Langer Leidensweg

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Meri

Langer Leidensweg

Beitrag von Meri »

Hallo Ihr Lieben

Ich habe in Dez. 2020 meinen Sohn auf die Welt gebracht. Seit dann leide ich sehr stark an Ängsten, ZG und Depression. War auch schon auf der Mutter und Kind Abteilung stationär aber nichts scheint mir zu helfen. Auch wache ich in der Nacht auf und esse was ich finde. Es ist nicht sehr viel besser geworden. Manchmal schwankt es zwischen aushaltbaren Tagen und schlimmen Tagen. Habe immer ein Katastrophendenken und was wäre wenn Gedanken (was wäre wenn es mir nie wieder besser geht, wenn ich es nicht mehr aushalte und mir was mache, wenn mein Leben nun vorbei ist und nichts mir hilft usw…). Ich leide jetzt schon lange und langsam habe ich Angst, dass es für mich doch keinen Ausweg mehr gibt. Alleine mit meinem Sohn zu sein fällt mir auch sehr schwer. Der Alltag ist einfach immer noch ein Kampf. Die Medis sind eingestellt( habe auch schon andere ausprobiert). Nehme Cipralex und Pregabalin und zum Schlafen Quentiapin.
Ich hatte vor der SS schon eine Angststörung aber niemals so stark. Die SS war anstrengend und konnte auch nicht so gut schlafen.

Bitte, falls es Mamas gibt, die Ähnliches erleben haben, meldet euch! Ich brauche umbedingt Zuspruch!

Liebste Grüsse

Meri
Inga
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Inga »

Hallo liebe Meri!

Erstmal herzlich Willkommen hier im Forum auch wenn der Grund leider kein schöner ist.

Genau wie dir erging es mir 2012 nach der Geburt meiner großen Tochter. Ich hatte all die Symptome und Katastrophengedanken wie du sie hast.
Leider hat es bei mir auch lange gedauert bis ich mich wieder richtig gesund gefühlt habe und das Leben wieder in vollen Zügen genießen konnte.

Wenn dein Kind im Dezember geboren wurde ist es bei einer schweren PPD noch nicht ein so langer Leidensweg.

Das gesamte erste Jahr nach der Geburt meiner Tochter ging es mir fürchterlich, wobei die ZG mein größtes Problem waren.
Das zweite Jahr fühlte sich auch noch oft wackelig an, aber dann wurde es stetig immer besser und es wurde wieder richtig gut!!!

Ich bin schon recht lange hier im Forum dabei und ich habe sehr,sehr viele Frauen kennengelernt, die einen langen Leidensweg hatten/haben. Es ist bei einer schweren PPD leider nicht ungewöhnlich.

Also meine Liebe, du bist nicht allein und hier kannst du dich gut aufgehoben fühlen und deine Sorgen und Ängste mit uns teilen.

Alles Liebe
Inga
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
gesund und glücklich
Meri

Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Meri »

Liebe Inga

Vielen Dank! Könnten wir uns vielleicht privat telefonisch hören?

Liebe Grüsse

Meri
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Marika
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Marika »

Hallo Meri herzliche Willkommen bei uns!

Ich habe dir hier einen Link von unserer Homepage für dich reinkopiert. Hier findest du Betroffene die per Telefon Beratung und Gespräche anbieten.

https://schatten-und-licht.de/wp-conten ... 102021.pdf

Weiters kann ich mich meiner Vorschreiberin anschließen. Eine schwere PPD dauert oft ziemlich lange, bis es deutlich bergauf geht. Auch mein erstes Jahr mit der PPD war zum größten Teil schrecklich schwer. Es gab zwar auch dann die besseren Phasen, aber dann auch wieder schlimme Tiefs - auch mit AD und mit Therapie. Insgesamt hat es bei mir 2 Jahre gedauert bis ich sagen konnte, das gröbste ist überstanden und ich die Therapie beenden konnte. Du siehst also, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass es nach 10 Monaten noch nicht wieder gut ist. Generell sollte sich mit der Zeit der Effekt einstellen, dass die guten Tage und Phasen mehr werden, die schlechten weniger und leichter zu ertragen. Wichtig ist, dass du in gutem Kontakt mit deinem behandelnden Ärzte/innen bzw. Therapeuten/in bleibst.

Das nächtliche Aufwachen und Essen kenne ich übrigens auch - schon mein ganzes Erwachsenen Leben hindurch und schon vor der PPD. Auch hier steckt eine psychische Komponente dahinter. Dieses Verhaltensmuster habe ich aber recht gut im Griff. Ich bin Mitglied bei Weight Watchers da ich dadurch natürlich auch zugenommen hatte. Wir haben eine sensationelle Frau als Coach dort und durch die Kurse habe ich mein Essverhalten jetzt sehr gut im Griff.

Schön, dass du da bist!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Meri

Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Meri »

Hallo Ihr Lieben

Hattet ihr im ersten Jahr auch so viele Ängste ( alleine sein usw.). Wie war euer Antrieb? Meiner ist schlecht und es ist schwer micj alleine um meinen Sohn zu kümmern. War das bei euch so? Hattet ihr auch eine Angststörung?

