Abstillen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Frau Sonne

Abstillen?

Beitrag von Frau Sonne »

Hallo ihr Lieben,

Ich hab ein 8. Monate altes Baby und ein Kleinkind daheim.

Das zweite Kind kam letzten Sommer, und ich stellte vor kurzem fest, dass ich mich immer mehr und mehr "abspaltete" und in mir Zwangsgedanken hoch kamen. Ich hatte das Gefühl emotional unerreichbar zu sein und bin dermaßen ausgebrannt und kraftlos, was vermutlich auch an der Belastung mit zwei Kindern hängt. Ich funktioniere, aber die Kraft, Freude und Achtsamkeit ist einfach weg.

Ich war dann bei meiner Hausärztin, sie gab mir für die akute Zeit viele Ratschläge. Unter anderem, dass ich abstillen solle. Weil mich das einfach körperlich auszehrt und nachts belastet.

Ich kann mich irgendwie mit dem Gedanken des Abstillens nicht anfreunden.

Aber mich belastet zum einen eben nachts, dass Zwergi dauernd an die Brust möchte. Ich finde sehr schwer in den Schlaf zurück. Und anderseits laugt mich das Stillen tagsüber einfach aus. Es liegt nicht am Baby. Es isst super Beikost und hat Interesse am normalen Essen und ist ein schneller Trinker. Aber körperlich hab ich das Gefühl, laugt es mich aus.

Daher wollte ich mal fragen, ob hier jemand in einer ähnlichen Situation war und wie ihr euch entschieden habt? Oder ob ihr Anregungen und Tipps habt?

Ich habe das Gefühl ihm "meine Liebe" zu entziehen, wenn ich ihm das Stillen "wegnehme". Aber andererseits wenn ich beim Stillen keine Zuneigung mehr empfinde und es "teilnahmslos über mich ergehen" lasse, ist das ja auch nichts. Hm.
alibo79
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Re: Abstillen?

Beitrag von alibo79 »

Guten Abend Sonne!
Ich habe deine Vorstellung gelesen und auch diesen Text und wollte dir meine Erfahrungen zum Thema stillen erzählen und wie ich mich entschieden habe.
Mein erstes Kind habe ich lange gestillt und auch gerne und ohne Probleme, und auch bei mir war es so als sie so 9 Monate alt war das ich das Gefühl hatte ich brauche meinen Körper wieder mehr für mich. Sie wollte schlecht essen und nur an die brust und nachts war es auch so, dass es nicht reichte sie 2 oder 3 mal zu stillen sondern sie wollte irgendwann immer ofter nuckeln zum einschlafen und weil es gemütlich war, obwohl sie direkt neben mir geschlafen hat so bin ich ständig geweckt worden und dar schlaf mangel und die Energie für die Milch Produktion hat echt an mir gezehrt.
Ich habe da für mich entschieden als sie fast ein Jahr alt war, das es nachts reicht wenn sie zum einschlafen abends und vielleicht einmal nachts und direkt morgens gestillt wird. Das war paar Tage natürlich hart das durchzusetzen, sie durfte natürlich kuscheln und so aber nicht mehr ständig nuckeln, aber danach war es kein Thema mehr. Und ich konnte endlich bisschen mehr schlafen und zu Kräften kommen.

Beim zweiten Kind hatte ich ja die PPD , ich habe sie auch gerne gestillt und e war bei ihr auch noch einfacher als beim ersten. Leider war ich dann so krank, daß ich mich nach langem kämpfen ohne Medikamente, mich doch dafür entschieden habe . Und in der tagesklinik haben sie mir die Medikamente solange verweigert, bis ich abgestillt hatte.
Das war sehr schlimm für, weil ich wusste von hier dass stillen und Medikamente schon möglich sind, aber ich hatte keine Kraft zu kämpfen. Habe dem stillen aber lange hinterher getrauert. Sie zwar fast ein Jahr gestillt worden, aber dieses übergriffige von den Ärzten fand ich schlimm.

Also wenn du das stillen magst würde ich wahrscheinlich nicht so direkt damit aufhören, vielleicht kannst du die Häufigkeit reduzieren und nimmst Nahrung Ergänzung Mittel, die deine Depots wieder auffüllen? Das habe ich das nur teilweise gemacht. Und stillen kostet viel Energie, ich habe beim stillen einige kilos verloren, deswegen ist vernünftig essen auch wichtig um Leib und Seele zusammen zu halten. Und natürlich auch Pausen und Zeiten für sich, was natürlich mit zwei kleinen Kindern schwierig ist.

Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Abstillen?

Beitrag von Marika »

Guten Morgen...

Ich kann dir zwar nicht von mir berichten, aber von meiner Cousine. Sie hat ihren Sohn fast ein Jahr gestillt, wobei die letzten 2 Monate ein langsames Abstillen war. Sie hatte genau die selben Gedanken: auf der einen Seite wollte sie ihrem Sohn das Stillen "nicht nehmen", aber andererseits spürte sie sehr klar, dass es für sie gefühlsmäßig nicht mehr stimmig war und der Schlaf massiv gestört wurde.

Wir haben viel darüber geredet, sie hat sich auch von vielen Seiten beraten lassen. Zum Schluß war es dann so, dass ihr Sohn auch in der Öffentlichkeit ihr unter das T-shirt ging und teils sehr aggressiv die Brust einfordete. Das war dann der Punkt an dem sie erstmals klar "nein" gesagt hat. Sie hat auch gemerkt, dass es immer weniger ein Trinken war, sondern ein lieb gewonnenes Dauernuckeln. Ihre Hebamme hat sie dann bestärkt, langsam und sanft immer öfter aber bestimmt nein zu sagen. Das war für Mama und Kind nicht immer einfach, denn es war eine wirklich innige Stillbeziehung. Aber meine Cousine hat einfach gemerkt, dass es nicht mehr wirklich passt. Ihre Hebamme sagte auch, dass das völlig normal und ok ist nach so langer Zeit endlich den Körper wieder für sich haben zu wollen. Und sie hat ihrem Sohn auch von Anfang an erklärt, warum es immer weniger wird. Es wurde weiterhin viel gekuschelt usw... nur das Stillen wurde immer weniger und nach 2 Monaten war es dann geschafft.

Ich weiß jetzt nicht ob dir das hilft, aber ich dachte ich schreibe dir das mal. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr eine gute Lösung findet.😘😘😘
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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