Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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lipsy89
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Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Hallo Zusammen, ich hatte 2019 nach der Geburt eine PPD mit schlimmen Zwangsgedanken meiner Tochter gegenüber. Ich habe dann eine Therapie gemacht und 1 Jahr Sertralin genommen. Habe es dann alles erfolgreich abgesetzt und bis vor kurzem war alles gut. Klar ab und an kamen Gedanken, aber die waren gleich weg.

Ich war ja gerade bei meinen kleinen Kindern schon immer sehr ängstlich, dass sie sich verschlucken oder anderweitig weh tun. Aber je älter sie wurden, desto besser ging es mir. Gerade durch zu viel im Internet lesen ging es mir immer mega schlecht, weil vieles mich getriggert hat.

Letztens habe ich, dann, obwohl ich es vermeiden wollte diesen Bericht gelesen über eine Mutter, die ihre 4 Kinder ermordet hat und dann versucht hat sich selbst umzubringen. Ich bin fast gleich alt und habe auch Kinder in ähnlichem Alter.
Irgendwann vor 2 Tagen hatte ich dann eine Diskussion mit meinem Mann und es war gar nicht so wild, aber er hat mich dann halt bocken lassen :D und ist eh kein großer Redner. In dem Moment war ich natürlich wütend und zack kam der Gedanle, jetzt werde ich auch zur Mörderin und bringe die Kinder um, um ihm eins auszuwischen. So ähnlich hatte ich das mal gelesen. Da stand, dass gerade Männer sowas oft aus Rache oder Wut machen. Natürlich habe ich gar keinen Drang danach meinen Kindern was zu tun und ich liebe meinen Mann. Ich war nach dem Gedanken sofort komplett fertig. Aber so richtig und ich war quasi alleine, weil ich rumgezickt habe und sauer auf meinen Mann war. Mir ging es dann richtig schlecht. Auch jetzt noch. Heute musste ich voll heulen und mir ist übel. Als ob ich wieder einen Rückfall habe. Ich denke mir jetzt die ganze Zeit, was wenn ich auch so austicke? Aus lauter Verzweiflung, was wenn mein Mann und ich uns trennen. Allein beim Gedanken dreht sich mir der Magen um. Bei der Diskussion letztens habe ich richtig gemerkt, wie verzweifelt ich war. Das ging mir sonst nie so extrem nahe. Es hat mich geärgert, weil er mich so alleine gelassen hat, ohne mal groß zu reden. Dann denke ich mir jetzt, dass ich sauer bin, weil er mit daran Schuld ist, dass ich wieder solche Gedanken habe. Aber eigentlich ist das ja gar nicht seine Schuld direkt. Er ist halt typisch Mann und eher still. Er kann ja nichts für meine Psyche.

Ich habe so Abgst seitdem. Was wenn ich auch durchdrehe, wie diese Frau, obwohl es gar keinen Grund gibt, wegen sowas Kinder umzubringen, das ist mor schon klar?! Und dann auch noch der Streit mit meinem Mann uns ich bin sauer. Da denkt man ja erst recht, man wird zur Massenmörderin.

Geht es euch auch manchmal so, dass euch das triggern, wenn ihr sowas lest? Ich habe jetzt echt wieder Angst in so eine Spirale zu geraten wie früher.

Danke schonmal und VG. :)
Franzi1983

Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von Franzi1983 »

Hallo lipsy,

Erstmal du wirst nicht zu mörderin weil du das gelesen hast , es ist dein Gehirn einen Streich spielt . Und weil du sagst, es hat sich getriggert das ging mir vor ein paar Wochen auch so hab was Gelesen Zack ich mach das jetzt auch . HAb es natürlich nicht . Hatte das meiner Psychiaterin erzählt und sie hat mich angepflaumt ich soll das lassen .

Ach ein Satz hat sie mir mitgegeben ich soll ihr und in mich selber vertrauen haben .

