Der Sinn und Zweck hinter ZG

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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SaraGossa
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von SaraGossa »

Jemanden vor den Kopf stoßen ist für jemanden wie uns auch sehr schwer. Für mich war das anfangs vor allem bei meiner Mama gefühlt ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es musste sein...da hieß es eine Weile lang einfach dieses blöde Gefühl als ob man jemanden enttäuschen würde auszuhalten.
Und mit jedem Mal wurde es leichter. Hab da mal einen Satz gelesen, der wurde wie ein Mantra für mich...vielleicht hilft er dir auch

"Die einzigen Menschen, die deine Grenzen nicht akzeptieren...sind Menschen, die davon profitieren, dass du keine hast"

Das hat es für mich auf den Punkt gebracht. Liebt man dich aufrichtig, wird man deine Entscheidungen und Grenzen akzeptieren. Und wenn das nicht der Fall ist, ist es wohl oder übel an der Zeit auszusortieren wen wir so nah an uns ran lassen.
Klingt so einfach ich weiss...Menschen gehen lassen ist sooo schwer...nicht umsonst handeln mindestens 50% aller Songs dieser Welt davon😁
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
Seit Januar 2022 PPD
Anfangs Mirtazapin, inzwischen abgesetzt
Seit Oktober 22 Vortioxetin 20mg
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SaraGossa
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von SaraGossa »

Und Marika, bei mir war es genauso
Hätte oft eine klare Linie gebraucht. Andererseits ist es ja wieder was Positives weil ich sehr spontan, flexibel und unkompliziert bin. Da sieht man halt wieder...nix Gutes kommt ohne was Schlechtes
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Sternschnuppe2023
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Sara,

Danke dir für das tolle Mantra :).
Tatsächlich fällt es mir bei meinen Eltern und meiner Oma auch am schwersten das Gefühl auszuhalten.
Ich denke dann immer, dass sie ja auch schon so viel für mich gemacht haben. Tatsächlich habe ich das früher auch schon oft zu hören bekommen, dass sie so viel gemacht haben und sie mal gespannt sind, ob ich das später auch mal für sie tue oder das ich das bestimmt nicht tue...und da hab ich dann schnell ein schlechtes Gewissen 🙈🙈
Liebe Grüße
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Marika
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von Marika »

Für mich war es auch ganz schwierig anzufangen "nein" zu sagen, Kontra zu geben und meine Grenzen klar abzustecken. Denn als Kind wurde vermittelt, wer schön brav und unauffällig ist, wird gemocht und geliebt.

Es war mühsam das zu ändern, weil damit auch heute noch oft ein längeres Grübeln ausgelöst wird... war das jetzt richtig, musste das sein, war es nötig? Es ist zwar schon viel besser geworden, aber das Gelernte von früher schwingt mit. Dafür aber bin ich aber in den Situationen sehr schlagfertig und lass mich nicht mehr über den Tisch ziehen...😊😊😊
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von alibo79 »

Hey ihr Lieben, es ist schon verrückt wieviele parallelen wir haben.
Mir fällt es auch so schwer für mich einzustehen, kontra zu geben, nein zu sagen. Und auch bei mir wird dadurch ein Gedanken Karussell losgetreten, in dem ich alles aus der Situation immer wieder durchgehen muss. Das ist auch manchmal sehr schwierig zu stoppen. Es gibt Menschen da macht mir es nicht soviel aus, denen kontra zu sagen, aber bei anderen sehr viel. Ich hätte gesagt, dass es die Menschen sind, die mir wichtig sind und die Menschen, die mich jahrelang klein gemacht haben, wo es mir am schwersten fällt.
Wie geht ihr damit um, bzw wie habt ihr gelernt nein zu sagen und die ganzen doofen Gefühle, die dann auftreten zu akzeptieren bzw auszuhalten?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von Marika »

Hallo zusammen!

Ja Alibo, wie habe ich das hingekriegt... ich habe im Nachhinein oft mit meinem Mann geredet, was er von meinem Vorgehen hält. Er hat mich immer bestärkt und das habe ich gerade am Anfang gebraucht. Dann war es zwar hart, hat aber was gebracht: das Kopfkino danach auszuhalten, dazwischen aber immer wieder Stopp zu sagen. War aber echt nicht fein und wie gesagt, habe ich heute auch noch ab und an, genau wie du es beschreibst.

