Muss mal ein bisschen jammern...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Fight4you

Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Fight4you »

Hey ihr Lieben,
Ich bin eher stille Mitleserin, aber nun brauche ich ein bisschen Zuspruch und Austausch.
Ich leide seit 6 Monaten an einer PPD mit Angstzuständen. Angefangen hat es 6 Wochen vor der Geburt meiner Tochter. Ich hab schon vorher Escitalopram als Rezidivprophylaxe genommen, da ich vorher schonmal 3 depressive Episoden hatte. Diese waren aber nie so lang wie diese (höchstens 4 Monate).
Ich nehme nun die Höchstdosis Escitalopram und seit 2 Wochen Pregabalin 50mg morgens und abends, Um die Angstzustände zu reduzieren.
Ich habe mal ne gute Woche dazwischen, aber rutsche immer wieder in tiefe Löcher zurück und mir fällt es wahnsinnig schwer mit meiner Tochter allein zu Hause zu sein. Ich habe das Gefühl dass es diesmal nicht wieder gut werden wird, zweifle an den Medis, an allem. Es ist einfach so anstrengend jeden Tag „auszuhalten“ und keine dauerhafte Besserung zu verspüren. Ich weiß vom Kopf her dass es vielen von euch so geht, aber es fühlt sich so an als wäre ich damit allein.
Danke fürs Lesen und trotz allem eine frohe Weihnachtszeit 🎄🎁
Mel
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Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Mel »

Hallo!
Das Jammern ist völlig ok und du wirst hier viel Mitgefühl bekommen. Es wird besser, aber es braucht in vielen Fällen-leider- sehr viel Geduld.
Der Tipp, den ich zu Beginn hier bekommen habe, war immer die guten Momente festzuhalten (per Tagebuch, Foto etc.), auch wenn diese noch so winzig sind. Dies hilft dir, genauso wie eine gute Tagesstruktur, dich durch die schlechte Zeit zu manövrieren, dich quasi entlangzuhangeln.
Dass du gute Wochen dazwischen hast, ist super! Wirklich gute Tage hatte ich über zwei Jahre lang nicht. Jetzt habe ich sie, aber falle immer noch regelmäßig ins Loch. Ich finde also, du bist schon weit gekommen, auch wenn das für dich nicht so aussieht. Im Tief sieht man leider die Fortschritte nicht (siehe meine geschätzten 100 Einträge) ...
Melde dich ruhig öfter hier- gerade die Feiertage sind ja für viele besonders herausfordernd.
Alles Liebe
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Fight4you

Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Fight4you »

Hallo Mel,

Vielen Dank für Deine liebe Antwort! Es tut gut zu wissen, nicht allein zu sein, aber gleichzeitig habe ich auch große Angst - hab gelesen dass du nun schon seit 3,5 Jahren in der PPD gefangen bist, das tut mir sehr leid! Ich habe Angst dass es bei mir auch so weitergehen wird bzw nie wieder über längeren Zeitraum stabil..
Ich versuche an guten Tagen das gute Gefühl fest aufzusaugen und für die Tiefs zu konservieren, aber in den Tiefs kann ich das null nachfühlen und mir gar nicht mehr Vorstellen dass es wieder besser wird - genau so wie du geschrieben hast.
Ich hatte mich eigentlich total auf die Feiertage gefreut und nun muss ich wieder zusehen dass ich jeden Tag irgendwie rumkriege.
Ich hatte mich auch so auf die Elternzeit an sich gefreut und merke einfach dass das gar nicht funktioniert für mich. Durch die Arbeit vorher hatte ich eine gute Lebensstruktur und nun fällt es mir sehr schwer nur zu Hause zu sein. Ich bin viel bei meinen Schwiegereltern, Mutter und gehe häufiger mit ner Mami spazieren, ich bin also trotz Corona nicht isoliert, aber fühle mich trotzdem so einsam iwie. Und dazu die Verantwortung für meine Kleine - ich hab sie Gottseidank lieb, wenn da keinerlei Bindung wäre, das wäre jetzt der Supergau. Aber ich habe Angst ihr nicht gerecht zu werden und es strengt mich an vielen Tagen so sehr an...ach man ja ich weiß ihr habt es auch, aber das kann doch nicht so bleiben, oder?!
Mel
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Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Mel »

Hallo!
Nein, das wird nicht ewig so bleiben!!
Schau mal, bei mir ist es auch so, dass ich manchmal gute Phasen habe, die wochenlang andauern. Die Weihnachtsferien jetzt waren z.B. völlig ok- ohne Gedankenkreisen, ohne Angst etc. Ich hatte jetzt über eine Woche lang gar keine Symptome, und das ist für mich super.
Ganz wichtig ist, dass du medikamentös gut eingestellt bist- manchmal dauert das eine Weile, bis die volle Wirkung eintritt- aber das weißt du ja sicherlich.
Halte dich weiterhin an den positiven Dingen fest- das ist im Tief fast unmöglich, aber in den besseren Zeiten ist das auch ganz wichtig.
Du packst das!
Mel
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Marika
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Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Marika »

Hallo zusammen - ein gutes neues Jahr!

