Und wenn ich für immer krank bin?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Celeste

Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Celeste »

Ich muss mich mal wieder ausheulen, tut mir leid.
Seit fast 2 Monaten geht es stets rückwärts statt vorwärts.

Meine Kraft und die Hoffnung schwinden.

Die Therapie, so habe ich das Gefühl, macht es nur schlimmer. Denn vor der Therapie wusste ich, dass es eine PPD ist und sie irgendwann, auch wenn es lange dauern kann, wieder geht.
Doch mein Therapeut hat mir nun in den Kopf gesetzt, dass es mir vor der PPD schon schlecht ging und ich es nur gut deckeln konnte.
Er sagt, es wird mir nicht besser gehen, wenn ich nicht die Ursache dafür rausfinde. Gefühle, egal welche, seien Handlungsaufforderungen. Bedeutet also, dass ich rausfinden muss, was mich früher oder heute aus der Bahn wirft. Nur so könne ich wieder gesund werden.
Nun kramen wir in der Kindheit und Jugend rum. Ja, die späte Kindheit und Jugend waren nicht schön, aber er war überrascht, wie sachlich ich darüber sprechen kann.
Genau, ich bin eben darüber hinweg.

Aber er gibt sich nicht zufrieden. Es muss was geben, laut Therapeut.

So ist meine Sicherheit, dass es sich ja „nur“ um eine zeitbegrenzte PPD handeln, verschwunden und ich mach mir nur noch Gedanken darüber, was mich so hat krank werden lassen.

Das ging sogar schon so weit, dass ich meine Ehe angezweifelt habe.

Wenn ich den Therapeuten dann frage, was ich tun kann, antwortet er, ich solle einfach mutig sein.

Mutig? Wobei? Ich hänge in der Luft und glaube mittlerweile, dass mein Leben mich so sehr geprägt hat, dass ich einfach für immer psychisch krank sein werde.

Mir fällt alles wieder so schwer. Wenn Termine anstehen, weiss ich nicht, wie ich diese überstehen soll. Kennt das jemand? Kennt jemand von euch dieses Gefühl, dass man sich mit allem überfordert fühlt und Angst vor allem hat?

Es ist ein Alptraum. Einfach nur ein Alptraum.

Was ist, wenn der Therapeut recht hat und ich für immer krank sein werde, wenn ich nicht dahinter komme, was mich angeblich so belastet?

Das macht mir wahnsinnig Angst.

Danke für‘s ,zuhören‘ ❤️
Mel
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Re: Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Mel »

Liebe Celeste,
ich hoffe inständig, dass du hier noch ein wenig Mut von den alten Hasen zugesprochen bekommst.
Es sind alles Symptome der PPD (das Grübeln, das Zweifeln, Infragestellen der Ehe und so weiter....) und ich finde, diese sollten auch als SYMPTOME einer Erkrankung gesehen und behandelt werden. Und nicht als Ansporn, mitten in einer Krise sein Leben umzukrempeln (zum Thema mutig sein)
Habe dir noch privat geschrieben und drücke dich virtuell.
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
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Marika
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Re: Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe,

ich weiß ich habe das schon mal gefragt und du hast verneint, aber doch nochmal: könnte nicht doch das Absetzen von Olanzapin u.a. eine Rolle spielen?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nelli
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Re: Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Nelli »

