Verzweifelt

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Meike1988

Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Hallo ihr Lieben,

ich habe seit 2 Tagen einen massiven Einbruch. Ich nehme seit Dezember 2021 Sertralin 50 mg. Leider kamen die Zwangsgedanken zurück und ich sollte auf 75 mg und dann nach einer Woche auf 100 mg erhöhen. Das habe ich vor 4 Tagen getan und seit Sonntag geht es mir richtig schlecht. Ich bin sehr verzweifelt, erschöpft, fühle mich einsam und habe sehr große Angst, dass ich nicht mehr gesund werde. Meine Tochter (3 Monate) kann ich heute überhaupt nicht bei mir haben. Gestern musste ich am späten Nachmittag meinen Freund anrufen und ihn bitten nach Hause zu kommen. Heute ist er im Homeoffice und hat die Kleine bei sich, weil ich zu nichts in der Lage bin. Er ist auch total fertig, weil er nicht mehr weiß, was er machen soll und hat geweint. Das macht es noch schlimmer, weil ich mich so schuldig fühle.

Wir haben heute meine Psychiaterin angerufen, die gesagt hat, ich soll gleich auf 100 mg erhöhen. Am Freitag soll ich dann kommen und es wird geschaut, ob es besser ist oder ob die Medikamente umgestellt werden müssen.

Ich bin so am Ende, ich weiß nicht wohin mit mir. Mir ging es schon einmal so schlecht und es wurde wieder besser aber in dieser akuten Situation überwiegt nur die Angst und Verzweiflung.

Ich würde mich sehr über ein paar mit machende Worte freuen.
Anne 861
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Liebe Meike, ich glaube bei jeder Erhöhung kann es zur erstverschlimmerung kommen .Hast du ein Notfall Medikament? Lg
Asrai

Re: Verzweifelt

Beitrag von Asrai »

Liebe Meike,

Du wirst aus diesem Tief wieder rauskommen! Wenn man drin steckt, glaubt man es nicht - aber es ist so! Kein Tief hält ewig! Du hast nach oben noch viel Luft, was die Medikation angeht und hormonell wird sich auch noch einiges regulieren - Du bist ja noch ganz frisch gebackene Mama! Auch psychotherapeutisch kann man bei Depressionen und Zwängen ganz viel machen!
So wie es jetzt im Moment ist, wird es nicht bleiben! Du schaffst das! Versuch nicht so weit in die Zukunft zu denken, sondern probiere dich darauf zu konzentrieren, was Du JETZT tun könntest, damit die Situation erträglicher wird (z.B. in die Natur gehen, warm duschen oder baden, Musik hören, eine Freundin anrufen, einen Film schauen...). Wenn Du gar nicht runter kommst, würde ich mit Deiner Ärztin die Möglichkeit einer (vorübergehenden) beruhigenden Medikation besprechen. 50mg Sertralin waren echt wenig, bestimmt zeigt die Dosiserhöhung bald Wirkung!

Ich drücke Dich!

Liebe GRüße,
Asrai
Meike1988

Re: Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Anne 861 hat geschrieben: 15:02:2022 13:53 Liebe Meike, ich glaube bei jeder Erhöhung kann es zur erstverschlimmerung kommen .Hast du ein Notfall Medikament? Lg
Ich habe kein Notfallmedikament, allerdings hatte ich abends eine Zeit lang Amitriptylin genommen. Das war allerdings nicht so toll, weil ich mich nachts nicht mehr um die Kleine kümmern konnte. Das hat mich zu stark rausgenommen.
Meike1988

Re: Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Asrai hat geschrieben: 15:02:2022 14:01 Liebe Meike,

Du wirst aus diesem Tief wieder rauskommen! Wenn man drin steckt, glaubt man es nicht - aber es ist so! Kein Tief hält ewig! Du hast nach oben noch viel Luft, was die Medikation angeht und hormonell wird sich auch noch einiges regulieren - Du bist ja noch ganz frisch gebackene Mama! Auch psychotherapeutisch kann man bei Depressionen und Zwängen ganz viel machen!
So wie es jetzt im Moment ist, wird es nicht bleiben! Du schaffst das! Versuch nicht so weit in die Zukunft zu denken, sondern probiere dich darauf zu konzentrieren, was Du JETZT tun könntest, damit die Situation erträglicher wird (z.B. in die Natur gehen, warm duschen oder baden, Musik hören, eine Freundin anrufen, einen Film schauen...). Wenn Du gar nicht runter kommst, würde ich mit Deiner Ärztin die Möglichkeit einer (vorübergehenden) beruhigenden Medikation besprechen. 50mg Sertralin waren echt wenig, bestimmt zeigt die Dosiserhöhung bald Wirkung!