Das zusammen hat mir wahrlichscheinlich dann wieder die Fähigkeit gegeben eben Kontra zu geben, den Mund nicht einfach zu halten, sondern zu reagiert. Wenn das mal so ist, denke ich in dem Moment null daran ob das jetzt richtig ist usw... da stehe ich zu 100 % für mich ein. Erst danach kommt dann halt öfter das Kopfkino, aber das ist ok. Das Gefühl nicht irgendwelche Ungerechtigkeiten geschluckt zu haben, ist ein super Gefühl und ich denke, das ist der Hauptfaktor warum es heute so viel besser funktioniert.

Mein Mann hat mich sogar mal unter dem Tisch mit dem Fuss gestoßen, als ich mit einem seiner Geschäftspartner in einer größeren Runde in eine politische Diskussion geriet. War mir aber egal, ich hasse Fake News. Alle anderen am Tisch haben den poltern und lügen lassen und haben betreten geschwiegen. Ich nicht. Danach sagte mein Mann zu mir: Alle Achtung, mit dem legt sich sonst niemand an, du hast völlig recht gehabt.😁😁😁 Und ich bin den anderen im Gedächtnis geblieben und werde sogar vom Polterer mit Respekt behandelt, na also geht doch. 😁😁😁 Aber das Kopfkino danach war schon auch nicht von schlechten Eltern. Habs ausgehalten und irgendwann wars weg.
Liebe Grüße von
Marika

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SaraGossa
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von SaraGossa »

Tolle Geschichte Marika 😁
Alibo ich staune auch oft darüber, wie viel wir doch gemeinsam haben. Bei mir ist es so, dass es wirklich einfach nur ums Aushalten ging. Da kann ich zum Glück wirklich SEHR stur sein...zb wenn ich meiner Mama das erste mal gesagt hab ich geh heute lieber allein mit dem Kleinen was unternehmen...ach es klingt so simpel aber was hab ich gelitten an dem Tag. Ständige innere Diskussionen: Sag halt sie kann mitkommen, sie ist bestimmt traurig bis hin zu vielleicht hat sie mich jetzt nicht mehr lieb
Das war dann oft schwer, bis ein Tag kam wo es mir leichter viel und ich sooo stolz auf mich war. Da wusste ich ich bin auf dem richtigen Weg
Ich mache mittlerweile wirklich was ich will...das ist so befreiend.

Meine Meinung zu sagen hingegen fällt mir oft noch etwas schwer, vor allem bei Personen die autoritär wirken...überlege dann oft rum ob das angebracht ist und denke mir im Nachhinein: Jup, das wäre definitiv angebracht gewesen
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alibo79
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Re: Der Sinn und Zweck hinter ZG

Beitrag von alibo79 »

Marika, ich finde es für mich beruhigend, dass auch du noch dieses kopfkino hast nach vielen Jahren arbeit an dir selbst. Ich habe immer gedacht, dass ich da nicht normal bin und so unsicher. Aber es scheint doch normal zu sein, dass viele Menschen da gar nicht so sicher sind wie es nach außen aussieht.
Und ich mache das mit meinem Mann auch so, dass ich da mich auch mal rück versichern muss.
Heute habe ich da auch wieder einen kleinen Fortschritt gemacht. Ein Kunde schickte mir eine etwas komische Nachricht, die ich als Vorwurf (unbegründet) empfunden habe. Der erste Reflex war ihn anzurufen und unterwürfig zu sein, aber dann habe ich mich bewusst dagegen entschieden und ihm eine Nachricht zurück geschickt, in der ich um genauere Erklärungen gebeten habe und er sich telefonisch melden soll wenn er etwas besprechen möchte. Habe also den Spieß umgedreht und ihm damit die Verantwortung zurück gegeben sich bei mir zu melden. Und ich sitze das nun erstmal aus und ich muss sagen, es berührt gerade herzlich wenig :D :D
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