Hoffnung, wo bist du hin?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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SaraGossa
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Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Hallo ihr Lieben,

Heute ist der 2.Tag meiner Periode(die 3.natürliche seit der Geburt meines Sohnes) und die schlimmen Gedanken haben mich wieder voll im Griff. Ich denke ich bin nicht normal, ich werde eh nicht gesund, vielleicht habe ich ja eine Persönlichkeitsstörung und die geht eh nie weg. Dazu kommt, dass hier zurzeit das ganze Land erschüttert ist weil eine junge Frau in meinem Alter aus dem KH geflohen ist und sich das Leben genommen hat. Das war ein so riesiger Trigger.Ich wollte das gar nicht wissen, höre extra keine Nachrichten aber das war leider nicht zu umgehen. Sie hatte 2 Kinder, eines knapp 2 und das andere gerade mal 2 Monate. Ich weiss das hat nix mit mir zu tun aber ständig kommen mir Gedanken wie: siehst du, die hatte dasselbe wie du, bei ihr gings auch nicht weg so wird es bei dir auch sein. Es ist einfach schrecklich und macht mich so traurig und ängstlich. Generell denke ich so über Leute nach, die sich das Leben genommen haben. Ich will über sowas doch gar nicht nachdenken!!!!!
Hatte das letzte Tief vor einem Monat bei der letzten Periode, das war noch schlimmer hab so viel geweinr. Seitdem sind die meisten Tage solala und einzelne dazwischen fühlen sich fast total normal an(würde sagen so 90% normal)Da kommt mir ab und an ein blöder Gedanke aber ich kann ihn recht gut entwerten.Mein Psychiater hat mir heute Möchspfeffer ans Herz gelegt, das werde ich probieren. Ich spüre heute wieder diese Hoffnungslosigkeit im Bauch und bin mir sicher niemehr gesund zu werden :cry:
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
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Marika
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

So ist es mir auch oft gegangen, als ich noch nicht gesund war. An den Tagen oder am Eisprung... oder einfach nur so. Das ist sooo gemein, man kann sich nicht mehr erinnern, dass es schon besser war. Man hat null Hoffnung und ist sicher, dass es nie aufhört, dass man diese eine Ausnahme ist, die nicht gesund wird. Und dann natürlich die schlimme Geschichte mit dieser Frau... Da kommt alles zusammen, was du gerade gar nicht brauchst.

Aber ich versichere dir, es bleibt nicht so und du wirst gesund. Es fühlt sich schrecklich an im Moment, ich weiß, aber glaub mir das ist kein Dauerzustand.

Mönchspfeffer habe ich auch mal versucht, hat bei mir nichts gebracht, aber einen Versuch ist es allemal wert...
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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SaraGossa
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Danke Marika, du hilfst mir immer sehr...dafür bin ich sehr dankbar♡
Es ist gemein...immer wenn ich mir denke: Oh es entwickelt sich grade ganz gut kommt wie ein Kinnhaken so ein Tief. Als obs einem sagen möchte: hast ernsthaft gemeint ich lass dich jetzt in ruh
Mal schauen wies wird, hoffe einfach es ist diesesmal nicht wieder eine ganze Woche wie bei der letzten Periode🤞🤞
Liebe Marika eine Frage: du sagst ja die Tiefs werden seltener und weniger intensiv. Seltener ja...das mit der Intensität versteh ich nie ganz. Weil während man drin ist findet mans ja immer schrecklich. Hast da im Rückblick dann sagen können es war weniger stark als das davor?
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Marika
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von Marika »

