Ein "Geben und Nehmen" - auch bei unseren Kindern

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Ein "Geben und Nehmen" - auch bei unseren Kindern

Beitrag von Marika »

Hallo die Damen!

Heute habe ich so richtig Mitteilungsdrang! :wink:

Ich hatte ja am Freitag wieder Therapie und da hat mich mein Doc auf etwas sehr wichtiges gebraucht:

Die Beziehung zu seinen Kindern sollte "Ein Geben und Nehmen" sein - wie in jeder anderen Beziehung ja auch! Als Mama gibt man natürlich erst mal sehr, sehr viel und kriegt nicht gleich was zurück. Aber trotzdem darf man auf seine eigenen Bedürfnisse nicht vergessen.

Wir sind ja den ganzen Tag und die Nacht über für unsere Kleinen da, was ja klar ist. Aber daneben können wir auch von ihnen "Nehmen". z.B. wenn wir ihnen vermitteln - jetzt mußt du mal warten, bis die Mama fertig ist. Oder - jetzt spielst du mal alleine! Wenn wir immer nur "Geben" und uns immer hinten anstellen, dann bleiben wir auf der Strecke. Es entsteht mit der Zeit Frust und Druck und das führt dann wieder oft zu einem Tief mit all den typischen Symptomen.

Auch die Kinder können lernen zu "Geben" - natürlich in ihrem Rahmen. Deswegen ist man keine schlechte Mutter, sondern eine eine super gute. Man tut sich was Gutes und auch dem Kind - es lernt, dass es auch manchmal anpassen muß und auch kann und das kommt schlußendlich allen zu Gute.

Genau da muß ich noch an mir arbeiten. Denn ich springe auch sofort, wenn mein Goldschatz was von mir will. Da habe ich jetzt doch ein bissl die Bremse eingelegt und siehe da - er versteht - und das ohne großes Trara. Dieses ständige "Geben" hat bei mir auch mit dem schlechten Gewissen zu tun, weil ich eine PPD habe. Daher dachte ich immer, ich muß 200 % geben. Aber genau so kommt man aus diesem Teufelskreis nicht raus.

Vielleicht hilft das einigen hier von euch. Also - trotz PPD und ZG - ruhig stolz auf sich sein und auch mal sagen "Stopp Schätzele, jetzt kommt die Mama dran! :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Marika, genauso gehts mir auch. Ich springe auch bei jedem Pups gleich auf. Leider macht es mir mein Umfeld auch schwer da eine Bremse reinzuhauen, denn viele Leute springen für die Prinzessin. Ist manchmal sehr anstrengend und es gibt immer wieder Diskussionen. Ich meine, ich bin schon froh, dass sich auch andere um sie kümmern und dass ich nicht alleine bin mit ihr. Aber so lernt sie nie dieses "Geben" oder "mal kurz warten". Ich bin froh, dass Fiona jetzt in den Minikindergarten geht, denn dort muss sie sich damit arrangieren, dass sie nicht mehr der Mittelpunkt des Universums ist.

Liebe Grüße, Saskia
heli

Beitrag von heli »

Liebe Sas!

Was ist ein Minikindergarten????
Gibts bei uns nicht.
lg
heli
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Marika,

das sehe ich ganz genauso. Klar ist man als Mutter gefordert und ständig für sein Kind da, aber trotzdem ist man nicht nur Mutter, sondern auch ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen. Ich versuche auch immer da einen guten Ausgleich zu finden zwischen dem Geben und Nehmen. Und das funktioniert gut!

Z.B. hat Friedrich von Samstag auf Sonntag das erste Mal bei einer guten Freundin, die selbst 2 Kinder hat übernachtet und Jan und ich konnten seid langer Zeit mal wieder zu zweit etwas unternehmen. Das war super und hat echt mal gut getan – ohne schlechtes Gewissen!

