Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Mimi74

Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Beitrag von Mimi74 »

Hallo.
Meine PPD liegt fast 19j. zurück. Meine SS war damals Wunsch und verlief recht problemlos.Die Geburt eher nicht.Nach 19std. Wehen und zwei PDAs musste mein Sohn mit Kaiserschnitt geholt werden.Ich glaube das war damals bei mir die Ursache für die PPD.Mein Inneres sah mich als Versagerin an.Schon im KH ging es los mit den Auswirkungen der PPD..Mit schlimmen Bildern im Kopf,Schlaflosigkeit,totale innere Unruhe,Appetitlosigkeit...die ganze Palette. Das dauerte ca. 2 Monate...Nun ist meine Frage,ob dass auf meinen Sohn Auswirkungen hatte für seine Entwicklung..Er hat immer wieder mal deppresive Phasen,Minderwertigkeitskomplexe..Mit 12/13 waren wir auch bei einer Therapie..Kann das ausgelöst sein durch meine PPD? Vielleicht weil er es spürte,dass ich ihn nicht so geliebt habe,wie " normale" Mütter ?? Gibt es evt. sogar wissenschaftliche Erkenntnisse dazu ?
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Marika
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Re: Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Beitrag von Marika »

Hallo Mimi74!

Herzlich Willillkommen hier bei uns. Als ich deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich mir: wow, was für Ähnlichkeiten wir haben. Mein Sohn wird in Kürze 17, kam nach 17 Stunden Wehen mit PDA durch einen Notkaiserschnitt auf die Welt. Ebenfalls gleich ist, dass er mir 13 für ein halbes Jahr zu einer Therapeuten ging, weil er unter massiver Schulangst mit Panikattacken gelitten hat. Ein Unterschied ist mir aber aufgefallen: als deine PPD aufhörte, fing meine erst an und es dauerte 2 Jahre plus Therapie und Medikamenten bis ich wieder sagen konnte, jetzt habe ich das meiste geschafft.

Du schreibst, dass deine Symptome nach 2 Monaten vorbei waren. Ganz von selber, ohne Arzt bzw. Medikamente? Hattest du eine Vorgeschichte? Ich z.b war immer schon sensibel, eher änglich und hatte bereits in der Kindheit Anzeichen einer Zwangssstörung. Nur eben zu wenig ausgeprägt um als behandlungsbedürftig aufzufallen. Nach der Geburt ist es dann aber wie ein Tsunami über mir zusammen gebrochen.

Mein Sohn hat viel von meinen Wesenszügen geerbt. Er ist eher Introvertiert, ist hochsensibel ähnlich wie ich, denkt viel und hat auch manchmal leicht zwanghafte Züge, aber viel weniger als ich. Daher denke ich, kam auch diese Schulangst damals.... ich schließe nicht auf meine PPD, sondern eher auf unsere Wesenähnlichkeit. Könnte das bei euch ähnlich sein?

Natürlich können eine Erkrankung bzw. eine PPD negative Auswirkungen auf die Kinder haben. Aber eigentlich meist dann, wenn man diese unbehandelt lässt. Ansonsten sind die Prognose für Kinder von PPD Mamas nicht schlechter als bei anderen.

Ich habe mir schon oft gedacht, ob es sich vielleicht eher um diese Wesensähnlichkeit handelt. Viele Frauen die eine PPD bekommen sind sensible, eher introvertierte Menschen... sehr oft sogar hochsensibel. Mit diesen wunderschönen Wesenszügen neigt man dazu schneller von vielen Dingen überrannt zu werden, was sich wiederum psychisch auswirken könnte. Aber natürlich gibt es auch eine erbliche Komponente für die Anfälligkeit psychischer Besonderheiten. Eben da frage ich mich: Ist vielleicht schlicht und ergreifend das hochsensibele Nervenkostüm, das uns das einbrockt?

