Verlauf einer Genesung

[Jana]

Liebe Michelle, ich hatte zwar kaum Albträume, mein "Schlafmedi" macht einen sehr "natürlichen" Schlaf, aber ich weiß wie grausam es ist, wenn es einem schon beim Aufwachen so schlecht geht. Von Albträumen habe ich hier im Forum auch schon oft gelesen.
Deine Wahrnehmung und dein Zustand werden nicht so bleiben, es wird besser, das kann ich dir versichern. Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass du jetzt erhöht hast. Wie geht es dir?
Fühl dich gedrückt!

[Michelle]

Hey!

Ja ich habe seit knapp 7 Tagen auf 100mg sertralin erhöht.

Und hatte das erste mal keine spürbaren Nebenwirkungen vom erhöhen .

Dafür nervt mich diese depersonalisation und dieses permanente Selbstbeobachten.. die Angst davor wird zwar durch das Medikament genommen, aber Der Zustand ist trotzdem noch da (((

Habe Bammel, dass es bei mir nicht weggeht ..

Liebe Grüße

[alibo79]

Moin, zu dem selbst beobachten kann ich dir sagen, dass das auch mit der Zeit besser wird. Ich habe bzw hatte das extrem, permanent, non stop, und es ging mir so auf die Nerven, vor allem gerade mit der negativen Reaktion darauf fühle ich mich natürlich nicht besser.
Ich habe verschiedene Dinge ausprobiert, es zu unterdrücken hat eher nicht funktioniert, am besten war es zu akzeptieren , bzw zu merken, jetzt hänge ich wieder in mir drin, dann mich bewusst wieder auf das außen zu konzentrieren. Das war anfangs total schwierig, weil mein Kopf einfach nicht mit gemacht hat. Aber ich habe es immer wieder trainiert, und über Wochen und Monate wurde das besser. Und zwischendurch auch das beobachten und grübeln zulassen und dann wieder sagen, so jetzt ist genug, jetzt mache ich mit meinem Alltag weiter.

Ich habe das beobachten noch manchmal, gerade wenn es mir nicht so gut geht oder ich kleine Symptome merke, dann geht der Automatismus wieder los, aber inzwischen komme ich da viel besser raus.
Und zweitens finde ich es auch teilweise ganz logisch, dass du dich selbst beobachtetst , weil wir einfach so eine furchtbare Krankheit erleben müssen, dass wir uns selbst rückversichern wollen, wie es uns gerade geht und ob es schon besser geworden ist. Nur müssen wir dann aufpassen, dass wir uns darin nicht verlieren.
Liebe Grüße

[Jana]

Ja, das Selbstbeobachten macht glaub ich echt jeder und ist normal. Bei mir war das vor allem am Anfang, da hab ich mir sogar ständig aufgeschrieben wie es mir gerade geht und versucht dadurch herauszufinden, ob es jetzt bergauf oder bergab geht. Hab es auch aufgeschrieben, um meinen Therapeuten eine bessere Rückmeldung geben zu können. Aber musste immer wieder feststellen, dass sich mein Zustand ständig verändert, die Symptome sich ständig ein bisschen anders anfühlen und egal wie sehr ich versuche das jemandem zu beschreiben, ich es selbst kaum in Worte fassen kann was mit mir los ist. Musste dann feststellen, dass ich durch diese Buchführung auch keine Kontrolle krieg. Aber seit mein Medikament immer mehr wirkt, sind es auch nicht mehr ständig neue Gefühle/Symptome sondern hauptsächlich dieselben die kommen und gehen und dadurch ist auch diese Selbstanalyse weniger geworden, obwohl die Angst dass es wieder schlimmer wird natürlich immer da ist. Aber je länger es nicht wieder schlimmer wird, desto mehr nimmt auch diese Angst ab und desto mehr habe ich auch Hoffnung, dass alles wieder gut wird.
Ich würde dir also aus meiner momentanen Perspektive raten, darauf zu vertrauen, dass die Selbstbeobachtung besser wird, wenn die Symptome besser werden.

[Jana]

Und ansonsten natürlich 100% was Alibo so schön beschrieben hat! Wenn du es bemerkst, bewusst auf etwas anderes konzentrieren. Aber sei da nicht so streng mit dir, manchmal geht's halt nicht und es geht immer besser, je mehr die Medikamente wirken...

[Michelle]

Hey ihr,

Das ist so lieb danke :) tatsächlich meine ich mit dem Selbstbeobachten gar nicht mal so diesen Verlauf oder die Dokumentation, sondern die depersonalisation / Derealisation . Das neben sich stehen und sich beim Leben zuschauen. Sich fremd fühlen und die Umgebung .

Mir wurde immer gesagt, sobald die Angst verschwindet, verschwindet sich dieser Zustand/ bzw diese Selbstbeobachtung. Aber aktuell ist es noch nicht der Fall. Das deprimiert natürlich total … aber eure Nachrichten machen mir Hoffnung !

[Michelle]

Ihr Lieben,

Heute ist genau eine Woche mit 100mg um, wann kann ich realistisch mit Besserungen rechnen ? Ich fühle mich immer noch nicht so wie ich es gern hätte. Habe so oft Gedanken ich schaffe es nicht und all sowas….