Ich kann dir versprechen: es wird besser und es wird auch wieder gut. Nur leider nicht von heute auf morgen, du brauchst viel Geduld und das ist so ziemlich das schwerste an unserer "Besonderheit". Du bist medikamentös sehr gut einstellt und sie werden auch ihre Wirkung zeigen. Aber ich weiß schon, man zweifelt in einem Tief einfach an allem und kann sich auch gar nicht mehr an die guten Tage und Phasen erinnern. Ich habe auch Escitalopram genommen und musste ebenfalls auf die Höchstdosis (sogar drüber, ich nahm 30 mg) gehen um stabil zu werden. Und das war ich dann 2,5 Jahre nach Ausbruch der PPD - eine sehr lange Zeit mit vielen Tiefs, Therapie, Medikament, alternative Methoden. Aber auch dann ging mein Weg richtig Besserung stetig weiter. Ich zwar klar über dem Berg, war dann aber erstaunt was sich im Laufe der Zeit noch alles verbesserte.

Auch mir fiel es schwer alleine mit meinem Kind zu sein, es löste starke Ängste und Panik in mir aus. Daher war ich viel draußen, viel bei meinen Eltern und traf mich mit anderen Mamas. Das hat mir sehr geholfen. Und: die Kinder werden älter, mir hat auch das geholfen - das macht vieles leichter.

Die Tipps von Mel sind super, ich habe es genau so gemacht. Ein Glückstagebuch z.B. geführt. Da musste jeden Tag mindestens eine Begebenheit rein und wenn sie noch so kleine war. Das kann in einem Tief auch z.B. sein: "Habe geduscht"... das kann nämlich tatsächlich ein Kraftakt sein. Die Tagesstruktur ist ebenfalls sehr wichtig und hilfreich. Von meinem Psychiater bekam ich den Auftrag, mir diesen Plan schriftlich am Abend für den nächsten Tag zu machen. Also quasi eine Liste mit ungefähren Uhrzeiten. So vermeidest du Leerlauf und damit verbundenes Grübeln, Ängste usw.

Ich kann dir von mir sagen, dass ich erstmals nach einem Jahr AD (mit Höchstdosis) einen spürbaren Ruck in Richtung Stabilität merkte. Das erste Jahr war durchzogen von heftigsten Tiefs die mich immer wieder verzweifeln ließen. 6 Monate sind noch eine recht kurze Zeit, wobei natürlich jeder Tag in diesem Zustand schrecklich ist.

Vielleicht versuchst du dir auch mal aufzuschreiben, was in diesen 6 Monaten alles besser geworden ist. Da gibt es bestimmt einiges, auch wenn es noch so winzig ist. Versuch immer wieder den Focus zu verschieben - vom Tief auf die andere Seite - nämlich eben dahin, was sich schon gebessert hat. Schreib dir das vielleicht auch in eine Art "Glückstagebuch". So trainierst du dein Gehirn quasi um. Du stärkst damit die Gehirnareale, die für Glück, Selbstvertrauen usw. zuständig sind. Gleichzeitigt nimmt die Überaktivität in den Arealen wo Angst und Panik sowie depressive Gefühle entstehen, ab. Daher sind diese kognitiven Übungen so wichtig und bringen auch Erfolg.

Geh ruhig raus und schau dass du weiterhin Kontakte hast, soweit es im Lockdown möglich ist. Das ist sehr wichtig und hat mir sehr, sehr geholfen. Es wird wieder, ganz sicher! Und: jammern darf man, soll man - auch das ist wichtig. Dann wieder aufstehen, Krönchen richten und den Weg konsequent weiter gehen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Lily

Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Lily »

Hallo Du,

wie bist Du denn in Deinen früheren Phasen
aus den Tiefs heraus gekommen?
Hast Du Unterstützung durch Deinen Partner?
Es sind tatsächlich die positiven Gedanken welche
man ganz hochhalten muss.
Mit ihnen muss man die schlechten Gedanken vertreiben.
Das geht mal mehr mal weniger gut.

Fühl Dich gedrückt...Du bist nicht alleine damit.

Viele Grüße,
Lily
Fight4you

Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Fight4you »

