Hilfe! Es geht wieder los...

[Judith_T]

Hallo ihr Lieben,
ich bin nun seit drei Wochen in der Mutter Kind Einheit und es war bis auf ein paar Stunden im Großen und Ganzen seit zwei Wochen ganz gut. Habe richtig Hoffnung gehabt, dass das Schlimmste überwunden ist. Seit Montag allerdings kamen wieder komische Gedanken und Unruhe. Dies hat sich jetzt weiter gesteigert und heute weiß ich schon wieder nicht, wie ich den Tag schaffen soll mit dem Kleinen. Mir ist so schlecht...ich weiß gar nicht vor was ich Angst habe. Sie ist einfach da...hab schon versucht, mich mit Fantasiereise, PMR, Achtsamkeitsübung runter zu bringen, aber es bringt nix.
Wie waren denn eure Tiefs? Kamen die plötzlich? Gab es Auslöser? Ich habe das Gefühl, jedes Mal, wenn ich eine neue Möglichkeit habe, Hoffnung zu schöpfen (jetzt eben Mutter Kind Klinik) wird es vorübergehend besser. Jetzt hab ich aber keine Perspektive mehr, was noch kommen kann.
Es fühlt sich so schlimm an... Ich will das einfach nicht mehr. Wäre euch für Zuspruch dankbar...
Liebe Grüße
Judith

[Milanacasper240820]

Liebe Judith
Es ist schrecklich das Tief aber du hattest schon Wochen in denen es dir recht gut ging
Meine Tiefs kommen noch ständig und kann nicht sagen woher oder wieso ich denke das ist nun so
Es gehört zur Krankheit
Wenn ich so Tiefs habe kann ich auch nichts umsetzen was mich aus dieser Phase erlöst
Da versucht man oft vergeblich durch Achtsamkeitsübungen und sonstiges sich zu erleichtern ich bin dann meistens eher wie gelähmt und versuche die Tiefs einfach zu überstehen
Immer und immer wieder
Es ist so unerträglich und man versteht einfach nicht wieso wenn es doch schon so gut war
Das macht keinen Sinn und nimmt einem mt einem Schlag manchmal jegliche Hoffnung die man an guten Tagen sich mühsam erbaut hat
Es wird nochmal besser
Versuch es auch einfach geschehen zu lassen und Versuch trotz deines Zustandes dich viel abzulenken
Gedanken Spielen so eine riesige Rolle
Deshalb mach alles was dir nur möglich ist vllt ist es Morgen schon wieder anders
Was man in den Tiefs nie glauben kann
Es ist dann so unvollständig aber es ist tatsächlich so das die Tiefs auch wieder gehen
Ich drück dich und wünsche dir viel Kraft
Die sch..... pdd kann uns mal

[Jen]

Bei mir war es ebenfalls so.

Ich hatte nach der Klinik eine ganz tolle Woche und habe meinen Mann sogar wieder arbeiten geschickt und auf einmal war da wieder dieses TIEF. Diese Angst, diese Panik, diese Hoffnungslosigkeit. Ich hatte keine Ahnung woher. Das macht die ganze Sache so .... Dieses Hoch und tief.
Das Hoch wird wieder kommen, bei mir ist es auch wiedergekommen.
Glaub fest dran. Unbedingt! Da sind auch oft Hormone im Spiel.

DU SCHAFFST DAS! Schau mal wie weit du schon gekommen bist!!

[Löwenmutter]

Es klingt für mich völlig normal. Die Hochs und Tiefs haben sich bei mir immer abgewechselt. Manchmal kam das tief plötzlich, manchmal schleichend. Man darf das ganze nicht zu Kleinschrittig betrachten. Die Krankheit braucht leider Zeit. Vergleiche deinen Zustand nicht mit gestern oder letzter Woche sondern die Entwicklung über die Monate. Bei diesem Vorgehen war bei mir immer ein Aufwärtstrend zu erkennen.
Und es ist leider immer so, dass jedes noch so kleine tief Unsicherheiten mit sich bringt. Und je länger das hoch dauert umso mehr erschreckt einen das tief. Bei mir war es am Ende so, dass nach 2-3 Monaten hoch nochmal 3-4 Tage tief kamen. Obwohl das tief „ harmlos“ war und das hoch ja ewig gedauert hat kamen sofort die Gedanken dass es nie mehr gut wird. Völlig irrational aber das hat diese gemeine Krankheit so an sich.
Du wirst gesund! Noch ein paar Tage, dann ist das blöde tief vorbei.

[Judith_T]

Danke für eure Antworten und unterstützenden Worte.
Ich frage mich wirklich permanent, was in mir ist, das diese Gefühlslage aufrecht erhält. Es ist jetzt schon die ganze Woche schlechter... Heute wieder ganz schlimm. Ich bin einfach überhaupt nicht mehr die Person, die ich noch vor der Geburt war. Und stelle meine Erinnerungen und Vorstellungen von dieser Person gleichzeitig komplett infrage. Ich fühle mich für mein Leben nicht mehr bereit... Was soll das alles überhaupt bringen?
Ich halt es echt nicht mehr aus. Bin so schwach... Das ist nicht mal eine Woche und ich bin komplett am Ende.