Liebste Grüsse
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Marika
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Marika »

Hallo Meri,

ja - alleine sein mit meinem Kleinen war ganz schwer und eine enorme Herausforderung. Ich hatte schwere Ängste und Zwangsgedanken - diese Gedanken waren mein Hauptsymptom. Bei mir war/ist eine Zwangsstörung im Hintergrund der PPD diagnostiziert worden.

Der Antrieb war Anfangs auch schlecht, wurde dann aber mit der Zeit immer besser!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Meri

Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Meri »

Liebe Marika

Vielen lieben Dank! Wie lange hattest du mit dem Antrieb zu kämpfen? Wie bist du denn vorgegangen? Warst du immer alleine mit deinem Kind? Ich habe ganz starke Angstzustände und Gedanken. Hab so Angst nicht mehr gesund zu werden😞
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Marika
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Marika »

Das ganze erste Jahr war großteils schwer, vorallem Morgens in die Gänge zu kommen. Da musste ich mich oft richtig zwingen, auf zu stehen. Aber immer wenn ich es geschafft hatte, tat es mir gut. Und dann bin ich gleich in meine Tagesstruktur rein, bei der fast immer raus gehen mit dem Kinderwagen, ganz oben stand.

Ich habe mir immer am Vorabend schon einen Tagesplan erstellt, damit ich Struktur hatte und diesen auch abgearbeitet... so richtig schriftlich wie ein Einkaufszettel. Ich hatte aber auch ganz viel Unterstützung von meiner Familie. Da kam oft schon Morgens jemand vorbei um mir zu helfen oder eben um raus zu gehen.

So habe ich mich Tag für Tag durch das erste Jahe gehalten gehandelt. Mein AD wurde 3x erhöht und natürlich engmaschig Therapie.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Meri

Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Meri »

Liebe Mareike

Warst du dann auch ständig angespannt und nervös ( Angst vor der Angst)? Ich wäre mega froh um einen engen Austausch. Falls ihr das auch wollt. Danke vielmals! Es ist so eine schwere Zeit😞.
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Marika
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Marika »

Ja klar kenne ich die Angst vor der Angst. Es ist ganz schwer auszuhalten, ich weiß. Ich bin sicher, es werden noch andere Antworten kommen. Mir hat das Forum sehr geholfen. Es tut einfach gut, wenn man sich mit Betroffenen austauschen kann...
Liebe Grüße von
Marika

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Inga
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Inga »

Hallöchen...
Auch ich kenne alles was du beschreibst.
Ich hatte wahnsinnige Angst mit meinem Kind alleine zu sein. Ich hätte ihm ja was antun können...haben mir die Zwangsgedanken weiß machen wollen.
Ich stand non stopp unter Anspannung und war in ständiger Angst.
Es wird alles nach und nach besser, aus meiner Erfahrung sind die ZG nicht von heute auf morgen verschwunden.
Sie wurden immer weniger und dann waren sie irgendwann komplett weg.
Ich habe damals auch Escitalopram genommen und ganz intensiv VT.
Ich habe sogar noch ein zweites Kind bekommen und es war alles wunderbar beim zweiten mal.

Gib die Hoffnung niemals auf!!! Du brauchst nur leider Geduld und das ist manchmal verdammt schwer.

Der Austausch hier im Forum hat mir immer sehr gut getan.
Das Gefühl nicht allein zu sein hilft ungemein.

Alles Liebe
Inga
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Nici
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Nici »

Liebe Meri,

Ängste und die Angst vor der Angst kenne ich leider sehr gut. Die letzten 4 Monate waren die Ängste wieder an meiner Seite. Jetzt sind sie fast weg. Ich nehme seit 4 Jahren Escitalopram und habe damit eigentlich meine generalisierte Angststörung gut im Griff. Leider habe ich vor 4 Monaten an der Dosis geschraubt…nur ein paar Tropfen nach oben und schon war die Panik und Angst wieder da. Ich habe gedacht, ich werde verrückt! Und ständig die Angst vor der Angst.
Auch als ich 2019 von 10 auf 15 Tropfen erhöht habe, ging es mir 3 Monate ähnlich…
Wie lange nimmst du Cipralex und in welcher Dosis?

Liebe Grüße und halte durch!

P.S.: Dank Marika und Inga habe ich die vergangenen Monate auch wieder überstanden! :-)
Nici

15mg Escitalopram
Meri

Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Meri »

Hattet ihr auch starke Anspannungen im ganzen Körper, vor allem am Morgen? Was habt ihr dagegen gemacht?
Meri

Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Meri »

Liebe Marika

Wie hast du das nächtliche Essen in den Griff bekommen? Habe das gefühl, das erschwert die ganze Situation noch mehr…😢😢😢
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Marika
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Re: Langer Leidensweg

Beitrag von Marika »

Bei Weight Watchers... ich schließe jetzt immer vor dem Zu Bett gehen die Küchentüre zu und natürlich muss ich ggf. andere Sachen wegschließen... z.b. Süßkram. Ich lege mir aber bewusst Abends etwas zurecht, dass ich Nachts essen DARF ohne schlechtes Gewissen... z.b. Obst, 1 Jogurt oder auch einen Schokoriegel der sehr wenig Kalorien hat, da gibt's ja im Handel auch schon ganz tolle Produkte.
Liebe Grüße von
Marika

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