Erschöpft

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Januarkind
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Erschöpft

Beitrag von Januarkind »

Hallo ihr Lieben, ich habe lange nicht mehr geschrieben bzw. war nicht aktiv- mir ging es nämlich blendend. Von einem Tag auf den anderen hatte ich Energie wie früher, war glücklich und konnte alles genießen. Bis vorgestern.. als ob jemand einen Schalter umlegt. Wenn ich jetzt nochmal drüber nachdenke ist das wirklich unglaublich…
Ich kann auch keine Vorboten ausfindig machen außer eventuell meine Periode. Aber im letzten Zyklus hat es mich auch gar nicht beeinträchtigt?!
Jedenfalls muss ich mich ausweinen bei euch.. die Angst ist wieder da, der Tag zieht an mir vorbei und diese krassen Gedanken sind allgegenwärtig. Ich gucke mein Kind an und könnte nur weinen.. wieso bin ich einfach nicht gut genug für ihn? Warum ist alles schon wieder so ein Untergang?
Im Moment sitze ich am Bewerbung schreiben für einen Job nach der Elternzeit, das ist wirklich ein Stressfaktor für mich, stelle ich gerade fest. Vor allem so wie es mir jetzt geht, weis ich nicht, wie ich überhaupt arbeiten soll. Mir ist schon die Vorstellung zu viel :(
Januarkind
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Re: Erschöpft

Beitrag von Januarkind »

Achso und eine Sache muss ich noch loswerden.. Ich fühle mich als ob ich nicht richtig da bin. Ich nehme alles um mich herum wahr aber kann es nicht annehmen.. Ist das irgendwie verständlich? :/
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Marika
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Re: Erschöpft

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

2 mögliche Auslöser hast du selber schon genannt: die Periode und das Bewerbungen schreiben. Nimmst du noch Medikamente oder hat sich da was geändert?

Wie lange ist es dir denn jetzt gut gegangen? Bei mir kamen z.b. nochmal 2 heftige Tiefs damals, obwohl es mir da schon mehr als ein halbes Jahr sehr gut ging und ich mein AD auch nicht verändert hatte. Auch bei der Periode kann es trotzdem plötzlich wieder schlechter sein, obwohl das schon besser oder fast weg war. Meine Tiefs hielten 2 Jahre an, aber natürlich wurden die Abstände dazwischen immer länger und heftige Tiefs dann wirklich die Ausnahme... aber es gab sie.

Ich drück dich fest!
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Erschöpft

Beitrag von alibo79 »

Hallo Januar, ich habe genau das gleiche gedacht wie Marika. Kann es sein, dass dich die Bewerbung doch mehr beschäftigt? Vielleicht steckt da zb Unsicherheit dahinter ob du bereit bist wieder zu arbeiten, ob du den Herausforderungen gewachsen bist, das Gefühl nicht genug für dein Kind dazusein, Unsicherheit was dich bei der Arbeit erwartet usw...
Jedenfalls wären das so Dinge, die mich beschäftigen würden und ich kenne es von mir selbst, dass sowas wieder komische Gefühle bei mir macht.
Wie geht es dir heute und hat sich das Gefühl Chaos gelegt?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Erschöpft

Beitrag von alibo79 »

Und dieses gefühl nicht richtig da zu sein, habe ich dann auch, ich denke das ist sowad wie derealisation, was unter stress und tiefs auftreten kann.
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Januarkind
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Re: Erschöpft

Beitrag von Januarkind »

Lieben Dank für eure Antworten.

Ich hatte vor genau 7 Wochen einen Termin bei meiner Psychologin.. sie meinte wenn es bergauf geht, gibt sie mir keine Medikamente, bei jungen Frauen ist sie sehr vorsichtig. Ich habe auch nicht diskutiert, mir ging es ja wieder gut. Ich dachte auch, sowas passiert mir nicht nochmal.. war ein Fehler! Denn jetzt rennt mir die Zeit davon bis ich arbeiten muss…
Also so richtig toll ging es mir jetzt wie gesagt 7 Wochen. Da war wirklich nicht ein Moment , wo ich nur ein bisschen komische Gefühle hatte. & dann vorgestern kann alles hoch.. Ich fühl mich nicht gut genug für alles und jeden, bin von dem Gedanken arbeiten zu gehen völlig überfordert. Dabei habe ich sowieso keine Wahl.. Wir bauen ein Haus und schon finanziell gesehen muss ich wieder arbeiten gehen, egal wie es mir geht.
Wie kann einen das denn schon wieder so umhauen! Das sind doch normale Dinge im Leben und ich schaffe es nicht mehr, mich diesen zu stellen.. was soll denn mein Kind von mir lernen?
Januarkind
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Re: Erschöpft