Ja, immer im Rückblick erst ist mir aufgefallen, dass ich zwar ein Tief hatte, aber trotzdem bereits Sachen machen konnte, die davor nicht gingen. Z.b trotz Tief einen halben Tag mit dem Baby alleine geschafft zu haben.
Liebe Grüße von
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Marika es ist einfach nur sowas von grausam seit gestern. Ich glaube einfach nicht dass DAS noch normal sein kann...fühle mich total nicht ich selber, habe null appetit, eine Angst die mich komplett lähmt wegn der absolut schrecklichen Gedanken die ich habe.
Habe einen Satz gehört wo jemand gesagt hat: ich denke manche Leute haben einfach dieses Gen in sich für Suizid. Schon von Geburt an. Und jetzt bin ich felsenfest davon überzeugt auch dieses Gen in mir drin zu haben!! Weil ich mich auch immer schon irgendwie "anders" gefühlt habe, sehr sensibel bin. Scanne alle Ereignisse in meinem Leben durch wo das passen könnte, es ist so schrecklich. Meine Therapeutin und alle sagen das ist kompletter Blödsinn weil ich so lebensfroh bin, alles dafür tue ja wieder gesund zu werden...
Aber was wenn das alles egal ist und nix bringt? Weil ich sowieso dazu verdammt bin diese Gedanken immer wieder zu haben.
Dieses Tief ist der HORROR und dass die Intensität null nachgelassen hat macht mir unsagbare Angst. Das muss doch milder werden???? Ich hatte jetzt 3 recht gute Wochen vorher. Habe heute mit meinem Psychiater telefoniert und er hat mir zusätzlich zum Brintellix 20 mg noch Duloxetin verschrieben, wo ich mit 30 mg starten soll und man kann dann bis auf 120 hoch langsam.
Ich würde es gerne nehmen, habe aber solche Angst davor, nach diesen 2 HorrorTagen habe ich das Gefühl eine schlimme Einschleich Phase einfach nicht überstehen zu können 🥺🥺
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von Marika »

Bitte das verschriebene Medikament unbedingt nehmen, dein Arzt weiß was er tut. Und nein, du hast kein solches Gen in dir, das ist wirklich Quatsch. Du bist erkrankt ja, aber du wirst auch wieder gesund. Die 3 Wochen davor zeigen, dass du auf dem absoluten richtigen Weg bist.

Die Tiefs werden nicht mit jedem Mal regelmäßig milder, das musst du dir anders vorstellen. Im gesamten Verlauf gesehen wird es so sein, da können aber durchaus auch einige heftige Ausreißer dabei sein. Das ist normal.

Du schaffst das, das Tief geht vorbei und du wirst gesund!
Liebe Grüße von
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Hab es heute das 1.mal genommen und mich grad vor Übelkeit übergeben. Das sollte sich nach einer Woche ca legen sagt mein Psychiater 🤞🤞🤞
Jetzt heissts irgendwie den Tag rumkriegen
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von Marika »

Du bist unfassbar stark, ich ziehe den Hut vor dir. Ich habe 2 Bekannte die am Anfang auch mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen hatten. Tatsächlich ist es vergangen und sie sind beide gesund geworden.

Ich denk an dich und drück die Daumen dass diese Phase schnell vorbei geht ❤️❤️❤️
Liebe Grüße von
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Ich fühle mich alles andere als stark. Noch dazu verstehe ich nicht wie ein Medikament Gedanken verschwinden lassen soll. Diese SG quälen mich so extrem ich kann mir null vorstellen, dass die wieder verschwinden. Ich nehme doch meine Medikamente, geh zur Therapie, geh jeden Tag raus um mich abzulenken, versuche die Gedanken einfach kommen zu lassen nicht zu bewerten. Aber an manchen Tagen scheint es UNMÖGLICH. Was soll ich denn noch tun?????
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Vivi
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von Vivi »

Liebe Sara,
Ich kann dich sehr gut verstehen.
In meinen Tiefs habe ich auch mit starken lebensmüden Gedanken zu kämpfen. Die machen so Angst und fühlen sich so heftig bedrohlich an. Ich weine dann auch immer und sage zu meinem Mann : ich will nicht sterben, aber diese Depression möchte mich umbringen und so.. voll krank..

Aber tief in mir drin, weiß ich, ich will leben und für meine Familie da sein. Nur halt nicht so. So für immer leben, das kann ich mir einfach nicht vorstellen .. ich denke deshalb kommen diese Gedanken. Einfach als logische Konsequenz .. aber wir werden gesund ! Tod ist keine Option !

