Wieder total unten...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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bellami1983

Wieder total unten...

Beitrag von bellami1983 »

Hallo Mädels, :cry:

ich muss mich schon wieder einmal mitteilen, denn mir geht es abgrundtief schlecht. Meine ZG gegen mich selbst sind so extrem stark, dass ich immer denke, ich muss ihnen nachgeben.
Diese suizidalen Zwangsvorstellungen und -impulse sind seit ein paar Tagen total schlimm. Ich kämpf innerlich total dagegen an, aber habe immer das Gefühl, noch mehr verrückt zu werden und die Kontrolle letztendlich doch verlieren zu können.
Heute Nacht hatte ich auch noch so schlecht geschlafen, war lange wach und dachte immer, ich werde gleich total verrückt und dann gehts mir durch und durch.
Heute morgen gings genauso los. Ben hat mich immer angebrabbelt und mich angelacht, da musste ich dann immer weinen, weil ich doch so gerne eine tolle Mama wäre, eine Mama, die nicht depressiv und zwanghaft ist und mit sich nicht klarkommt. Es tut so weh.
Am schlimmsten sind wirklich diese zwanghaften Impulse, ich denke jedesmal, dass es gleich soweit ist und ich mir was antun muss.

Bin ich so allein damit wie ich denke? Ich kenne niemanden der solche Impulse hat. Schäme mich, weil es mir doch schon viel viel besser ging und im Moment gar nichts mehr geht.
Allein durch meine Verhaltenstherapie hatte ich fast vier beschwerdearme bis -freie Monate.


Ich danke euch wie so immer fürs Zuhören..... :!:

Lieber Gruß Isabell
sunshine

Beitrag von sunshine »

Liebe Bellami,

du bist nicht alleine, mir gings/gehts genauso wie dir, aber ich kann die beruhigen - du wirst nicht verrückt, ich kenne das ganze nun schon 4 Jahre, aber habe weder meinem großen noch mir was angetan. In schlimmen Zeiten konnte ich keine Messer mehr sehen ohne Angst zu haben ich schnapps mir :(

Ich habe mittlerweile meinen zweiten Sohn geboren (vor 3 Wochen) und es geht mir ziemlich gut, die ZG blitzen immer wieder mal durch aber ich habe die Angst und den Impuls dazu verloren, ich glaube das ist der Schlüssel, vergiss nie, es sind "nur" Gedanken! Auch wenn es sich noch so schlimm anfühlt.....

Bellami bleib stark auch wenn du manchmal denkst du schaffst es nicht mehr, du wirst es immer wieder schaffen und dein Gehirn lernt keine Reaktion mehr auf solche Gedanken mehr zu machen!!!!

Alles Liebe für dich!
Patricia

Beitrag von Patricia »

Huhu Isabell,

ich habe dieser Biester (ZG) auch! Ich weiß auch wie sehr man darunter leidet.. es fühlt sich an als wäre man in sich selbst gefangen, sich selbst schutzlos ausgeliefert.

Ich stecke momentan auch wieder in einem Tief. Wenn mich meine Kleine dann anlacht, mit mir spielen möchte könnte ich auch losheulen denn mir ist nciht nach Lachen, nicht nach Spielen.. mir ist einfach nur nach Verkriechen und Ruhe... etwas das natürlich unmöglich geht mit einem Kind.

Meine Ärztin hat mir für alle Fälle ihre Handynummer gegeben, ich soll sie anrufen wenn die Selbstmordgedanken wieder so schlimm werden. Ich kann Dir auch nur dazu raten. Ruf Deinem Arzt oder Therapeuten an und spreche mit ihm/ihr darüber.

LG

Patricia
Condea

Beitrag von Condea »