Beitrag von Januarkind »

Ich mag einfach nicht mehr. Dieses Gefühl, dass ich keine Kontrolle habe, mir mein Kopf so weh tut und diese starke Übelkeit nicht gehen mag..
Meine Schwiegermutter hat mich gestern gesehen und meinte, ich bin so eine powerfrau - sie kann sich nicht vorstellen dass es mir nicht gut geht. Ich sehe einfach überhaupt nicht so aus!
Vielleicht ist genau das das Problem! Ich kann so sehr den Schein wahren…
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Marika
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Re: Erschöpft

Beitrag von Marika »

Also hast du kein Medikament als Stütze? Sorry, habe das jetzt nicht im Kopf, aber hast du nie was bekommen? 7 Wochen sind halt leider nicht Aussage kräftig.

Ich bin ehrlich gesagt entsetzt von der Aussage deiner Psychologin? Ist sie Psychiaterin dass sie auch Medikamente verschreiben darf? Sie scheint sich ja leider komplett geirrt zu haben und die Leidtragende bist du. Man kann in jedem Alter an Depressionen, PPD usw. erkranken und Medikamente brauchen.

Und ja, die "normalen Dinge" des Lebens sind es die einen ebenfalls komplett umhauen können, wenn man krank ist. Eine PPD ist kein Schnupfen und keine Pappenstiel, sondern eine sehr schwere Erkrankung, die behandelt werden muss. Ob du nun wie eine Powerfrau auf deine Schwiegermutter wirkst, ist irrelevant. Du brauchst jetzt Hilfe. Entweder setzt du dich mit deiner Psychologin (?) in Verbindung oder du holst dir eine 2. Meinung. Denn so wirst du mit Sicherheit zusammenbrechen wenn du auch noch arbeiten gehen musst.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Erschöpft

Beitrag von Januarkind »

Ja du hast völlig Recht. Mir reicht es auch einfach. Hab natürlich Angst dass es durch Medikamente noch schlimmer wird aber irgendwas muss ich ja probieren..

Jetzt habe ich wieder das Gefühl versagt zu haben.. Ist doch echt nicht schön :/

Eine Zweitmeinung hätte ich gerne, aber ich hab schon vor mehreren Monaten versucht einen anderen Arzt zu finden.. ist ja wirklich hoffnungslos :(
Jen
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Re: Erschöpft

Beitrag von Jen »

Liebe Januarkind,

also ich könnte mir vorstellen, dass deine Psyche sich einfach sehr sicher gefühlt hat. Du hast dich wieder sicher gefühlt und glücklich.
Ich hab mich viel mit dem Nervensystem beschäftigt.
Nach einer Phase der Sicherheit kann es durchaus passieren, dass der Körper alte Gefühle fühlen will.
Die Kapazität war ja da.

Ich will dich ermutigen, dass Erschöpfung nicht so unnormal ist. Dein Körper war lange im Stress, dass kostet Unmengen an Kraft.
Vielleicht kannst du dir alles mal von der Seele schreiben. Einen Plan machen. Wie geht es weiter, was will ich, etc.

Also mir hilft es sehr, es aus dem Kopf zu schreiben und zu ordnen.

Lass dir sagen, du bist gut so wie du bist! Eine tolle Mutter.
Mutterschaft ist valide! Bei jeder Mutter, auch bei den ohne Vogel ;-) sag ich immer.
12/20 1. Geburt PTBS / Ängste
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SaraGossa
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Re: Erschöpft

Beitrag von SaraGossa »

Hey du,
Ich hatte letzten Sommer auch mal eine recht lange gute Phase...ZG waren zwar immer da, aber ich konnte mein Leben trotzdem geniessen. Dann stand der Arbeitsbeginn im August an: Das hat mich VÖLLIG aus der Bahn geworfen, obwohl ich meine Arbeit sehr gerne mache
Heute gehe ich (größtenteils) wieder sehr gerne arbeiten.
Es dauert, unsere Haut ist noch recht dünn, so stelle ich es mir gerne vor. Dickere Haut gegenüber den scheinbar normalen alltäglichen Dingen aufzubauen braucht Zeit, wenn man krank ist. Man hat die Anforderungen an sein gesundes Ich, aber das ist leider noch nicht da. Geduld ist das schwierigste an dieser Krankheit finde ich, aber da müssen wir durch.
Jeder muss es natürlich für sich selbst wissen, ich hätte die PPD bisher niemals ohne eine gute Psychologin/Traumatherapie und vor allem ADs geschafft. Heute ist es trotz den Medikamenten noch schwer, aber ich fühle deutlich, dass es mir ohne viel schlimmer gehen würde

