Update nach 3 Monaten

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Michelle
power user
Beiträge: 131
Registriert: 25:07:2022 15:40

Update nach 3 Monaten

Beitrag von Michelle »

Hey ich wollte euch gern ein Update nach fast drei Monaten sertralin geben. Die Symptome habe ich ja schon seit April, aber das Medikament nehme ich ja erst seit fast 12 Wochen..

Und nun zu meinem aktuellen Zustand :
Abgesehen von Corona ( was mich natürlich total zurück wirft ) ist es schon besser . Es ist noch meilenweit entfernt von gut, aber kein Vergleich zu vor ein paar Monaten.
Die körperlichen Symptome wie Unruhe, herzrasen, extreme Panikattacken und Ängste haben abgenommen. Angst alleine mit meinem Sohn zu sein habe ich immer noch, was mich total nervt . Aber dann ist die depersonalisierung richtig heftig.

Genau, Angst und depersonalisierung sind nach wie vor da, oft, wenn ich viel abgelenkt bin vergesse i h diesen Zustand. Aber so schnell kommt er auch wieder.

Was ich aktuell aber noch sehr stört sind:
Depressive Gedanken oder schon fast Zwangsgedanken, die ich einfach nicht kontrollieren kann, antriebslosigkeit ( wahrscheinlich durch Corona) und das schlimmste schon fast diese negativen Gefühle.
Das Gefühl genervt zu sein von dem Mama Alltag, dem Kind , dem Mann . Die Angst, keine Zeit mit den eigenen Kind verbringen zu wollen , Desinteresse.

Das tut mir richtig weh weil ich weiß, wie sehr ich mein Kind liebe.

Hört das irgendwann auf ? Nehme aktuell 100mg sertralin.

Braucht das ganze noch Zeit ? Wie sind eure Meinungen ?

Liebe Grüße ☀️
Bine79
Beiträge: 89
Registriert: 27:06:2022 12:11

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von Bine79 »

Hallo Michelle,

ohne dir Angst machen zu wollen, sondern mein Gedanke ist, dich mit Geduld zu beschenken ☺️ !Als ich damals erkrankte und mit 100 mg Sertralin anfing, brauchte ich
1 Jahr bis ich so richtig das Gefühl hatte nun läuft es guten Bahnen! Natürlich war ich jetzt nicht 1 Jahr am Boden zerstört, sondern es wurde Stück für Stück besser!
Doch was man nicht machen darf, das ist meine Meinung, sich auf den Tabletten komplett ausruhen! Man muss selbst eine ganze Menge an sich arbeiten! Ich hatte damals keine Therapie und musste irgendwie einen Weg finden…was ich dank vieler verhaltenstherapeutischer Bücher schaffte!
Daher, habe Geduld! Du schreibst, es ist schon etwas besser und das ist schon das sehr Zeichen! Hast du eine Therapie? Hast du familiäre Unterstützung?

Alles Gute wünsche ich dir, Sabine
alibo79
power user
Beiträge: 979
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von alibo79 »

Hey ihr Lieben, Ich denke auch nach drei Monaten eine Verbesserung zu fühlen ist schon super, dass man dann schon gesund ist eher unwahrscheinlich, meistens dauert es doch länger würde ich sagen. Und das du Fortschritte machst zeigt, dass du auf einem guten Weg bist.
Ich weiß nicht ob die Medikamente nochmal erhöht werden müssen, dass kann natürlich noch einen Schubs nach vorne geben.
Aber wie bine schreibt, muss man auch an sich arbeiten und sich quasi immer wieder aufraffen, auf den Weg machen, aktiv werden.
Ich habe neulich zu meiner Kollegin gesagt, dass meine Genesung nicht einfach vom Himmel gefallen ist, sondern immer wieder echt harte Arbeit war und ist. Sie hatte sich nämlich so gefreut, dass es mir wieder so gut geht, aber meine Kollegen haben diesen Kampf gegen die Krankheit auch mitverfolgt und stark unterstützt.
Du musst gucken was dir gut tut, wie du Dinge ändern kannst, an welchen Stellen du dich aufraffen musst usw.
Es wird sich mit der Zeit alles fügen und auch du wieder gesund werden
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9949
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von Marika »

Hallo Michelle!

