Entlassung steht an

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Pinkcandyfloss
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Entlassung steht an

Beitrag von Pinkcandyfloss »

Hallo ihr Lieben,

Es ist soweit, nach 20 Wochen trete ich nun den Heimweg an. Die Entlassung erfolgt auf meinen Wunsch, da ich aktuell einfach unheimlich therapiemüde bin.
Ich werde noch, bis meine ambulante Therapie startet, über die Klinik betreut.
Tja was soll ich sagen? Mit jedem Tag der in Richtung Entlassung geht, steigt meine Angst. Angst nicht klar zu kommen. Angst vor dem nächsten schweren Tief. Angst vor meinen Gedanken... die Liste zieht sich :?

Für zu Hause habe ich jetzt erstmal viel Ruhe eingeplant. Sowie Unterstützung im Haushalt und für meine beiden Großen. Ich weiß, dass ich immer noch tief in einer sehr schweren Depression stecke und nicht ansatzweise gesund bin.

Wie habt ihr die ersten Tage nach der Entlassung gestaltet. Habt ihr Tipps? Die Unsicherheit macht mich gerade fertig :(
2009 K1 gesund
2015 K2 gesund
2021 K3 schwere Depri mit Panikattacken, ZG, SG, fast 6 Monate stationär mit Kind, aktuell planlos :roll:
alibo79
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von alibo79 »

Hey, ich glaube du hast die Entlassung schon sehr gut für dich geplant, mit Ruhepause für dich, vertraute Menschen, liebe Menschen , die für dich da sind und einfach Zeit wo du dir was Gutes tust.
Als ich damals aus der Klinik entlassen wurde hatte ich gedacht jetzt ist alles gut und ich kann wieder so weitermachen wie vorher, was natürlich nicht funktioniert hat, deswegen ist es ganz gut, dass du dir bewusst bist, dass du gut auf dich aufpassen musst. Bestimmt hast du auch Therapeuten die dich im Anschluss betreuen, das finde ich auch wichtig. Und trotzdem versuchen deinen Alltag bisschen wieder aufzubauen.
Ich wünsche dir alles Gute
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Anne 861
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Anne 861 »

Wie geht's dir zuhause?
Pinkcandyfloss
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Pinkcandyfloss »

Danke der Nachfrage.

Ich kämpfe, es ist ein ständiges Auf und Ab. Daran muss ich mich echt gewöhnen. Die Tage laufen gut und abends kippt es dann immer. Ich habe dann einfach keine Kraft mehr und bin total erschöpft.

Ich würde gern abstillen, aber er nimmt einfach keine Flasche :roll: wir haben inzwischen alles probiert...
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Anne 861
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Anne 861 »

Guten morgen, ich hoffe es wird langsam besser? Hast du ein Notfall Medikament? Wie läuft der Alltag und was machen die zg? Lg
Anne 861
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Anne 861 »

Guten morgen alibo,
Wenn ich deine Berichte lesen wirkst du sehr gefasst .Wie hast du es so weit geschafft ? Ich nehme ja 7,5 mg mirtazapin und 10 tropfen escitalopram..es geht schon besser ,das schlimmste tief ist seid dem vorbei wo ich dachte es geht nicht mehr, keiner kann mir helfen ,ich kann nicht mehr .Aber ich habe so eine unterschwellige Angst ab und an und auch sehe ich ab und zu alles dunkel und trüb. Ich nehme die Medikamente jetzt ca 11 Wochen. Am Freitag habe ich ein Termin, endlich, beim Facharzt um die Medikamente zu besprechen ,irgendwie habe ich Angst davor .Meine Hausärztin gab mir nämlich erstmal die Medikamente. Man wünscht sich ja nicht mehr als ein glückliches Leben ohne diese Symptome. Lg
alibo79
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen Anne, ich wünsche dir heute erstmal viel Erfolg bei deinem Termin.
Du sagst, dass ich so gefasst wirke und wie ich das geschafft habe. Ich kann dir nur sagen, dass es auch für mich zeitweise ein kämpfen ist. Mein Beginn dieser Episode ist jetzt ein gutes Jahr her, und ich bin noch nicht stabil, ich hatte jetzt eine Phase von 2 Monaten wo ich relativ gut klar gekommen bin, dafür habe ich es diese Woche wieder schwerer. Ich verzweifel auch immer wieder, weil ich es so gemein finde, dass die Depression sich immer mal wieder meldet. Und es nervt einfach so, wenn ich mich gut fühle , dann denke ich oft jetzt habe ich es geschafft und steigere die Belastungen im Alltag und es macht mir Spaß und dann hänge ich wieder durch und denke mir was soll denn bloß werden.
Meine Therapeuten sagen mir aber auch immer wieder, dass das normal ist und zu dieser Erkrankung gehört und ich hoffe einfach, dass die Symptome mit der Zeit immer weniger werden, was Ja auch so ist.
Und mir wurde neulich auch gesagt, dass es manchmal einfach rückläufig ist oder für eine Zeit ein Plateau gibt und dann wieder eine Verbesserung eintritt.
LG
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Pinkcandyfloss
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Pinkcandyfloss »

