Kognitive Einschränkungen durch Depression - warum funktioniere ich nicht?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Jana
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Kognitive Einschränkungen durch Depression - warum funktioniere ich nicht?

Beitrag von Jana »

Hallo ihr Lieben,
ich bin zwar weit davon entfernt mich glücklich zu fühlen, aber zumindest die tiefe Traurigkeit und der Seelenschmerz, die ich zwischendurch hatte sind momentan nicht mehr so stark. Dafür beschäftige ich mich heute Abend mit anderen Symptomen und würde mich freuen, falls ihr von ähnlichen Beobachtungen erzählen könnt.
Mit Marika und Alibo habe ich mich im "Medikamente" Forum ("Woher weiß ich, dass mein Medi das richtige ist") schon kurz dazu ausgetauscht.

Es geht darum, dass ich oft, auch wenn ich mich gerade nicht total müde oder erschöpft fühle und auch unabhängig von der Tageszeit und vor allem wenn es mir gerade NICHT mit Ängsten o.ä schlecht geht, Probleme habe klar zu denken und mich zu konzentrieren. Es ist ein bisschen als hätte ich dauerhaft FIEBER oder mein Kopf wäre vernebelt oder mein Gehirn macht einfach "ZU". Entsprechend ist alles extrem anstrengend und mich überfordern die kleinsten Dinge z.B. kommt es mir sehr herausfordernd vor, zu überlegen was ich anziehe wenn ich rausgehe. Oder etwas zu kochen. Ich habe immer das Gefühl nicht ganz "da" zu sein und entsprechend auch große Angst Fehler zu machen - gerade auch im Umgang mit meinem Baby!! Ich habe z.B. auch deshalb Angst alleine mit meinem Baby rauszugehen.
Von außen scheint man das nicht so zu merken, außer am Sprechen, da werde ich manchmal langsamer weil ich mich nicht konzentrieren kann.

Diese Symptome machen mir große Angst. Mein Psychiater hatte mich eigentlich beruhigt und gesagt, dass das Emotionale gerade einfach so viel Kapazität in meinem Gehirn einnimmt. Aber heute Abend habe ich wieder gegoogelt (...) und mehrere Artikel dazu gefunden, dass die Einschränkung kognitiver Symptome ein bisher wenig beachtetes Symptom von Depressionen sei und diese Symptome wohl noch bleiben können wenn die anderen "typischen" Symptome schon weg sind. Außerdem erhöhen sie laut einem Artikel möglicherweise die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall.

Das macht mir einfach sooo Angst, dass ich nie wieder normal werde.

Hab nach vielem Suchen im Forum dazu leider kaum etwas gefunden... deshalb jetzt nochmal ein Beitrag von mir. Vielleicht kann mich ja jemand beruhigen oder das besser einordnen.

Liebe Grüße
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
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alibo79
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Re: Kognitive Einschränkungen durch Depression - warum funktioniere ich nicht?

Beitrag von alibo79 »

Hey jana, ich kann mich da deinem Psychiater nur anschließen, dieses gefühl wie benebelt zu sein wird wieder weggehen und ich glaube ich weiß genau was du mit diesem Gefühl meinst, denn mir ging es ja genauso. Bei mir war es auch so, dass es ein Symptom war , das mich lange begleitet hat. Da waren die klassischen Symptom schon lange besser oder auch zeitweise ganz weg.
Warum das bei mir so lange da war, weiß ich nicht, wahrscheinlich einfach weil mein Gehirn einfach noch nicht ganz,, rund,, lief. Und ich hatte auch immer Sorge, dass ich vor allem bei der Arbeit nicht richtig funktionierte. Man hat es mir nicht angemerkt, außer vielleicht die Menschen, die mich sehr gut kennen . Vor allem bin ich eigentlich jemand, der sehr fokussiert, konzentriert und schnell im Denken ist, da fiel mir das natürlich besonders auf. Ich hatte es Angst, dass meine Kunden mich für völlig bräsig hielten, weil meine Auffassungsgabe und das Lösung finden für ihre Probleme so schleppend waren.
Ich glaube diesen Artikel, den du gelesen hast, kenne ich auch. Und ich hatte die gleichen Sorgen. Ich habe ja jetzt schon zwei Episoden, wobei die zeitlich deutlich länger auseinander liegen als der durchschnittliche depressive . Wurde mir von mehreren Fachleute gesagt. Also ich denke das muss nicht unbedingt was bedeuten . Ich werde jetzt dauerhaft eine rezidiv Prophylaxe machen und gut für mich sorgen und hoffen, dass ich lange stabil bleiben werde.
Und ich kann dir auch sagen, dass ich dieses Nebel gefühl in beiden Episoden hatte, aber in der PPD viel stärker und länger, bei der jetzigen war das viel schneller weg oder nur zeitweise da.
Ich nehme jetzt seit einigen Wochen zusätzlich algenöl für die fettsäuren. Ich habe den Eindruck, dass mir das gut tut bzw mein Gehirn besser arbeiten kann und verarbeiten kann . Meine Chefin hat mir das empfohlen, sie hat keine depressionen, nimmt das aber auch und sie sagt auch, dass sie das Gefühl hat, nicht so schnell mental zu erschöpfen, wenn viel auf sie zukommt .
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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