Hilfe bei Zwangsgedanken

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Emily

Hilfe bei Zwangsgedanken

Beitrag von Emily »

Hallo zusammen,

Ich hoffe ihr könnt mir helfen. ich habe im März meinen Sohn bekommen.
Am Anfang ging es mir schlecht, habe wegen Schlafmangel und so oft geheult. Naja ich dachte das wird schon, sagten auch alle zu mir.
Jetzt ist es mit der Depression eigentlich besser geworden und ich komme auch mit dem Kind gut zurecht. Aber jetzt habe ich so blöde Gedanken, das ich meinem Kind irgendetwas antun könnte oder ihm was passiert. das macht mich so fertig. Ich weiß ich muß zum Arzt, das will ich auch aber ich habe Angst, das sie mir das Kind wegnehmen. Ich habe vor der Schwangerschaft in der Apotheke gearbeitet und kenne diese Medikamente. Ich habe halt keine Lust etwas zu nehmen was abhängig macht. Aber diese Gedanken machen mich wahnsinnig. Ich kann sie auch nicht abstellen. Ich hoffe ihr könnt mich über Therape und Medikamente beraten.

Danke

Emily
Sas

Hallo Emily

Beitrag von Sas »

Oh Mann, das mit den Gedanken kenne ich auch nur zu gut. Ich weiß, es ist die Hölle. Ich glaube, Du brauchst Dir keine Gedanken zu machen, dass Dir jemand das Kind wegnimmt. Ich war fast psychotisch, stationär untergebracht, hatte Zwangsgedanken, Wahnvorstellungen, Ängste und diese Traurigkeit und mir haben sie meine Tochter nicht weggenommen. Die rechtliche Handhabe haben sie nur dann, wenn sie glauben, das dem Kind tatsächlich eine Gefahr droht. Das ist normalerweise dann so, wenn Du gar nicht mehr weißt wo's lang geht, wirres Zeig redest, konkrete Drohungen aussprichst, Stimmen Dir irgendwas befehlen usw.
So wie Du schreibst kannst Du richtig und falsch und Relität von Wahn noch ziemlich gut unterscheiden.
Und außerdem, es gibt auch Gesunde, die sich denken, was sie ihrem Kind alles tun könnten, wenn es z.B. mal die ganze Nacht durchgeschrien hat. Das Krankhafte bei uns ist es, dass wir vor diesen Gedanken erschrecken. Wir meinen dass wir das nicht denken dürfen und denken somit natürlich erst recht daran. Das macht dann wieder Angst, usw. Es ist eine richtige Spirale von Zwang und Angst.
Es ist vor allem bei unserem Krankheitsbild wichtig, dass Mutter und Kind eben NICHT getrennt werden. Das wissen die Ärzte auch und halten sich dran.
Die Gedanken gehen auch wieder weg. Aber Du mußt was dafür tun. Es gibt Antidepressiva, die auch Angstlöser sind und nicht abhängig machen. Viele Frauen hier haben auch gute Erfahrungen mit der Homöopathie gemacht.
Vertrau Dich einem Arzt an, Du kannst dabei nur gewinnen.

Fühl Dich umarmt, wir sind für Dich da.
LG, Saskia
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo liebe Emily!

Schön, dich kennen zu lernen! Ich kann dich gut verstehen - zum einen der schreckliche Leidensdruck, den die Zwangsgedanken in dir auslösen und zum anderen die Angst vor den Medikamenten. Aber lass dir sagen: Du brauchst absolut keine Angst zu haben. Niemand wird dir dein Kind wegnehmen. Diese Dinge du denkst, wirst du NIEMALS tun. Sie sind nur Ausdruck deiner Angst - deiner, wie ich denke - postpartalen Depression (PPD).

Ich habe genau das gleiche. Mein Noah kam im April zur Welt und 5 Wochen später hatte ich nach einem schrecklichen Albtraum von jetzt auf gleich auch solche Zwangsgedanken. Bin seit nun 9 Wochen in Behandlung mit 2 Antidepressiva, die NICHT süchtig machen und nehme daneben noch Bachblüten, die mir auch sehr helfen. Das muss sogar mein Psychiater anerkennen.