Liebe Isabell!
Du bist auf jeden Fall eine ganz tolle Mama!!!
Ich kenne Dich zwar nicht persönlich, aber ich habe Deine Geschichte Bei "Baby-o-meter" gesehen und gelesen und ich kann nur sagen, wer so liebevoll über seine kleine Familie schreibt, der muß toll sein!
Ich kann Dich sehr gut verstehen, auch wenn ich keine Zwangsgedanken hatte, so kenne ich aber doch das Gefühl der Einsamkeit sehr gut.
Es tut mir so leid, daß es Dir nicht gut geht .
Ich hoffe und wünsche Dir, daß Du jemenden in Deiner Nähe hast, mit dem Du reden kannst, vielleicht Einen Therapeuten? Du darfst nicht zuviel Zeit allein verbringen und wenn Du weinen mußt, dann weine, jede Träne die Du weinst, kommt nie wieder! (habe ich auch irgendwo hier gelesen, glaube ich)
Ich denke, Du brauchst Hilfe, in welcher Form auch immer.So wie Du es beschreibst, solltest Du etwas unternehmen, Arzt oder Therapie oder beides. Gibt es bei Euch in der Nähe eine Selbsthilfegruppe?
Ich wünsche Dir viel Kraft und melde Dich mal.
Liebe Grüße, Anja
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Bellami,
lass Dich drücken :D Ich habe zwar keine ZG, aber ich denke, der Mechanismus mit meinen Angstgedanken ist ähnlich: je mehr Du Dich dagegen wehrst und kämpfst, desto arger werden die Gedanken, stimmt´s? Ich weiss, es ist nicht einfach, sich zu sagen: Na, dann kommt doch, ihr könnt mir gar nix, ich kenne euch, ihr wollt mich nur erschrecken, aber ich werde nicht verrückt etc. Aber je öfter Du das machst, die Gedanken eben annehmen (auch, wenn sie schrecklich sind), desto weniger Angriffsfläche finden sie irgendwann. Mein Thera hat mal gesagt, ich solle mir meine Angst wie ein zahnloses Monster vorstellen, es sieht irre gefährlich aus und macht, dass ich mich besch... hilflos fühle, aber es tut mir nix. Es wird sich bei mir langweilen, je weniger ich es beachte. Heute mache ich es sogar ganz offensiv. Wenn eine Situation naht, die mir Angst macht, sage ich zu mir: Hallo, Monster, komm ruhig, ich weiss, wenn ich kämpfe, trittst Du trotzdem die Tür ein, also komm einfach rein. Das bedarf ein bisschen Übung, aber im Kampf geht die meiste Energie verloren. Vielleicht kannst Du es mal ausprobieren, also, offensiv damit umgehen. Mir hat es mit meinen blöden Angst- und Krankheitsgedanken sehr geholfen. LG Carlotta
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Isabell
Ich möchte DIr was zum Thema "sich schämen" wegen der ZG sagen: Ich habe das ja schon mal geschrieben: Immer wenn "ihr Zwänglerinnen" von euren ZG erzählt, dann kommen mir die nicht eigentlich nicht eigenartig vor. Auch wenn ich das im Normalfall niemandem erzähle (nicht weil ich mich schäme, sondern weil die Gedanken absurd sind) muss ich sagen: Ja, auch ich habe schon beim Autofahren gedacht: Und wenn ich jetzt in den nächsten Baum lenke? Und auch ich habe schon beim Wickeln von meinem Sohn gedacht, ob ich beim "Schwänzchen" putzen WIRKLICH keine Hintergedanken habe? Und auch ich habe schon gedacht: Was wäre, wenn ich ihn jetzt einfach fallen lasse oder meine Tochter: Was wäre, wenn ich ihr jetzt einfach ins Gesicht schlagen würde. Aber im Gegensatz zu ZG-Geplagten, wische ich diese Gedanken, die manchmal eher so Gedankes-Blitze sind, einfach weg, sie scheinen mir einfach absurd. Carlotta hat sicher recht: Man muss sich mal einfach vor den Gedanken aufstellen, ihnen ins Gesicht sehen und sagen: Und was ist dran, an euch? Nix, aber auch gar nix. Ihr seid da, na und? Ihr seid egal, ihr seid absurd. Und glaub mir, Isabell, sie sind bei Dir genauso absurd wie bei mir, das kann ich Dir versichern. Und schämen muss man sich dafür nicht, wie Du siehst, kommen so Gedanken in den besten Familien vor :wink: :D .
LG Hanna
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Ich danke euch allen sehr für eure Antworten, es gibt mir schon etwas Kraft. Aber heute hilft mir irgendwie gar nicht viel. Weine total viel und schnell, habe einfach immer die Gedanken, das ganze Leben nicht mehr zu schaffen, nie mehr arbeiten gehen zu können, einfach total am Boden zu liegen und an Selbstmord zugrunde zu gehen. Jetzt schnürt es mir wieder die Kehle zu.
Ich weiß wirklich nicht was los ist. Habe diese Gedanken schon über ein Jahr, es werden sogar zwei und nun komme ich auf einmal nicht mehr damit zurecht und werde total depressiv? Male mir immer aus, dass ich nie mehr gesund werde und wünsche mir die besseren Tage zurück.

