Umstellung Medikation und Arztgespräch

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Catha

Umstellung Medikation und Arztgespräch

Beitrag von Catha »

Hallo ihr Lieben,

ich war nun gestern bei meinem Arzt gemeinsam mit meinem Partner, da er gut schildern kann, wie sich meine Symptome äußern. Irgendwie schien der Doc dann erst genau zu begreifen, dass es mir nicht gut geht. Er sagte "Die kleine süße Maus ist doch Grund genug zum Leben"und ich sagte ihm, dass ich eben einen Lebensverdruss habe und das auch nicht hilft. Zudem ich ja nicht mal genau checke, dass das kleine süße Wesen, das ich ständig knutsche, meine Tochter ist. Einerseits will ich sie ständig anfassen, um sie zu spüren und anderseits setzt mich das alles unter Panik, es nie so genießen zu können. Ständig die Gedanken, es sei nicht echt und ich bin traurig.
Nun haben wir ab heute die 15mg citalopram auf 10mg escitalopram umgestellt.
Mein Doc sagte gestern noch etwas, das mich verunsichert. Er meinte, es könnte nicht nur die PPD sein, sondern psychisch noch ganz andere Baustellen, die ich in der Therapie bearbeiten muss. Ich gehe zur Therapie seit April 2019, aber oft haben wir bisher nicht wirklich arbeiten können, da ich nur geweint habe. Liegt es vielleicht daran, dass ich noch nicht wirklich eine Besserung spüre?
Jeden Morgen denke ich, auf wieder ein Tag voller Gedanken. Ich freue mich nicht und jetzt geht die Kleine seit heut in die Kita, ich habe ein Video bekommen, das die Papa gemacht hat aus der Kita, und ich musste weinen. Weil sich die Welt weiter dreht und ich es nicht mitbekommen kann, weil ich gefangen bin in der Krankheit.
Ab Montag geht auch mein neuer Job los.
Und eigentlich steht noch die Rückmeldung aus der Klinil aus, ob ich einen Platz bekomme.
Naja und dann noch die Gedanken, dass ich vielleicht sogar ohne Geburt an einer Depression erkrankt wäre, die mich nun für immer begleitet. Gestern war der Tag in, immer dann, wenn ich zum Doc geh. Da sieht er nie wie mies es ist...und heute wieder ein Loch. Seit 1 Jahr - wie soll man da etwas genießen oder sich freuen?
Ich hab so Angst, dass es so bleibt, da der Doc eben andere Gründe vermutet.
Vor der Geburt hatte ich keine Traurigkeitsanfälle und habe die Realität auch nie in Frage gestellt.
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Marika
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Re: Umstellung Medikation und Arztgespräch

Beitrag von Marika »

Hallo liebe Catha,

sehr gut, dass du deinen Partner dabei hattest und dein Arzt jetzt anscheinend doch begreift, dass du mehr Hilfe brauchst. Die Umstellung finde ich gut, 10 mg Escitalopram sind eine erste wirksame Dosis. Du kannst mit diesem Medikament bis 20 mg gehen, sogar 30 mg sind möglich - ich brauchte diese absolute Höchstdosis um stabil zu werden.

Mein Psychiater hat mir damals von Anfang an klar dargelegt wie er vor gehen will: zuerst eine erste Stabilisierung mit dem AD erreichen und dann in die Therapie gehen. Die hatte ich auch bei ihm. Er hat mir gesagt, es macht keinen Sinn gleich in die Therapie zu stürzen, wenn man noch instabil ist. Diese Vorgangsweise hat sehr gut funktioniert.

