Langzeitstillen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Tigerlili

Langzeitstillen

Beitrag von Tigerlili »

Hallo ihr Lieben,
Die Frage ums Abstillen treibt mich nun schon seit einiger Zeit herum. Ich frage mich immer wieder, inwiefern das Stillen, also die Hormonelle Situation meine psychische Situation beeinflusst und ob das Abstillen mir Erleichterung verschaffen würde.. Hat jemand von euch da Erfahrungen, die er schildern könnte? Ich habe meine Frauenärztin und meine Therapeutin schon darauf angesprochen, aber beide meinten, sie könnten es mir nicht sagen. Ich Stille zwar gerne, aber wenn die Möglichkeit besteht, dass es mir ohne endlich etwas besser geht, würde ich damit Schluss machen. Die Entbindung ist 15 Monate her, ich wünsche mir so sehr, das Leben mit unserer Tochter endlich genießen zu können. :(
Irene
Beiträge: 76
Registriert: 18:12:2020 8:22

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Irene »

Hallo liebe Tigerlilli,


ich habe meinen Sohn nur vier Monate stillen können, da ich danach mit Medikamenten anfangen musste und ich es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, dass er davon was abbekommt. Als ich mit dem Stillen aufhörte, kam ein krasser Hormonabfall, der mich für eine kurze Zeit noch tiefer in die PPD stürzte, ABER danach war es viiiel besser für mich, da ich so viel mehr unterstützt werden konnte. Mein Mann hat teilweise die Nächte allein geschmiessen, da Schlaflosigkeit fressen für eine Depression ist. Mir fiel es soooo schwer abzustellen, da ich meine Tochter auch fast ein Jahr gestillt habe. Aber jetzt im Nachhinein, mein Sohn ist jetzt fast 9 Monate alt, war es die beste und richtige Entscheidung. Ich kann dir hier nix raten, ich kann dir lediglich von meiner Erfahrung berichten. Alles Liebe, Reni
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Tigerlili

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Tigerlili »

Hallo Reni,
Danke, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst! Dass der Hormonabfall einen erstmal in ein Loch stürzt, glaube ich dir sofort.. Hattest du Bedarfsmedikation, um das besser auszuhalten? Hast du langsam abgestillt oder schnell?

Ich nehme schon 20mg Citalopram seit dem 1. Tag nach der Entbindung, aber es hat lediglich die Panikattacken erträglicher gemacht. Vielleicht ist es nicht das richtige oder ich brauche noch etwas zusätzlich. In dem Fall, müsste ich ohnehin abstillen.

Deine Depression äußert sich auch eher durch Unruhe als durch Antriebslosogkeit? Musste den Begriff "agitiert" erstmal googlen..
Irene
Beiträge: 76
Registriert: 18:12:2020 8:22

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Irene »

Hallo :)

Innerhalb einer Woche habe ich abgestillt,auch weil ich zwei Medikamente nehmen musste. Hätte ich wie du nur citalopram genommen hätte ich auch weiter gestillt :) meine Depression aussert sich durch Unruhe die zur Schlaflosigkeit führt und die wiederum zur Angst... Teufelskreis. Damit dieser unterbrochen wird, ist für mich Schlaf das wichtigste daher auch das Abstillen. Und das Mirtazapin als Bedarfsmedikation.

Entschuldige, dass ich erst jetzt antworte, wir waren im Urlaub.
Ich bin übrigens auch nicht symptomfrei.die Medikamente Federn es lediglich ab. Aber die ein oder andere schlechte Nacht bleibt, vor allem weil der kleine ja noch klein ist und nicht 8 h durchschläft. Kann es ehrlich gesagt kaum erwarten bis es soweit ist. Ich empfinde das erste baby Jahr als wahnsinnig herausfordernd und Kräfte zerrend.
Wie geht es dir?
Viele grüsse
agitierte Depression, Anpassungsstorung, PPD
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10041
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Marika »

Hallo,

mir ging es ähnlich wie Reni. Habe nur 5 Wochen gestillt und dann zugunsten der Medikamente (ich brauchte 3) abgestillt. Für mich war es eine sofortige Erleichterung, da mein Schlaf nicht mehr unterbrochen wurde, oder einfach nur 1x und mein Mann mich eben auch unterstützen konnte.

Leider kann man es tatsächlich nicht vorher sagen - es kann alles passieren - jede Frau reagiert anders. Die Hormone darf man bei einer PPD nie unterschätzen, egal ob es das Stillen ist oder danach der normale Zyklus.

Mit 20 mg Citalorpam bist du eher niedrig dosiert, evlt. bräuchte es zum stabil werden eine höhere Dosis - natürlich in Absprache mit dem Arzt und in Berücksichtigung ob du stillst oder nicht.

Sorry, dass ich dir nicht mehr helfen konnte - ich wünsche dir eine gute Entscheidungsfindung!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Tina-Fr

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Tina-Fr »

Liebe Tigerli

Ich habe meine erste Tochter auch 14 Monate gestillt und hatte damals auch große Bedenken bzgl. Verschlechterung.
Und irgendwie hab ich auch gerne gestillt und es war für mich so etwas,was uns durch die gesamte schwere Zeit auch immer getragen hat
Das heisst,abstillen war auch mit Wehmut verbunden.
Aber :
Uch hatte einige Tage ein kleines Tief,danach war es aber wirklich sehr sehr viel besser.
Das hätte ich nie gedacht,aber eben gerade der Schlafmangel ist ja Gift.
Und ich empfand Abstillen dann auch irgendwie ein bisschen wie die Verantwortung wieder mehr teilen
Das hat mich entlastet und tat mir gut.
Von daher kann ich dir absolut Mut machen.
Und wenn doch irgendwas kommt: du bist dann völlig frei in der Mediwahl. Das hab ich mir zur Beruhigung auch immer wieder vor Augen geführt.


