Wochenbett, ZG, Anspannung

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sternschnuppe_

Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von sternschnuppe_ »

Hallo ihr Lieben,

seit Ewigkeiten meld ich mich nun mal wieder. Leider schlagen die ZG momentan wieder vermehrt zu. Natürlich hab ich mich im Vorfeld schon darauf eingestellt, weil besonders die Hormonumstellung und die neue Lebenssituation darauf Einfluss hat.
Mitte August ist meine Tochter geboren. Sie ist jetzt fast 6 Wochen alt und ich liebe sie überalles :-) Das macht sich natürlich vermehrt der Zwang zu nutze... Ich war schon in der Vergangenheit bei einem Therapeuten, allerdings war es für mich eher eine Gesprächstherapie, wir haben leider nie aktiv am Zwang gearbeitet. In unserer Gegend gibt es auch kaum geeignete Therapeuten, die sich gut auskennen und ich war froh überhaupt einen Platz bekommen zu haben. Außerdem stand er eigentlich in der Liste der DZG...Wie dem auch sei, leider hab ich nicht langanhaltend gelernt mit den ZG umzugehen. Gelesen und informiert hab ich mich schon immer viel darüber. Also weiß ich in der Theorie auch sehr viel darüber, auch wenn es in der Praxis nicht immer so leicht in meinem Hirn ankommt :lol:

Momentan triggern mich ganz besonders Situationen, wo ich mich noch unsicher mit Baby fühle. Besonders wenn sie schreit und ich sie nicht beruhigen kann, macht mir das Angst und ist ein gefundenes Fressen für die Gedanken. Alles was mit den Gefühlen Anspannung, Wut, Hilflosigkeit zu tun hat, macht mir besonders Angst. Was wenn ich durch meine Anspannung doch etwas in die Tat umsetze? Hab ich mich im Griff? Kann es sein, dass ich doch mal ausraste, wenn sie schreit?

Kennt das jemand von euch auch? Also, dass man besonders bei diesen Gefühlen ins Zweifeln gerät und Angst hat, dass man vielleicht anders reagiert als sonst?

Ich hoffe, ich habe es verständlich geschrieben.

Ps. Ich fühle mich permanent schuldig und immer noch verantwortlich für diese Gedankengrütze.

Viele liebe Grüße,
Sternschnuppe
cwe
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Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von cwe »

Liebe Sternschnuppe,

erstmal alles Gute zu deiner kleinen Maus!

Ich hab letztens gelesen dass das Problem bei Zwangsgedanken nicht die Gedanken an sich sondern die zugehörigen Gefühle sind. Nur der Gedanke ohne negative Gefühle wäre schnell wieder vergessen. Deshalb lernt man in der Therapie die Gefühle zuzulassen und nicht gegen sie anzukämpfen. Dein Gehirn lernt dann quasi dass du trotz Wut und Hilflosigkeit deiner Tochter nie was tun würdest.

Ich hoffe ich konnte dir helfen!

vg cwe
sternschnuppe_

Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von sternschnuppe_ »

Danke für deine liebe Antwort.

Das wird wirklich ein harter Brocken aber ich denke, das ist wirklich genau der Knackpunkt, zu lernen mit diesen Gefühlen umzugehen.
Ich glaube, das wird wohl ein längerer Weg werden.

Kennt ihr auch diese Gefühle beim ersten Baby?

Lg
cwe
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Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von cwe »

Hallo liebe Sternschnuppe,

ich hab noch kein Baby, deshalb kann ich dir bei dieser Frage leider nicht weiterhelfen. Hast du dich denn schon nach einem Therapieplatz umgeschaut bzw. nimmst du Medikamente?

Viele Grüße!
sternschnuppe_

Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von sternschnuppe_ »

Ich habe bis vor einem Jahr eine Therapie gemacht. Leider ist es ja so, dass man dann 2 Jahre warten muss.
Es war leider keine sehr effektive Therapie, eher Gesprächstherapie. Bei uns ist es leider schwer überhaupt einen Platz zu kriegen, ohne ellenlanger Warteliste und Therapeuten, die sich wirklich mit Zwangsgedanken auskennen, gibt es auch kaum.
Ich nehme zurzeit Sertralin 50mg.

Ich hoffe ein wenig darauf, dass es in den nächsten Jahren mehr Therapeuten für Zwänge gibt und vlt. auch mal Online-Therapieangebote.
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Marika
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Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von Marika »

Hallo Sternschnuppe!

Ich kenne all das wovon du schreibst... die ZG wurden bei mir immer dann schlimmer, wenn Stress aufkam bzw. Emotionen wie Ärger, Wut oder Überforderung hochkamen. Auch ich hatte dann immer die Angst, ich könnte "es" doch tun. Aber das passierte nicht und wird auch NIE passieren.

Evtl. könntest du deinen Arzt wegen des Sertralin kontaktieren, das kann man noch deutlich erhöhen. 50 mg sind recht niedriger dosiert... Stillst du, ist deshalb das Sertralin so niedrig dosiert?