Lg franzi
lipsy89
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Danke, für die lieben Worte. Es war ja sogar schon ein paar Tage her, dass ich es gelesen hatte und als der Streir mit meinem Lann war, kamen plötzlich die Gedanken hoch, dass ich den Kindern dann etwas antun, obwohl ich das gar nicht will. Es ist echt zum kotzen. :/
Franzi1983

Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von Franzi1983 »

Das was du gelesen hast war mit Sicherheit im Unterbewusstsein und durch deinen Mann ist es hochgekommen . Wegen dem Streit . Medikamente nimmst ja nicht mehr ?
lipsy89
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Das gleiche dachte ich auch mit dem Unterwusstsein. Nein ich nehme keine mehr, aber da ich deshalb jetzt so fertig bin, habe ich bei der Ambulamz, wo ich damals war angerufen. Sie sind natürlich voll und ich soll mich Donnerstag melden. Ich denke es ist vielleicht doch besser, wenn ich wieder anfange was zu nehmen und nochmal mit einer Psychologin rede. In letzter Zeit war einfach so viel los in meinem Leben und vielleicht kommt das gerade alles zusammen und deshalb kommen die Gedanken wieder. Ich habe ja ansonsten nicht mal mehr ZG großartig. Nur das eine mal jetzt uns da drüber werde ich gar nicht mehr fertig, :/ und dann meint mein Mann noch, er liebt mich und ich bin eine gute Mutter und ich denke nur, dass das ja nicht sein kann, wenn ich solche ZG habe. Man denkt echt, man ist irre. Ich hoffe zumindest, dass ich wenigstens erstmal wieder Sertralin bekomme, solange ich auf der Warteliste stehe. :(
cwe
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von cwe »

Hey,

ich kann dich so gut verstehen, ich leide auch unter ZG und hatte schon zweimal einen Rückfall. Einmal nach einem kompletten Absetzen meines AD's und jetzt nach dem ich nur 7,5 mg Cipralex genommen habe und eine echt stressige Zeit hatte. Ich habe damals und auch jetzt wieder zügig raufdosiert und beim letzten Mal war der Rückfall nach etwa 3 Monaten vorbei. Jetzt hoffe ich auch wieder auf einen schnellen Wirkeintritt. Ich denke, der Körper ist vor Rückfällen in einer Art Spannungszustand und der kleinste Gedanke (jeder Mensch hat ja solche Gedanken) wird ein Zwangsgedanke und man ist wieder drinnen im Loch.

Wie viel Sertralin hast du denn damals genommen? Wie äußerten sich die "kleinen" ZG Krisen vor dem Rückfall?

Ich hätte auch so gerne den Rückfall ohne das AD geschafft, aber ich für mich habe entschieden, dass ich so schnell wie möglich mein Leben wieder genießen möchte.