Nun steht bei meiner 2. Tochter irgendwann das Abstillen an - nur schläft sie gerade so gut,dass ich nichts ändern will :-) never Change a running system und so ;-)

Alles Liebe für Euch!
Krümmelchensmama

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Krümmelchensmama »

Hallo
Ich habe mir lange überlegt ob ich schreiben soll, da ich eine ganz andere Erfahrung gemacht habe... Doch ich finde oft ist es interessant alle Seiten zu hören.
Ich habe meine erste Tochter 3 Jahre gestillt. Sprich ich habe sie länger gestillt als ich mein Medikament nahm.
Meine Tochter hat sich von alleine abgestillt, sprich sie stillte immer weniger bis sie von alleine aufhörte...
Als es vorbei war hatte ich gar kein tief, ich denke dass lag daran dass sie so langsam aufhörte und sich so mein Körper nicht umstellen musste....
Die wachen Nächte waren auch für mich ganz schlimm, aber als sie so ca 18 Monate alt war lernte ich ihr wie sie sich selbst bedienen konnte, somit konnte ich prima weiter schlafen....
Muss aber auch sagen, dass es bei mir auch aufeinmal viel besser wurde sobald ich durchschlafen konnte...
Schlaf ist unheimlich wichtig, hätte das mit der Selbstbedienung nicht geklappt, hätte ich auch viel schneller abgestillt.
Dies ist nur meine Erfahrung und dies funktioniert auch sicher nicht bei jeden... Wollte sie dir aber nicht vorenthalten.
Tigerlili

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Tigerlili »

An Reni:
Ich hoffe, du hattest ein paar erholsameTage! 😊 Das du nicht direkt geantwortet hast macht doch gar nichts, ich brauche auch ab und an ein wenig Abstand zu dem Thema und antworte nicht immer sofort.

Ich stecke grad wieder in einem kleinen Tief, mit den Angstzuständen komme ich irgendwie zurecht, die Nächte machen mir aber sehr zu schaffen.. Unsere Tochter schläft schon lange durch, mein Mann schläft auch schon seit anderthalb Jahren im Wohnzimmer und nimmt das Babyfon, um mir das Einschlafen zu erleichtern, aber es funktioniert einfach nicht.. Ich bin körperlich absolut erschöpft aber sobald mir die Augen zufallen, schrecke ich plötzlich auf. Das geht dann bis 4 oder 5 Uhr so. Wenn ich dann schlafe, habe ich fürchterliche Albträume. :'(

Gestern habe ich mich überwunden und in einer psychiatrischen Praxis angerufen, leider wurde ich direkt abgewimmelt.. Ich bin theoretisch in einer Praxis angebunden, allerdings ist die im Krankenhaus, in dem ich Entbunden habe. Ich möchte und kann auch momentan dort nicht hin. Das letzte Mal, als ich dort war kam alles wieder hoch, das Citalopram bekomme ich seither von meinem Hausarzt. Aber der kann mich natürlich nicht anderweitig mit AD oder Antipsychotika einstellen..
Tigerlili

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Tigerlili »

An Marika:

Lieb von dir, dass du mir von deiner Erfahrung berichtest! Die Zeit, in der unsere Tochter noch nicht durchschlief, war es besonders schlimm mit mir.. Ich denke auch, dass es Zeit für mich ist, mich Medikamentös einstellen zu lassen. Und wenn es erstmal nur im Bedarf ist, es wär so schön, wieder unbeschwerter durchs Leben zu gehen.
Tigerlili

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Tigerlili »

An Tina-Fr:
Es ist so schön und macht Mut zu lesen, dass du trotz der schwierigen Zeit nach der 1. Schwangerschaft noch ein weiteres Kind bekommen hast! Bei mir entwickelt sich grad auch ein Kinderwunsch, aber dafür ist es wohl noch zu früh..

Ging es dir nach dem Abstillen ganz ohne Medikamente besser oder hattest du etwas zur Unterstützung genommen?

Ich stelle es mir sehr erleichternd vor, diese Freiheit zu haben, alles an Medikamenten einnehmen zu können. Vielleicht würde mich dieser Gedanke alleine schon beruhigen. An Tagen, an denen es mir schlecht geht habe ich nämlich oft Angst, dass wieder alles so schlimm wird, wie in den ersten Monaten nach der Entbindung..
Tina-Fr

Re: Langzeitstillen

Beitrag von Tina-Fr »

Das finde ich großartig,dass du manchmal schon an ein weiteres Kind denkst...das ist doch wirklich eines der besten Zeichen.
Ich bin sicher,dass es auch psychologisch klug ist zu denken: dann kann ich alles nehmen,was ich brauche. Und es dann echt auch zu tun.

Zu deiner Frage: ich habe ab dem. 4. Lebensmonat von der Großen Sertralin 100mg genommen.
Nach dem Abstillen hab ich es nochmal etwas erhöht, da die Ängste noch nicht komplett verschwunden,wohl aber sehr viel besser waren
Das hat allerdings nichts gebracht,weshalb ich nochmal auf Venlafaxin gewechselt hab.
Das hat viel gebracht . Ich habe es dann abgesetzt wg 2. Kinderwunsch, aber das hat leider nicht lange gehalten.
Zugunsten der SS habe ich dann Sertralin genommen, 75 mg (statt wie davor 100) haben dann verrückterweise gereicht.
Antworten