Hallo Anne,
sorry ich kam die letzten Tage überhaupt nicht dazu hier reinzusehen. Ich bin zu down. Es nervt. Ich renne von einem Tief ins nächste. Ich habe echt gute Tage dazwischen durch, da läuft es einfach und auch mit dem Kleinen komme ich super klar und dann haut es mich wieder weg.

Jedes Mal wenn mein Akku ein kleines bisschen aufgeladen ist, kommt irgendwas und ich liege wieder um. Ich versuche auch abzustillen, aber das läuft eher so semi gut. Ich habe extreme Schuldgefühle deswegen.
Ich hatte mit meiner Therapeutin besprochen, mal eine Woche ganz aus der Familie raus zu kommen. Ganz allein irgendwo hin und dann nur schlafen und Gedanken ordnen. Aber durch die 2G Regelung geht das leider nicht.

Ich sehe einfach kein Land und bin schon wieder total in der Abwärtsspirale. Meine ZG sind auch gerade so stark, dass ich soviel Angst vor mir habe. Das war alles schon mal besser :(
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Anne 861
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Anne 861 »

Ich war schon verwundert :( das hört sich ja nicht so toll an .Was sagt deine Therapeutin zu dem ganzen ? Medikamente möchtest du weiterhin nicht ? Ich muss ehrlich sagen mir helfen sie sehr .oh ja eine Woche weit weg ,da wäre ich dabei .Wir sitzen alle auf einem Haufen, sind positiv auch die Kinder. Dazu solch rauschen in den Ohren, was meine angst triggert .Ich hatte die ersten Tage extrem Kopfschmerzen und nun schnotti ,vielleicht kommt es auch daher ..
Hast du einen tagesplan ? Ist dein Mann noch zuhause ?
Pinkcandyfloss
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Pinkcandyfloss »

Hallo,
ja mein Mann und meine Schwiemu unterstützen mich sehr im Alltag. Manchmal läuft es super, manchmal bin ich froh, dass ich überhaupt geduscht bin. Gerade ja eher letzteres. In der Therapie besprechen wir gerade viel meine extreme Angst vor Medikamenten und Ärzten. Ich hoffe das es bald besser wird und ich mich dann überwinden kann, nochmal Medis zu probieren. Wenigstens erstmal was zum Schlafen. Ich schlafe immer noch nur zwischen 2 und 4 Stunden. Ich komme nicht zu Ruhe, mein Kopf fühlt sich an als hätte er 1000°C, dass brennt richtig.
Der Mini nimmt seit ein paar Tagen die Flasche und ich pumpe derweil noch ab. Mein Mann kümmert sich die meiste Zeit um ihn. Ich kann nicht, sobald ich ihn auf dem Arm habe, fange ich direkt an mit heulen. Ich bin überfordert, K1 und K2 habe ich jahrelang gestillt und jetzt ist nach 7 Monaten wohl Schluss damit. Das passt nicht in meine "perfekte" Welt in der alles gleich sein muss. Das sind Momente in denen ich merke, dass ich noch einen sehr langen Therapieweg vor mir habe. Ansonsten versuche ich mit ein bisschen Struktur und ganz ohne Termine über den Tag zu kommen. Ich bin immer noch nicht in der Familie angekommen, fühle mich wie ein Fremdkörper hier. Wir reden auch mit den Kindern darüber. Ich bekomme aber ständig das Feedback, dass ihrer Meinung nach alles "läuft", nur fühlt sich das für mich überhaupt nicht so an. Ich glaube aber nach der ganzen Zeit, die ich weg war, sind sie einfach froh, dass ich wieder zu Hause bin.
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Anne 861
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Anne 861 »