Kannst du damit was anfangen? Hast du noch mehr Kinder? Ich habe nur meinen wunderbaren Sohn. Unser Verhältnis ist extrem innig. Wie ist das bei euch?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mimi74

Re: Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Beitrag von Mimi74 »

Liebe Marika,danke für deine herzliche Antwort..Mit vielem hast Du Recht..Ich bin introvertiert und hochsensibel..Mein Sohn auch..Vor meiner PPD hatte ich noch keine solchen Phasen,meine Eltern auch nicht..Allerdings gab es in der Generation über meinen Eltern zwei Suizide in der Familie..Mein Kind war Wunschkind..Ich wollte einen Jungen und erst mit 30j. schwanger werden.Beides hatte so geklappt..Dann kam der Kaiserschnitt und ich denke,er oder die PDA's waren Schuld an meiner PPD..Meinen " Zustand " konnte keiner nachfühlen.." du hast doch ein gesundes Kind ".Irgendwie hatte ich die meisten Probleme damit,wie mein Tagesablauf mit Babys auszusehen hatte...Meine Hebamme lernte ich erst nach der Geburt kennen,sodass sie mich nur wenig kannte und die PPD auch nicht erkannte..Es war dann so schlimm,dass ich eines Tages den Wunsch hatte ins KH zu gehen.Mein Vater fuhr mich dann in die Tagesklinik der psych. Abteilung. dort hatte ich ein 2std. Gespräch..Wenig hilfreich..Aber irgendwie hatte das bei mir einen Auslöser,dass ich dachte, was machst du hier,warum brauchst du einen Arzt? Zuhause hat mir meine Hebamme dann gesagt, sie können auch mal staubsaugen,wenn das Kind schläft..So ein banales Ding half mir,etwas Alltag einzubringen..Bis dahin funktionierte ich irgendwie nur zwischen stillen,wickeln,Kind schlafen legen..er kam dann immer öfter was mich noch mehr stresste..Dann überlegte ich abzustillen und auf Fläschchen umzusteigen..Aber auch diese Hürde konnte ich nicht nehmen,das auskochen,abfüllen etc...war für mich zuviel...Meine Mutter ging oft mit meinem Sohn spazieren,aber auch in dieser Zeit konnte ich nicht schlafen,immer schreckte ich wieder hoch,dass ich bereit sein müsste zum stillen...und dann diese Bilder im Kopf,meinem Sohn ,Schnitte auf dem Kopf zuzufügen...grausam..Als ich dann mit dem staubsaugen anfing und wusste,dass Kind braucht nicht nur Ruhe um sich herum,wurde es besser....Und dann stiess ich beim einkaufen zufällig auf das Buch " Babyblues und Freudentränen.." Die Berichte und der Selbsttest ,da fiel es mir wie Schuppen von den Augen,was mit mir los war..Und ich entdeckte im Buch den Verein hier...Ich hatte sicher Glück,dass ich ohne Therapie und Medikamente davon kam....Die Entwicklung von meinem Sohn war dann so,dass der Übergang zur Grundschule schwer für ihn war...Er hat schon immer Selbstwertgefühle..Als er 12 war,kam die Trennung von mir und seinem Papa,was wohl die Deppression auslöste..Er wollte teilweise nicht mehr leben..Waren dann mal in der Tagesklinik über ein Wochenende und später zur Therapie..Er ist immer noch sehr introvertiert,wenig selbstbewusst ...Erst letzte Woche hatten wir wieder das Thema..Er spielt Vollleyball.Durch Corona war lange Pause und sie trainieren erst wieder seit Februar..Und irgendwie läuft es nicht richtig.Jetzt wollte er alles hinschmeissen,weil er denkt er ist zu schlecht..Und weil er denkt er ist zu schlecht,denkt er,er sei " nicht richtig im Kopf " und wolle zum Arzt..Er weinte und war sehr down..Deshalb hab ich Angst ,dass er wieder abrutscht ...Und meine grosse Frage bleibt halt: hat er als Baby damals gespürt,dass ich ihn nicht geknuddelt und gebusselt habe,wie übliche Mamas
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Marika
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Re: Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Beitrag von Marika »

Ich kann deine Gedanken absolut nachvollziehen und diese Frsgw habe ich mir früher sehr oft gestellt.

