Es wird nicht besser...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Luna

Es wird nicht besser...

Beitrag von Luna »

Hallo,

ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, ich habe viele Beiträge gelesen und denke, viele von Euch sind schlimmer dran als ich. Trotzdem berichte ich Euch mal, wie es mir ergeht.

Ich komme einfach nicht über die "Geburt" meines Sohnes hinweg. Er wurde vor sieben Monaten per Notkaiserschnitt auf die Welt geholt.
Leider hatte er sich im Verlaufe der Schwangerschaft nicht gedreht, so dass er wegen BEL eine Woche vor Termin per KS geholt werden sollte (davor hatte ich solche Angst). Fünf Tage vor diesem Termin gingen aber seine Herztöne in den Keller, ich wurde ins KH geschickt zur Überprüfung. Dort passierte es wieder und plötzlich ging alles sehr schnell. Mit den Worten "ob wir ihn heute holen oder in fünf Tagen, ist doch egal", wurde ich für den KS vorbereitet, niemand klärte mich auf, was los ist, ich hatte solche Angst um mein Kind, alles geschah ohne mich. Für eine PDA hatte ich keine Kraft mehr, hab nur gezittert und geheult, es war das schrecklichste, was ich in meinem Leben erlebt habe.
Ich schlief ein mit Baby im Bauch und wachte mit starken Schmerzen und leerem Bauch wieder auf. Ich war noch nicht bereit.

Ich habe kein Kind geboren, ich habe eines bekommen.

Ich habe so ein schlechtes Gewissen meinem Sohn gegenüber, dass ich ihm so etwas antun musste. Es hat einige Wochen gedauert, bis er den Weg in mein Herz gefunden hat (wo er jetzt aber ganz fest drinsitzt), ich konnte nicht so auf ihn eingehen, wie er es verdient hätte. Sein erster Schrei, der erste Augenaufschlag, sein Ankommen in dieser Welt, alles habe ich nicht miterlebt. Musste mir erzählen lassen, wie er das Wiegen, Wickeln, Anziehen fand, ob er geschrien oder geschlafen hat, usw. Er war mir so fremd.

Rationell ist mir natürlich klar, das die Ärzte reagieren mussten, gefühlsmäßig komme ich aber nicht mit dem Geschehenen klar.
Immer wieder überfällt mich das heulende Elend, wenn ich irgendwo etwas zum Thema KS lese oder wenn ich einfach nur meinen Sohn anschaue.

Manchmal überlege ich, ob ich mir professionelle Hilfe holen sollte. Aber hätte ich denn Anspruch darauf? Gibt es denn Therapeuten, die auf traumatische Geburtserlebnisse spezialisiert sind? (Ich war übrigens vor einigen Jahren wegen Angstzuständen und Panikattacken in therapeutischer Behandlung)

Bitte entschuldigt, dass es so lang geworden ist, es musste einfach raus.

Luna
FG68

Beitrag von FG68 »

Liebe Luna,

du musst überhaup kein schlechtes Gewissen haben, dass du deinem Sohn etwas angetan hast, im Gegenteil, dein Kind ist gesund auf die Welt gekommen und das ist doch das wichtigste.
Ich selbst habe meine Tochter auch per KS unter Vollnarkose 1 Woche vorm Termin wegen BEL "bekommen", meinen Sohn 2 Jahre später ganz "normal" durch spontane Geburt. Beide sind gesund und munter.
Was wäre gewesen, wenn du deinen Sohn durch spontane Geburt geboren hättest und er wegen Sauerstoffmangel bei der Geburt körperlich oder geistig behindert wäre, weil ja bei BEL das dicke Ende (der Kopf) zum Schluß kommt?

Trotzdem denke ich, wenn du dich so fühlst, solltest du dir unbedingt einen Therapeuten suchen. Ich weiß ja nicht wo du wohnst, aber bei S&L gibt´s eine lange Liste von Spezialisten.

Alles Gute für dich und deinen Sohn

FG68
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hallo Luna!!

Aber mein Gott!!! Es ist doch nicht so wichtig!!!! Hauptsache ist dein Baby gesund, das ist doch das Wichtigste!!!!
Wichtig ist auch, dass du für dein Kind jetzt und für immer da bist, solange du lebst!!. Außerdem verpasst du mit solchen Schuldgefühlen viel von deinem Baby.. du kannst es nicht richtig genießen...
Die Behauptung "Kaiserschnitt ist nicht gut, besser ist immer eine normale Geburt " finde ich nicht ok... Ein Kaiserschnitt kann leben retten!!! und das wurde bei deinem Baby gemacht.... Also genieße das Dasein deines Babys und lasse diese negativen Gedanken los, die bringen dir nichts...Die helfen dir nur dabei, das Wahre und Wesentliche zu übesehen. Wer hat etwas davon??

Alles Gute wünscht dir Blancanieves!
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Luna,

vielleicht tröstet es Dich ein wenig, dass auch ich meinen Sohn durch Kaiserschnitt unter Vollnarkose bekommen habe. Mir blieb damals leider auch keine andere Wahl, da der Geburtstermin bereits 10 Tage überschritten und das 2malige Einleiten der Wehen nicht erfolgreich war.
Ich empfand es damals auch als sehr schlimm, als ich nach ca. 3 Std. erst mein Kind sehen konnte. Vorher bekam ich meine Augen gar nicht auf, da die Narkose so lange nachwirkte. Dann sah ich meinen Sohn friedlich schlafend auf dem Arm meines Mannes, längst gewaschen und angezogen.

Ich empfand den Kaiserschnitt nicht als schlimm, sondern eher als schade und traurig, das Wichtigste "verschlafen" zu haben.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Mara

Beitrag von Mara »

Hallu Luna,
ich nehme an, dass Du weißt, dass Du Deinem Kind gegenüber objektiv keine Gewissensbisse zu haben brauchst. Sie abzustellen, ist sicherlich nicht leicht. So ein Geburtserlebnis ist traumatisch, ich würde mir auch einen Therapeuten suchen.
Ich selber habe mein Kind auch per KS bekommen, allerdings geplant (auch wegen BEL). Ich habe mich damals mit dem Gedanken getröstet, dass sie sicher und schnell ohne Risiko auf die Welt gekommen ist.
Sie ist heute 15 Monate alt und ein vergnügtes, fröhliches Kind.
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