Liebe Grüße
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
Seit Januar 2022 PPD
Anfangs Mirtazapin, inzwischen abgesetzt
Seit Oktober 22 Vortioxetin 20mg
Januar 23 noch Duloxetin 120mg dazu

Aktuell ziemlich stabil🤞
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Re: Erschöpft

Beitrag von SaraGossa »

Wollte nur noch kurz dazu sagen:
Wieder arbeiten gehen wie vorher und wieder arbeiten gehen ALS MAMA sind 2 Paar Schuh...
Da muss man ja stets für 2 denken, organisieren...macht man sich viele Gedanken, die man vorher nie haben musste. Ist alles vereinbar mit Kind? Wird es sich wohlfühlen ohne mich? Wie gehe ich mit der Distanz um? Wird es mir sehr fehlen? Was wenn er mal krank ist? Und und und...da kommt dann nach und nach Routine rein♡
Finde es absolut normal, dass dich das aus der Bahn wirft. Glg
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Re: Erschöpft

Beitrag von Januarkind »

Ihr Lieben, ich danke euch so sehr für die Antworten.
In 2 Wochen darf ich zur Psychiaterin, sie stellt mich medikamentös ein. Ansonsten habe ich versucht , wie Jen es mir empfohlen hat, alles mal aufzuschreiben. Wenn ich aber so voller Angst bin, weis ich einfach nicht was ich will... es ist, als ob ich an meine Gefühle nicht herankomme.
Vor meiner Schwangerschaft hatte ich eine leitende Position. Die Stelle ist mittlerweile besetzt sodass ich das Unternehmen wechseln muss. Ich traue mir gar nicht mehr zu überhaupt in die Leitungsebene zu gehen und habe so heftigen Respekt vor der ersten Kitazeit. Was ist wenn ich gekündigt werde, weil ich oder mein Kind so oft krank sind? Hilfe mein Kopf rattert nur noch .. ich denke mittlerweile auch, dass es durch dieses Arbeitsthema wieder so „oll“ geworden ist. Ich hatte letzte Woche ein Bewerbungsgespräch und 2 Tage später ging mein Albtraum wieder los.

Ich bin so dankbar für die letzten schönen 7 Wochen , fühle mich aber jetzt mehr und mehr wie ein hoffnungsloser Fall. Ich glaube immer sowas wie meine Gedanken und Gefühle sind schon einmalig .. was ja Quatsch ist, wenn ich so lese, wie vielen es hier noch so geht.

Das schlimmste ist eigentlich, dass ich ein so liebes und unkompliziertes Kind habe. Alle im Umkreis sind fast neidisch. Nur ich fühle nichts.. Liebe ja aber sonst kaum etwas.

Fühlt euch vor Dankbarkeit gedrückt von mir !

P.s wie habt ihr das mit dem Arbeiten gemacht? Muss man sich einfach trauen und starten ? Habt ihr euch noch krankschreiben lassen ?
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Re: Erschöpft

Beitrag von alibo79 »

Hey, ich wollte dir eben von mir berichten wie es mit arbeiten geht bzw wie es war.
Aber erstmal zur Power Frau. Ich war auch immer die mega Power Frau, die alles gekonnt hat, wo alle immer sagten wow wie machst du das, du bist so stress resistent usw ... Bis zu meinem Zusammenbruch wo dann nichts mehr ging.
Ich hatte bis dahin auch eine eher leitende und Verantwortung volle Position. Das mache ich jetzt nicht mehr. In det depressionen ging das gar nicht, das war mir viel zu viel und hätte mich total überfordert. Jetzt habe ich zwar für den Bereich in dem ich zuständig bin die Verantwortung, nur ist der Bereich deutlich kleiner und ganz übersichtlich und planbar. Jetzt wo ich wieder stabiler bin habe ich immer wieder den Wunsch oder die Vorstellung etwas mehr zu machen und mehr zu arbeiten. Und dann schaue ich mir die Gedanken an und denke mir, was wirklich dahinter steckt und ob ich mir damit wirklich einen Gefallen tue und meiner Familie. Und entscheide mich zur Zeit bewusst dagegen. Ich denke es kommt bestimmt nochmal die Zeit wo ich mehr arbeite, aber jetzt ist es gut so wie es ist.
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Re: Erschöpft

Beitrag von alibo79 »

Ich finde es gut, dass du zum Psychiater gehst und ihr die Möglichkeit von Medikamenten bespricht. Das kann alles etwas leichter machen.
Was planst du denn wieviel willst du arbeiten? Ist euer Kind dann in der Betreuung und gibt es die Möglichkeit teilzeit zu arbeiten?
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