Hey ihr drei und ein frohes neues Jahr 2021,
Ganz lieben Dank für Eure Antworten und Euren Zuspruch, das tut mir grad echt gut...ich wünsche wirklich niemandem, an Depressionen zu erkranken, manchmal hätte ich aber gern trotzdem jemanden an meiner Seite,
Der grade das selbe durchmacht 🙈 das ist egoistisch, ich weiß...
Ich habe eigentlich gute Voraussetzungen wieder gesund zu werden: Mein Mann ist meine wichtigste Stütze, er hat sehr viel Verständnis, da er vor 15 Jahren eine depressive Episode hatte und weiß wie sich das anfühlt. Meine Mutter kann es nach wie vor nicht nachvollziehen, ist aber für mich da, wenn ich sie brauche. Ich hab mir ein soziales Netz aufgebaut aus Menschen, auf die ich zur Not zählen kann. Ich MUSS nicht alleine sein, kann theoretisch auch immer mit meiner Tochter zu meinem Mann auf die Arbeit. Es ist nur so, dass ich absolut das Gefühl habe zu versagen wenn ich es nicht „schaffe“ mit meiner Kleinen alleine zu sein und wie andere normale Mütter auch einfach den Haushalt zu schmeißen und seinen Alltag auf die Kette zu kriegen. Ich kann manchmal immernoch nicht akzeptieren dass ich krank bin - die Gefühle sind einfach so real, ihr wisst was ich meine.
Mache seit letztem Jahr auch eine VT, meine Therapeutin hat mal zwischendurch gesagt, dass ich die Therapie eigentlich nicht bräuchte, weil ich mich gut reflektiere und genug Handlungsstrategien habe...tja, davon merke ich im Moment nur nichts leider, denke immer „ich muss noch mehr dagegen tun“ und dann bin ich hilflos weil mir nichts mehr einfällt.
Das Pregabalin habe ich übrigens direkt wieder ausgeschlichen, es hat meinen Zustand über die Feiertage stark verschlechtert, bin nun noch weiter im Tief. Da meine Psychiaterin mit mir besprochen hat, dass bei Nichtansprechen wir wechseln auf ein SNRI, bin ich nun seit Mi in der Einstellung auf Venlafaxin. Meine letzte Episode hatte ich letztes Jahr erst, da hatte ich auch 20mg Escitalopram, bin auch nicht 100%ig wieder stabil gewesen bevor ich schwanger wurde, daher bin ich mir nicht mehr sicher ob es das richtige Medi für mich ist. Höher dosieren geht nicht, weil mein EKG grenzwertig ist von der
QT-Zeit und ich auch noch Promethazin bei Bedarf einnehme (auch das fällt mir super schwer,weil ich mich wie eine Versagerin fühle wenn ich es nehmen muss...es kommt im Moment relativ häufig vor).
Also die nächsten 2-4 Wochen werden definitiv nochmal richtig hart, ich hoffe aber so sehr, dass es mir ein bisschen mehr Stabilität bringt...als die Depression anfing und ich hier gelesen habe, dass manche 2 Jahre oder mehr in der PPD hängen, dachte ich „oh Gott, auf gar keinen Fall, bitte nicht“...mittlerweile denke ich zumindest, dass das auch bei mir so sein kann und resigniere ein bisschen...
Aber es tut mir wirklich gut zu lesen, dass ihr nicht aufgebt und es eine Zeit danach geben wird.
Das mit dem Glückstagebuch werde ich wieder aufgreifen, hatte vor ein paar Jahren mal eins geführt, gute Idee!

Leider kann ich all das, was mich sonst aus dem
tief geholt hat, nicht so machen,
Wie ich es bräuchte: Arbeiten gehen, Sauna, Kraftsport im Gym. Versuche es mit strammem Spazieren gehen und hab mir einen Crosstrainer besorgt, es fällt mir aber sehr schwer in den eigenen 4 Wänden aktiv zu werden, weil alleine zu Hause ja im Moment einen Bedrohung darstellt (geht das wirklich wieder weg?! Kann mir das grad nicht vorstellen 🙈)


@Marika: welche alternativen Methoden hast du ausprobiert? Ich überlege, ob Akupunktur etwas bringen könnte bzw wollte mich da evtl mal beraten lassen.

Ich danke euch nochmal ganz herzlich fürs Lesen und die aufmunternden Worte, es tut gut, nicht allein zu sein!

VG!
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Marika
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Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Marika »

Guten Morgen!

Ich finde es gut, dass ihr einen anderen Weg der Medikamentösen Unterstützung versucht. Wunderbar auch, dass du aktiv versuchst, Bewegung in deinen Alltag ein zu bauen, das war ein Aspekt der mir unglaublich geholfen hat. Du wirst lachen, auch ich habe mir damals einen Crosstrainer angeschafft und angefangen in den eigenen 4 Wänden ein bissl was zu machen. Es war oft sehr, sehr schwer, aber mit Musik und einer Zeitung zum Lesen während dessen, ging es immer besser. Oder du stellst den Crosstrainer vor den Fernseher, das habe ich auch oft gemacht. Ich brauchte auch sehr stark das Gefühl, nicht alleine zu sein.

Wenn ich deinen Beitrag so lese, tut es mir so weh wenn du sagst du hättest versagt. Aber ich weiß schon, dieses Gefühl wird uns leider immer noch von der Gesellschaft vermittelt. Obwohl deine Depression genau so eine Erkrankung ist wie andere und rein gar nichts mit Schwäche zu hat. Niemand würde "es nicht verstehen" wenn du einen Beinbruch hättest und deshalb im Haushalt nichts tun kannst. Und das macht mich heute noch zornig und hat mich dazu bewogen, selbstbewusst in der Öffentlichkeit mit dem Thema aufzutreten.

Ein Schlüssel war für auch nicht "gegen die Depression" etwas zu tun, sondern FÜR mein Gesundwerden Dinge zu finden, die mir gut tun. Ich habe die PPD irgendwann nicht mehr als Feind gesehen, sondern als Hilfeschrei meines Körpers und meiner Seele, mehr auf mich zu achten, mich selbst zu lieben und aus der Fremdbestimmung und Bevormundung anderer heraus zu treten. Das war natürlich ein Prozess von Jahren, aber um es auf den Punkt zu bringen: SELBLIEBE und SELBSTWERTGEFÜHL war das was mir immer gefehlt hat. Durch die PPD wurde ich gezwungen, hin zu schauen und aktiv zu schauen was ich jeden Tag tun kann, damit es mir ein bissl besser geht. Nicht "gegen etwas kämpfen" sondern FÜR ... das hat mir mein Psychiater mit auf den Weg gegeben.
Ich habe auch ein Glückstagebuch geführt, wo ich jeden Tag mindestens eine positive Situation rein geschrieben habe, auch wenn sie noch so klein war. Wenn ich dann in einem Tief steckte, hat mir das lesen des Buches ein bisschen geholfen.