Liebe Celeste,

der Therapeut scheint mir vielleicht nicht der richtige zu sein, ganz ehrlich. Du solltest dich besser fühlen, nicht schlechter.
Es ist eine Sache, die Vergangenheit aufzurollen. Eine andere: Es freiwillig zu tun, wenn man die KRAFT hat und es als relevant betrachtet. Diesen Weg geht man gemeinsam mit dem Therapeuten. Und dieser Weg gibt Sicherheit und Selbstvertrauen, nicht das, was er dir vermittelt. Er scheint mir in dich hineinzuinterpretieren und null Ahnung von PPD zu haben. Natürlich triggert uns nichts mehr als unsere KInder, mit ihnen durchleben wir auch unsere Kindheit erneut. Aber die PPD kommt auch ohne TRaumata aus, sie profitiert zunächst mal einfach von:
- dem Hormon-Chaos, das maßgeblich auf die Transmitter im Gehirn Einfluss nimmt
- dem Einschnitt durch die Geburt des Kindes: das ist kein Sonntagsspaziergang, ein Kind zu bekommen ist der größte Einschnitt, den es für eine Frau (und Mann) im Leben geben kann. Ein Mensch befindet sich in vollkommener Abhängigkeit von einem. Man ist nicht mehr allein, man fühlt die Verantwortung, man hat Angst davor.
Es gibt keine Mutter, die nicht phasenwesie auf dem Zahnfleisch geht, ihr früheres Leben zurückwünscht, negativ gegenüber dem Kind fühlt, deprimiert ist - ganz ohne PPD. Aber das ist gesellschaftlich nicht "relevant". Das darf man nicht sehen.
Ich war auch drei Sitzungen bei einem Traumatherapeuten, der mir direkt Missbrauch in der Kindheit zugeschrieben hat
und mich komplett destabilisiert hat. Für ihn war die Sache klar, ehe er mit mir gearbeitet hat. Ich hatte Selbstmordphantasien und er hat mir vorgeworfen, keinen Führerschein ztu haben und also nicht erwachsen zu sein etcetera... Der nächste Therapeut war ein Segen!
Ich weiß: einerseits wird dich mein Text nicht gerade entlasten, weil es sehr schwer sein kann, überhaupt einen Therapeuten zu finden. Aber andererseits will ich Dir sagen, dass Du deine Kräfte an Orten verlierst, wo du sie gewinnen solltest und das nicht an DIR und der PPD liegt. Eine PPD ist sehr gut zu behandeln. Es braucht Zeit und die richtige Zuwendung. Außerdem schließe ich mich Marika an in der Frage, ob das Weglassen des NL dich nicht zusätzlich destabilisiert.
Bitte verzweifle nicht. Nelli
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Marika
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Re: Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Marika »

Das mir dem Therapeuten sehe ich genau so und evtl. auch die Medikation wie schon im anderen Thread wegen der Blutungen geschrieben...
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Celeste

Re: Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Celeste »

Guten Morgen ☀️

Da ihr jetzt des öfteren das Olanzapin angesprochen habt, würde ich das gerne erklären.

Die absolute Mindestdosis Olanzapin beträgt 2,5mg.
Ich habe diese Dosis genommen, kurz nachdem die PPD ausbrach. Also September/Oktober. Mich hat das Medikament aber in einen ,Traumzustand‘ versetzt. Den Alltag empfand ich überhaupt nicht real. Es war ein absolut schreckliches Gefühl.

Mit meiner Psychiaterin vereinbarte ich dann, die Mindestdosis zu teilen - sprich 1,75mg. Sie sagte mir, dass diese Dosis nicht wirken würde, ich sie aber nehmen kann, wenn ich mich damit sicherer fühle. Gesagt, getan.

Also habe ich diese 1,75mg dann bis (ca. April) genommen.

Ich habe dann mit meinem Therapeuten über das Olanzapin gesprochen. Er sagte, er hätte mir das erst gar nicht verschrieben. Zitat:,, Da hätten sie mit ganz anderen Dingen auffahren müssen, damit ich ihnen das verschrieben hätte.“
Ha Ha, ... er hat mich beim Ausbruch der PPD ja auch nicht erlebt.
Nun ja. Er erzählte mir das Gleiche wie die Psychiaterin. Und zwar dass die wirksame Mindestdosis 2,5mg sei. Er legte mir nahe mutig zu sein und diese 1,75mg Olanzapin, die mir nur die Sicherheit gab, wegzulassen.
Hat ja eine zeitlang auch echt gut geklappt. Darum denke ich wirklich nicht, dass es am Olanzapin liegt.