Ich möchte mich meinen Vorschreiberinnen anschließen. Du bist auf dem richtigen Weg, dass zeigt sich klar in dem du dich doch schon deutlich besser fühlst, wunderbar!

Neben der Medikation ist das Arbeiten an und mit sich essentiell. Am besten gelingt das im Rahmen einer Therapie. Darum wird auch beides - Medikation und Therapie - als die effektivste Kombination bei psych. Erkrankungen angesehen.

Es ging in meiner Therapie z.b. um meine viel zu hohen Moralvorstellungen die ich an mich selber hatte, aber auch mein völlig überzogenes Bild des Mama seins. Es ging um Selbstvertrauen, um Selbstliebe und darum wie ich beides stärken kann. Weiters erarbeiteten wir, dass ich hochsensibel bin und daher öfter kleine Pausen brauche. Ich habe gelernt persönliche Stressfaktoren zu erkennen und frühzeitig zu reagieren. Das alles hat 2.5 Jahre gedauert, aber was ich in der Zeit gelernt habe, hat mein Leben nachhaltig zum positiven verändert.

3 Monate sind noch eine kurze Zeit, aber natürlich will man dass das ganze besser noch heute als morgen endlich vorbei ist. Man muss diese Erkrankung meiner Meinung nach als Weg sehen, der manchmal steinig und beschwerlich ist. Aber er wird immer leichter, wenn man die richtige Ausrüstung hat. Viellicht wäre eine Therapie auch etwas für dich... ich glaube du machst keine bisher?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Michelle
power user
Beiträge: 131
Registriert: 25:07:2022 15:40

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von Michelle »

Danke für eure lieben Nachrichten .

Tatsächlich mache ich eine Verhaltenstherapie, das wurde in der Ambulanz , wo ich auch von einer Ärztin medikamentös begleitet werde, entschieden . Wird wohl immer so gehandhabt bei postpartalen Geschichten.

Alle zwei Wochen habe ich die. Bisher ist die Therapeutin wirklich total sympathisch und es passt auch, aber wir sprechen meistens immer nur von den vergangenen Tagen, ob mir etwas aktuell auf dem Herzen liegt, sie bestärkt mich in meiner Rolle usw.

Manchmal frage ich mich, ob diese Art von Therapie Erfolge bringt, sieht der Prozess sp aus? Ich hatte noch nie VT, von daher weiß ich nicht wie oder was ich dort lernen soll. Reicht dieses "miteinander sprechen "?

Meine größte Angst ist, dass ich wirklich die einzige bin, der man nie helfen können wird. Es fühlt sich so komisch an, wenn auch Menschen um mich herum sagen es ist viel besser geworden. Ich empfinde es aber nicht so. Ja es ist besser auf jeden Fall, aber nicht gut oder wieder super .

Von daher ist die Angst natürlich total groß :(

Ganz liebe Grüße an euch
alibo79
power user
Beiträge: 979
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von alibo79 »

Liebe Michelle, deine Angst ist völlig normal, die kennt jeder hier, und ich habe auch lange immer wieder gezweifelt, dass bei mir alles nicht hilft, aber es hilft und wird immer besser, da darfst du uns glauben und ganz viel vertrauen schenken und dir natürlich auch, auch wenn du es selbst nicht glaubst, du wirst wieder gesund, auf jeden Fall :D :D
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Bine79
Beiträge: 89
Registriert: 27:06:2022 12:11

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von Bine79 »