Ich habe einiges an Alternativen Methoden ausprobiert - aber immer zusammen mit dem AD und meiner Therapie, nie anstatt. Ich habe lange Bachblütenmischungen genommen, die haben mir sehr geholfen. Dann auch Kinesiologische Sitzungen fand ich sehr spannend. TCM war dabei - hier wurde meine Kaiserschnittnarbe mit Hilfe von Akupressur behandelt. Dann auch autogenes Training - das war ebenfalls toll. Bewegung wie oben schon erwähnt war ein wichtiger Schlüssel für mich, den ich noch heute praktiziere, nur bin ich jetzt auf Step Aerobic umgestiegen. Aber auch das mache ich daheim mit DVD´s... Ich bin nicht die Gruppensportlerin. :wink: Weiters dann auch gesunde Ernährung, bin auch Mitglied bei Wheight Watchers.

Ganz wichtig war für mich auch die Erkenntnis, dass ich hochsensibel bin und introvertiert bin und dass ich genau so sein darf. Dass ich "anders" bin wusste ich schon als Kind, aber da wurde mir vermittelt: "ja, sie ist halt schüchtern, aber das wächst sich hoffentlich noch aus"... Ich war fehlerhaft, hatte einen Makel, war nicht so wie man zu sein hatte. So habe ich immer versucht wie die anderen zu sein, extrovertiert, laut... was gnadenlos scheiterte... Erst durch die PPD habe ich gelernt zu sehen, WER ich bin und dass ich genau so WIE ICH BIN WUNDERBAR BIN und genau so sein darf. Ich habe gelernt, diese meine Eigenschaften - meine Persönlichkeit - zu lieben und auch hier selbstbewusst nach außen zu transportieren. Und ich durfte erleben, wie viele wunderbare Vorteile und Möglichkeiten mir meine Eigenschaften ermöglichen. Jahre lang seit meiner Kindheit hatte ich mich für andere verbogen, als ich ICH wurde, hat sich ein unglaublicher Wandel vollzogen und massiv zu meinem heutigen Gesund sein beigetragen.

Wenn du sagst, es mach dich fertig, dass eine PPD Jahre dauern kann, dann kann ich dir sagen: ja das ist möglich, aber sie wird innerhalb dieser Zeit ja auch besser und besser. Sei bleibt nicht gleichbleibend stark, sondern wird milder. Die Symptome verblassen mehr und mehr, die guten Phasen werden immer länger und die Tiefs immer weniger. Das Gesund werden erstreckt sich einfach manchmal über eine längere Zeit - versuch es so zu sehen! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Fight4you

Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Fight4you »

Liebe Marika,

Wow, danke für deine Nachricht!
Ich freue mich echt für Dich, dass Du mittlerweile an einem Punkt bist, an dem es für Dich gut ist und dass Du Deinen Weg gefunden hast! Ich bin auch hochsensibel, habe das bisher allerdings leider immer als Fluch angesehen.
Mhh ich habe mich vllt ein bisschen missverständlich ausgedrückt - ich denke nicht wirklich dass ich versagt habe, weil ich jetzt Depressionen habe - die Krankheit versucht es mir aber einzureden. Leider bin auch ich von Natur aus mit einem geringen Selbstbewusstsein gesegnet und habe mich mein ganzes Leben nur über Leistung definiert. Abitur, Ausbildung, Studium, Beruf - trotz Depressionen alles sehr gut geschafft und darauf bin ich auch stolz bzw ich weiß mittlerweile auch, dass ich vieles kann.
Nur was das „Mamasein“ angeht, komme ich einfach auf keinen grünen Zweig, vergleiche mich viel, denke dass meine Tochter das sicher merkt, dass ich depressiv bin und ich hab Angst was es mit ihr macht. Trotz allem was ich bisher so geschafft hab, zweifle ich nun wahnsinnig an mir und weiß nicht ob das Teil der Krankheit ist oder ob ich tatsächlich die rosarote Brille aufhatte und mich in dem Gedanken verrannt habe, dass ich einfach nur mit Familie happy zu Hause bin. Ich hab in einem anderen Unterforum gelesen, dass du, Marika mit deinem Job aufhörst und „nur“ noch zu Hause bleibst. Als ich das gelesen habe, dachte ich „wow, voll stark!!“ - ich kann mir das zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht vorstellen und sehne mir quasi schon das Ende der Elternzeit herbei, was ich sehr schade finde, weil ich mir das alles viel toller vorgestellt habe - ich würde mir wünschen, dass ich irgendwann mal auch an dem Punkt wäre wie du :) dadurch dass Du uns aber an deiner Reise teilhaben lässt, macht es mir doch Mut, dass es vielleicht irgendwann so sein könnte...
Ich habe 2017 meine schlimmste Episode nach dieser erlebt - damals hab ich angefangen mehr auf mich zu achten, zu meditieren, mehr Sport zu machen, meine Stundenzahl in der Arbeit etwas zu reduzieren - ich habe glaube ich kapiert, wo meine Baustellen sind, nur hat es mich jetzt trotzdem so doll erwischt und das lässt mich im Moment wieder resignieren. So im Sinne von „ich mach doch schon
Alles, wieso werd ich trotzdem wieder heimgesucht?“
Gut, ich muss dazu sagen, dass das Jahr echt hart war - Schwere Erkrankungen und 1 Todesfall in der Familie, aber ich kann mir nicht zugestehen wieder krank geworden zu sein, weil ich hab doch alles dafür getan dass es nicht wieder passiert..Jedem anderen würde ich vermutlich sagen:„ Nach so einem Jahr wäre auch ein gesunder an seine Grenzen gekommen“, aber nein, bei mir selber geht das natürlich nicht 😉

