Unruhe

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Nic
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Unruhe

Beitrag von Nic »

Hallo ihr Lieben,

Ewig dieses Unruhegefühl in mir und meine Ängste wenn ich mit jemandem rede. :oops:
Sag ich auch das richtige? Wie komm ich ins Gespräch, wobei ich am WE auf einem Geb. Wieder gemerkt habe, dass es eh keinen so wirklich interessiert was man zu sagen hat.
Alle haben nur von sich selbst geredet, wieviel sie arbeiten und noch das und das und das tun, wo ich nur denke “Himmel, wie schaffen die das alles? Wenn ich nicht meine Stunde Mittagsschlaf habe geht gar nichts mehr. Gleichzeitig kommt das schlechte Gewissen, dass ich doch noch jung bin, und mal mehr am Leben teil nehmen müsste usw.

Trotzdem frage ich mich woher dieses innere Aufgeregtheitsgefühl kommt. Dieses getrieben sein. Es macht mich langsam kirre, weil ich auch nicht mehr dauernd davon rennen will. ich würde gerne daheim auf der Couch sitzen und einen Film gucken oder lesen, aber das geht nicht wegen der Unruhe.

Mein Psycho meint, es sei ein Kindheitstrauma. Naja, ich weiss nicht. Was sollen die Kinder sagen, die im Krieg gross wurden, oder geschlagen und missbraucht wurden. DAS sind für mich echte Kindheitsdramen. Die müssten ja alle eine Angststörung hoch drei haben

Himmel, ich weiss nicht , ob ihr auch ein bisschen meine Wut in diesem Post lest. Die Angst hält mich auch von “mehr Leben” ab , weil ich vieles nicht tue, wo ich weiss, da gehts mir nicht gut. So ein Mist.

Geht es jemandem auch so?
N.
Fight4you
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Re: Unruhe

Beitrag von Fight4you »

Hallo Nic,

Ich kenne dieses Gefühl 1:1 aus meinen depressiven Episoden. Solange ich noch nicht wieder stabil war, hatte ich dieses Gefühl täglich und unter Gesellschaft manchmal schlimmer weil ich gedacht hab, dass alle ihr Leben im Griff haben nur ich nicht. Ich hab mir dann auch immer sehnlichst gewünscht, einfach auf dem Sofa chillen zu können, aber das hat es nur noch schlimmer gemacht. Ruhig wurde ich immer erst gegen Abend, vermutlich auch aus Erschöpfung.
Ich hatte die Ängste/Unruhe allerdings nicht auf Personen bezogen, also dass ich nicht wusste was ich erzählen sollte, sondern eher generell, dass ich mich selber verliere und dieses krasse Einsamkeitsgefühl trotz Menschen um mich herum.
Wie bzw bist du momentan medikamentös eingestellt?

Fühl dich gedrückt!
Nic
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Re: Unruhe

Beitrag von Nic »

Dankeschön für Deine Antwort.

Ja ich habe viele Jahre Cipralex genommen, dann Venlafaxin und jetzt wieder Escitalopram. Ich hatte bei keinem das Gefühl, dass diese Unruhe weg war. Ja Vll. Etwas besser aber nicht ganz weg.
Und ich suche nach dem Knackpunkt. Weiss einfach nicht woran es liegt und es kostet soooooo viel Energie.

Wann und wieso ging es Dir besser??

Nic
Fight4you
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Re: Unruhe

Beitrag von Fight4you »

Mhhh… aber bevor du die AD genommen hattest, also früher, hattest du diese Unruhe nicht? Hat sich hormonell bei dir was geändert seitdem du AD nimmst? Also Pille oder Ähnliches?

Ich frage deshalb, weil zumindest bei mir die Hormone ein ganz großer Faktor sind. Pille anfangen war Hölle, Pille absetzen nach 13 Jahren auch. Postpartal auch. Also meine Episoden standen immer in irgendeinem Zusammenhang mit hormonellen Umbrüchen.

Nach der Geburt hat es ca. 1 Jahr gedauert bis ich wieder relativ stabil war, wobei dann auch noch Unruhezustände da waren. Dass ich mich wieder alleine entspannen kann, ging glaube ich so nach 1,5j wieder ganz gut.

Bei den anderen Episoden bin ich recht schnell ziemlich hochdosiert worden von den Medikamenten, da ging es nach 3-4Monaten wieder.

Es ist bei jedem anders, vielleicht ist das Escitalopram für dich nicht das richtige? Warum hattest du auf das Venlafaxin gewechselt?
Nic
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Re: Unruhe

Beitrag von Nic »

Hallo,

Doch ich habe diese Unruhe schon seit meinem 16. Lebensjahr. Damals noch ohne AD.
Mit einem AD habe ich erst 2004 nach der Geburt unseres 2. Kindes angefangen. Aber wirklich viel geholfen hat es auch nicht.

Mit den Hormonen hängt es bei mir eher nicht zusammen.

LG
N.
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Marika
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Re: Unruhe

Beitrag von Marika »

Hey Nic!

