der Arzt hat mich einfach aufgegeben

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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nikki

der Arzt hat mich einfach aufgegeben

Beitrag von nikki »

Hallo,
nach langem chatten bin ich nun hier gelandet und hoffe, mir kann jemand weiterhelfen.
Vor ca. 10 Jahren hatte ich meien erste Angstattacke. Ich war so unruhig und hatte eben einfach Angst. Ich bin gleich von der Arbeit zum Hausarzt, der hat EKG geschrieben, nichts gefunden und mir was zur Beruhigung verschrieben. Die Tabletten waren so groß, das ich sie nicht schlucken konnte und mir ging es auch wieder gut, so das ich der Sache keine weitere Beachtung geschenkt habe. Bei einer Feier dann wurde mir mal Übel und ich wollte nur schnell nach Hause. In der Zeit danach habe ich nur das nötigste unternommen und war am liebsten zu Hause. Vor 6 Jahren habe ich nun ein Kind bekommen und mir ging es dann gleich nach der Geburt schlecht. Ich traute mich nicht zu Fuß aus dem Haus ich konnte alles nur noch mit dem Auto erledigen oder nur dorthin laufen, wo ich schnell wieder nach Hause kann. Ich habe so gut es ging alles vermieden, wo ich laufen mußte, aber auch Ausflüge mit der Familie oder Freunden vielen mir immer schwerer. Als nun ein Familienmitglied starb und ich unbedingt zu der Trauerfeier mußte, habe ich mir starke Beruhigungsmittel besorgt und mir einem Termin bei einem Neurologen geholt. Das war vor ca. 4 Jahren. Er hat EEG geschrieben und mir dann Citalofram gegeben. Ich habe es eine ganze Zeit genommen, die Dosierung weiß ich nicht mehr, es war erst eine halbe, dann eine ganze Tablette. Wirklich besser ging es mir nicht. Mein Auto ist mein ständiger Begleiter und nur das allernötigste im Bezug auf Unternehmungen wird gemacht, ich hab dann eben oft "kopfschmerzen", wenn ich zu irgendwas eingeladen bin. Als ich die Tabletten ca. 1/2 Jahr genommen habe, bin ich wieder schwanger geworden und habe natürlich sofort laut Artz die Tabletten abgesetzt. Ich habe mich dann so durchgewurschtelt und bin dann ca. 3 Monate nach der Geburt wieder zum Artzt und habe dann die Tabletten wieder genommen in der selben Dosierung. Als sich an meiner Situation nach ca. 1/2 Jahr noch immer nichts gebessert hat, hat der Artzt gesagt, das es wohl keinen Sinn hat und ich eben damit leben muß. Mir scheint, er hat mir die ganze Sache nicht geglaubt, weil ich doch "so Jung und Taff" bin. Seit dem lebe ich mit dieser Sache unternehme nur an manchen Tagen etwas wie radeln, aber immer dorthin, wo wenig (am besten keine) Menschen sind und wo ich schnell wieder nach Hause kann.
( wenn ich irgendwo anders als zu Hause bin, denke ich immer ich falle um , oder mir wird schlecht oder ich muß mal und weiß nicht wohin ).
So das war ein sehr langer Text, aber ich hoffe mir kann jemand von Euch helfen.
Bis dahin viele LG
Kate

Beitrag von Kate »

Hallo Nikki,

das hört sich ja schrecklich an was du da durchmachen must. Hast du schon mal darüber nachgedacht eine stationäre Therapie zu machen? Man kann diese Krankheit behandeln. Ich habe es bei einer Frau mit erlebt, die es noch schlimmer hatte als du. Sie ist 24 Jahre, hat ein kleines Kind und hat sich ein paar mal täglich vom Krankenwagen abholen lassen weil sie Angst hatte umzukippen, bewustlos zu werden oder irgendeine schlimme Krankheit zu haben. Sie ist während dem stationären Aufenthalt mit den richtigen Medikamenten eingestellt worden und kann wieder ganz normal am Leben teilnehmen. Sogar in riesigen und proppevollen Kaufhäusern einkaufen und Fahrstuhl fahren. Das wäre vorher undenkbar gewesen. Gib dich nicht auf und geh zu einem anderen Neurologen und sprich mit ihm über einen Klinikaufenthalt, wenn das eine Möglichkeit für dich ist.
Lieben Gruß
Fanny

Beitrag von Fanny »

hallo nikki!
der arzt ist doch voll der riesen-arsch! (sorry für solche ausdrücke!aber er ist es!!!)
hör nicht auf ihn und gehe unbedingt zu einem anderen! du brauchst unbedingt hilfe! dir wird es bestimmt nicht besser gehen, wenn du gar nichts machst, aber bitte gib nicht auf!
versuche andere medis, oder homeopathie, oder eine therapie, oder eine selbsthilfegruppe!
so ein schwachsinnn! als ob es mit dem alter oder dem körperlichen befinden zusammenhängen würde!
ich kann dir sagen: ich bin 24 und war kerngesund. und jetzt? geht es mir scheiße! ich hab ne ppd! und ich nehme jetzt auch medis und ende august werd ich auch wieder meine therapie anfangen!
es muss doch irgendwie weitergehen und vorallem muss es auch einmal besser werden!!! das kann ja noch nicht alles gewesen sein!
schieß den arzt auf den mond und hör nicht auf ihn!!!
tu was und irgendwann wird das wieder! es wird besser werden und irgendwann wirst du wieder sagen können, dass es dir gut geht!
ganz liebe grüße
fanny
Micha

An Nikki

Beitrag von Micha »

Hallo Nikki,

von wegen zu jung. Selbst Kinder können schon Depris kriegen.

