Will ich zu viel?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Spinnenmädchen
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Will ich zu viel?

Beitrag von Spinnenmädchen »

Hallo ihr Lieben.

Gestern hatte ich eigentlich einen recht guten Tag. Mein Morgentief riss mich nicht runter, hatte endlich mal wieder geschlafen und bin früh auch schnell aufgestanden. Konnte mit meiner Tochter Späße machen. Dann kam der Anruf von meinem Psychiater das der Termin, den ich so ersehnt habe, wegen Krankheit ausfällt. Ich ließ mich davon nicht runterziehen und ging auf Arbeit. Dort ging es mir weitestgehend gut. Als ich dann nach Hause kam war auch erstmal alles gut und dann schlugen meine Zwangsgedanken wieder zu. Ich hatte mich über den Tag immer wieder versucht damit zu beruhigen, das auch wenn ich gerade keine Liebe spüren kann, ich mich trotzdem um sie kümmern kann. Und das auch eigentlich trotz allem gerne mache. Und dann kam plötzlich die Angst, was wenn du das eigentlich gar nicht gerne machst. Und die Angst, das die Gefühle nie wieder richtig kommen lähmte mich wieder.

Mir fehlt das rationale Denken. Ich habe früher auch gerne Dinge für mich gemacht. War auch mal froh wenn die Kinder im Bett waren. Das ist ganz normal und tut jede Mutter. Aber warum zieht es mich jetzt so dermaßen runter.
Und ich weiß auch das die Heilung nicht geradlinig verläuft. Das ich einfach zu viel möchte. Ich muss mich über die kleinen Dinge freuen. Aber es tut so weh.
Mein Kopf versucht ständig nach Gefühlen zu suchen, wenn ich sie anschaue.

Ich möchte nur endlich wieder die Liebe spüren.
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Marika
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Re: Will ich zu viel?

Beitrag von Marika »

Hallo!

Meine Antwort auf deine Frage: ja, du willst zuviel in zu kurzer Zeit. Ich kann dich total verstehen, man will das es aufhört .... jede Minute in diesem Zustand ist eine zuviel. Aber du brauchst noch Geduld, du nimmst das AD erst sehr, sehr kurz. Da kann man noch nicht mehr erwarten.

Ich finde eh, dass du gute Fortschritte machst. Vor wenigen Tagen hast du noch geschrieben, dass du das Gefühl hast, dass es dir mit AD eher schlechter geht und jetzt kannst du schon von mehreren guten Stunden am Tag berichten. Das ist toll. Trotzdem werden noch solche Schwankungen kommen, das ist schmerzhaft und bitter, aber normal. Es wird trotzdem bergauf gehen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Will ich zu viel?

Beitrag von alibo79 »

Hey spinnenmädchen, ich glaube du darfst noch Geduld haben, mit der Zeit kommen die Gefühle wieder, vor allem wenn du schreibst du hattest schon gute Tage und du bei der Arbeit gewesen bist. Das ist für ein Zeichen für eine gewisse Stabilität und das andere wird dann auch mit der Zeit kommen.
Hast du denn zeitnah einen Ersatz Termin bekommen?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Spinnenmädchen
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Re: Will ich zu viel?

Beitrag von Spinnenmädchen »

Danke für eure lieben Antworten.

Den neuen Termin bei meinem Psychiater habe ich Gott sei Dank bereits Montag.

Meine Tage sind aktuell ein auf und ab. Auf Arbeit bin ich eigentlich gut abgelenkt. Es baut sich jedoch meist eine Angst vor Zuhause auf. Die Zeit mit meinen Kinder versuche ich dann zu genießen. Der Zwang lässt mich jedoch wieder schnell an allem zweifeln, sobald es mir ein paar Minuten gut geht.
Versuche mich gut abzulenken, Dinge zu tun, die mir Spaß machen um aus meinen Tief raus zu kommen. Dann redet mir mein Kopf sofort wieder ein, das ich das jetzt nur genieße, weil meine Kinder nicht dabei sind.
Die ZG machen mir nicht mehr so eine immense Angst, aber es tut trotzdem so wahnsinnig weh.
Ich habe Angst, das dieses Gefühl nie wieder geht. Bzw. der Zwang die Gefühle zu meinen Kindern wirklich verändert.

Ich verstehe nicht, wie ich wieder so zweifeln kann. Ich habe das doch alles schon einmal überstanden und habe immer gedacht, das die Zwangsgedanken sich nie wieder so bei mir einnisten können.
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