Liebe Michelle,

mir hat mein Psychiater gesagt, zunächst wäre eine VT gut und danach eine Psychotherapie. Leider habe ich nie den richtigen Verhaltenstherapeuten gefunden. Ich habe daher 9 Jahre mit Büchern meinen Weg bestritten ( dazwischen war ich mal 50 Sitzungen bei einem Familientherapeuten, der mir nichts brachte )
Nun bin ich seit 5 Jahren bei einer Psychologin, bei der ich erst seit 1 Jahr eine Analyse mache. Und bis heute weiß ich nicht, was die richtige Therapie ist 🤷🏻‍♀️. Ich gehe den Weg nun weiter und hoffe dann zu merken, das es gut ist! Sehr oft merke ich es und das nächste Mal zweifel ich wieder!
Ich glaube schon, dass eine VT sehr gut helfen kann ( die kognitive VT )
Eine Analyse, wie in meinem Fall, dauert sehr lange und braucht viel Geduld ( Geduld habe ich leider nicht ganz so in die Wiege gelegt bekommen 🙈 )
Du schreibst, du gehst alle 2 Wochen hin! Das ist recht wenig, kann sie dir mehr in Aussicht stellen?

Also es gibt so viele Therapiemöglichkeiten, welche nun für DICH die Richtige ist, musst und wirst du im Laufe der Zeit feststellen! Also die Aussage, deiner Ärzte, das VT DIE Therapie ist, stimmt sicher nur bedingt. Je nachdem was bei DIR im Vordergrund ist, was DIR gut tut und wozu DU bereit bist!

Liebe Grüße, Sabine
Sorcca

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von Sorcca »

Hallo Michelle,

Ich kenne die Angst/die Gedanken das man der einzige ist dem vielleicht nichts hilft sehr sehr gut und auch jetzt wo es mir wieder deutlich besser geht schleicht sich diese Sorge hin und wieder ein. Aber es wurde bisher immer besser und das wird auch bei Dir so sein ❤️
Ich hab mit ungefähr 26 meine VT begonnen die über viele Jahre ging und mir hat es bei meinen Angst und Panikattacken sehr geholfen. Ich hab mich aber auch oft gefragt ob das das richtige für mich ist... Zurückblickend kann ich sagen das es jede Minute wert war und ich diese Zeit nicht missen möchte.
Gegen meine stark genetisch veranlagten Depressionen benötige ich allerdings dauerhaft Medikamente. Ich nehme ja 15 mg Escitalopram + 50mg Opipramol, mitTropfen hab ich allerdings keine Erfahrung. Wieviele Tropfen sind denn die Höchstdosis die man nehmen darf? Bei Tabletten sind es ja 20 mg. Ich bin mit 10 mg gestartet und richtig gut ging es mir dann erst mit 15 mg und Opi. Ich hatte mit einer Erstverschlimmerung zum Glück keine Probleme, hatte aber natürlich wahnsinnige Angst davor... Aber könnte es vielleicht trotzdem sein das die Dosierung vom Escitalopram noch zu wenig ist?

Liebe Grüße


Ich glaube ich hab Dich da gerade mit jemanden verwechselt was deine Medikamte betrifft, entschuldige! Ich bin im Moment sowas von verpeilt, mein Gehirn gleicht einen Sieb :roll:
Michelle
power user
Beiträge: 131
Registriert: 25:07:2022 15:40

Re: Update nach 3 Monaten

Beitrag von Michelle »

Hallo,

Ja tatsächlich geht das nur alle zwei Wochen .. die Therapeutin kann nicht wöchentlich , was mich auch ärgert. Aber nunja.

Ich habe morgen einen Termin bei meiner Ärztin ( Psychiaterin ), da sprechen wir über die Dosis . Nehme immer noch 100 mg. Und es wird ja auch besser, aber ich frage mich ständig, ob es weiterhin besser wird damit oder man doch höher gehen muss, damit alles wieder gut wird. Wie seht ihr das ?

Und habt ihr auch zugenommen durch die Medikamente ? Ich habe 15 ganze Kilo zugenommen! Das ist so heftig. Ich wog immer um die 50 Kilo und nun 65..
und ich habe vor der Schwangerschaft sehr gern und viel gegessen. Trotzdem war ich super schlank . So langsam habe ich Angst dass es nicht aufhört . Sind es vielleicht auch wassereinlagerungen?
Antworten