Jetzt hab ich einfach nur wirr all meine Gedanken niedergeschrieben 🙈

Zum Thema Alternative Heilmethoden: Wie ist das mit dem
TCM abgelaufen? Gab es da ein Erstgespräch und dann Folgesitzungen? Habe da noch so gar keine Erfahrungen, möchte mich dem aber öffnen. Von Homöopathie zB halte ich persönlich nicht viel, aber möchte nicht nur auf der Ebene der Schulmedizin schauen. Ich werde wohl für immer AD nehmen müssen und das ist auch okay, aber ich denke mir, es müsste doch noch mehr Ansätze geben die helfen..

Danke Marika, dass Du hier immer noch aktiv bist, deine Erfahrungen sind viel wert für alle hier denke ich!

VG
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Marika
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Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Marika »

Hallo,

du hast gar nicht wirr geschrieben, im Gegenteil - ich finde dich sehr reflektiert und strukturiert. Weißt du, als ich in Elternzeit war, hätte ich mir auch nicht vorstellen können, für immer daheim zu sein. Das Mama sein ist tatsächlich nicht so rosarot wie in der Pampers Werbung, auch gesunde Frauen haben oft genug Tiefpunkte - weil es einfach mega anstrengend ist. Es ist der härteste Job der Welt. Wenn dann eine PPD dazu kommt, wird das ganze an vielen Tag oft zu einem scheinbar nicht bewältigbaren Unterfangen. Erst als bei mir die PPD verschwand, konnte ich das daheim sein richtig anfangen zu genießen. Bei mir hat das lange gedauert - 3 Jahre - also meine ganze Elternzeit. Als ich danach wieder anfing zu arbeiten, hat mir das geholfen, die letzten Ausläufer vor allem der Zwangsgedanken ab zu legen. Ab da kam dann endlich genießen am Alleine sein zu Hause. Und heute - ja - da freue ich mich schon riesig, in 3 Wochen das immer zu haben und dazu das ganze noch gesund auskosten zu können. :D Es ist auf jeden Fall ein Teil bzw. ein Symptom der Krankheit, dass du nicht alleine daheim sein kannst - das war bei mir genau so. Aber auch gesunden Mamas fällt immer wieder die Decke auf den Kopf, wenn sie Baby daheim alleine sitzen. Das habe ich immer wieder in Gesprächen erfahren. Daher war es für mich sehr wichtig, jeden Tag zu strukturieren, mir was vor zu nehmen. Meine Eltern besuchen, in die Stadt laufen mit Kinderwagen und durch die Geschäfte bummeln waren so die ersten Schritte die sehr, sehr schwer für mich waren, weil ich mitten in der PPD steckte. Ich habe dann andere Mamas kennengelernt - in der Stadt - die auch so rumbummelten... Man kam ins Gespräch... sie hatten zwar keine PPD, berichteten aber, dass sie es zu Hause kaum aushielten . So entstanden Treffen in der Stadt, man trank einen Kaffee - es entstanden Freundschaften, die bis heute anhalten. Du siehst - ein Teil ist vielleicht ein bissl die rosarote Brille die man aufhat weil einem ständig suggeriert wird, dass eine Mama nichts lieber tut als 24 Stunden für ihr Kleines da zu sein, immer lächelnd, immer geduldig, immer spielend, niemals müde. Dieser Teil des Mama sein - den gibts nicht. Wenn dann eine PPD dazu kommt, wird es im so schwerer.