Ich war damit in zwei Kliniken bis jetzt und immer hieß es ZG, nicht suizidal, aber warum ist da so ein Drang bzw. Trieb dahinter? Kommt das vom ZG?

Ach liebe Freundinnen, ich bin froh dass ich euch habe, ich euch alles anvertrauen kann und ich danke euch dafür.

Isabell
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Isabell,

ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen. Je mehr du dich gegen die Gedanken wehrst, desto lauter und schlimmer werden sie. Ich weiß wovon ich spreche :). Einen weiteren Tipp habe ich noch für dich: ich habe meinem ZG einen Namen gegeben (Horst) und immer wenn mich Horst ganz arg geplagt hat, habe ich zu ihm gesagt: "o.k. Horst, heute verbringen wir also den Tag zusammen, aber ich sag dir gleich, das macht nix, denn ich kann auch mit dir einen schönen Tag verbringen." Das hört sich vielleicht albern an, aber es hat funktioniert, immer ein Stückchen mehr. Heute brauche ich Horst nicht mehr, oder zumindest nur noch sehr selten, und ich glaube ganz fest daran, dass du dieses befreite Gefühl auch genießen wirst. Vielleicht dauert das noch ein bisschen, aber die ZG hören ganz bestimmt auf.

Also, halt durch, es kann nur besser werden :).
Ganz lieb
Julia

P.S.: Den Tipp mit dem Namen habe ich hier aus dem Forum, super das!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Isabell!

Ach du, es tut mir sehr leid, dass dich der Zwang grad wieder so arg beutelt. Ich weiß ja auch aus "bester" Erfahrung wie weh das tut. Vielleicht hilft dir der Satz meines Psychiaters:

"Der Inhalt der ZG ist immer, der persönlich absulte Supergau."

Soll heißen, dass wovor wir am meisten Angst haben, was uns am meisten abstößt oder vor was wir uns am meisten fürchten - das sucht sicher der Zwang aus, um uns zu quälen. Das würde heißen, dass es für dich am schlimmsten wäre, nicht mehr zu leben. Folglich würdest du dir nie was antun wollen, folglich hakt genau da der Zwang bei dir ein.

Weil das eben das Prinzip von ZG ist, ist auch ganz klar, warum es "nur" Gedanken sind, Befürchtungen, die nie umgesetzt werden. Wahrscheinlich weißt du das eh, aber wenn man wieder mal im Loch sitzt, dann kann man das nicht sehen und schon gar nicht fühlen. Versuch aber trotzdem dir diese logische Erklärung ins Gedächniss zu rufen - vielleicht schreibst du dir das auch auf einen Zettel und hängst in irgendwo auf, wo du ihn ständig siehst. Das habe ich auch schon oft gemacht, um mein Hirn mit positvem und logischem Input zu füttern. Bei mir hat das gut funktioniert... könnte ich eigentlich auch wieder mal machen! :wink:

Und dieser "Impuls", das Gefühl - du machst es jetzt gleich und wirst verrückt, ist ein hochgesteigertes Angstgefühl! Du gerätst also in eine Angstspirale rein und die steit höher und höher. Aber am Ende steht nicht die "Tat" sondern Panik mit eintretender Bewegungslosigkeit. So habe ich das erlebt. Nur ist eben dieser Punkt (oh Gott, jetzt tue ich es gleich) ein ganz schrecklicher, weil es sich so real anfühlt. Ist es aber nicht. Es ist "nur" ein unglaubliches Angstgefühl und die Angst vor dem Realitätsverlust.

Was ich dir sonst noch raten kann: ein höher dosiertes AD hilft auch gut gegen ZG. Du bist sie zwar nicht von heute auf morgen los, aber bei Zwängen ist nachweislich auch der Serotoinspiegel beinträchtigt. Vielleicht wäre das doch auch eine Überlegung wert? Ist halt immer die Frage, wie es mit dem Leidensdruck aussieht. Weil ich glaube, du hast mal geschrieben, dass du keine Medis mehmen willst. Verstehe ich auch. Aber aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass mit einer bestimmten Dosis von einem AD die ZG viel weniger werden.

Lass wieder von dir hören - wir helfen dir immer gerne!