Viele Grüße und bleib tapfer
lipsy89
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Ich denke auch, es kam einfach zu viel auf einmal jetzt bei mir. Ich hatte damals 50mg, also recht wenig, aber es war ok. Nur die ersten Tage war es natürlich echt schlimm mit den Nebenwirkungen. Vor diesem Vorfall lezzt, hatte ich eigentlich gar keine ZG mehr oder vielleicht höchstens unterbewusst, also da habe ich es nicht groß für voll genommen. Jetzt habe ich auch jetzt noch dazu meine Tage. Da bin ich auch oft sensibel und wie blöd im Kopf. :D Bei 4 Kindern und der Arbwut hat man natürlich immer Stress, aber das ging eigentlich. Dann hatte ich noch gesundheitlich Angst und habe zu viel gegoogelt. Ich habe dann noch eine große Dummheit begangen und mit einem Kollegen eine Affäre gehabt, weil mor in unsere Beziehung einfach etwas gefehlt hat. Bitte verurteilt mich nicht :/. Mein Mann hat mir zum Glück verziehen. Ich habe ihm alles gezeichnet, aber natürlich auch immer noch ein schlechtes Gewissen und dadurch auch echt Verlustangst, was meine Ehe betriftt. Denn ich liebe meinen Mann über alles und denke oft, dass ich so viel Glück habe, dass er trotz allem noch bei mir ist. Ich denke das hat mir natürlich aber auch den Rest gegeben. Mein Mann konnte noch nie groß Gefühle ausdrücken. Wie sicher viele Männer. :D Aber gefühlt bin ich immer die die redet und er bekommt kaum einem Ton raus und das hat mich am WE wieder voll frustriert. Mein Schwager und seine Freundin stehen auch vor der Trennung und sie hat auch etwas psychische Probleme. Natürlich ist das dann alles geballt echt viel und ich denke das es nur eine Frage der Zeit war, bis wieder was hochkommt. Ich versuche eh immer es allen recht zu machen und selbst bei der Affäre habe ich im Grunde nur Bestätigung und Zuneigung gesucht glaube ich. Hoffe ihr denkt jetzt nicht, dass ich ein Unnensch bin. :/
lipsy89
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Deshalb wollte ich auch so schnell es geht, wieder die Medis, damit es nicht viel schlimmer wird. Momentan geht es gerade wieder etwas. Es hilft schon drüber zu reden. Es ist halt auch durch Corona noch schwerer geworden überhaupt einen Ternin zu bekommen. Ich will jetzt ungern zur Hausärztin und es verschreiben lassen.
cwe
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von cwe »

Hey Lipsy,

ich verurteile dich nicht bezüglich der Affäre, falls du da Bedenken hast. Es ist ganz typisch für seelische Erkrankungen, dass sie in solchen Zeiten wieder ausbrechen.

Meinst du nicht es wäre besser, wenn du zum Hausarzt gehst? Jeder Tag, an dem du früher deine Medis bekommst, ist ein gewonnener.

Viele Grüße
lipsy89
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Also ich wollte definitiv noch bis Ende der Woche warten und dann soll ich ja anrufen. Wollte da ungerne vorweg zur Hausärztin, aber sollten die mich tatsächlich nur auf die Warteliste setzen, gehe ich zum HA. Dummerweise ist die Ärztin die Mutter von einem Kita Kind, aus der Gruppe meiner Tochter. :D Das ist gleich noch blöder.
Ich habe auch einfach so viel gegoogelt. Jetzt habe ich natürlich auch noch gelesen, warum Frauen ihre Kinder töten und da steht auch noch, das es oft Frauen sind, die überfordert sind oder psychisch vorerkrankt oder eine schlechte Kindheit hatten. Ja ganz toll, das trifft es ja wieder ins Schwarze. :/ Ich hasse Google dafür. :D
cwe
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von cwe »

Hi Lipsy,

Dein Recherchieren im Internet ist quasi deine Zwangshandlung, mit der du dich selbst beruhigen möchtest --> funktioniert nur kurzfristig. Je öfter du das machst, desto automatisierter läuft das ab und desto schlimmer wird der Zwang.

Ich kenne das von mir, ich hab sexuelle ZG und frage mich immer: und wenn ich doch doch pädophil bin und meine Triebe nicht unter Kontrolle habe? (Ich schäme mich immer, das zu schreiben :( )

Unser Problem ist die nicht existierende 100 % ige Gewissheit, das wir sowas nicht getan bzw. nie tun würden. Diese möchten wir mit googeln erreichen, wohl wissend dass das nicht funktioniert. Wir müssen lernen, mit der Unsicherheit zu leben. SSRI wirken sich positiv auf die Gehirnareale aus, die mit dieser Unsicherheit nicht umgehen können. Dazu ist das Gehirnareale der Impulskontrolle bei Zwänglern überaktiv, weshalb es bei uns noch unwahrscheinlicher ist, solche Dinge zu tun.