Ich drücke Dich!

Liebe GRüße,
Asrai
Liebe Asrai,

vielen Dank für die lieben Worte. Ich hoffe, dass es an der Erhöhung der Medis liegt. Es fällt mir heute wahnsinnig schwer, irgend etwas zu tun, obwohl ich genau weiß, dass man sich nicht hängen lassen sollte. Aber ich habe das Gefühl, dass ich Ruhe und Entlastung brauche. Ich weine heute sehr viel und bin so traurig, dass mein Freund und mein Kind unter meiner Krankheit leiden müssen. Es fühlt sich alles furchtbar an.
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Marika
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Marika »

Liebe Meike!

Es liegt ziemlich sicher viel an der Erhöhung, aber du nimmst dein AD auch erst kurz, bist frische Mama... da kommen solche Tiefs noch vor. Das ist vom Verlauf her gesehen normal und wird auch wieder verschwinden.

Hey du, bitte gönn dir Ruhe wenn es geht. Schlaf soviel wie möglich.... auch unter Tags wenn deine Maus auch ein Nickerchen macht... dann mach auch eines. Das hat nichts mir "sich hängen lassen" zu tun. Du bist krank geworden und da kannst und sollst du ein paar Schritte langsamer machen.

Gibt es sonst noch Familie, die euch unterstützen können?

Vielleicht mag dein Mann mal hier reinschauen? Es braucht gar nicht soviel, einfach Verständnis, in den Arm nehmen und schauen dass du zu Ruhe und Schlaf kommst. Es wird wieder besser, halte durch ...
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Meike1988

Re: Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Liebe Marika,

danke für die liebe Nachricht.

Heute ist es so schlimm wie lange nicht mehr.

Ich habe eigentlich eine Familienpflege, die allerdings krank wurde und ich somit mit Ersatz, der allerdings nicht immer konnte, zurecht kommen musste. Ab morgen kommt wieder jemand.

Die Verzweiflung ist so groß heute, es ist unbeschreiblich schlimm. Ich habe mich vorhin kurz rausgeschleppt mit meinem Freund und der Kleinen aber bin auch da in Tränen ausgebrochen. Jetzt liege ich wieder fertig im Bett und wünschte, ich wäre weit weg. Ich habe das Gefühl, es erdrückt mich. Wie soll ich die Tage bis zu einer Besserung durchhalten? Ich kann mich um meine Tochter gerade nicht kümmern.

Mein Freund sagt, er weiß nicht, was er machen soll und dass er zwar unterstützen kann aber auch nicht immer wegen seiner Arbeit. Vorhin hat er im Telefonat mit seinem Chef geweint. Das macht mich so fertig. Ihm geht es schlecht wegen mir. Das fühlt sich so schrecklich an.
Sheini
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Sheini »

Hallo Meike,

ich habe deinen Beitrag gelesen und vieles erinnert mich an meine Situation Mitte letzten Jahres. Ich konnte mich irgendwann auch nicht mehr um meinen Sohn kümmern. Mein Mann hat das alles auch total mitgenommen.. aber sobald die Tabletten erstmal richtig wirken, wird es besser.. langsam und Tag für Tag aber du wirst eine Besserung merken..

Die Nebenwirkungen am Anfang sind sehr heftig und machen es teilweise echt schlimmer, aber wenn du durchhältst dann wird es dir besser gehen. Halte durch!!

Hast du eventuell jemanden zu dem du erstmal gehen kannst, Sodass du immer jemanden hast wenn dein Freund arbeiten geht? Ich war die Anfangszeit immer mit dem kleinen bei meiner mama. Morgens direkt zu ihr und abends dann erst nach Hause.. irgendwann hat es geklappt das ich stundenweise daheim bleiben konnte und mittlerweile schaffe ich auch einen kompletten Tag..

Liebe Grüße!
Meike1988

Re: Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Hallo liebe Sheini,

vlen Dank für deinen Zuspruch.

Ab morgen kommt wieder eine Familienhilfe für 6 Stunden. Ich bin vor 2 Jahren zu meinem Freund gezogen und habe auch Dank Corona noch keine wirklichen Freunde gefunden. Meine Mama lebt 1,5 Stunden von hier entfernt.