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Liebe Marika und liebe Julia,

dass der Zwang sich das aussucht, was wir am meisten fürchten, klingt schon logisch. Vielleicht kann ich mal kurz erzählen was der Auslöser war.
Ende 2004 diagnostizierten die Ärzte einen vergrößerten Lymphknoten. Es war vor Weihnachten, ich war weit weg von meiner Familie. Nach der Sono stand der Verdacht auf Krebs im Raume, aber ich musste geschlagene vier Wochen über Weihnachten und Silvester auf alle Ergebnisse warten. CT und Kernspinth folgten. Ohne Befund. Im Kh konnte niemand etwas Derartiges feststellen. Während der Zeit sah ich im Fernsehen wie sich jemand im Film erschossen hat und zum ersten Mal dachte ich, dass ich das ja auch tun muss wenn ich eh Krebs habe. Dann war zwei Wochen Ruhe bis zum Ergebnis. Resultat: Der Radiologe hatte wahrscheinlich die Bilder vertauscht und alles war total verrückt geworden. Ich hatte das nie und hatte aber schon mit meinem Leben abgeschlossen weil ich dachte, Krebs zu haben.
Nachdem ich erfuhr dass ich kerngesund bin, ab diesem Abend bekam ich solche Gedanken. Für mich vollkommen unverständlich, aber unterstützt die Theorie von dir Marika. Am meisten machte es mir Angst, tatsächlich sterben zu müssen und so hatte der Zwang wahrscheinlich Nährboden. Kann man das so sehen? In der SS, im letzten Drittel besserte sich alles, bis vor ein paar Tagen.
Ich muss euch ehrlich sagen, ich hasse diesen Arzt dafür, obwohl er auch nur ein Mensch ist. Aber er hat mir die schlimmsten fünf Wochen in meinem Leben bereitet.

Ich werde mir einen Namen für meine Zwänglis überlegen. Horst find ich gut, aber hast du ja schon Julia und ich nenne auch meinen Bruder immer so, das wär net so passend.

Morgen ist Therapie, da werde ich alles rauslassen.

Was mir auch totale Angst macht ist, dass ich total Angst habe, dass sie mir meinen Ben wegnehmen könnten, bei so einer kranken Mutter. Das geistert den ganzen Tag schon in meinem Kopf rum.

Werde auch zu einem Psychiater gehen und mir etwas verschreiben lassen. Habe nur äußerst Angst vor ADs wegen den Beipackzetteln, da steht so oft was von Suizidgefahr. Da schlägt mein Zwang auch jedesmal total zu.

Marika, du schreibst, damit werden die Zwänglis viel viel weniger, die Angst auch? Die gleichzeitig aufsteigende Angst lässt immer diese Spirale bis ganz nach oben drehen, sodass ich schon mal beruhigt wäre, nicht so viel Angst zu spüren um nicht weiter aufzudrehen.

Seid lieb gegrüßt

Isabell
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Isabell!

Es gibt auch AD´s, die gut gegen Ängste und Panikattacken wirken. Falls du dich für ein Medi entscheidest, versuch es als "Stütze" auf dem Weg durch die Depri zu sehen. Also nicht als das "Wundermittel", das dich von allem heilt. Denn es gibt auch mit einem AD Tiefs - aber sie sind weniger heftig und dauern nicht so lange. Vorallem bekommst du den Kopf wieder klarer und geziehlt an dir und deinen Zwänglis :wink: in der Therapie zu arbeiten. Denn das ist ganz sicher das Wichtigste bei Zwängen.

Ich selber habe damals neben meinem AD auch zur Überbrückung bis dieses gewirkt hat, einen Angsthemmer bekommen. Sowas gibt es auch - die wirken innerhalb von 30 min. und die Angst ist dann wirklich weg. Diese Medis sind eine gute Lösung, bis ein AD greift. Sie machen aber bei langem Gebrauch abhängig - daher sind sie wirklich nur als Überbrückung gedacht. Ich nahm damals das Xanor (Wirkstoff Alprazolam) für 3 Wochen, dann habe ich es ausgeschlichen. Das ging auch ohne Probleme und ab da wirkte dann schon das AD, dass ich durch den Tag kam. Es ging mir so schlecht, dass ich ohne Wenn und Aber gerne dieses Medi nahm. Mein Leidensdruck war schrecklich.