Auch wenn alles logisch klingt, müssen wir erst die unangenehmen Gefühle verlernen, die solche Gedanken hervorrufen. Und das geschieht durch die Konfrontation (hast du sicher alles schon in der Therapie gelernt)

VG
lipsy89
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Danke für die Antwort. Tatsächlich muss ich sagen, dass ich damals nicht wirklich viel aus der Therapie mitgenommen habe... leider. Gefühlt war es wie nettes reden und einfach ausheulen. Wirkliche Tips bekam ich nie. Klar ich sollte nicht googeln, was ja leider nicht mehr klappt. :D Es ist halt enorm schwer, einen Psychologen zu finden und überhaupt einen Platz zu bekommen. Ich glaube viele sind mit den Zwangsgedanken nicht so vertraut. Deshalb bin ich sehr dankbar für jeden Tip. :)

Es ist schon interessant, was da im Gehirn so abläuft.

Gerade wenn ich sowas denke wie nach dem "Streit" (dass ich den Kindern was antu, nur wegen dem Streit oder weil mein Mann mich verärgert.) ist das einfach nur schlimm. Ich meine woher weiß ich, dass es ein Zwangsgedanke ist? Woher weiß ich, dass ich es nicht wirklich umsetze? Das es nicht so durchkneten, wie offensichtlich bei manchen Eltern.....Ich glaube hätte ich nicht irgendwann davor mal den Artikel gelesen, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen. Zumal es sinnlos ist. Aber dann kommt wieder die Spirale und ich denke oh Gott, nur aus Wut oder Verzweiflung denkst du das, was passiert dann, wenn du wirklich mal verlassen wirst?! Jetzt habe ich schon vorher vor jedem Streit Angst. Das wird jetzt mein persönlicher Zwangs-Horrorgedanke glaube ich. Dann liest man noch was über Frauem die ihre Kinder umgebracht haben und zack bin ich voll am Boden. Das nervt so.
cwe
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von cwe »

Bei wir war es genauso, ich hatte eine Therapie, in der ich mit der geratscht habe. Da habe ich null gegen die Zwänge gelernt. Mir hat das Cipralex dann geholfen, weswegen ich die Therapie dann beendet habe. Bei mir ist das Therapieangebot auch nicht gut, bin auf der Warteliste und komme wahrscheinlich im Januar dran. Wichtig ist, dass es eine Verhaltenstherapie mit Expositionsübungen ist.

Ich nehme die höhere Dosis jetzt seit 4 Wochen und warte jetzt einfach bis die Medis wirken... Ich versuche auch, durch viel Lesen mir mehr Wissen anzueignen und die Zwangshandlungen wenn möglich unterlassen. Es gibt eine tolle Website: ocdland.com. Da kann man sich gute Tipps holen. Ich denke mehr können wir auch nicht machen... Augen zu und durch

Du weißt dass es ein Zwangsgedanke ist, weil du unangenehme Gefühle hast und du dich beruhigen möchtest. Wenn du es tatsächlich tun möchtest, hättest du keine Angst! Und die Angst wird weniger, wenn du dich aktiv dem Gedanken stellst, solange bis die Angst etwas abflacht.

vg, wir schaffen das!
lipsy89
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Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von lipsy89 »

Vielen Dank für die Unterstützung. Ja leider ist es überall echt schwer wen zu finden. Das ist schon traurig. Das Schlimme ist, dass man ja quasi nehmen muss, was man bekommt an Angeboten. Im Grunde waren es damals auch die Tabletten und auch vielleicht ich selber, weil ich mich wieder aufgerafft habe und auch wieder arbeiten bin etc.

Ich glaube gerade als Frau will man alles richtig machen uns eine super Mutter und Frau sein und man muss sich auch erstmal eingestehen, dass man nicht perfekt ist und jeder seine Schwächen hat.
Franzi1983

Re: Nach einem Jahr wieder ZG Hilfe... :/

Beitrag von Franzi1983 »

Hallo cwe,
Ocdland ist das kostenlos ? War kurz auf dieser Website und es hört sich sehr gut an

Lg franzi
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