Ich bin wie du, sehr lebensfroh und diese Depression macht aus mir einen Menschen, der ich null bin!
Auch wie du, denke ich dann, mir ist das passiert und dies passiert… war ich schon immer depressiv, habe es nur nie gemerkt ?? Es wird nie vorbeigehen, weil ich es schließlich schon immer hatte, nur nicht bemerkt habe und so einen Quatsch halt …
Ich hatte auch 3 sehr gute Wochen und jetzt um meinen Eisprung herum wieder ein Tief.
Aber ja… ich sitze es aus, halte an meinem Glauben fest, höre mir Erlebnisse an, die gut geendet sind .. mit so viel Positivem umgeben wie möglich. Wir schaffen das 🤍 du bist nicht allein !!!
Geburt 1. Kind im Juli 2022
Innerhalb kürzester Zeit Panikattacken, depressive Symptome
Seit September in psychologischer Behandlung / Diagnose schwere PPD
Seit Ende September 50mg Setralin / 50mg Quetiapin
Ende Oktober erhöht auf 100mg Sertralin / 150mg Quetiapin
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Hey Vivi und danke für deine Antwort, es tut so gut zu wissen nicht alleine zu sein♡ Ich erkenne mich selbst halt so nicht wieder und muss sagen diese Version mag ich gar nicht
Wie ist es bei dir ausserhalb der Tiefs? Sind die blöden Gedanken dann komplett weg?
Bei mir kommen sie nämlich auch dann ab und zu, aber ich kann sie dann ganz gut ignorieren und mir denken: jaja, ich weiß das ist Blödsinn
Aber so ganz 100% weg waren sie nie, das macht mir eben auch Angst
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Letzten Sommer waren sie zeitweise mal weg oder ich hatte eben einen anderen ZG der mich beschäftigte. Aber diese lebensmüden Gedanken sind wirklich die schlimmsten. Ich versuch jetzt mal etwas Sport zu machen, das habe ich "früher" immer geliebt ♡
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Vivi
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von Vivi »

Es ist wie bei dir.. an den guten Tagen bin ich nicht komplett frei :/ Sie klopfen immer an und ich mache die Tür aber nicht auf.
Nur an manchen Tagen ist das Poltern so laut, dass die Tür nicht zu bleibt und die Überflutung kommt..
Ich hoffe auch, dass sie irgendwann komplett weg sind. Heute ist auch mies für mich :(
Keine Gefühle, keine Hoffnung, innere Leere und denken, toll, noch so ein Tag
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von SaraGossa »

Das hast du gut beschrieben. Vivi ich spüre deine Kraft und deine Resilienz durch jedes Wort, das du schreibst. Hab nicht den geringsten Zweifel, dass du wieder gesund wirst. Heute ist ein blöder Tag, aber denken wir mal wieviele solcher schwarzen Tage wir schon gemeistert haben. Ich fühle es zwar nicht aber ich bin stolz auf uns...reden wir uns einfach gut zu bis wir es selbst glauben ♡
Für mich fühlt es sich immer an wie eine fiese Schlammgrube durch die man muss...die zieht einen immer mal wieder rein, aber den Weg hat man ja bis dahin trotzdem schon geschafft. Und bis man draussen ist und den Schlamm komplett abgeschüttelt hat, dauert es leider...schick dir eine Umarmung
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Vivi
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Re: Hoffnung, wo bist du hin?

Beitrag von Vivi »

danke dir, liebe Sara!

Man kommt sich wirklich alles andere als stark vor. Sondern schwach und kurz vorm Zusammenbruch.. Es tut so weh, mein schönes Kind zu sehen und nicht an die Gefühle heranzukommen :(
Sich die Zukunft auszumalen und sich selbst nicht zu sehen. Keine Freude zu spüren und sich deshalb so fertig zu machen .. Man fühlt sich eh schon so furchtbar und dann diese Selbstvorwürfe.. Es gab eine Zeit, da war ich glücklich und zufrieden mit mir, meinem Leben .. Wollte ein Kind mit meinem Traummann und dachte, es wird mein persönliches Happy End. Stattdessen ist es eine Hölle auf Erden und das tut so weh.. weil ich weiß, dass es eigentlich genau das ist, was ich mir wünsche. Ich kann es nur nicht spüren und bin so weit weg
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