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Umgang mit dem Baby

Verfasst: 13:01:2024 18:22
von Jules_96
Hallo ihr Lieben,

ich leider seit ca. einem Monat unter einer schweren Wochenbettdepression. Bei mir äußert sich das so, dass ich sehr unglücklich und traurig über mein neues Leben bin. Mich freut nichts mehr, ich hab keinen Antrieb und keine Energie mehr, jeder Tag ist eine Qual. Ich kann keine Bindung zu meinem Sohn aufbauen, er ist mir einfach so fremd. Ich kann ihn versorgen aber ich kann nicht mit ihm alleine sein, ich bekomme dann Panik und Angstzustände. Ich versuche in guten Momenten so viel wie möglich mit ihm zu interagieren aber es fällt mir sehr schwer und strengt mich unglaublich an. Ging es noch jemandem so und habt ihr irgendwelche Tipps für den Umgang? Was hat euch geholfen?

Liebe Grüße, Julia

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 14:01:2024 21:16
von SaraGossa
Hey du,
Es tut mir wahnsinnig leid, dass du das auch durchmachen musst. Alles was du schreibst erinnert mich sehr an mich...hab auch im November(2021) meinen Sohn geboren und im Januar dann die Diagnose schwere PPD.

Diesselben Symptome und die fehlende Bindung zu meinem Kind hat mich fertiggemacht. Jetzt liebe ich ihn über alles. Was ich damit sagen will: Dein Kind ist zwar in dir gewachsen, aber trotzdem ist es ein komplett neuer Mensch in deinem Leben. Den du kennenlernen musst, lernen zu verstehen und anfangs ja mal krass gesagt nur am Leben erhalten. Die Kleinen können einem ja noch nicht viel zurückgeben...lass dir Zeit, die Liebe kommt. Das verspreche ich dir. Den Druck rausnehmen so gut es geht und dich erstmal auf deine Genesung fokussieren.
Hast du denn auch schon über Therapie nachgedacht?

Ich schicke dir viel positive Energie♡

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 15:01:2024 10:55
von Marika
Hallo!

Mir hat es sehr geholfen, nicht alleine zu sein. Es war anfangs immer jemand bei mir, dann später oft. Ich bin jeden Morgen mit dem Kleinen samt Kinderwagen raus in die Stadt gegangen, unter Leute. Dann war es leichter. Oft Nachmittags wieder. Der Kleine war sehr gerne im Kinderwagen und hat dann geschlafen. Und mir gab das Gefühl unter Leuten zu sein wenigstens etwas Sicherheit.

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 15:01:2024 19:12
von Jules_96
Danke euch für eure Antworten!

@Sara: Es ist beruhigend zu hören, dass man nicht alleine mit seinem Problem ist und es freut mich, dass es dir mittlerweile besser geht! Ich bin in Therapie, hatte aber erst eine Therapiestunde. Wie lange hat es gedauert bis du die Zeit mit deinem Baby genießen konntest?

@Marika: Das tut mir auch sehr gut, bin täglich bei meinen Eltern oder Schwiegereltern. Bin morgens sogar ein paar Stunden mit ihm alleine und komm an sich gut klar, nur fühl mich dann einsam und traurig. Hoffe, dass ich auch bald gerne Zeit mit dem Kleinen verbringe. Es ist so mühsam aktuell..

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 22:01:2024 13:21
von SaraGossa
Würde sagen die Akutzeit hat so ca 4 Monate gedauert bei mir...es kamen dann langsam kleine Momente wo ich Liebe für den Kleinen spürte und wurde immer mehr. Mittlerweile weiss ich: Die Liebe war immer da, nur überschattet von der gemeinen Depression. Wenn ich Videos aus der Akutzeit sehe, wie ich mit dem Kleinen umgegangen bin usw...da könnt ich weinen. Weil ich die Liebe jetzt da auch schon ganz deutlich sehe, hatte aber damals keine Chance das zu erkennen.

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 23:01:2024 14:29
von birdplane
Hallo.

Die Umstellung zum Muttersein ist das krasseste, was ich je erlebt habe.
Ich finde, die Aufgabe einer Mutter ist das Kind bedingungslos zu lieben. Liebe ist eine Entscheidung. Auch wenn du es nicht immer fühlst, du entscheidest dich für die Liebe. Du entscheidest dich für die Handlungen und Worte, die Liebe sind. Und das Gefühl ist vielleicht nicht immer da, manchmal schwächer, manchmal stärker, manchmal im Hintergrund, manchmal im Vordergrund. Aber die Entscheidung ist immer da: Ich liebe mein Baby.