Mein Arzt sagt, dass jede Depression zu 100% zu heilen ist, oft ist es aber
schwer die richtigen Medikamente zu finden.

Auch ich war schwer therapierbar und habe deshalb Lithium bekommen. Seitdem geht es mir super. Wenn das Citalopram nicht so richtig geholfen hat, hätte er dir schon längst etwas anderes verschreiben sollen.

Überleg doch mal, was ist das für ein Leben, für dich und für die Kinder !!!
Kinder wollen doch raus, auf den Spielplatz, ins Freibad usw.

Vieilleicht ist ein stationärer Aufenthalt wirklich das Beste. Ich war auch schon in einer Klinik und würde jederzeit wieder hingehen. Aber auf jedenfall solltest du den Idiotenarzt wechseln.

Gruss Micha
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Nikki,

ich schließe mich den anderen an, der Arzt ist ein Volltrottel. Ich finde, sowas gehört bei der Ärztekammer angezeigt!
Laß Dich nicht entmutigen von so einem Deppen, das Citalopram war wahrscheinlich nicht das richtige Medikament für Dich. Es gibt zig andere Möglichkeiten (andere Medis, Homöopathie, Krankenhaus, Therapie...)
Diese Krankheit ist fast 100%ig heilbar, Du mußt Dich nicht so quälen lassen. Es ist wirklich schlimm, erst hast Du die scheiß Krankheit, dann gerätst Du auch noch an dieses A...loch (Du hast VÖLLIG recht, Fanny!).

Ich war selbst übrigens auch in der Klinik (wg. einer sehr schlimmen PPD/PPP) und sie hat mir sehr geholfen.

Vielleicht findest Du ja jemand kompetentes in der Liste auf dieser Seite.
Kopf hoch, das vergeht wieder! Aber Du brauchst unbedingt Unterstützung. Du hast auch nicht geschrieben, wie Dein Mann und die Verwandtschaft/ Freunde mit Dir umgehen. Hast Du dort eine Hilfestellung?

LG, Saskia
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Nikki,
boah ist das eine Frechheit. So ein Arzt gehört verklagt. Laß dich bloß nicht von so einem nicht einschüchtern.Der hat keine Ahnung von seinem Beruf. Diese Krankheit ist heilbar. Das können dir hier viele bestätigen und ich kann das auch aus Erfahrun sagen.

Es gibt einige Möglichkeiten für dich wieder gesund zu werden. Guck dich doch nach einem anderen Arzt um es gibt bestimmt einer in deiner Nähe der gut ist. Oder geh zu einer Heilpraktikerin. Ich bin durch die Hilfe meiner Heilpraktikerin erst gesund geworden.

Laß dich bloß nicht damit abspeisen "Damit mussen sie halt leben" das darf ja wohl nicht wahr sein. Du musst keinesfalls damit leben. Du kannst wieder gesund werden aber du musst halt was dafür tun. Wie gesagt such nach einem anderen Arzt der mehr von seinem Beruf versteht oder geh zu einer Heilpraktikerin. Wo kommst du den her? Vieleicht kann ich dir ja jemanden empfehlen.

Alles Gute
Christina
nikki

Beitrag von nikki »

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure aufmunternden Worte. Ich werde noch mal all meinen Mut zusammennehmen und einen anderen Arzt aufsuchen. Zur Zeit versuche ich mir mit Konfrontationstherapie selbst ein bisschen zu helfen. Ich habe ein pflanzliches Medikament (sedacur forte) gefunden, das mir die Sache etwas einfacher macht, ich bin dann nicht mehr so aufgeregt bzw. panisch, wenn ich Termine wahrnehmen muß. Aber die Tagesform ist natürlich auch entscheidend und die Sache, das ich mein Auto habe und nicht mit Bus o.Ä. oder zu Fuß hin muß.Ich nehme mir jeden Tag eine kleine Unternehmung vor und Artztermine mit Kindern hat man sowieso immerzu und da muß man hin, egal wie.Ich gehe eigentlich auch gern mal fort, aber am liebsten alleine, damit nur ich bestimmen kann, wann es wieder nach Hause geht.
Mein Mann und meine beste Freundin wissen von der "Sache". Meine Freundin versteht mich, denn sie hat denke ich auch eine Depri, nur mit anderen Symptomen.
Mein Mann ist sehr lieb zu mir, aber so richtig verstehen kann er es nicht, das ich eben einfach nicht alles machen kann, wie eben mit dem Zug verreisen oder über Märkte bummeln.
So lange ich mein Auto habe, komme ich ganz gut zurecht. Irgendwann mal keines mehr zu haben, ist für mich undenkbar und hoffentlich in weiter, weiter Ferne.

Es grüßt Euch ganz lieb Nikki
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