Mir haben die Gespräche mit meinem Psychiater, meiner Hebamme die ich leider erst auch nach der Geburt kennengelernt habe und der Therapeutin meines Sohnes geholfen das abzulegen. Ich habe damals sogar ei paar Sitzungen bei der Therapeutin meines Sohnes alleine gehabt. Es gibt wohl nicht den einen Auslöser. Du bist nicht schuld, es ist ein Mix aus vielem. Das trage ich heute fest in mir.

Du hast damals dein Bestes gegeben und die Liebe war da... du konntest sie wahrscheinlich nur nicht richtig spüren. Vielleicht würde dir eine Gesprächstherapie helfen... mir haben damals wie gesagt die paar Termine bei der Therapeutin gereicht um wieder klar zu sehen. Nämlich nicht nach hinten zu schauen und zu hadern "was wäre gewesen wenn..." das bringt nix. Aber in der Gegenwart kann man vieles tun und verändern. Z.b. Selbstvertrauen lernen... du und dein Sohn... haben wir auch.
Eine Verhaltenstherapie für deinen Sohn? Habt ihr da schon mal drüber nachgedacht?

Ich bin sicher, es kommen noch mehr Antworten... du wirst sehen, dass deine Schuldgefühle total unbegründet sind.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Athena

Re: Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Beitrag von Athena »

Interesaantes Thema

Meine Tochter ist nun ja fast 9, ich habe hier eine Asperger Autistin mit AHDS und medikation Elvanse.

Ja, ich habe mir oft Vorwürfe gemacht ob ich daran Schuld bin. Tränenreich saß ich vor der Kinderpsychologin als der erste Verdacht im Raum stand.

Aber Autismus ist vererbar. Ich bin nicht Schuld. Wir sind nicht Schuld.
Es muss nicht sein.
Mimi74

Re: Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Beitrag von Mimi74 »

ADHS stand bei uns auch mal im Raum..dann wurde überdurchschnittliche Intelligenz ertestet..hatte aber keinen Einfluss auf die schulichen Leistungen.er lag immer eher im Mitterfeld...

Ich kann mir vorstellen, dass du ein grosses Päckchen zu tragen hast,aber autistische Kinder haben ein ganz wunderbares Wesen an sich..ich wünsche euch alles Liebe
Mimi74

Re: Hat PPD Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes?

Beitrag von Mimi74 »

Marika hat geschrieben: 28:03:2022 13:03 Ich kann deine Gedanken absolut nachvollziehen und diese Frsgw habe ich mir früher sehr oft gestellt.

Mir haben die Gespräche mit meinem Psychiater, meiner Hebamme die ich leider erst auch nach der Geburt kennengelernt habe und der Therapeutin meines Sohnes geholfen das abzulegen. Ich habe damals sogar ei paar Sitzungen bei der Therapeutin meines Sohnes alleine gehabt. Es gibt wohl nicht den einen Auslöser. Du bist nicht schuld, es ist ein Mix aus vielem. Das trage ich heute fest in mir.

Du hast damals dein Bestes gegeben und die Liebe war da... du konntest sie wahrscheinlich nur nicht richtig spüren. Vielleicht würde dir eine Gesprächstherapie helfen... mir haben damals wie gesagt die paar Termine bei der Therapeutin gereicht um wieder klar zu sehen. Nämlich nicht nach hinten zu schauen und zu hadern "was wäre gewesen wenn..." das bringt nix. Aber in der Gegenwart kann man vieles tun und verändern. Z.b. Selbstvertrauen lernen... du und dein Sohn... haben wir auch.
Eine Verhaltenstherapie für deinen Sohn? Habt ihr da schon mal drüber nachgedacht?

Ich bin sicher, es kommen noch mehr Antworten... du wirst sehen, dass deine Schuldgefühle total unbegründet sind.

Es gruselt mich schon fast,wie sehr sich unsere Geschichten ähneln 😊 Ich werd das mit der Verhaltenstherapie in Betracht ziehen. Danke für den Tipp
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