Gestern hatte ich wieder Therapie. Als hätte er meine Bedenken hier im Forum gelesen, schlug die Therapie plötztlich in Richtung VT. Plötzlich sprach er davon, dass es egal sei, woher und warum eine Krankheit ausbricht. Es sei wie mit dem Unkraut im Garten - man entfernt es immer wieder, ohne darüber nachzudenken, warum und weshalb da nun Unkraut wächst.

Mich hat das total gewundert.

Dann fingen wir an, meine Gedankenmuster zu analysieren. Ich habe nun die Aufgabe, negative Gedankenmuster zu erkennen, aufzuschreiben und gegen positive zu ersetzen.

So gefällt es mir viel besser!

Er hat wohl beide Therapieformen gelernt. Er erklärte mir, dass es nicht die EINE richtige Therapieform gibt. Es ist eher ein Zusammenspiel. Warum nicht gleich so 🙂

Ich werde mir das jetzt anschauen wie es weiterläuft. Kontakt zu 2 anderen Therapeuten habe ich schonmal aufgenommen und mich auf die Warteliste setzen lassen. Damit ich nicht im Leerlauf bin, falls die Therapie doch nicht das ist, was ich brauche.

Der Therapeut stellt es eben wirklich sehr einfach da ( ,,Sie kreieren ihre Welt mit ihren Gedanken“ ) und ich fühle mich oft einfach zu blöd dafür.
Ich habe ihm versucht zu erklären, dass mich dieser Seelenschmerz, Panik und Angst einfach überrennt, ohne dass ich die Gedanken kontrollieren kann. Auch habe ich versucht zu erklären, dass ich mich mit überhaupt nichts ablenken kann. Ich bin dann wie erstarrt - fühle Schmerz, Angst, Panik und Ohnmacht. Und das dann auch körperlich. Der Körper streikt. Wie ich in so einem Zustand dann noch Welten kreieren kann, ist mir ein Rätsel.

Er hat ein sehr sehr gutes Beispiel genannt, als ich sagte, dass ich immer den Plan habe, mein Lieblingsbuch in die Hand zu nehmen, wenn dieser ,Zustand‘ wieder losgeht.
Er verglich es mit einem Kind, das Angst im Wald hat.

Man geht mit einem Kind an der Hand durch den dunklen Wald. Das Kind hat fürchterliche Angst.
Man sagt zu dem Kind, dass was fürchterliches passieren wird, es aber vorher ein Eis bekommt ( das Eis ist in diesem Fall das Buch, welches ich vorhabe in die Hand zu nehmen, wenn es mir schlecht geht ). Und so funktioniert das nicht. Auch ein Eis kann dem Kind die Angst davor nicht nehmen. Im Gegenteil, das Eis ist ihm egal. Es hat einfach Angst und will weg.

Aber ich bin noch nicht dahintergekommen, was ich stattdessen machen könnte ☹️🙁🙁🙁☹️

Vielleicht hat jemand von euch eine Idee oder Empfehlungen aus eurer VT.

Danke für‘s Lesen ihr lieben Menschen ❤️
Elisabeth77

Re: Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Elisabeth77 »

Hallo Celeste, schön dass Dein Therapeut nun doch einen anderen Weg einschlägt und sich mit Dir auf die Gegenwart konzentriert. Sein Aussagen bzgl. der Medikation finde ich persönlich schwierig. Ist er Psychiater oder Psychologe?
Hat Dir die Psychiaterin Alternativen zu Zyprexa vorgeschlagen? Es ist eigentlich nicht selten, dass andere Medikamente versucht werden, wenn ein Medikament aufgrund von NW oder mangelnder Wirkung als nicht passend bewertet wird. Es wundert mich daher etwas, dass einfach nur eine (unwirksame) Reduzierung vorgeschlagen wurde. Hattest du nach der Reduzierung nochmals einen Termin bei der Psychiaterin?
Celeste

Re: Und wenn ich für immer krank bin?

Beitrag von Celeste »

Hallo Elisabeth,

danke für deine Nachricht ☀️
Mit wurde keine Alternative vorgeschlagen ( bzgl. des NL ). Ich möchte auch kein NL mehr nehmen.
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