Liebe Grüße an euch beide
Julia
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Marika
Ich finde das auch ganz wichtig, dass man seine Bedürfnisse nicht vergisst und ich bin überzeugt: Nur dann gehts auch dem Kind gut, wenn ich selber zufrieden bin. In diesem Sinne war die Antwort meiner Wochenbetthebamme auf verschiedene Fragen meines Mannes, was man denn mit dem Baby schon alles machen dürfe "Hauptsache dem Mami gehts gut", gar nicht so falsch.
Das Verrückte ist aber -zumindest ich empfand das so - dass es in der Zeit, als es mir so schlecht ging, fast nicht ging, etwas für mich zu machen, ohne dass ich gleichzeitig ein schlechtes GEwissen hatte und dachte: das ist typisch, nur ohne Kind kann ich mich entspannen, das ist doch nicht normal, das zeigt doch wie unfähig ich bin, und dem Kleinen schadets auch noch, der kriegt doch das mit. Und schon gings mir noch schlechter. Ein gemeines PPD-Schnippchen würde ich sagen, denn so ist es einfach nicht. Das muss man mal allen sagen, die in Versuchung kommen, sich solches zu überlegen... :wink:
LG Hanna
beka25

Beitrag von beka25 »

Hallo Marika!

Da hat Dein Therapeut sehr recht. Ich selber mache es auch so. Meine Kleine muß auch mal warten können und das lernt sie auch sehr gut. Mal muß sie sich alleine beschäftigen, weil ich Haushalt machen muß, mal, wenn ich dusche... Man kann nicht die ganze Zeit, wenn sie wach sind nur mit ihnen spielen oder sie rumschleppen-wer kann das schon?! Auch mal abgeben ohne schlechtes Gewissen tut soooo gut! Man hat selber auch noch ein Leben und wenn man sich ständig vernachlässigt wird jeder frustriert denke ich. Wir müssen eben lernen, an uns selber zu denken, ohne schlechtes Gewissen.
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo Marika!

Also ich mache das prima:während ich dusche z.B. nehmen meine Kinder gemeinsam ein Bad und spielen sehr schön mit dem Wasser und ihren Spielzeugen.Oder ich lese eine Zeitschrift auf dem Sofa, während mein Sohn am Basteltisch zeichnet und meine Tochter ihre Puppe in ihrem Buggy spazierenfährt!Ich mache das so eigentlich seit immer und meine beiden Kinder können sich sehr gut und sehr lange allein beschäftigen.Ein Psychologe hat mir mal gesagt,es sei sehr gut,so können die Kinder ihre Konzentrations-und Ausdauerfähigkeit gut entwickeln,was später für die Schule sehr wichtig sei.Dazu lerne das Kind durch eigenes Experimentieren viel mehr als wenn ein Erwachsene ihm alles zeigt,wie die die Dinge klappen,was seine Intelligenz fördert.Ich habe dabei überhaupt kein schlechtes Gewissen,ich brauche einfach diese Ruhe,um mich mal wieder um sie mit vollem Elan kümmern zu können und geniesse dann um so mehr die Zeiten ,wo wir gemeinsam spielen,toben und lachen!Das Einzige, was mir zur Zeit wirklich fehlt,sind Zeiten wirklich ohne Kinder,also z.B. ganz allein beim Sport,usw.Darum freue ich mich darauf,wenn meine Tochter endlich in den Kindergarten geht.Dann habe ich jeden Tag 1-2 Stunden frei für mich,oh ja ich freue mich sehr darauf!
Ich wollte auch hinzufügen:ich empfinde das Zusammensein nicht mehr als nur ein Geben von mir an sie, sondern empfinde immer mehr ihre Freude,ihr Lachen,ihre Umarmungen als ein Geschenk von ihnen an mich.Ich habe das Gefühl,daß sie für das was ich ihnen gebe und gegeben habe,sehr dankbar sind und daß sie mir mit ihrem Lachen/Bussis danken.Das ist für mich das schönste Geschenk überhaupt,oder? :D
beka25

Beitrag von beka25 »

Hi!
klar, wenn die Kinder so alt sind wie Deine, ist es ja nicht mehr so ein Akt. Aber in den 1. 3 Monaten glaub ich, ist das noch was anderes. und bei ner PPD doppelt belastend.
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