[Inga]

Hallo Judith!

Es tut mir leid, das es dir wieder so schlecht geht.
Du bist bestimmt noch in der MuKi.

Haben sie dort noch etwas an deinen Medikamenten verändert?
Ich kenne dieses Gefühl zu gut.

Meine PPD ist zwar schon lange her, aber ich kann mich noch gut an diese ganzen Gefühle erinnern.

Leider spielt der Faktor Zeit eine große Rolle, es ist schwer auszuhalten, aber es geht wieder weg.

Ich war damals auch in einer Muki in Herten und wenn es gar nicht mehr auszuhalten ist, dann kannst du auch nach einem Bedarfsmedikament wie z.B Tavor fragen.

Halte durch!!!!
Ich schicke dir ganz viel Kraft!!!

[Judith_T]

Liebe Inga,
danke für deine Worte.
Ich habe die letzten drei Tage bereits Tavor 0.5mg genommen. Es hat ein bisschen geholfen aber jetzt keinen großen Effekt.
Ich fühle mich einfach als würde ich wieder am Anfang stehen...und das nach dem ganzen Leidensweg bisher mit stationärem Aufenthalt alleine und MuKi Einheit.
Klar, vielleicht sollte ich mehr in Monaten denken, aber ich glaube, dass ich mir einfach nicht zutraue, Mutter sein zu können, weil es für mich nur Stress und Sorge bedeutet. Und das geht ja nicht weg.
Mein altes Ich hatte da keinen Zweifel, es zu schaffen. Aber das wusste auch nicht, was auf einen zukommt.
Es wäre einfach so hilfreich, Auslöser und Hilfen identifizieren zu können. Leider greift auch non stop Ablenkung hier in der MuKi nicht. Ich versuche wirklich alles, glaubt mir. Nehme an allen Therapien teil, tu mir was Gutes, bin achtsam, bewege mich... Ich bin so verzweifelt
Über eine Medikamentenänderung wurde (noch) nicht gesprochen.
Liebe Grüße
Judith

[Judith_T]

Das Tief hält an und ich will mein Kind nicht mehr... Ich schaffe das alles nicht. Es ist so schlimm...
Ich habe die ganze Zeit Gedanken, dass ich sterben will. Und hab jetzt auch schon tavor genommen. Ich glaub, mir kann einfach nix mehr helfen.
Das ist das schlimmste was ich bisher erlebt hab, also ist es ja kein Aufwärtstrend...

[Lauri04]

Hallo Judith!
Ich hab keine Ahnung von Medikamenten und so, aber ich will, dass du das schaffst! Ich glaube ganz fest an dich! Es geht wieder vorbei! Du warst schon auf einem guten Weg und den wirst du auch wieder finden! Es lohnt sich! Mir steht das alles noch bevor und ich will von dir hören, dass es besser wird.
Wir wissen, wie du dich fühlst... aber du hast es doch schon so weit gebracht! Mutter sein ist stressig und ja, man macht sich so viele Sorgen... damit kann man aber leben! Du wirst das lernen, versprochen!
Kotz dich hier aus, schreib alle deine Gedanken auf!
Ich denke ganz dolle an dich! Halt durch!
Lauri

[sunrise]

Liebe Judith,
doch, du schaffst das!
Ich kenne diesen Satz von wegen „das Schlimmste, was ich je erlebt habe“ und weiß, welche Verzweiflung sich dahinter verbirgt. Daher: Fühl dich nicht nur gedrückt, sondern auch verstanden.
Leider ist es so, dass man ganz unten absolut nicht glauben kann, dass es je besser wird. Es ist, als ob man im Nebel jede Orientierung verlieren würde. Aber: Es geht vorbei. Irgendwann lichtet sich der Nebel wieder. Wenn dus nicht glaubst, glaube ich es für dich
Vielleicht hilft es dir, in diesem dunklen Loch nicht in Tage vorauszudenken, sondern in Stunden-einfach Stunde für Stunde abzusitzen, fürs Erste...bis es wieder bergauf geht, was es wird.
Man ist nämlich verleitet, in der Verzweiflung in ein „ich krieg den Tag nicht auf die Reihe“-Denken zu verfallen. Da kanns hilfreich sein, den Tag in „kleine Häppchen“ zu unterteilen: Sprich zuerst den Vormittag, dann den Nachmittag in Angriff nehmen und so gut es geht ablenken.
Der Aufwärtstrend kommt, ganz bestimmt und bis es so weit ist, halt durch!
Alles Liebe

[Milanacasper240820]

