Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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SaraGossa
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Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von SaraGossa »

Hallo ihr starken Frauen,

Vor ein paar Tagen hab ich ein interessantes Video gesehen, wo eine Psychologin folgendes sagte:
"Seht die Depression, Angst nicht als Diagnose sondern als RISULTAT VON:"

Risultat von Trauma, zu hohem Stress, fehlenden Grenzen, Konditionierungen aus Kindheit, fehlendem Selbstwert, Nicht Zulassen von "negativen" Gefühlen, hormoneller Umstellung und und und
Das nimmt so viel Druck raus finde ich. Denn einfach zu sagen: Naja, ich hab halt ne Angststörung oder eine Depression, deshalb geht es mir so...da übernehmen wir ja auch keine Verantwortung dafür.

Der Körper irrt sich nie. Er spricht zu uns, er will uns was sagen und Schmerz will IMMER aufgelöst werden. Da hinzuhören tut weh, aber es ist der einzige Weg zu nachhaltiger Genesung und Lebebsqualität

Das wollte ich umbedingt mit euch teilen, weil es meine Perspektive komplett verändert hat ♡
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
Seit Januar 2022 PPD
Anfangs Mirtazapin, inzwischen abgesetzt
Seit Oktober 22 Vortioxetin 20mg
Januar 23 noch Duloxetin 120mg dazu

Aktuell ziemlich stabil🤞
Jen
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von Jen »

Ach Sara - wie wahr!
Das finde ich auch einen sehr schönen Ansatz.

Alles Liebe Jennifer
12/20 1. Geburt PTBS / Ängste
Aktuell bei 10 mg Escitalopram
Nic
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von Nic »

Liebe Sara,

JA, zu diesem Resultat bin ich für mich auch gekommen. Ich habe meine Angst “nicht einfach so bekommen”.
Sie ist ein Resultat aus vielen Dingen, die in meiner Kindheit , bis zum Erwachsenenleben dazu geführt hat.
Falsch Glaubenssätze, Erziehung und und und.

Und es hat super lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass die Angst von alten Mustern kommt, mich antriggert.

Bin gerade dabei, das aufzuarbeiten.

Dir wünsche ich alles Gute !

Nicole
Mammsie
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von Mammsie »

Genau das habe ich auch gedacht....das würde heißen, ich bin schon seit der Kindheit so kaputt, dass ich quasi nicht mehr zu retten bin xD
Oh man, ich bin auch bekloppt. :lol:
Jen
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von Jen »

Na hört mal.
Nicht mehr zu retten.

Alles was man sich antrainiert hat, kann man sich ja auch wieder abtrainieren.

Zudem finde ich, dass wir sensibler sind als viele andere Menschen auf der Welt ist ja keine Schande.
Wir funktionieren halt nicht, so wie viele andere. Ich finde das immer mehr okay. Mittlerweile.

Ich hab jahrelang nur noch funktioniert, war aber nicht geil.
Hab mich abgerackert, aber gelebt - eher weniger bis gar nicht.

Das Leben wird immer ein auf und ein ab sein. Ein heller und ein dunkler, Ying und Yang.
In jedem guten steckt auch ein bisschen schlechtes.

Ich glaube wir sind ein ganz wichtiger Teil unserer Gesellschaft, wir zeigen nämlich, dass wir zu mehr geschaffen sind als zum funktionieren und co.
Wir zeigen auf, dass wir in erster Linie Mensch sind und das haben wir verlernt.

Drück euch!
12/20 1. Geburt PTBS / Ängste
Aktuell bei 10 mg Escitalopram
Anne 861
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von Anne 861 »

Schöne Worte jen ,schön das du schon so weit bist .Ich leider noch nicht ,ich arbeite ,funktioniere aber vergesse mich bzw hab ich gar keine Zeit für mich .Am Wochenende wurde ich immer aggressiver weil ich keine Minute für mich hatte .
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Marika
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von Marika »

Hallo zusammen!

Für mich sehe ich das so: ich bin hochsensibel und empathisch... immer schon. Ungünstige Umstände, Menschen, Erlebnisse und schlussendlich die Hormone usw... haben mein sensibles System überlastet. Heute aber weiß ich, wie ich mein System schützen kann, ich will es nicht ändern, ich will es schützen... denn es ist wunderbar und bitter nötig dass es in dieser Welt hochsensible und empathische Menschen gibt.

