber nicht. Sprechen ist das wichtigste. Nur so kann man verarbeiten, erkennen und heilen

Re: Warum wieder so schlecht?

Verfasst: 17:11:2019 22:47
von Christina.sp
Sprichst du darüber, wie es dir geht oder über Ängste, dass es so bleibt oder wie man damit leben kann?
Konntet ihr euch immer um eure Kinder kümmern? Sie versorgen?
Ich habe körperliche Symptome, Muskelschmerzen, dass ich mich nur schlecht und unter Schmerzen bewegen kann-morgens schlimmer als abends....Schwindel, schwarz vor Augen, Übelkeit, Herzrasen, Luftnot und das jeden Tag...dazu die Traurigkeit, Gefühllosigkeit meiner Familie gegenüber, Ängste, dass es noch schlimmer wird und ich in eine Klinik muss...