Meine Liebe, ich habe mir gerade im internen Forum deinen Krankheitsverlauf durchgelesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass du in deinen früheren Episoden nur "phasenweise" Medikamente genommen hast und danach auch mit Escitalopram zuerst 10 mg, dann 5 mg Erhaltungsdosis sehr, sehr niedrig eingestellt warst. Ich könnte mir vorstellen, dass genau DAS mit Gründe sind, warum du immer wieder rückfällig wirst. Ich bin kein Arzt und niemals würde ich mir anmaßen hier Empfehlungen zu geben - das darf ich auch gar nicht - aber: bei mir war ein wichtiger Faktor, dass ich langfristig bei einer Dosis AD geblieben bin, bei der ich stabil war. Das heißt: ich bin zuerst bis 30 mg Escitalopram hoch (ich weiß, das geht bei dir nicht), bin da 2,5 Jahre geblieben und war dann wirklich stabil. Dann habe ich gaaaaaaaaaaanz langsam runter dosiert in 5 mg Schritten (es ginge noch langsamer mit den Tropfen) und habe zwischen jedem Schritt 3 - 4 Monate verstreichen lassen. So bin ich bis 10 mg gekommen. Aber noch weiter runter - das geht bei mir nicht. Ich habe es ein paar mal mit 5 mg versucht - da kommen die Symptome langsam zurück. Auch ein kompletter Absetzversuch vor Jahren hat nicht geklappt. Da kam die Depression bzw. bei mir sind es ja eher die Zwangsgedanken, nach 9 Monaten zurück. Vielleicht wäre es wirklich gut mit deinem Arzt zusammen zu überlegen, deine neue Medikation bei Erfolg langfristig auch so belassen, auch wenn es dir gut geht bzw. du sogar symptomfrei bist. Aus Erfahrung hier im Forum sieht man oft, dass das hin und her Dosieren oder Absetzen wenn es der Betroffenen besser bw. gut geht, nicht von Vorteil ist. Man sieht auch immer wieder, wie wichtig eine ausreichend hohe Dosis ist. Es nützt nichts, wenn man wenig AD nimmt aber nicht stabil wird. Die Stabilität ist die Voraussetzung später eine evlt. hohe Dosis zu verringern und mit dieser dann wirklich langfristig gesund zu bleiben. Ich werde an meiner Dosis nie mehr drehen, ist noch gar nicht so lange her, dass ich versucht hatte. Es geht nicht, ich akzeptiere das - dafür bin ich gesund, das ist mir viel, viel mehr wert.

Zu TCM: ich war da bei meiner Nachsorge Hebamme, die das praktiziert hat. Ich hatte mehrere Sitzungen, sie hat mir auch die Bachblüten näher gebracht, die ich dann zu meinem Hobby gemacht habe.

Lieben Drücker von mir!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Fight4you

Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Fight4you »

Guten Abend,

Krass, dass Du das wirklich die ganze Elternzeit über hattest!! Ich erwarte zB auch gar nicht dass ich vor Freude jauchzend durch die Gegend tanze (obwohl mir von meinem Naturell her eigentlich mittlerweile danach ist, als Teenie war ich sehr melancholisch und pessimistisch, jetzt hab ich eigentlich gelernt das Leben zu lieben - wäre da nicht die Depression..)...
Ich würde mir nur einfach wünschen meinen Alltag ohne diese verdammte Anspannung und Angst bewältigen zu können. Manchmal überkommt es mich so stark, dass ich das Gefühl hab, mich schon nicht um mich kümmern zu können, wie soll ich das dann für meine Tochter tun? Iwie funktioniere ich noch, aber bin extremst anfällig. Heute hab ich meiner Tochter Brei gegeben, den ich selber gekocht habe, diesen hat sie die letzten 3 Tage auch gegessen und auch das ganze Schälchen geschafft. Heute hat sie bei den ersten Löffeln den Mund verzogen und sich geschüttelt. Ich hätte ihn trotzdem weitergefüttert - schließlich hat sie ihn die letzten Tage ja gegessen. Mein Mann hat das gesehen und meinte nur „Oh den mag sie aber gar nicht, willst du ihr den jetzt echt reinzwingen?“ da ich eh schon meeeega mit AnspannungL zu kämpfen hatte, konnte ich nur noch aufstehen, in Tränen ausbrechen und den Raum verlassen. Ich hab das als ganz persönliche Kritik gefühlt, obwohl ich vom Kopf weiß dass es Quatsch ist. Ihm tat es auch leid und er sagt mir
Auch immer wie toll ich alles hinkriege trotz der PPD, aber ich fühl mich immer so klein und schwach. Auch lacht die Kleine bei ihm viel viel mehr, weil er sie immer so toll bespaßen kann und ich werde dann richtig neidisch. Auch da: Kognitiv krieg ich das reflektiert, aber es kommt bei meinem Gefühl nicht an. Nur so als Beispiele was so den ganzen Tag in meinem Kopf vorgeht. Oder auch folgendes: ich warte morgens immer sehnsüchtig drauf, bis die Kleine wach wird, dann hab ich ja die erste „vernünftige“ Aufgabe, aber wenn ich dann 2 Std mit ihr verbracht hab, bin ich auch wieder gar und bin froh wenn sie irgendwann wieder schläft. Dabei ist sie wirklich ein total pflegeleichtes Baby! Weint wenig, kann sich auch sogar mal alleine beschäftigen...fühl mich so undankbar, dass ich das nicht genießen kann und stelle mir vor, wie es wäre, wenn sie nicht pflegeleicht wäre - ob ich dann komplett zusammenbrechen würde?! Auch das kann ich zur Zeit ganz wunderbar: Mir Horrorszenarien überlegen, „was wäre wenn mein Mann stirbt?“ etc...
Ich hab heute mal versucht eine Meditation Und PMR FÜR MICH und nicht GEGEN die Anspannungszustände zu machen. Das hat solange ich die Meditation Gemacht habe, ganz gut geklappt, danach war’s aber schlimmer als vorher, sowas wundert mich dann immer..waren dann noch bei Freunden zum Kaffee, was sehr gut getan hat, zu Hause dann wieder schlecht, als ob mein zu Hause eine Bedrohung ist - dabei wohnen wir wirklich schön 🤷‍♀️ Diese Verzerrung der Realität, die die Depression verursacht ist für mich das schlimmste glaube ich...und das damit verbundene Gefühl der Hilflosigkeit.