Überspitzt und wenn ich mal zornig bin, sage ich manchmal: wegen der Grausamkeit der Welt, bin ich und viele andere krank geworden.

Insofern hat mir meine Erkrankung gezeigt: Schütze dich besser vor dem Außen, aber bewahre dein wahres Wesen und trau dich es zu leben und zu zeigen. Ich darf so sein wie ich bin .... genau so mag ich mich.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von alibo79 »

Ich denke bei mir ist es auch so, dass ich viele Jahre mir zuviel zugemutet habe, zuviel Stress, zuviel Leistung denken, zuviel Perfektionismus usw.
Mein Therapeut hat mir auch immer gesagt, dass eine Depression oft durch unterdrückte Gefühle und Bedürfnisse hervorgerufen wird. Wir haben da immer geschaut, was das bei mir ist und wie ich das ändern kann. Das ist natürlich ein langer Weg und es ist immer wieder Thema bei mir an dem ich noch weiter arbeiten kann. Aber ich denke auch, dass man vielleicht nicht alles damit erklären kann , sondern dass da viele Faktoren zusammen kommen. Wie sagt man so schön,, multifaktoriell,, . Das kenne ich durch meinen Job. Die Patienten wollen es nicht gerne hören, denn jeder hofft auf den schnellen, einfachen Weg, Tabletten rein und gut ist es. So funktioniert es ab oft nicht und ich muss Spuren suchen, wo es kleine Schrauben gibt, an denen noch gedreht werden kann.
Aber es ist meiner Meinung auch so, dass manche Menschen eine Veranlagung für zb Depression in sich tragen, durch die gene, durch familiäres Trauma, was über Generationen weiter gegeben wird, durch Stoffwechsel Störungen usw. Da ist das Risiko einfach höher wo andere mit dem gleichen Stress nicht krank werden.
Wahrscheinlich ist daher auch am erfolgreichsten die Kombination aus Medikamenten und Therapie. Auf der einen Seite reicht es nicht einfach nur Tabletten einzuwerfen und sein ungesundes leben weiter zu führen. Genauso braucht es trotz Therapie manchmal Medikamente , da der Körper ohne Unterstützung trotzdem nicht funktioniert.
Aber ich denke schon, dass Stress egal in welcher Form, ein sehr großer und wichtiger Punkt ist, bei unserer Erkrankung und auf jeden Fall muss da genauer hingeschaut werden.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Ansatz, den ich mit euch teilen möchte

Beitrag von alibo79 »

Anne 861 hat geschrieben: 02:10:2023 8:19 Schöne Worte jen ,schön das du schon so weit bist .Ich leider noch nicht ,ich arbeite ,funktioniere aber vergesse mich bzw hab ich gar keine Zeit für mich .Am Wochenende wurde ich immer aggressiver weil ich keine Minute für mich hatte .
Anne, ich war am Freitag auch richtig wütend geworden. Ich bin sonst immer sehr gelassen mit den Kindern und bleibe oft locker, aber in letzter Zeit war bei uns auch viel los mit Terminen, Schule, Klausuren,
arbeiten, ernte Zeit. Ich habe es schon selbst gemerkt, aber konnte es nicht so gut ändern . Es hieß immer Mama, kannst du dies oder das, Mama, weißt du wo meine Sachen liegen, Mama ich brauche noch... usw und alle um mich herum lassen Sachen liegen, wo sie gerade sind, räumen Dinge nicht weg, überlegen nicht erstmal selbst, denn als Mama ist man ja das allwissende Orakel und hat 8 Arme und Beine. Da kam noch eine Sache oben drauf und hat das fass zum überlaufen gebracht. Ich habe alle Kinder Sachen, die mal wieder überall rum lagen eingesammelt und vor die Zimmer meiner Kinder gekippt, es war eine riesige Müll Halde. Und habe rum gezetert. Im Nachhinein tat es mir zwar leid, dass ich laut geworden bin und richtig geschimpft habe, denn das ist eigentlich nicht meine Art. Aber ich denke wenn vorher immer wieder meine Grenzen nicht geachtet werden, dann muss ich mich auch mal deutlich ausdrücken dürfen, dass es ich auch nur ein Mensch bin mit Bedürfnisse und keine Maschine!!
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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