Ich hab Angst..

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Lisa_
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Ich hab Angst..

Beitrag von Lisa_ »

Hallo ihr lieben… mal wieder nach eeeeewigkeiten ein Beitrag von mir.
Es lief ganz gut die letzten Wochen. Ich bilde mir zwar immer noch ein keine Gefühle zu haben aber ich hoffe das auch das bald verschwindet. Meine Psychologin sagt, die Gefühle sind längst da, ich muss sie nur annehmen. Ja, wie macht man das nun… aber gut, jetzt zu dem eigentlichen Thema.

Meine kleine wird immer aktiver und möchte sehr viel beschäftigt werden. Inzwischen ist sie knapp 8 Monate alt. Manchmal bringt sie mich so zur Weißglut und ich könnte ausrasten. Oft wegen wirklich banalen Dingen aber ich habe einfach absolut keine Geduld. Seid Tagen hab ich richtig doll Angst, das mir mal die Hand ausrutschen könnte. Ich habe wirklich so große Angst davor. Es ist noch nie passiert. Ich wurde mal „grob“. Als sie sich nicht anziehen ließ und wir dringend losmussten habe ich die Fassung verloren, sie „gepackt“ und einfach angezogen. Mein Mann stand daneben und hat sie Situation des „grob“ sein und „packen“ nicht ganz so schlimm empfunden wie ich. Er sagt ganz klar, das sowas nicht sein muss aber am Ende habe ich ihr nicht wehgetan. Aber mir reicht das schon. Sie ist doch meine kleine…wieso werde ich so zu nem Monster? Ich hab wirklich Angst was passiert wenn sie etwas älter wird und die trotzphase kommt. Ich hab solche Angst, das ich nur heulen könnte und am liebsten weglaufen würde… was ist wenn ich es nicht packe? Was ist wenn ich wirklich komplett ausraste und mir die Hand ausrutscht? Ich hab da solche Angst vor. 🥺
Fipsie81
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Re: Ich hab Angst..

Beitrag von Fipsie81 »

Hallo Lisa,
Ich kenne dein Problem und deine Gefühle sehr sehr gut. So ging es mir mit meiner Tochter auch als sie genau in dem Alter. Ich hatte auch sehr große Angst das ich ihr wirklich mal weh tue. Zudem hatte ich dann auch noch Zwangsgedanken, aber das ist eine andere Geschichte.
Im Nachhinein sehe ich was mein Problem war: ich war ganz schön überfordert, dass ich permanent im dieser super anstrengenden Mutterrolle steckte und es forderte mir alles ab. Noch dazu bin ich hochsensibel und gerade zickige Momente meiner Tochter gingen mit so richtig unter die Haut.
Ich passte nicht genug auf mich auf, gönnte mir nicht genug Auszeiten und richtete mich nicht genug nach dem was mein Körper und meine Psyche wollten, nämlich mehr runter zu fahren.
Du wirst ihr niemals etwas tun, dafür bist du viel zu reflektiert. Ich habe meiner Tochter auch nie etwas getan, aber ich hätte erkennen müssen dass ich völlig überreizt war und mehr auf mich aufpassen hätte müssen. Das hätte mir im Nachhinein auch einiges erspart.
Generell sagt man auch dass das Verhalten was und bei anderen so extrem triggert oft etwas ungelebtes bei uns ist, vielleicht schau da mal hin, das kann auch oder gerade bei den eigenen Kindern sehr aufschlussreich über einen selbst sein.
Erste depressive Episode 2010
Nach Geburt meiner Tochter 2014 PPD mit Angststörung und starken ZG
Das Ganze wieder nach Geburt meines Sohnes 2018. Nehme in all der Zeit Citalopram, mal mehr mal weniger, versuchte immer auszuschleichen, einmal habe ich es sogar geschafft, und dann doch wieder nehmen müssen.
Letzte Reduktion vor einem Jahr auf 10mg was aktuell ziemlich in die Hose geht. Seit ein paar Wochen wieder auf 20mg und hoffentlich auf dem Weg in eine Stabilität
SaraGossa
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Re: Ich hab Angst..