Eine Frage: hast du schon mal ein trizyklisches AD bekommen?
Liebe Grüße von
Marika

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heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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Marika
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Re: Unruhe

Beitrag von Marika »

Ich nochmal: ich kann mich an eine Betroffene Frau erinnern, die starke innere Unruhe, Ängste aber auch ZG hatte. Man hat SSRI versucht, auch Venlafaxin... aber die Unruhe blieb.... dann wurde sie auf Trimipramin eingestellt und das hat geklappt. Das ist selbstverständlich keine Medikamenten Empfehlung, das kann natürliche nur ein Arzt entscheiden. Aber es kam mir grad im den Sinn...
Liebe Grüße von
Marika

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Nic
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Re: Unruhe

Beitrag von Nic »

Hallo Marika,

Danke für Deine Antwort.
Meine neue Therapie ist sehr gut. Er meint diese innere Unruhe kommt davon, dass nie meine Bedürfnisse erfüllt wurden und ich sie mir bis heute nicht wirklich erfülle. Wir arbeiten daran, welcher Teil in mir es mir verbietet ein schönes leben zu führen, mir Hobbys zu suchen die mir Freude bereiten und so weiter. Ist ganz interssant.
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Marika
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Re: Unruhe

Beitrag von Marika »

Das klingt sehr gut...🥰🥰🥰
Liebe Grüße von
Marika

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Nic
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Re: Unruhe

Beitrag von Nic »

Findest Du? Manchmal zweifle ich ja auch echt an solchen Sachen.
Wem seine Bedürfnisse wurden schon als Kind komplett erfüllt. Denk mal an die Generation vor uns. Ich weiss nicht…..
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Marika
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Re: Unruhe

Beitrag von Marika »

Ich denke wenn du dich wohl fühlst dabei, dann ist es sehr gut. Ist das so oder bist du noch ein bisschen abwartend?

Grundsätzlich bin ich immer für Therapie, denke aber man kann auch zuviel in dem Bereich tun. Wichtig ist, ob es sich für dich gut anfühlt. Im konkreten Fall kann ich dir echt nicht sagen, ob diese Form der Therapie deine Unruhe eindämmen wird, das kann wohl nur die Zeit zeigen. Und wie gesagt, wenn es sich stimmig für dich anfühlt, dann ist das ein gutes Zeichen.
Liebe Grüße von
Marika

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Nic
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Re: Unruhe

Beitrag von Nic »

Ja gestern in der Stunde und auch danach hat es sich SEHR stimmig angefühlt, heute morgen bin ich wieder am Zweifeln.
SaraGossa
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Re: Unruhe

Beitrag von SaraGossa »

Hey Nic,

Ich hatte jahrelang auch immer mal wieder diese innere Unruhe...habe eine Arbeit, wo ich mental sehr gefordert bin und viel sitze und habe jahrelang die Bewegung komplett vernachlässigt. Machst du Sport?
Innere Anspannung lässt sich damit super abbauen. Da muss dann natürlich jeder eine Sportart finden, die ihm auch Spaß macht...ich bin zum Schluss beim Krafttraining gelandet und LIEBEEEEE es. Es ist Zeit für DICH und deine Gesundheit und die Endorphine die ausgeschüttet werden fühlen sich super an. Ich würd sagen das wäre einen Versuch wert. Sport und Ernährung sind für mich 2 Säulen, die die letzten Jahre(ausserhalb der Depression jetzt) maaaßgeblich zu meinem GlücklichSein beigetragen haben. Das darf man auch nicht unterschätzen ♡
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
Seit Januar 2022 PPD
Anfangs Mirtazapin, inzwischen abgesetzt
Seit Oktober 22 Vortioxetin 20mg
Januar 23 noch Duloxetin 120mg dazu

Aktuell ziemlich stabil🤞
alibo79
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Re: Unruhe

Beitrag von alibo79 »

Also jetzt schreibe ich hier auch zur unruhe. Ich habe auch schon Jahre Zeiten Mut innerer unruhe. Früher war das oft geprägt durch immer viel Leistung bringen wollen. Immer in Action zu sein und mir keine Pause zu gönnen, weil ich dann nicht produktiv bin. Später bzw heutzutage eher wenn ich mental überfordert bin oder zuviel Reize auf mich einwirken, danach gefolgt von Erschöpfung.
Bei uns liegt es etwas in der Familie, meine Schwester und meine Mama, Onkel sind auch so. Es ist wahrscheinlich schon als Baby angeboren, denn das Stress System entwickelt sich schon vor der Geburt. Ich musste irgendwie einen weg finden damit umzugehen. Wenn es ganz doll ist mache ich es wie sara mit auspowern beim Sport.
Dann ist mir noch die Idee gekommen, dass man durch Ernährung auch viel Steuern kann auch mental. Folge immer mal Menschen auf YouTube die sich Pflanzen basiert ernähren bzw vegan. Ich will hier jetzt keine grundlegende Diskussion über Ernährung auslösen, denn es ist ja nicht für jeden was sich zb vegan oder vegetarische zu essen. Aber da war eine Biologin die viele Jahre unter Ängsten, depressionen und Anspannung gelitten hat. Bis dahin hat sie viele verarbeitete Lebensmittel gegessen und hat dann angefangen langsam die Ernährung umzustellen. Sie sagte es hat zwar seine Zeit gedauert, aber über Monate hat sie gemerkt, dass es ihr mental besser ging. Meine Schwester hat das jetzt auch über lange Zeit gemacht und ihr geht es auch deutlich besser damit( natürlich neben anderen Dingen wie Sport, gute Mischung zwischen Arbeit und Entspannung)
Ich weiß nicht ob das etwas für dich ist, aber vielleicht ja noch eine Idee an kleinen Schrauben zu drehen.
Gibt es in deiner Familie denn auch andere Personen, die an Ängsten und unruhe leiden?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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