Hier eine Seite, die auf ZG spezialisiert ist und dir auch bei der Therapeuten Suche helfen kann: www.zwaenge.de
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
cwe
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Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von cwe »

Hi liebe Sternschnuppe,

bei mir war es ähnlich - war auch über ein Jahr in Gesprächstherapie, was mir nichts gebracht hat. Mir hat allein das AD schon sehr geholfen was ich aber dummerweise ausschleichen wollte, wie lange nimmst du denn deins schon? Des Weiteren könntest du dich ja jetzt schon nach einem Therapieplatz umsehen, damit du dann in einem Jahr starten kannst. Ich wohne auf dem Land und da ist es mit Therapieplätzen echt schwierig, ich hab einfach einige angeschrieben und gefragt ob sie a) eine begleitete Expositionstherapie anbieten und b) Erfahrung mit Zwängen haben. Hab dann auch eine gefunden.

Ganz liebe Grüße
cwe
sternschnuppe_

Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von sternschnuppe_ »

Marika hat geschrieben: 11:10:2021 10:14 Hallo Sternschnuppe!

Ich kenne all das wovon du schreibst... die ZG wurden bei mir immer dann schlimmer, wenn Stress aufkam bzw. Emotionen wie Ärger, Wut oder Überforderung hochkamen. Auch ich hatte dann immer die Angst, ich könnte "es" doch tun. Aber das passierte nicht und wird auch NIE passieren.

Evtl. könntest du deinen Arzt wegen des Sertralin kontaktieren, das kann man noch deutlich erhöhen. 50 mg sind recht niedriger dosiert... Stillst du, ist deshalb das Sertralin so niedrig dosiert?

Hier eine Seite, die auf ZG spezialisiert ist und dir auch bei der Therapeuten Suche helfen kann: www.zwaenge.de
Hallo Marika,

wie hast du es damals geschafft, besonders schwierigere Phasen von deinem Sohn in der Babyzeit zu überstehen?
Ich stille aber füttere auch zu. Mein Hausarzt hat mir damals das AD verschrieben. Ich war bisher max. bei 75mg damals in der Klinik.

Dort hatte ich auch den Kontakt von meinem Psychologen her, frag mich nur, warum er dort eingetragen ist, wenn er nicht mal Expositionen macht...
sternschnuppe_

Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von sternschnuppe_ »

cwe hat geschrieben: 11:10:2021 10:31 Hi liebe Sternschnuppe,

bei mir war es ähnlich - war auch über ein Jahr in Gesprächstherapie, was mir nichts gebracht hat. Mir hat allein das AD schon sehr geholfen was ich aber dummerweise ausschleichen wollte, wie lange nimmst du denn deins schon? Des Weiteren könntest du dich ja jetzt schon nach einem Therapieplatz umsehen, damit du dann in einem Jahr starten kannst. Ich wohne auf dem Land und da ist es mit Therapieplätzen echt schwierig, ich hab einfach einige angeschrieben und gefragt ob sie a) eine begleitete Expositionstherapie anbieten und b) Erfahrung mit Zwängen haben. Hab dann auch eine gefunden.

Ganz liebe Grüße
cwe
Hallo cwe,

ich nehme mein AD mittlerweile schon 2 Jahre. Wollte es aber auch schon mal ausschleichen, was keine so super Idee war.
Das ist eine gute Idee, werd wohl auch einfach nochmal ein paar Therapeuten anschreiben. Mal sehen, wohne auch auf dem Land und hoffe jmd. zu finden.

Lg
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Marika
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Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von Marika »

Hallo,

da ich damals abstillen musste (ich brauchte Anfangs noch 2 weitere Medis - mit denen wir Stillen nicht mehr zu vereinbaren), konnte ich mein AD auch recht zügig so weit hochsteigern, dass es leichter wurde mit den ZG und der Angst zumzugehen.

Daneben war mein Rettungsanker das Raus gehen. Meist schon früh morgens habe ich mein Baby und mich angezogen und bin mit dem Kinderwagen in die Stadt spaziert. Das schöne war, dass ich da auch andere Mamas kennen gelernt habe, denen auch ohne PPD die Decke daheim auf den Kopf gefallen ist. :wink: Ganz wichtig war auch eine straffe Tagesstruktur zu haben. Ich habe mir immer am Vortag schon einen Tagesplan für den nächsten Tag gemacht. Weiters hatte ich ganz viel Unterstützung von meinen Eltern und Verwandten. Ich hatte Anfangs jeden Tag jemand aus meiner Familie, der vorbei kam und mir half, mit mir redete oder den Kleinen mal abnahm. Das hat ganz viel geholfen. Dann natürlich wöchentlich Therapie und die ausreichend hohe Dosis des AD´s.

Das mit dem Therapeuten ist komisch und kann ich jetzt leider nicht beurteilen. Versuch weiter einfach Therapeuten anzuschreiben wie cwe es eh geschrieben hat.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von cwe »

Hallo Sternschnuppe,

ich würde an deiner Stelle auf jeden Fall über eine Erhöhung der Dosis nachdenken. Bei mir haben damals 10 mg mehr Cipralex (von 10 auf 20 mg) bewirkt, dass ich wirklich ZG-frei war. Aber jetzt beim Ausschleichen merkte ich einfach, dass ich ohne Medis den Gedanken total schutzlos ausgeliefert war. Ich glaube da wäre eine Therapie soooo wichtig!

Und kennst du die Seite ocdland.com? Die hilft mir sehr!

Viele liebe Grüße
Anne 861
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Re: Wochenbett, ZG, Anspannung

Beitrag von Anne 861 »

Wie geht es dir Sternschnuppe und was für Medikamente nimmst du ?
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