Auch ich war ganz, ganz tief unten. Ich dachte ich werde verrückt und lande für immer in einer Anstalt. Ich überlegte sogar schon, wer dann wohl am besten für mein Kind sorgen kann. Eigentlich hatte ich abgeschlossen. Zum Glück bin ich auf die Seite hier gestossen und habe erkannt, dass ich nicht alleine bin. Und das es Hilfe gibt für mich!!! Dann ging ich zum Arzt und zu einem Psychiater und von da an gings aufwärts.

Zuerst bekam ich 3 Medis: einen Angsthemmer "Xanor" - der bewirkte innerhal von nur einer halben Stunde, dass meine Zwangsgedanken weg waren. Dieser war aber nur zur kurzzeitigen Überbrückung gedacht, bis die 2 Antidepressiva, die ich noch bekam, ihre Wirkung entfallten konnten. Das dauert ja so in etwa 2 - 4 Wochen. Aber diese Zeit hätte ich nicht mehr durchgestanden, daher nahm ich 3 Wochen "Xanor", dass bei längerem Gebrauch süchtig machen kann. Ich hatte aber nach 3 Wochen keine Probleme es abzusetzen und danach fingen mich die Antidpressiva auf (und die machen echt nicht süchtig). Mittlerweile habe ich eines davon "Mirtel" (Mirtazapin) abgesetzt, weil ich angefangen habe zuzunehmen und nehme jetzt nur noch 10 mg "Cipralex" natürlich auf Anweisung meines Arztes. Wir schauen jetzt mal, wie es geht.

Wie gesagt nehme ich alternativ noch Bachblüten, die mir meine Hebamme zusammen mischt. Da gibts sogar extra eine Essenz gegen "quälende Gedanken" - weiß jetzt aber leider nicht mehr wie es heißt. Ich glaube, dass ich mich ohne Bachblüten nicht so schnell wieder erholt hätte. Natürlich muss ich mein Medikament noch 1/2 Jahr nehmen, aber das nehme ich in kauf - denn ich WILL WIEDER GESUND WERDEN!!!
.... und du wirst das auch! Glaub mir.

Lass dir so schnell wie möglich helfen. Diesen Leidensdruck musst du nicht aushalten. Ach ja - eine psychotherapie mache ich auch noch mit Hypnose und autogenem Training. Dadurch soll ich ein Verhalten lernen, wie ich meine Angst - und Panikattacken beherrschen kann. Und: deine Angst erzeugt deine Zwangsgedanken, dann hast du wieder Angst und das erzeugt wieder diese Gedanken und das steigert sich ins Unendliche und endet schlimmsten Falls in einer Panikattacke.

Liebe Emily, ich wünsch dir ganz viel Geduld (die wirst du leider brauchen) und eine baldige, spührbare Besserung!!! Lass mal wieder von dir hören!

Liebe Grüße
Marika
Petra

Beitrag von Petra »

hallo emily!

ich habe auch diese zwangsgedanken. als sie angefangen haben, habe ich mich sofort meiner freundin die psychotherapeutin ist, anvertraut. auf ihren rat hin habe ich noch am gleichten tag einen psychotherapeuten kontaktiert, bei dem ich nun in therapie bin. schon nach dem ersten gespräch ging es mit etwas besser, weil ich zuordnen konnte warum diese gedanken da sind. ausserdem ist es beruhigend wenn einem ein fachmann sagt dass man nicht den dabei ist den verstand zu verlieren! ich nehme (noch) keine medikamente ausser den bachblüten. nummer 35 white chestnut ist speziell gegen diese kreisenden angsmachenden gedanken. mir helfen die blüten sehr gut, ich habe zwar die gedanken noch aber nicht mehr andauernd und vor allem kann ich besser damit umgehen. ich habe mir auch ein buch gekauft, dass ein experte auf dem gebiet zwangsgedanken geschrieben hat, mir hilft es sehr wenn ich mich bewusst mit meinen symptomen auseinandersetzte und nichts versuche zu verdrängen! meine große angst war die dass diese gedanken nicht mehr aufhören und der druck irgendwann so groß wird, dass ich wirklich meinem kind etwas antue oder mir um mein kind vor mir zu schützen. ich würde an deiner stelle, da du ja selbst spürst, dass du deinem kind nichts antun wirst, erst mal einen psychologen aufsuchen. er wird dich wenn er es für nötig hält zu einem psychiater überweisen.

ich wünsche dir alles liebe!
petra
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