Dass es noch einmal so schlimm wird, hätte ich nicht gedacht. Das hat mich so aus der Bahn geschmissen. Ich habe heute Nachmittag Amitriptylin genommen und geschlafen. Jetzt geht es mir etwas besser, die Ängste sind nicht mehr so stark. Aber etwas benommen bin ich natürlich. Ich hoffe ich kann mich heute Nacht um die Kleine kümmern. Ich fühle mich als wäre ein Panzer über mich gefahren. Diese Gefühle heute waren für mich absolut nicht mehr kontrollierbar. Einfach schrecklich. Ich weiß mir in solchen Situationen nicht mehr zu helfen. Umso schöner ist es, hier von euch Zuspruch und Mut zu bekommen. Danke!!
cwe
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Re: Verzweifelt

Beitrag von cwe »

Hallo Meike,

ich kenne die Situation auch, in der man den Gedanken und Gefühlen komplett ausgeliefert ist. Ich kann dir aber sagen, dass dies IMMER wieder weggeht. Du nimmst erst seit kurzem deine Medis in einer wirklich niedrigen Dosis. Ich verspreche dir, dass die höhere Dosis dir helfen wird, aber das dauert noch ein wenig. Aber das schaffst du genau so wie wir alle hier im Forum!

Alles liebe
cwe
Meike1988

Re: Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Hallo cwe,

danke für deine Nachricht.

Es ist so schlimm, wenn man von einem auf den anderen Tag sein Kind nicht mehr um sich haben kann. Es lief 2 Wochen gut und dann so ein Einbruch... Ich stelle dann alles in Frage und denke, dass es nie wieder gut wird und ich mein Kind nie lieben kann. Es ist so anstrengend und macht mir Angst.

Zum Glück habe ich jetzt erst mal Entlassung. Ich hoffe, dass diese schlechten Tage bald vorbei sind.
Anne 861
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Hallo Meike,
Wie geht's dir ?
Mamihochtief

Re: Verzweifelt

Beitrag von Mamihochtief »

Hallo Meike,
Ich habe gerade erst deinen Beitrag gelesen.Versuche nicht mit der Krankheit zu hadern und dir Schuldgefühle zu machen.Stell dir vor du hättest dir ganz kompliziert das Bein gebrochen.Dann könntest du dich auch nicht um deine Tochter kümmern.Und dass dein Freund weint,zeigt doch nur wie gern er dich hat und dass ihr ihm wichtig seid.Die Situation ist schwer aber ihr werdet da durch kommen.Versuche jetzt an dich und deine Gesundheit zu denken,denn das ist jetzt das Wichtigste!
Ich wünsche dir alles Gute,
Liebe Grüße,Mamihochtief
Meike1988

Re: Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Anne 861 hat geschrieben: 19:02:2022 9:51 Hallo Meike,
Wie geht's dir ?
Hallo Anne 861,

lieb, dass du fragst.

Es geht mir etwas besser aber das ist noch sehr schwankend, vor allem morgens. Ich nehme abends wieder Amitriptylin, das ja auch angstlösend ist und seit fast 1 Woche 100 mg Sertralin. Ich finde diese Schwankungen und die Angst vor einem neuen Rückfall extrem anstrengend. Ich habe ab nächster Woche wieder eine Familienpflege und hoffe, dass es dadurch auch besser wird.

Ihr seid top, ich freue mich sehr, dass Du gefragt hast.

Liebe Grüße
Meike1988

Re: Verzweifelt

Beitrag von Meike1988 »

Mamihochtief hat geschrieben: 19:02:2022 17:31 Hallo Meike,
Ich habe gerade erst deinen Beitrag gelesen.Versuche nicht mit der Krankheit zu hadern und dir Schuldgefühle zu machen.Stell dir vor du hättest dir ganz kompliziert das Bein gebrochen.Dann könntest du dich auch nicht um deine Tochter kümmern.Und dass dein Freund weint,zeigt doch nur wie gern er dich hat und dass ihr ihm wichtig seid.Die Situation ist schwer aber ihr werdet da durch kommen.Versuche jetzt an dich und deine Gesundheit zu denken,denn das ist jetzt das Wichtigste!
Ich wünsche dir alles Gute,
Liebe Grüße,Mamihochtief
Hallo Mamihochtief,

vielen Dank für die Deine Nachricht.

Ich werde versuchen die Krankheit anzunehmen, was ich bisher noch nicht geschafft habe. Ich hardere in der Tat sehr damit und mache es dadurch wahrscheinlich nicht einfacher. Ich hoffe einfach, dass es bald überstanden ist.

Liebe Grüße
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