Was du schreibst mit dem „immer lächelnd“, dass das nicht geht.. das ist was, was bei mir auch noch dringend „klick“ machen muss - ich reiße mir wirklich jeden Tag ein Bein raus, irgendwie gut drauf zu wirken für meine Tochter, mit ihr zu reden, sie anzulächeln...das verlangt auch so unheimlich viel Kraft ab. Ich habe Angst, dass wenn ich es nicht tue, unsere Bindung abreißt...

Was Kontakte angeht, habe ich Auch Glück, dass ich vor der Geburt schon durch Zufall eine ganz liebe Gruppe an Ebenfalls Neumamis kennengelernt habe und so auch einige Freundinnen haben, die auch 1-2 Kinder haben und zu Hause sind. Ich versuche mir die Woche auch so zu planen, dass ich jeden Tag in irgendeiner Form diese Kontakte pflege. Mir ist bewusst dass einige hier das nicht haben und auch da wieder fühle ich mich so doof, dass ich eigentlich alle Voraussetzungen habe, und trotzdem ist jeder Tag so qualvoll...fühle mich trotz allem oft sehr einsam, auch in Gesellschaft.

Was die Medikation angeht: Ja - im Nachhinein betrachtet hast du so recht und ich könnte mir in den Hintern treten,
Dass ich immer ohne Medis klarkommen wollte. Hab auch das Fluoxetin immer wieder abgesetzt und nach 3 Monaten immer gemerkt, dass es ohne doof ist. Zwar nicht schlimm, aber eben auch nicht gut. Beim Escitalopram war ich halt vorsichtig, weil ich schon einen Kinderwunsch hatte seit 3 Jahren..die Episode 2017 kam auch nach dem Absetzen der Pille und des Fluoxetins. Also iwie auch kein Wunder...
Ich werde definitiv so hoch gehen wie es eben nötig ist Mit dem Venla und den Teufel tun, mich dann mit dem Ausschleichen unter Druck zu setzen. Mein Wunsch, Mama zu werden, hat sich erfüllt, dafür bin ich trotz allem dankbar - eigentlich wollte ich immer 2 Kinder, aber wenn diese PPD vorbei sein wird, werd ich es denke ich, nicht noch einmal riskieren.
War das eigentlich auch der Grund warum Du „nur“ ein Kind hast? (Versteh die Frage nicht falsch, jeder hat ein anderes Konzept für sein Leben) hattest du Angst, es könnte dich nochmal erwischen?

Es tut gut das alles mal niederzuschreiben, danke nochmal fürs Lesen und auch die lieben Antworten!
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Marika
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Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Marika »

Einen schönen guten Morgen!

Also dass wir nur ein Kind haben, hat nichts mit der PPD zu tun. Das war immer schon so geplant und da waren mein Mann und ich uns immer sehr einig. Ich selber bin ein Einzelkind und habe es genossen, mein Mann das älteste von 7 Kindern und fand das nicht so prickelnd. Aber die PPD danach hat uns noch mehr in dieser Entscheidung bestätigt. Es gibt hier aber doch einige Frauen die nach einer PPD noch ein Kind bekommen haben - oft auch mit Medikamenten Unterstützung.

Die Beispiele die du genannt hast mit dem Füttern, oder auch mit Erleichtert sein, wenn die Kleine wieder einschläft nach 2 Stunden kenne ich sehr gut. Gerade am Anfang der Erkrankung ist man extrem sensibel, da reichen kleineste Dinge und das Fass läuft über. Ich hatte übrigens auch so ein Kind - sehr unkompliziert, viel geschlafen usw. Und trotzdem fühlte ich mich sehr schnell überfordert bzw. von meinem Ängsten überrollt. ich denke wir versuchen wegen unserer PPD jeden Tag 200 % zu geben weil wir fürchten, unser Kind könnte sonst etwas merken oder unter unserer Erkrankung leiden. Aber eigentlich schürt das nur wieder diesen Teufelskreis aus Überforderung und Angst. Eigentlich sollten wir uns viel unterstützen lassen damit wir zur Ruhe kommen können. Wir sollten Zeit für uns haben, Dinge alleine für uns tun können ohne die Verpflichtung im Hintergrund sondern in gutem Gewissen, dass das Kleine gut versorgt ist und wir auch mal runter fahren können.

Du wirst deine Alltag wieder ganz normal meisten können und manchmal dann sogar jauchzend für Glück durch die Gegend tanzen... :wink: Es wird aber noch etwas dauern. Zuerst wirst du jetzt neu eingestellt auf Venlafaxin, glaub ich? Wann startet ihr damit?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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Fight4you

Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Fight4you »

Hallo Marika,

Ich bin auch Einzelkind und dazu die Hochsensibilität - vllt auch nicht die besten Voraussetzungen für eine größere Familie. Ich würde auch eher meiner Tochter wegen noch ein Kind wollen, weil ich das Einzelkind-Dasein als eher belastend empfunden habe. Vllt soll mir die PPD aber auch zeigen, dass es gut so ist, wie es ist und ich mein Glück nicht aufs Spiel setzen sollte. So oder so: es ist jetzt ja auch absolut nicht der Zeitpunkt sowas zu entscheiden, hab diese Gedanken nur immer im Hinterkopf.