Dieses fremdgefühl kenne ich nur zu gut ,hab ich heute noch ab und zu .2-4 Std ist wirklich wenig Schlaf. Es ist gut das du solch Unterstützung hast .Ich höre heraus das du sehr Perfektionistisch bist ..bei mir muss auch immer alles perfekt sein ..ich glaube das man da entspannter werden muss aber das schaffe ich noch nicht ..isst du denn ein wenig oder gar nicht ? Meine Erfahrung ist das mirtazapin mir sehr geholfen hat ,ich konnte wieder essen und schlafen ,ich habe nur die minimale dosis genommen ohne Nebenwirkungen. Ich wünsche dir von Herzen das es schritt für schritt besser wird . Ich mache auch alles alleine aber ich glaube das war mein Fehler, denn mein Partner hat es mir nie recht gemacht und somit hat er es gelassen ..
Graureiherin
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Re: Entlassung steht an

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr,

wie seit vielen Jahren, tauche ich alle paar Monate wieder im Forum auf... Hallole an alle bei der Gelegenheit, die mich noch kennen!

ich klinke mich kurz ein zum Thema Medi. Mir hat das Mirtazapin 30 mg sehr gut geholfen um wieder schlafen zu können. Mit Schlaf ging dann die Therapiearbeit besser, eigentlich ging alles besser mit ausreichend Schlaf.
So wie ich aber Deine posts lese, hast Du Angst Medis zu nehmen. Ein Symptom bei Ängsten, eben auch vor Medis Angst zu haben. Da beißt sich immer wieder die Katze in den Schwanz.

Ich kann dazu beispielhaft die Erfahrung einer Freundin berichten. Sie hat seit 14 Jahren mit einer Angststörung + Panikattacken zu kämpfen (ausgelöst durch die Geburt Ihres zweiten Sohnes). Sie ist ein Typ der alles selber meistern will... Jahre vergingen mit nicht viel nützenden Therapien...Seit 1,5 Jahren ist Sie nun endlich in einer VT und nimmt "nach langen, langen, langen Zweifeln, Antidepressiva. Im Oktober letzten Jahres konnte Sie dann zum ersten mal nach 14 ! Jahren, eine Feier einfach genießen ohne mit Ängsten zu kämpfen. Dieses Erlebnis, einfach wieder genießen zu können, war so unendlich wichtig. Nun will Sie erst mehr Stabilistät erfahren, dadurch Kraft tanken, um weiter gewinnbringende Therapie zu machen und dann irgendwann, ohne Druck, wird Sie über eine Medireduktion nachdenken.
Natürlich musst Du Dich selbst entscheiden. Es ist ein Weg, jeder nimmt seinen eigenen.

Herzliche Grüße an alle
von der Graureihein (mein Lieblingsvogel, der mich immer zum Lachen bringt)
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Sonneundschatten123!

Re: Entlassung steht an

Beitrag von Sonneundschatten123! »

Hallo , ich wollte dir auch einmal meine Erfahrung bezüglich Medikamente mitteilen. Ich habe es auch erstmal ohne probiert , es hat auch mehr oder weniger geklappt aber es gab natürlich Tiefs die ziemlich heftig waren und es echt verdammt schwer war jedes mal wieder rauszukommen. Ich hatte auch sehr schlimme Schlafstörungen. Jetzt nehme ich seit 4 Wochen zum schlafen die kleinste Dosis mirtazapin und Sertralin 50 mg . Ich bereue wirklich dass ich nicht früher damit begonnen habe , ich habe immer noch kleine Tiefs aber sie sind nicht mehr so heftig und ich komme viel schneller wieder raus und was ganz wichtig für mich ist ich kann endlich wieder schlafen.Lg
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