Liebe Judith wie geht es dir mittlerweile
Ich muss viel an dich denken
Da ich mich in derselben Misere befinde
Ich hatte zwei gute Wochen in der Klinik und gestern nachdem Gespräch mit der Psychologin hatte ich eine üble Panikwelle die mich aus dem nichts so aus dem Leben riss ich hatte Todesangst des Todes
Ich berichtete ihr noch das ich Gott danke das ich überhaupt noch lebe nach den letzten Monaten und das ich stückweise mich selbst Ein Stück zurück gefunden hab das ließ mich vor Glück weinen
Aber jz steh ich wie am Anfang
Ich bin seid der Attacke nur noch im Angstzustand
Angst das es nie wieder gut wird
Angst zu sterben
Angst gefangen in der Derealisation in der ich mich immer mehr befinde
Dieses Gefühl bringt mich echt noch um
Lange Rede kurzer Sinn
Ich wollte dich wissen lassen du bist nicht alleine und die Tiefs fühlen sich immer wieder zerstörend an
Ich drücke dich und denk und fühl mit dir
Lg Sarah

[Judith_T]

Liebe Sarah,
ich bin leider wirklich sehr tief abgerutscht und musste letzten Endes am Sonntag mit Tavor ruhig gestellt werden. Da hab ich 3mg bekommen. Seitdem wieder fest 0.5mg dreimal täglich und ich wechsle nun von Sertralin auf Venlafaxin. Ab Montag ging es mir dann stetig besser. Und aktuell ist es sogar ziemlich gut... Aber das natürlich unter tavor. Nächste Woche werden wir wohl mit dem ausschleichen beginnen. Ich hatte jetzt keine Derealisationserfahrungen mehr seit dieser Woche, das zeigt einfach wie sehr das mit dem Stress zusammen hängt. Es gab Momente wo ich mich über mein Kind gefreut habe und mit ihm lachen konnte. Auch sonst fühle ich mich normaler... Aber wenn ich an den Alltag zu Hause denke fühle ich mich absolut nicht bereit. Zudem habe ich große Angst vor einem erneuten Tief. Dieses war wirklich tiefer als alles was vorher war (Es haben sich wirklich starke suizidale Gedanken aufgedrängt) und ich hätte nicht gedacht, dass mir das noch passiert. Gerade weil es ja auch schon besser geworden war. Ich bin gespannt wie ich mit dem venlafaxin zurecht komme. Wie geht es dir? Wir müssen weiterkämpfen... Es ist unglaublich schwer aber es lohnt sich..wir erobern uns unser Leben wieder zurück!!
Bei mir ist das mit der Derealisation übrigens so, dass ich unscharf sehe, mir alles wie in Watte vorkommt. Ich spüre meine körperlichen Bedürfnisse nicht, auch Schmerz kaum. Ich finde mich komisch, wie ich rede... Denke ständig darüber nach ob ich wirklich so denke oder fühle wie ich es gerade tue. Ich fühle mich wie ein Roboter, gleichgültig, leer.
Liebe Grüße

[Leonie12]

Liebe Judith

Wie geht es dir denn mittlerweile?
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und dass es schnell immer etwas besser wird! Fühl dich gedrückt! Du bist nicht allein!

[Judith_T]

Liebe Leonie,
seit dem üblen Tief ging es mir jetzt schrittweise besser. Ich merke, dass ich aber permanent noch in Habachtstellung bin und genau beobachte, ob es nicht doch wieder los geht. Was natürlich nicht so günstig ist... Ich habe immer wieder richtig freudige Momente und Muttergefühle. Mein Kleiner gibt mir Halt. Aber ich bin auch noch oft nahe am Wasser gebaut und schlapp und antriebslos. Zu Hause zu sein kann ich mir noch nicht wirklich vorstellen. Ich hoffe, dass ich von dieser guten Zeit zehren kann, wenn es doch wieder schwieriger wird... Aber am besten wäre es natürlich wenn es weiter stetig bergauf ginge :)
Danke, dass du nachgefragt hast. Lass es dir gut gehen. Liebe Grüße Judith

[Leonie12]

Liebe Judith

Es freut mich sehr zu hören, dass es dir immer ein wenig besser geht! Dass ist doch bestimmt eine gute Erinnerung und Motivation, falls es doch wieder schlechter wird - wobei ich dir natürlich wünsche, dass es nur noch besser wird! Es freut mich sehr, dass der Kleine dir halt gibt und du Freude und muttergefühle hast! Dass ist so viel Wert!
Was die Zeit zuhause betrifft, ich kenn mich mit Klinikaufenthalten nicht aus. Aber ich würde dir raten, dir Zeit zu lassen - du "musst" ja noch nicht gleich nach hause oder? Nutz die Zeit in der Klinik und sag, wenn du mehr Zeit brauchst, damit du solange Hilfe bekommst, wie du sie brauchst! Menschen sind unterschiedlich und darum gibt es auch nicht die eine richtige Aufenthaltsdauer

Ich wünsche dir viel Kraft, dass es weiter bergauf geht und jetzt schon viel Ruhe und alles Gute für die Zeit daheim!