Habe auch öfter Angst, dass das Medikament nicht anschlägt, obwohl es im Vergleich zu vor 6 Wochen schon besser ist… aber immer noch nicht so, dass ich wieder ich bin…

[Jana]

Liebe Michelle, das kann man sicher nicht pauschal sagen. Eine Freundin von mir hatte bei einer Depression ein SSRI bekommen und nach 8 Wochen ging es ihr wieder gut. Drum hab ich mir dieses Ziel von 8 Wochen gesteckt und das hat mir insofern geholfen, dass ich mich immer beruhigt hab, indem ich mir gesagt hab "ist ok, dass es noch nicht gut ist, die 8 Wochen sind noch nicht vorbei". Als die 8 Wochen dann vorbei waren, war es viel besser geworden, aber noch nicht gut. Jetzt habe ich mir als neues Ziel 3,5 Monate gesetzt, weil mir hier im Forum jemand mit gleichem Medi geschrieben hat, dass es bei ihr 3,5 Monate gedauert hat. Ich bin jetzt noch nicht ganz bei 9 Wochen mit Medis, aber hatte gerade zwei Tage am Stück, die es mir total gut ging und ich mich einfach wieder normal und wie ich gefühlt habe. Ich kann es noch gar nicht fassen! Trotzdem weiß ich, dass es auch nochmal schlechter werden kann. Aber das ist okay, denn ich hab ja auch noch Zeit bis zu den 3,5 Monaten. Ich habe auch hier übers Forum jemand kennengelernt, die eine total ähnliche Geschichte wie meine hat. Bei ihr waren es 8 Monate bis es ihr wieder gut ging. Das wäre dann mein nächstes Ziel, falls 3,5 Monate auch noch nicht reichen.
Vielleicht hilft es dir ja auch den Druck rauszunehmen, wenn du dich jetzt erstmal auf einen bestimmten etwas längeren Zeitraum einstellst. Du merkst ja auch schon Fortschritte, brauchst aber eben noch Geduld!

[Jana]

Ach ja, und bei der Erhöhung auf 100 mg hat sich bei mir nach einer Woche auch noch nicht viel getan...aber es wurde dann immer besser!

[Marika]

Hallo zusammen!

Es ist tatsächlich sehr unterschiedlich, weil ja auch jede Frau und jede Erkrankung verschieden ist. Generell braucht ein AD wie du es nimmst, mehrere Wochen, bzw bis zu 3 Monate bis es voll wirkt. Das heißt aber nicht, dass dann alles gut ist, denn das AD kann sehr viel aber nicht alles. Zusätzlich braucht es oft sehr viel Arbeit mit und an sich selber, um schädliche Verhaltensmuster zu erkennen. Das gelingt am besten in einer Therapie.

Bei mir war es nach etwa 3 Monaten so, dass ich die Tage alleine geschafft habe, aber ich war noch Meilen weit von Beschwerde frei entfernt. Das Gesund werden verläuft in Wellen, es gibt immer auch schlechtere Phasen, die aber immer weniger werden.

Bei mir hat es 2 Jahre gedauert, bis ich keine merklichen Tiefs mehr hatte. Das erste Jahr war schwierig, danach merkte ich nach einer weiteren Erhöhung meines ADs endlich einen starken Ruck. Übrigens braucht auch eine Erhöhung Zeit um zu wirken.

Es wäre super, wenn das alles schneller ginge. Nur leider funktioniert weder die Erkrankung noch die Medikamente so. Man braucht unendlich viel Geduld... aber es ist zu schaffen.

[Anne 861]

Auch bei mir dauerte es bis zu 4 Monate wo es Berg auf ging .

[Michelle]

Danke für eure lieben Antworten !!

Ja ich habe heute meine Periode bekommen, von super angespannt , die Panik kommt durch und die depressiven Gedanken wieder extrem . Kommt das durch die periode( verhüte hormonell, also eigentlich keine natürliche Blutung ) oder durch die Erhöhung, die jetzt greift nach einer Woche ? Oder Rückfall? was ist das und warum bin ich so:( habe Angst echt daran sterben zu müssen . So bin ich nie Gewesen !!

[Marika]

Ja, das kann ziemlich sicher die Periode sein. Die Hormonachterbahn die der weibliche Zyklus jeden Monat mit sich bringt, setzt dem Gehirnstoffwechsel ordentlich zu... und das im negativen Sinne. Da können glaube ich so ziemlich alle hier ein Lied von singen, incl. mir. Aber das hält sich meist nicht lange.

Wie geht's Dir heute?

[Michelle]

Hey und danke für eure lieben Antworten ,

Wenn es dieses Forum nicht gäbe, würde ich bestimmt denken ich bin komplett verrückt und nicht mehr in Ordnung im Kopf. Solche Nachrichten beruhigen doch schon ein wenig ..

Heute ist’s immer noch genauso wie gestern. Die Hoffnungslosigkeit macht mir am meisten zu schaffen. Dieses negative Denken einfach. Ich denke bei mir ist’s schlimmer als bei euch und ich werde nie wieder normal . Jeden Tag denke ich das .

Meine Psychiaterin sagt, das kommt durch die Periode , dass es seit ein paar Tagen wieder sich so "schlimm" anfühlt …

Ich denke immer ich weiß ja gar nicht mehr wie sich normal sein anfühlt …

[Michelle]

Halloo,

Es ging mir nach der Periode schon besser.. und jetzt habe ich wieder das Gefühl es geht von vorne los..
Ist dieser Verlauf normal ? Möchte nicht immer beim Arzt anrufen ( ich habe Angst nie wieder normal zu sein