Erinnerung an die schwere Zeit

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sternschnuppe_

Erinnerung an die schwere Zeit

Beitrag von sternschnuppe_ »

Hallo ihr Lieben,

ich meld mich jetzt nach längerer Zeit auch mal wieder hier im Forum :-)

Mir geht es mittlerweile wieder gut, besonders letzten Monat war es richtig gut. Aber natürlich gibt es trotzdem immer mal Tage an denen noch "komische" Gedanken hoch kommen. Ich denke, das ist normal.

Allerdings fällt mir seit ein paar Tagen auf, dass ich jetzt wo sich bald meine schwerste Phase jährt, wieder sehr viel hoch kommt. Damit meine ich Erinnerungen an diese schwere Zeit. So als ob i h das alles jetzt nochmal verarbeiten würde. Das ist manchmal echt noch schwer, weil damit auch Ängste verbunden sind.
Ich will sowas nicht noch einmal erleben müssen aber ich weiß ja, dass es dafür keine Garantie gibt.

Kennt das jemand von euch auch? Habt ihr diese Erinnerungen an die schweren Phasen auch nochmal neu verarbeiten müssen?

Liebe Grüße
Kikke

Re: Erinnerung an die schwere Zeit

Beitrag von Kikke »

Hallo meine Liebe,

ich freue mich sehr für dich, dass es dir wieder gut geht. Alleine, dass du das sagen kannst, ist ein riesen großer Schritt. Hättest du es vor einem Jahr gedacht?

Ich kenne das Problem mit den Jahrestagen sehr gut. Beim ersten Mal habe ich einen Notfalltermin bei meiner Therapeutin gebraucht. Es war am Datum der Einweisung. Das werde ich wohl auch nie vergessen. Es hat sich nicht akut depressiv angefühlt, eher wie ein Nachhall von dem was mal war. Aber trotzdem hat mir der Tag furchtbare Angst gemacht. Ich war wieder extrem unruhig und verzweifelt, obwohl es einige Monate gut ging. Wir waren auf dem Rückweg vom Skiurlaub und es war eine absolute Katastrophe für mich. Die Fahrt war furchtbar und mein Mann hatte Angst, dass ich in eine neue depressive Episode rutsche. Alle Ängste hatten aber nichts mit der aktuellen Situation zu tun. Sondern mit dem, was mal war.

Meine Therapeutin hat mir dann gut dadurch geholfen. Sie sagte, ich darf ruhig mit mir mitfühlen. Es ist auch wirklich schlimm, was mir passiert ist. Ich soll immer die Realität checken, ob irgendwelche Anzeichen wirklich depressiv sind. sie sagte auch, es wird jedes Jahr leichter.

Und soll ich dir was sagen: Im Januar hat sich das ganze zum zweiten Mal gejährt. Es war überhaupt nicht mehr schlimm. Klar denke ich noch daran und tue mir auch extrem Leid. Manchmal verdrücke ich beim Gedanken daran eine Träne, manchmal aber auch nicht. Die extremen, depressiven Gefühle sind entkoppelt.
Kikke

Re: Erinnerung an die schwere Zeit

Beitrag von Kikke »

Wann jährt es sich denn genau bei dir und welchen Tag oder welche Zeit siehst du als eine Art Jahrestag?

und vielleicht noch ein Tip: versuche dir vor Augen zu halten, was du in der Zeit alles geschafft hast und nicht, was dir alles verloren gegangen ist.
Mel
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Re: Erinnerung an die schwere Zeit

Beitrag von Mel »

Liebe Sternschnuppe,
mich freut es sehr für dich, dass es dir wieder so gut geht.
Ich glaube, die Verarbeitung schwerer Zeiten braucht manchmal sehr lange bzw. kommt Phasenweise immer mal wieder hoch. Es ist aber super, dass du den Unterschied zwischen jetzt und früher so klar spüren kannst. Das fällt mir tatsächlich manchmal noch sehr schwer.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und, dass es so bleibt.
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
sternschnuppe_

Re: Erinnerung an die schwere Zeit

Beitrag von sternschnuppe_ »

Danke für eure lieben Antworten ihr beiden :-)

Interessant, dass du das auch so erlebt hast Kikke. Bei mir jährt sich das ganze so Anfang/Mitte Juni. Da war der Tiefstpunkt. Sind zwar noch ca 1 1/2 Monate bis dahin aber ich spüre das es nicht mehr lang ist. Habe auch das Gefühl, da selbst im Unterbewusstsein noch viel zu verarbeiten.

Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass es phasenweise immer mal wieder hoch kommt. Meine Gefühle sind auch sehr zwiegespalten. Einerseits will ich sowas natürlich nicht nochmal durchmachen müssen, andererseits war es doch irgendwie eine wertvolle Erfahrung. Es hat sich für mich auch eher wie eine Kur angefühlt, nicht wie man sich Psychiatrie sonst so vorstellt :lol:

Aber ich bin leider auch nicht so zufrieden mit meinem ambulanten Therapeuten. Er ist nicht schlecht und vieles ist interessant aber man bräuchte eher was anderes... Leider nicht so leicht zu finden.

Ich hab jetzt auch noch einen Auslöser gefunden, der mich dazu gebracht hat, oft zurück zu denken. Ich habe gelesen, dass meine Therapeutin in der Klinik im März ein Baby bekommen hat. Sie fand ich echt toll und hilfreich. War froh, dass ich gerade sie als Therpeutin hatte. Da fand ich mich gut aufgehoben.

Lg
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