Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Julia

Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Julia »

Hallo ihr lieben,

ich melde mich auch wieder mal. Ich brauche bitte euren Zuspruch und vielleicht auch eure Erfahrungen.

Gestern hatte ich wieder einen Termin bei meiner Hausärztin. Sie weiß auch nicht mehr so recht weiter mit mir. Hat von einem zweiten Klinikaufenthalt gesprochen und auf eine Änderung der Medikation.

Es ist nicht so, dass ich aktuell sagen kann mir geht es richtig schlecht, aber mir geht es auch nicht gut. Ich stecke fest und dann kommen seit ein paar Wochen immer wieder diese blöden Gedanken mir was anzutun damit ich endlich "frei" bin von diesem ganzen Mist. Es war über den Sommer einige Wochen recht gut, bis es Ende Juli aus dem nichts anfing, dass ich plötzlich wieder den Gedanken hatte, dass doch jetzt ein geeigneter Zeitpunkt wäre um Schluss zu machen. Ich konnte das ganze abwenden, hab mich kalt geduscht, das hat nichts gebracht, hab mich dann geritzt, ganz bewusst. Meine Psychologin hat mir geraten bei so einem Drang Chili zu essen oder Eiswürfel zu lutschen aber in dem Moment habe ich mich ganz bewusst dagegen entschieden und zur Klinge gegriffen. Am nächsten Tag wars wieder ok, aber die Gedanken kommen seitdem immer wieder. Das habe ich meiner Ärztin natürlich erzählt und was ihr nun etwas Sorgen macht, dass ich bei einem Gedanken soweit bin um mich selbst zu verletzen.

Jedenfalls hat sie gesagt, dass ihrer Meinung nach ein zweiter Klinikaufenthalt gut wäre (jedoch nicht wieder in der KLinik in der ich beim ersten mal war). Das kommt jedoch aktuell nicht in Frage. Mein Sohn hat seit dem ersten Aufenthalt Verlustängste und es war insgesamt eine harte Zeit für meinen Mann und die Kinder und alle die sonst noch beteiligt waren. Abgesehen davon hat mich der Klinikaufenthalt erstmal noch tiefer in die Depression sinken lassen.
Das zweite war der Vorschlag das Medikament nochmal zu überdenken und ihr Einfall war Sertralin anstatt Duloxetin welches ich aktuell nehme. Allerdings ist ihr bedenken, da ich ja gerade schon Suizidgedanken habe, dass das einschleichen ein Problem werden könnte, da Sertralin wohl gerade am Anfang Suizidgedanken hervorrufen kann.

Ich suche nachher gleich noch nach alten Beiträgen zu Sertralin, aber vielleicht mag mir in der Zwischenzeit ja jemand schon seine Erfahrungen mit dem enschleichen mitteilen.

Das nächste ist, ich soll jetzt doch noch zu einem Psychiater gehen, der hat vielleicht noch andere Ideen was die Medikation betrifft. Aber ich vertraue meiner Hausärztin einfach und es fällt mir schwer mich auf einen neuen Arzt einzulassen. Jedoch sehe ich schon auch irgendwie die Notwendigkeit.

Im Moment habe ich einfach auch keine Geduld mehr. Am liebsten würde ich alles hinter mir lassen und hinschmeissen. Die Medikamente weglassen, keine Psychologen Termine und Hausarzt Termine mehr. Ich will einfach nur meine Ruhe haben!

Sorry für den langen Text und schon mal Danke fürs lesen!

Liebe Grüße
Julia
Asrai

Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Asrai »

Liebe Julia,
es tut mir leid, dass es Dir gerade nicht gut geht! Ganz sicher kommen aber auch wieder bessere Zeiten! Das hast Du ja selbst schon erlebt und ich weiß das auch aus eigener Erfahrung!
Ich habe ja gerade mit meiner dritten depressiven Phase zu kämpfen. Die ersten beiden Male hat mir Sertralin gut geholfen! Hab es damals mit 50mg genommen und nach ca. einem Monat war die ganz akute Phase überstanden. Dieses Mal habe ich wieder gleich mit Sertralin begonnen. Erst ca. 5 Tage 25mg, dann knapp 2 Wochen 50mg, dann 75mg. Die 75mg nehme ich seit 2 Wochen und überlege, ob ich auf 100mg gehen sollte (warte auf den Rückruf meines Arztes). Mir geht es zwar schon etwas besser, hatte sogar schon relativ "normale" Tage. Leider waren die letzten Tage aber wieder schwieriger (aber zum Glück nicht so heftig, wie am Anfang). Es braucht halt seine Zeit... Zusätzlich nehme ich noch Mirtazapin (früher 7,5mg, aktuell 15mg), damit ich gut schlafen kann. Das Mirtazapin ist für mich eine super Ergänzung zum Sertralin.
Zu eventuellen Nebenwirkungen beim Einschleichen: Es ist so schwer zu sagen, ob die Symptome zur Depression gehören oder Nebenwirkungen des ADs sind. Ich tippe bei mir ja eher auf Depressionssymptome. Das Einzige, von dem ich mir relativ sicher bin, dass es durch das Sertralin zumindest verstärkt wurde, war Durchfall (ist jetzt weg). Außerdem hatte ich manchmal so Hitzegefühle in Händen und Füßen, das ist aber nicht störend. Ach ja, und Mundtrockenheit - ist aber auch kein Problem, so trinkt mang wenigstens genug :)
Ich wünsche Dir alles Gute! Berichte mal, wie's weitergeht!
Liebe Grüße,
Asrai
Lily

Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Lily »

Liebe Julia,

nicht Aufgeben!
Es lohnt sich sicherlich zu kämpfen und es wird
wieder gut. Wir sind viel mehr als die Depression...

Auch ich nehme Sertralin und hatte keine bemerkenswerten Nebenwirkungen. Eine leichte Erstverschlimmerung vielleicht.
Ich nehme es zum zweiten Mal jetzt in der vierten
Woche. Ab der zweiten Woche habe ich eine
Besserung gemerkt. Bin bei 100 mg und dabei bleibe ich.
Es wirkt sich aber sicher bei jedem anders aus.
Ich nehme noch 25-50mg Quetiapin zum Schlafen.

Ich denke schon, dass ein Psychiater Dir besser
hinsichtlich Medikation raten kann.
Mir hatte es jetzt jedoch auch meine Hausärztin
verschrieben, da ich die gleiche Dosis schon mal
hatte. Einschleichen je 25 mg im Wochenrhythmus..

Gibt es vielleicht irgendetwas Gutes was Du dir in den
schlimmen Situationen tun kannst um Dich zu spüren?
Schöne Erinnerungen, Fotos...ans Fenster gehen und
die Luft einatmen und riechen...
Sorry ich kenne Deine Geschichte jetzt nicht, vielleicht klingt das naiv..aber wir spüren doch nicht
nur Schmerzen sondern es gibt so viel Gutes was uns berührt.

Fühl Dich gedrückt...
Lily
Maria2020

Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Maria2020 »

Hallo Julia,

ich kenne mich mit Sertralin nicht aus, aber ich habe seit 3 Monaten PPD und trotz Antidepressiva stecke ich gerade auch in einem krassen Tief was mich sehr runter zieht, obwohl ich bereits echt gute Tage hinter mir habe. Will dir nur damit sagen, du bist nicht allein mit deinem Tief.
Wir schaffen das!!!!
Fühl dich gedrückt.
Mel
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Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Mel »

Hallo Julia,
es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht!
Ich habe im Laufe der PPD auch massive Suizidgedanken entwickelt. Dennoch habe ich dann vor einem Jahr mit Setralin begonnen. Meine Ärztin hat die Gefahren mit meinem Mann und mir besprochen und ich hatte große Angst vor einem neuen Medi. Was mich aber motiviert hat, war der Gedanke „schlimmer als jetzt kann es kaum noch werden“ also habe ich Sertralin eingeschlichen. Ohne größere Probleme!!! Ich nehme die Höchstdosis und habe so gut wie keine Nebenwirkungen. Vielleicht kann ich dir damit etwas Mut machen....
Bleib stark und melde dich immer wieder hier im Forum. Manchmal tut es gut, zu wissen, dass man nicht die einzige auf der Welt ist mit solchen schrecklichen Gedanken und Gefühlen. Was ich dir noch mit auf den Weg geben wollte: manchmal unterstützt bei so massiven Gedanken auch ein Neuroleptikum. Ich habe mich noch nicht nochmal so ganz daran getraut, aber ich behalte es im Hinterkopf, wenn es wieder ganz schlimm wird.
Fühl dich gedrückt!
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
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Marika
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Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Marika »

Hallo Julia,

ich würde auf jeden Fall einen Psychiater mit ins Boot holen. Sie sind die Speziallisten was Medikamente anbelangt und haben auch was Neuigkeiten in diesem Bereich anbelangt einfach mehr Infos wie die Hausärzte. Dass das nicht so leicht ist sich da nochmal auf jemand Neues einzulassen, verstehe ich absolut. Aber versuch dich zu überwinden, es könnte DER Knackpunkt - DIE Wendung für dich Bedeuten. Es heißt ja nicht, dass du dann nicht mehr zu deiner Hausärztin gehen kannst - aber zur Ergänzung wäre ein Facharzt sicher sehr sinnvoll.

