Zusammenhang ZG und Depressionen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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cwe
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Zusammenhang ZG und Depressionen

Beitrag von cwe »

Hallo alle miteinander,

wie ich ja bereits mal erwähnt habe, wollte ich mein Escitalopram reduzieren (war bei 7,5 mg), worauf meine ZG im Juni wieder kamen. Heute war ich beim Kontrolltermin beim Psychiater und dieser hat heute eine mittelschwere Depression mit ZG diagnostiziert. Ich war platt weil ich nicht dachte, dass ich depressiv bin. Ich dachte immer, diese Traurigkeit ist weil ich ZG habe und wenn die weg sind ist alles gut. Anscheinend war ich auch schon etwas länger depressiv und dann kamen erst die ZG. Er wollte mich für 6 Wochen in eine Tagesklinik schicken, das möchte ich aber nicht da ich voll arbeite und eig nie (bis auf zwei Tage wegen dieser Krise) krank bin.

Wie ist denn das bei euch bzw. hattet ihr schonmal ZG und ward nicht depressiv? Ich frage mich auch, was denn nun mein Hauptproblem ist - Depri oder ZG?

Viele liebe Grüße!!
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Marika
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Re: Zusammenhang ZG und Depressionen

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

Ich habe ja auch über die ganzen Jahre viel über Zwänge und ZG gelesen, recherchiert, mich ausgetauscht mit Betroffenen und meinem Psychiater. So wie ich das erklärt bekam kann eine Zwangsstörung auch zuerst auftauchen und dadurch dann eine Depression entstehen. Generell ist wohl beides möglich.

Für mich hat sich das damals so angefühlt, dass zuerst diffuse, unterschwellige Ängste da waren, was mich aber noch nicht wirklich beunruhigt hat, da ich immer schon in meinem Wesen vorsichtig und schneller ängstlich war, als andere. Die ZG an sich kamen dann sprichwörtlich über Nacht als ich nach einem schrecklichen Albtraum aufwachte und meinen Sohn stillen wollte. Da hatte ich das erste mal den schrecklichen Gedanken, ich könnte ihm etwas antun und von da an ließ mich das ganze nicht mehr los. Die Spirale aus Angst-ZG-Angst... steigerte sich ins unermessliche. Darauf folgend wurde ich dann auch depressiv, was vorher nicht der Fall war. Mein Arzt hat das damals auch so diagnostiziert, dass der Zwang bereits immer schon latent in mir war - das stimmt auch, da ich bereits als Kind erstmals eigentlich eine klare Zwangs Symptomatik aufwies, es aber natürlich nicht wusste und still litt. Bei mir kamen die ZG immer dann in meinem Leben, wenn auch Stress oder Hormonelle Veränderungen stattfanden - das zog sich durch mein Leben, aber eben immer nur latent. Nach der Geburt aber mitsamt der krassen Hormonumstellung brauch es vollständig aus. So zumindest haben wir das in der Therapie erarbeitet und es fühlt sich sehr stimmig an.

Persönlich glaube ich auf jeden Fall, dass ZG mit der Zeit auch zu deiner Depression führt, da der Leidensdruck ja unermesslich ist. Und ich glaube auch, dass je keiner der Zwang wird auch eine evtl. depressive Episode dadurch kleiner wird bzw. verschwindet. Bei mir jedenfalls war es der Zwang, der mir in die Wiege gelegt wurde zusammen mit einem hochsensiblen Nervenkostüm was dann irgendwann auch zu einer Depression führte.

Gerade das Thema Hochsensibilität ist ein Thema mit dem ich mich sehr beschäftige. Wenn man hochsensibel ist, dann ist man auch schneller "erschöpft" von all den Eindrücken da draußen in der Welt. Das kann u.U. dann für Außenstehende für "leicht depressive Phasen" aussehen. Evlt. steckt da auch was bei dir in der Art hinter all dem?

Ich bin natürlich kein Arzt und spreche nur aus meiner Erfahrung, aber du hast auf mich nie depressiv gewirkt - aber natürlich kenne ich dich auch (leider) nur aus der Ferne. Du selber fühlst dich gut, auch beim Arbeiten? Gibt es denn nicht die Möglichkeit dass du einfach regelmäßig einen Therapeuten siehst? In der Tagesklinik ist es auch nicht so viel anders, außer dass du halt den ganzen Tag da bist. Aber wenn du dich soweit gut fühlst und arbeiten möchtest, würde doch eine normale Therapie auch reichen? Ich kann dich verstehen, dass du da nicht raus gerissen werden möchtest, wenn du dich gut fühlst. Auf der anderen Seite meint es dein Arzt sicher nur gut - aber entscheiden musst es natürlich selber.

Ich denke es ist nicht mal sooo wichtig was den nun dein Hauptproblem ist - die Behandlung ist ja sehr ähnlich. Wichtig ist auf jeden Fall, dass der Zwang an sich angegangen wird therapeutisch. Dazu habe ich keine Tagesklinik gebraucht, sondern einfach 1-2 mal wöchentlich Sitzungen bei meinem Therapeuten und mein Medikament natürlich!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
cwe
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Re: Zusammenhang ZG und Depressionen

Beitrag von cwe »

Hallo Marika, was würde das Forum nur ohne dich machen ;)

Ich kann mich gut wiedererkennen in deinen Erklärungen. Auch ich habe vor meinem ersten ZG eine "komische" Stimmung gehabt und dann ist es voll über mich hereingebrochen. Bei jeder Krise habe ich auch so ein ungutes Gefühl vorher gehabt - ich glaub das war schon eine leichte Depression. Ich denke mir macht im Moment sehr zu schaffen, dass die Krise jetzt doch schon vier Monate anhält. Das drückt sehr auf meine Stimmung. Meine letzte war nach drei Monaten vorbei und ich dachte mir, dass es jetzt auch so ist - leider nicht. Mittlerweile denke ich aber, die letzte ist so schnell vergangen, da ich nur ca. 4 Wochen ohne AD war und es dann schnell wieder greifen konnte. Diesmal war ich ca. 9 Monate bei nur 7,5 mg und vielleicht braucht es jetzt einfach wieder Zeit, bis mein Gehirn sich umgestellt hat. Beim ersten Mal hat es sicher ein dreiviertel Jahr gedauert, bis ich soweit wieder hergestellt war.

Ich habe mich auch schonmal mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt und ich erkenne mich durchaus wieder. Ich mag es z.B. überhaupt nicht wenn es laut und hektisch ist und nach der Arbeit - wo ich immer mit sehr vielen Leuten rede - möchte ich am Liebsten meine Ruhe.

Ab Januar kann ich eine Verhaltenstherapie machen und ich denke ich werde auf die Tagesklinik verzichten, da mir die Arbeit gut tut.

Viele Grüße und lass dich drücken!
Christina
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