Wegen dem Beipackzettel: klar da stehen natürlich viele Sachen drinnen. Aber ich bin sicher, dass dich ein Psychiater da gut beraten wird und auch abschätzen kann, welches Medi du nehmen kannst. Ich war damals so von der Rolle, dass ich die Zettel gar ned gelesen habe, sondern einfach die Tabletten nahm, weil ich einfach am Ende war. Erst später hab ich dann die mal gelesen und erstaunt gemerkt, dass ich gar keine NW habe! Und das ist heute noch so. Ich nehme "Cipralex" und komme super damit klar.

Ein AD hilft dir einfach, wieder auf die Beine zu kommen. Du hast so die Kraft, auch andere Dinge zu tun, die dir helfen auf dem Weg zum Gesund werden. Sport z.B. hilft mir sehr - aber in der akuten Phase war daran nie und nimmer zu denken.

Bei Zwängen ist die Kombi zw. einer Verhaltenstherapie und einem höher dosierten AD die Therapie Form, die die höchsten Erfolge erzielt. Aber halt dir immer vor Augen - an allererster Stelle stehst DU - DU hast es in der Hand, das zwanghafte Denken wieder zu verlernen. Die Medis unterstützen dich dabei - aber die Hauptarbeit müssen (leider :wink: ) wir selber machen!

Wenn ich dir sonst noch helfen kann bin ich gerne für dich da!!! :wink:

Ganz lieben Gruß von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Isabell,

klar, es gibt immer auslösende Situationen, die gab es bei mir auch, aber ich denke, dass es auch mit ganz vielen anderen Sachen zu tun hat, die sich im Laufe eines Lebens so ansammeln. Deshalb glaube ich auch, dass sich in irgendeiner Form die Psyche immer ein Ventil sucht. Klar, das was du erlebt hast mit dem falschen Krebsverdacht ist natürlich echt der Hammer ... Das kann bestimmt sehr viel auslösen. Und es unterstüzt tatsächlich die Theorie, dass ZG immer das Schlimmste inhaltlich füllen, was man sich vorstellen kann. Ich glaube auch, dass es so ist! Aber die ZG sind auch dafür da, sich vor die wahren Probleme zu stellen, damit man da nicht hingucken "muss". Deshalb ist es auch wichtig mit Hilfe einer Therapie diese zu finden und dann an sich zu arbeiten, aber da bist du ja auch dran!

Und über die Medis kannst du ja noch mal mit deinem behandelden Artzt sprechen. Den Beipackzettel würde ich mir auch gar nicht erst durchlesen. Das macht einen ja total verrückt. Selbst die Nebenwirkungen bei Aspirin oder ähnlichem sind ja schon total beunruhigend.

Ich habe es bis jetzt ohne Medis, aber mit einer tiefenpsychologischen Therapie geschafft. Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, dass man sich für ein AD entscheidet. Ich stand selbst mehrmals vor dieser Entscheidung und habe mich dann dagegen entschieden ... Aber das kann wirklich nur jeder für sich selbst entscheiden.

Alles Gute für dich, und baldige Besserung sendet dir
Julia
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo ihr Lieben,

heute war ich zur Therapie. Es geht mir noch nicht besser, aber sie hat gesagt, dass sie sich keine Sorgen macht. Egal wie schlimm es mir geht, es wird nichts passieren. Nur, ich glaube das alles nicht so recht.
Ist es bei euch auch so (gewesen), dass wenn ihr ZG habt, dass man dann dadurch depressiv wird? Mir geht das immer so und dann kommen halt die Gedanken, dass ich es nie schaffen werde dazu.
Vor allem zieht mich das nach der langen guten Phase so extrem runter. Kann ein Rückschlag über Wochen dauern?

@Marika: Wenn unser Umzug vorbei ist, also im November, werde ich zu einem Psychiater gehen. Einfach um mehr Kraft zu haben und mehr wegstecken zu können. Bin sonst bei jedem kleinen Furz gleich nah am Wasser und dann ein Wasserfall. Das kann ganz schön nerven.
Zu den Angsthemmer: Wenn die Angst dann aber weg ist, läuft man dann nicht Gefahr, die ZG auszuführen??????

@Julia: Was machst du bei der Tiefenpsychologie wenn ich fragen darf? Waren deine ZG auch sehr sehr stark? Allein dadurch hast du es bis jetzt so gut geschafft? Freut mich sehr für dich, denn der Leidensdruck unter ZG ist wirklich enorm.
Warum hast du dich gegen ein AD entschieden?

Ich hoffe ich stelle nicht zu viele Fragen, aber es interessiert mich doch so brennend.

LG Isabell
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Isabell!