Ohja, das mit den 200% und dem Teufelskreis kann ich so unterschreiben. Wenn es mir etwas besser geht, starte ich auch immer direkt wieder voll durch, putze alles, einkaufen, kochen, dekorieren - als ob ich alles nachholen wollen würde, was ich in den schlechten Phasen nicht schaffe. Anstatt vllt einfach mal entspannt zu genießen, dass es etwas besser ist. Aber ich sehe dann, was alles liegen geblieben ist und das erinnert mich an die miesen Gefühle.

Ich hab letzte Woche Mi mit 37,5mg Venlafaxin gestartet, seit gestern 75mg und ab Do 112,5mg. Bis Donnerstag schleiche ich auch das Escitalopram aus.
Die Psychiaterin sagte auch, ich muss jetzt mindestens noch 10Tage die Zähne zusammenbeißen bevor ich ne Wirkung erwarten kann. Ich weiß das alles - trotzdem kommt es mir vor wie Jahre. Mein Mann sagt auch immer „die letzten Monate sind vergangen wie im Flug“...für mich nicht ;)

Ich bin zumindest schonmal dankbar für das Promethazin, die anderen Episoden hab ich komplett ohne Beruhigungsmittel ausgehalten und hatte viel mit Angst vor der Angst zu kämpfen. Jetzt weiß ich, dass ich jederzeit was nehmen kann, wenn es schlimm wird...das hilft mir persönlich auch im Moment über die Zeit. Trotzdem feiere ich jeden Tag, an dem ich keine Tablette genommen habe, ich weiß auch nicht warum ich damit so ein Problem habe 🙈 du hattest ja auch glaube ich Tavor in deiner ganz akuten Zeit genommen, konntest du es ohne Probleme absetzen?

Viele Grüße!!
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Marika
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Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Marika »

Hallo,

da hast einen sehr guten Plan, wie du mit Venlafaxin hoch gehst. Es wird tatsächlich Geduld noch brauchen, aber die Voraussetzungen sind sehr gut, dass du bald was merken wirst.

Ja, ich hatte Tavor. Ich habe es die ersten 5 Wochen täglich genommen, weil es sonst nicht gegangen wäre. Beim langsamen Absetzen über 2 Wochen hin weg gab es keine Probleme, das ging wirklich sehr gut. Danach hatte ich es auch als Notfall daheim, brauchte es aber nie und war natürlich auch immer froh keine Tablette genommen zu haben. Ich denke das ist total normal, wer nimmt schon gerne Tabletten, gerade wenn sie halt auch ein Abhängigkeitspotenzial haben.

Bitte halte uns auf dem Laufenden wie es sich mit Venlafaxin entwickelt!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Fight4you

Re: Muss mal ein bisschen jammern...

Beitrag von Fight4you »

Hey ihr Lieben,

Ich möchte nun was positives berichten:
Ich bin seit 3 Wochen stabil! Ich wage zu behaupten, dass ich über den Berg bin - nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg! Der Wechsel des AD auf Venlafaxin hat wohl den Durchbruch gebracht, ich fühle mich tatsächlich wieder wie ich selbst, die Angst ist fast komplett weg und kommt nur in stressigen Situationen wieder zum Vorschein und dann auch viel abgeschwächter. Ich hab kein Morgentief mehr und selbst vor der Periode und auch jetzt während der Periode ist alles gleichbleibend stabil. Habe auch wieder Appetit und Lust auf gesunde Ernährung.
Ich hätte das nach diesen grauenvollen 7 Monaten nicht für möglich gehalten, so schnell wieder so positiv zu fühlen und das auch noch so lange am Stück. Vorher hatte ich maximal 5 Tage am Stück die mal ganz gut waren.
Ich kann nun sogar mit meiner Tochter alleine sein und bin Happy dabei und genieße ihre Nähe - habe die Hoffnung, dass ich den Rest der Elternzeit Vllt doch noch genießen kann. Traue mich noch nicht einen ganzen Tag alleine mit ihr zu verbringen, möchte mich damit auch nicht unter Druck setzen, aber es fühlt sich nun viel besser an.

Bin bei 150mg Venlafaxin, meine Psychiaterin sagte, dass da noch viel Luft nach oben sei, falls ich doch wieder eine Verschlechterung merken sollte - das beruhigt mich zusätzlich. Und es gibt diverse Add-Ons die man zur Not immernoch kombinieren kann.

Ich hoffe dass es so bleibt bzw die Tiefs nicht mehr so hart werden wie die letzten Monate, aber ich bin echt optimistisch.

Wollte euch mal auf dem Laufenden halten und ein bisschen Motivation geben - bleibt dran! Glaube das Escitalopram war einfach nicht das richtige AD für mich. Bin froh dass der Wechsel geklappt hat, die Qual hat sich definitiv gelohnt!

Liebe Grüße!
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