Rede mit deinem Baby, erzähl deinem Baby wie schön und lieb es ist, wie schön es sich strecken kann, wie gut es ist, wie toll es x und y machen kann, überhäuf es mit Komplimenten, kuschelt ganz viel, trag dein Baby ganz viel, ständig. Hast du eine Trage/ein Tragetuch? Lass dann Baby Schläfchen auf dir machen. Zeig deinem Baby eure Wohnung und die Gegenstände. Massier dein Baby. Geh zusammen mit dem Baby baden. Gib deinem Baby ein kleines Kuscheltier, das knistert und mit dem ihr zusammen spielen könnt. Sing für dein Baby.
Meine Tochter ist 19 Monate alt. Mit meiner jetzigen Erfahrung würde ich rückblickend eines ändern: Ich würde mein Baby ständig bei mir dran haben, auf dem Arm, oder in der Trage, ich würde es weniger ablegen. Vor allem wenn sie noch so klein und leicht sind, ist das ja kaum ein Problem sie ständig zu tragen.

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 24:01:2024 8:17
von alibo79
Guten Morgen, ein tragetuch oder eine tragehilfe kann ich auch echt empfehlen. Ich habe meine Kinder auch viel getragen. Es hatte einfach viele Vorteile. Die Babys waren zufrieden, weil sie dicht bei Mama sind vor allem wenn die Kinder krank waren. Ich konnte Dinge erledigen oder zu Hause im Stall arbeiten. Und die Kinder haben nicht gejammert, das fand ich nämlich immer als sehr anstrengend. Wenn die Kinder etwas größer sind kann man sie auch sehr gut auf dem Rücken tragen.

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 24:01:2024 9:20
von Marika
Es ist interessant was ihr schreibt und es zeigt, wie unterschiedliche Dinge helfen können. Für mich wäre es damals unmöglich gewesen mein Kind dauernd zu tragen. Schon der Gedanke daran hat Angst, Panik und Zwangsgedanken ausgelöst. Ich musste mich ganz langsam meinem Sohn annähern. Das hat gut funktioniert. So ging das Schritt für Schritt.

Zum Thema Liebe: sie war ganz sicher da, nur fühlte ich sie die ersten Monate einfach nicht. Ich redete mit meinem Baby, kuschelte auch und gab alles was ich konnte... das Gefühl kam dann tatsächlich nach 4 Monaten langsam und löste die ständige Angst und Panik ab. Bei mir war die Liebe keine Entscheidung sondern eine Entwicklung.

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 26:01:2024 10:50
von alibo79
Marika, das stimmt natürlich was du schreibst, wenn Nähe zum Kind schon Angst und Panik auslösen wird, dann würde ich auch keine Tragetuch empfehlen, sondern Kinderwagen nehmen oder andere Dinge machen, die Nähe zum Kind bringt.
Ich hatte ja nie Probleme damit wie andere Patienten. Für mich war es eine Möglichkeit meinem Kind Nähe und liebe zu geben, die ich sonst nicht zeigen konnte, weil es mir ein Graus war zb mit ihnen zu spielen oder das duziduzi Verhalten, ich denke du verstehst was ich meine. Mir fiel halt das Mutter sein in anderen Bereichen schwer.

Re: Umgang mit dem Baby

Verfasst: 29:01:2024 23:52
von Rosmarin
Hallo liebe Jules,

ich habe eher mit Zwangsgedanken und damit verbunden Angstsituationen zu kämpfen als mit einer Wochenbettdepression, aber die Einsamkeit in der ersten Zeit kenne ich auch nur zu gut.
Ich finde auch, dass Mutterwerden an sich schon einfach krass ist. Plötzlich trägt man Verantwortung für einen kleinen Menschen. Diesen muss man erst einmal kennenlernen und das Zusammenwachsen braucht einfach Zeit.
Dann muss man noch damit klar kommen, dass sich das eigene Leben komplett verändert hat. Man ist raus aus der Arbeit, ist erst einmal nur Hause, klebt am Kind (oder andersherum 🙂). Es ist als würde man in einer Blase leben und den Kontakt zur Außenwelt verlieren. Die einen finden das vielleicht toll, die anderen nicht. Mich hat es furchtbar belastet. Diese Einsamkeit fand und finde ich immernoch echt schlimm.

Bei mir kam noch hinzu, dass meine Kleine in den ersten Monaten sehr viel geschrien hat. Die Abendstunden und Nächte waren heftig. Tagsüber gesellte sich zur Einsamkeit dann Kraftlosigkeit.

Mir hat es sehr geholfen, für ein paar Tage zu meinen Eltern zu fahren (leben leider in einer anderen Stadt) und dann als meine Tochter 3,5 Monate alt war, habe ich mich für einen DELFI Kurs angemeldet. Der war so toll und ich habe so liebe Mütter kennengelernt, mit denen ich mich viel austauschen konnte. Mit einer der Mütter mache ich jetzt auch privat häufiger was und wir schreiben uns viel.
Ich kenne mich mit Depressionen leider nicht gut aus und weiß nicht, ob solche Kurse etwas für dich wären. Mir persönlich tat es echt gut.
Mein Kinderarzt sagte, dass Unterstützung das A und O ist. Wo es möglich ist, Hilfe/Unterstützung holen.