Beitrag von SaraGossa »

Hey du,

Kann mich Fipsie da nur anschliessen. Zu wenig Auszeiten sind ein riesen Faktor, denn ständig auf deren Bedürfnisse eingehen zu müssen und die eigenen komplett aussen vor zu lassen funktioniert auf Dauer nicht...und wenn es nur ein paar Mal am Tag 5 oder 10 Minuten sind, einfach mal durchatmen und runterkommen zu können

Und ansonsten sich einfach mal deine Wut anschauen...klar Kinder sind anstrengend aber was macht dich so wütend? Wie wurde mit dir umgegangen als du klein und anstrengend warst? Brachte man dir meistens Empathie, Mitgefühl und Verständnis rüber oder eben nicht?
Denn oft ist es schwer etwas aufzubringen, was man selbst nicht haben durfte

Nur ein kleines Beispiel: Ich habe es anfangs gehasst mit meinem Kleinen Büchlein anzuschauen...bis ich verstanden habe: Ich mag das nicht, weil ich es auch nie bekommen habe. Das sind dann einfach Trigger für einen

Mir hat dieses Reflektieren den ein oder anderen AHA Moment beschert, vielleicht ist es bei dir ja auch so
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
Seit Januar 2022 PPD
Anfangs Mirtazapin, inzwischen abgesetzt
Seit Oktober 22 Vortioxetin 20mg
Januar 23 noch Duloxetin 120mg dazu

Aktuell ziemlich stabil🤞
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Marika
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Re: Ich hab Angst..

Beitrag von Marika »

Hallo!

Ich wurde und werde wütend, wenn ich überlastet bin. Dann werde ich auch eher mal laut. Mein Sohn ist schon groß, aber selbstverständlich kenne ich solche Situationen wie du sie beschreibst von früher. Da hilft eines: Entlastung! Wie meine Vorrednerinnen eh schon geschrieben haben.

Mit Kindern kommt man schnell an seine Grenzen, vor allem wenn wir uns selber keine Auszeiten und Entlastungen gönnen. Wir können nicht ständig 120 % geben, das ist unmöglich. Da kommt man an das Ende seiner Nerven.

Spontan ist mir eingefallen: in so einem Moment könntest du einfach an deinen Mann übergeben, denn er war ja da und stand daneben. Wir haben das im Laufe der Zeit sehr gut erkannt, wenn der jeweils andere am Ende der Nerven war und haben jeweils übernommen. Das könntest du vielleicht mal mit deinem Mann besprechen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Ich hab Angst..

Beitrag von alibo79 »

Hallo Lisa, Eltern sein kann einen wirklich an die Grenzen bringen. Der Schlaf mangel, die dauernde Präsenz, wenig Zeit für sich usw. Das zerrt an den Nerven.
Als meine Kinder klein waren, gab es auch oft solche Situationen, vor allem meine große Tochter hat mich so oft mit ihrem Verhalten bis ins äußerste gereizt. Selbst damals in der Kita und mein Umfeld war sie durch ihr Verhalten bzw ihrem dickkopf aufgefallen. Das Selbst erfahrene Erzieherinnen gesagt haben, dass meine Tochter eine wirklich harte nuss ist. Inzwischen läuft es mit uns sehr gut, manchmal noch kurze Ausraster, die wir aber gut rum kriegen. Und sie ist sehr oft jetzt wirklich ein Kind in das ich großes Vertrauen habe. Und sicher bin , dass sie keinen Quatsch macht.
Damals, das muss ich leider sagen gab es es schon Situationen in denen ich mich so zusammen reißen musste, denn sonst hätte ich sie wirklich hart angefasst. Und 2 mal hat sie auch einen klaps von mir bekommen, ich bin da ganz ehrlich und es tut mir wirklich leid und schäme mich dafür. Aber wir hatten hier teilweise so schlimme Wut Attacken von ihr, wo sie auf mich losgegangen ist, Sachen zerstört hat, und das über Stunden. Ich konnte einfach nicht mehr.

Ich habe auch gedacht, dass du vielleicht nächstes mal, wenn du merkst es schaukelt sich auf, einfach deinem Freund weiter machen lässt. Die Männer müssen ja oft viel seltener ran, und haben deswegen mehr Geduld für nerviges Verhalten, da sie ja nicht ständig alle marotten abbekommen.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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