Sertralin gehört zur Gruppe der SSRI die auf das Serotonin im Gehirn wirken. Sie wirkten antriebssteigernd und können Anfangs die Symptome verschlimmern. Daher ist es nötig, Menschen mit Suizid Gedanken am Anfang eng zu begleiten. Nach dieser ersten Zeit kann aber ein solches AD wirklich den Durchbruch bringen. Aber eben das könnte ein Psychiater noch viel genauer abwägen. Daher: lass dich darauf ein... Würde dir deine Hausärztin bei der Suche helfen bwz. könnte sie dir einen Termin bei einem Psychiater ausmachen? Mein Hausarzt hat da damals gemacht, als ich nach einer Woche mit AD von ihm fast kollabiert bin. Der Psychiater hat zwar dann sein AD zwar bestätigt, aber an der Dosis gedreht und justiert. Das brachte für mich den Durchbruch.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Julia

Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Julia »

Hallo ihr lieben!

Erstmal möchte ich mich für eure Antworten bedanken! Auch wenn ich mich jetzt erst wieder melde, aber das hat mich gefreut und vielen DANK nochmal!

Ich habe nun beschlossen, doch nochmal in eine Klinik zu gehen. Kann ab Mittwoch nächste Woche dort aufgenommen werden. Es geht zuhause einfach nicht mehr. Mittlerweile bin ich allein mit den Kindern auch einfach überfordert und fühle mich dem ganzen einfach nicht mehr gewachsen. Mir blutet das Herz wenn ich an die Trennung von meiner Familie denke, aber im Grunde weiß ich, dass es für mich das Beste ist und ich hätte mich vielleicht schon früher durchringen sollen. Mir haben es ja auch alle gesagt, meine Hausärztin, meine Psychologin, ein Psychiater bei dem ich letzte Woche spontan vorständig war.

Die letzten drei Wochen musste ich mich täglich bei meiner Psychologin melden weil sie Angst hatte, dass ich doch irgendwann Mist baue. Auch mein Mann hatte die letzten Wochen ständig die Sorge wenn ich allein unterwegs war. Dazu kam meine Angst vor mir selbst, mich nicht unter Kontrolle zu haben wenn doch wieder ein Suizidgedanke auftaucht.

Das ist aktuell der Stand der Dinge. Ich hoffe so sehr, dass mir dieser Klinikaufenthalt mehr bringt als der letzte. Diesmal ist es auch direkt eine Psychiatrie und nicht "nur" eine psychosomatische Fachklinik.

Jedenfalls wünsche ich euch allen alles Gute!

Liebe Grüße
Julia
Mel
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Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Mel »

Liebe Julia,
ich finde das sehr gut und mutig von dir und hoffe, dass es dir bald besser geht.
Bitte berichte uns doch weiter, wie es dir geht.
Alles Liebe!
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Julia

Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Julia »

Hallo ihr Lieben!

Ich melde mich auch wieder mal...
ich war nun von Mitte Oktober bis Anfang Dezember in der Psychatrie bei uns in der Nähe. Hatte seit Ende Juli/Anfang August mit hartnäckigen Suizidgedanken und Selbstverletzung zu kämpfen. Ich befinde mich nach wie vor in einer schweren depressiven Episode. Aber zumindest wurde in der Klinik Krisenintervention betrieben und die Suizidgedanken waren bei Entlassung weg und die Selbstverletzung habe ich im Griff. Wieder Zuhause kämpfe ich nun weiter. Mein Antrieb, die Freude sind leider noch nicht wieder zurück, stattdessen ist die Erschöpfung und die Hoffnungslosigkeit immer noch sehr stark. Ich hoffe sehr, dass die Medikamente auf die ich in der Klinik eingestellt wurde langsam richtig wirken!!!

Das war nun mal mein Kurzbericht.

Ich wünsche euch nun ein schönes Weihnachtsfest und wünsche euch alles Gute!!!

Liebe Grüße Julia
Mel
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Re: Hilfe, ich stecke fest, brauche bitte euren Zuspruch

Beitrag von Mel »

Hallo liebe Julia,
wie schön von dir zu lesen! Ja, es ist wirklich ein Scheiß mit dieser Krankheit. Bei mir dauert es schon sehr lange, aber es geht mir besser als dir. Ich will dir damit Mut machen!! Es wird bergauf gehen, in kleinen Schritten. Mir dauert das auch oft zu lang und jedes Tief wirft gefühlt um Monate zurück, aber ich lasse mir immer wieder sagen, dass das nicht so ist. Wir begleiten dich durch die Feiertage, wenn du das möchtest.
Was können wir für dich tun?
Ganz liebe Grüße
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
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