Es ist jetzt vielleicht nicht die glücklichste Wortwahl deines Arztes - ich bin sicher er meint es gut - trifft aber im Moment nicht so den passenden Ton. Gerade der Satz mit "die kleine Maus ist doch Grund genug um zu Leben" ist vorsichtig ausgedrückt nicht sooo prickelnd. :wink: Solche Sätze erwartet man von unwissenden Außenstehenden ... :roll: Auch ob bei dir andere Gründe da sind, warum du nach der Geburt erkrankt ist, kann er nicht wissen - er kann es vermuten und spekulieren. Jeder Mensch hat wohl in seinem Leben Gründe und Situationen erlebt, die psychisch bzw. seelisch krank machen können - KÖNNEN nicht MÜSSEN! Und dann kommt der Tag mit dem letzten Tropfen (das kann eben die Schwangerschaft und Geburt sein) und das Fass läuft über. Genau so gut kann alleine der Hormonsturz nach der Geburt bzw. die Hormonumstellung schon während der Schwangerschaft der Grund für eine Erkrankung sein. In meiner Therapie lag der Hauptpunkt jetzt auch nicht darauf, was da alles in meinem Leben schief lief, sondern ich erlernte Strategien wie ich im Hier und Jetzt z.B. mit einer Angstattacke um gehe, wie ich mich verhalte wenn ich massive Zwangsgedanken habe. Ich bekam Hausaufgaben um aktiv meine negativen Verhaltensmuster ab zu schwächen. Natürlich ist es Hilfreich zu erfahren, woher bestimmte Verhaltensmuster oder Denkweisen kommen - es erleichtert die Zusammenhänge zu verstehen und aktiv im Hier und Jetzt daran zu arbeiten.

Versuch diesen Floh den du jetzt im Ohr hast, dass da noch was anderes ein könnte ein bissl von dir zu schieben. Denn auch wenn es so ist - es ändert nichts daran, dass du jetzt stabil werden kannst. Ich kenne meine Altlasten aus meiner Kindheit usw... doch ändern kann ich sie nicht mehr. Aber ich konnte dazu lernen. Es ist auch egal ob ich ohne Geburt nicht krank geworden wäre oder doch... Niemand weiß das, es ist reine Spekulation und damit solltest du dich gar nicht erst aufhalten. Im Idealfall wären diese Vermutungen auch gar nicht gefallen von deinem Arzt. Aber er ist auch nur ein Mensch ... :roll: :wink:

Es wird NICHT so bleiben, wichtig ist jetzt die richtige Medikation, das ist mind. die halbe Miete. Wie gesagt, bei der Dosis ist noch viel Luft nach oben, sollte es zu wenig sein. Und nochmal es ändert NICHTS, ob oder welche Altlasten da sind, du wirst auf jeden Fall gesund werden mit AD und Therapie!!! Möglicherweise brauchst du auch die Klinik nicht, wenn du endlich mit dem AD gut eingestellt bist. Schau jetzt mal ein paar Wochen wie es sich entwickelt! Wie wollt ihr weiter verfahren? Ist dein Arzt Psychiater, Neurologe?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Catha

Re: Umstellung Medikation und Arztgespräch

Beitrag von Catha »

Liebe Marika,

danke für dein Feedback. Ich profitiere ganz stark von deinen Erfahrungen und Zusprüchen. Nichtsdestotrotz bleibt der Gedanke, dass es im Gehirn nun schon so festgefahren ist alles nach einem Jahr, dass ich gar nicht mehr anders ticken werde und ich mir das alles einfach nur noch einbilde. Morgens aufwachen und erstmal reinspüren, das Abchecken der Realität. Das ist ja quasi auch ein Zwang. Zwar nicht meinem Kind gegenüber, aber ein Zwang, der tagtäglich da ist.
Ich habe in 4 Wochen den nächsten Termin, mein Arzt sagte auch, es ist gut, dass mein Parmter da ist, denn er will ja schließlich einen guten Job machen.
Jetzt müssen wir wohl erstmal abwarten.
Das mit der Stabilität sagte meine Therapeutin auch, sie will mich erst stabil bekommen, um dann in der Therapie gezielt zu arbeiten.
Catha

Re: Umstellung Medikation und Arztgespräch

Beitrag von Catha »

Mein Doc ist Facharzt für Neurologie und Facharzt für Nervenheilkunde. Er behandelt seit vielen Jahren sowohl Patienten mit neurologischen als auch psychiatrischen Krankheitsbildern.
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