Ne, du stellst absolut nicht zuviele Fragen - dafür ist diese Forum da! :-)

Also wegen der Angst: Es ist eben NICHT der Fall, dass man ZG ausführt, wenn die Angst weg ist. Denn ist die Angst weg, verlieren auch die ZG ihre Häufigkeit immer mehr. Die Angst ansich IST JA DER NÄHRBODEN für die ZG. Wenn keine Angst mehr da ist, gibts auch keine ZG. Es gibt dann wohl mal absurde Gedanken (so wie die Hanna das auch geschrieben hat und sie leidet ja NICHT an zwanghaftem Denken), aber da keine Angst vorhanden ist, werden diese Gedanken auch gleich wieder "vergessen" und kreisen nicht den ganzen Tag - also zwanghaft - in unserem Kopf herum.

Ich z.B. habe Angst, etwas schlimmes könnte meinem Kind passieren - vorallem durch mich! :roll: So, jetzt aber ist diese Angst nicht mehr da, folglich muß mein Gehirn auch nicht mehr ständig prüfen (mit ZG) ob ich auch noch Angst habe - sprich - ob ich meine persönlichen Supergau ausführen könnte. Es klingt paradox, aber genau so ist es. Ich habe es selber am eigenen Leib erfahren. Es ist die Angst, die wir verlernen müssen, dann haben die ZG so gut wie keine Angriffsfläche bzw. absurde Gedanken bleiben das was sie sind: absurd und unnütz und werden deshalb auch von unserem Gehirn ausgefiltert und verschwinden in den Weiten des (nicht Weltalls - bin heut witzig, gell :roll: ) Hirnkastels!

Also - keine Angst - keine ZG; keine ZG - keine Angst... usw.

Hoffe, das war einigermassen verständlich geschrieben! Sonst frag mich ruhig so oft du willst!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
steffi l.

Beitrag von steffi l. »

Liebe Isabell,

Du stellst die allergleichen Fragen die ich mir damals immer und immer wieder gestellt hab. Ich weiss wie Du Dich fühlst, mir kommt das so bekannt vor. Meine ersten ZG hatte ich während einer ganz starken Panikattacke. Ich hatte längere Zeit davor schon an ganz heftiger SS-Übelkeit gelitten, wollte deshalb schon in die Klinik gehen, konnte keinen Krümel mehr essen. Dieser ständige Würgereiz (ständig heisst eigentlich immer!) hat mich fertig gemacht, ich hatte jedes Mal einen schlimmen Adrenalinstoss. Ich denke das war auch der Auslöser für die erste PA. Damals richteten sich die ZG zuerst gegen mich, ich dachte ich könnte mir was antun, aus dem Fenster oder aus dem fahrenden Auto springen, mich mit einem Messer verletzen. Ich konnte keine Messer mehr sehen und ich wollte nirgendwo mehr im Auto mitfahren...ich hatte nur noch Angst!!!
Dann lenkten sich die ZG auf andere Personen, meine Haustiere, als meine Tochter auf der Welt war auch noch gegen sie. Ich habe gelitten wie ein Schw...! :? Und ich hatte durch diese fürchterlichen ZG auch depressive Zustände, sonst hab ich mit Depressionen (zum Glück) nicht zu kämpfen, aber zu diesen schlimmen Zeiten fiel ich in ein ganz ganz tiefes Loch. Ich hatte nie Suizidabsichten, aber damals hab ich mir gewünscht morgens nicht mehr aufzuwachen....

Und wenn ich die ZG überlebt habe, dann überlebst Du sie auch! Ich bin sicher, ohne Medis wäre es mir immer schlechter gegangen und ich bin so froh dass es Tabletten gibt die das alles um einiges abschwächen. Ich habe mir die ZG auch immer wieder bewusst vor Augen gehalten, so schrecklich das für mich war, aber ich wusste, je öfter ich an diesen Mist denke, desto weniger erschreckt es mich...

Einbrüche sind leider sehr oft der Fall, ich hatte etliche davon, auch weil ich lange nicht die richtigen Medis und die richtige Dosis hatte.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft! Du schaffst das, weil wir alle hier es auch (manche auch erst fast) geschafft haben! Und ich hab mir das damals auch nicht vorstellen können, dachte ich bin doch schon total verrückt, es merkt nur keiner (ich dachte immer, wenn die wüssten was ich für Gedanken habe, die würden mich gleich einweisen lassen und nie wieder mit mir was zu tun haben wollen).

GLG

Steffi
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