Familiäre Geschichte als Ursache von Depression?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Milla

Familiäre Geschichte als Ursache von Depression?

Beitrag von Milla »

Guten Abend ,ihr Lieben!

Ich möchte gerne von ihr wissen,ob ihr eine belastete Kindheit oder Jugend hinter euch habt,die evtl. euere Depression erklären könnte.

Ich bin selber familial sehr vorbelastet,mein Vater vor allem,ein Choleriker und "Haustyran",hat mich emotional mißbraucht,hat mich sehr unter Druck gesetzt (gute Noten in der Schule,usw.) und mich sehr autoritär erzogen,mit Drohungen (Heimeinweisung z.B.),körperlichen Schlägen,usw.

Mit 16 Jahren habe ich augrund von körperlicher Erschöpfung (Vorbereitung auf das Abitur) eine sehr schlimme Depression durchgemacht,aufgrund derer ich 4 Jahre ferne von der Schule blieb.Leider wurde diese Depression damals weder richtig diagnostiziert noch behandelt,trotz zahlreichen Psybesuchen ("Reiß dich zusammen").

Erst mit 20 Jahren konnte ich mein Abitur nachmachen und mit 22 Jahren mit dem Studium anfangen.

Der Tod meines Vaters -als ich 24 Jahre alt war-löste ein weiteres schweres depressives Episode aus,ich begang einen Selbstmordversuch ,wurde mit Psychopharmaka behandelt,6 Monate später Rezidive,nachdem ich die Untreue meines damaligen Freundes erfahren hatte.Daraufhin wurde ich 3 Tage in die Psychiatrie eingewiesen,weil ich versucht hatte,aus dem Krankenhaus zu fliehen.Meine Mutter holte mich daraus.

Dann lernte ich zum Glück meinen damaligen Mann kennen und seitdem ging es mir immer besser,auch wenn immer wieder kleine Rückfälle unsere Beziehung belastet.

Wie ist es bei euch?Verriet ihr mir,wie euere Kindheit und Jugend war?Glaubt ihr,daß ein Zusammenhang zwischen euerer DPP oder vorherigen Depressionen besteht?

Ich denke, bei mir, spielen die Genen neben der familiären Geschichte auch eine Rolle.Meine Oma väterlicherseits war meiner Meinung auch schwer depressiv, mein Vater war es nach seinem ersten Herzinfarkt.

Danke für euere Antworten!

LGMilla
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Milla,
ich bin 100%ig davon überzeugt das es aus der Kindheit und aus der Familie kommt das ich krank war/bin. Durch die Familienaufstellungen die ich gemacht habe konnte ich viel Licht ins Dunkel bringen. Es wurde viel unter den Teppich gekehrt was in meiner Familie passiert ist. Das hat die Familie und das System so sehr belastet das einige Mitglieder unseres Familiensystems darunter zu leiden hatten. Ich möchte hier jetzt keine Einzelheiten schreiben das würde auch zu lange dauern aber es betrifft z.b. meinen Opa, seine Schwester und deren Familie, meine Mutter, meine Schwester, meine Oma und ihre Familie. Aber auch auf der väterlichen Seite ist sehr viel schief gelaufen. Und das alles landete auf meinen Schultern. Ich hatte/habe untern diesen ganzen "Dramen" zu leiden und das löste bei mir die Depression und die Psychose aus. Ich war schon immer depressiv aber es wurde nie als solches erkannt. Erst durch die beiden Geburten brach es richtig aus. Ich habe immer unter argen Ängsten gelitten und auch heute bin ich noch nicht frei davon.

Um deine Frage nochmal kurz zu beantworten ja, ich denke das wir die Krankheit haben weil wir familiär belastet sind. Okay, bei manchen wenigen ist es hormonel bedingt, aber das pendelt sich ja mit der Zeit wieder ein. Bei mir war es nicht so und deshalb habe ich etwas gesucht was mir hilft das ich wieder gesund werde. Und ich habe es geschafft durch die Hilfe meiner Heilpraktikerin und den Familienaufstellungen. Vieleicht wäre das für dich auch was!!


Liebe Grüße

Chris
Micha

An Milla

Beitrag von Micha »

Hallo Milla,

also meine Oma hat Depressionen gehabt, meine Mutter (die jetzt auch an Alzheimer erkrankt ist) und natürlich ich. Bei mir ist es allerdings eine endogene Depri, d.h. mein Stoffwechselhaushalt ist durcheinander geraten und wird es wohl auch immer sein.

Ich hatte eine glückliche Kindheit und von 4 Kinder bin ich die einzige die die Krankheit "geerbt" hat. Das wundert mich sehr, denn ich bin das einzige Kind, dass meinem Vater ähnlich ist, im Wesen und Aussehen.

Natürlich habe ich schreckliche Angst, dass mein Sohn dieses Gen auch in sich hat. Mein Arzt sagt, dass es wissenschaftlich nicht erwiesen ist, dass Depris vererbt werden können.

Gruss Micha
Milla

Beitrag von Milla »

Christina hat geschrieben:Hallo Milla,
ich bin 100%ig davon überzeugt das es aus der Kindheit und aus der Familie kommt das ich krank war/bin. Durch die Familienaufstellungen die ich gemacht habe konnte ich viel Licht ins Dunkel bringen. Es wurde viel unter den Teppich gekehrt was in meiner Familie passiert ist. Das hat die Familie und das System so sehr belastet das einige Mitglieder unseres Familiensystems darunter zu leiden hatten. Ich möchte hier jetzt keine Einzelheiten schreiben das würde auch zu lange dauern aber es betrifft z.b. meinen Opa, seine Schwester und deren Familie, meine Mutter, meine Schwester, meine Oma und ihre Familie. Aber auch auf der väterlichen Seite ist sehr viel schief gelaufen. Und das alles landete auf meinen Schultern. Ich hatte/habe untern diesen ganzen "Dramen" zu leiden und das löste bei mir die Depression und die Psychose aus. Ich war schon immer depressiv aber es wurde nie als solches erkannt. Erst durch die beiden Geburten brach es richtig aus. Ich habe immer unter argen Ängsten gelitten und auch heute bin ich noch nicht frei davon.

Um deine Frage nochmal kurz zu beantworten ja, ich denke das wir die Krankheit haben weil wir familiär belastet sind. Okay, bei manchen wenigen ist es hormonel bedingt, aber das pendelt sich ja mit der Zeit wieder ein. Bei mir war es nicht so und deshalb habe ich etwas gesucht was mir hilft das ich wieder gesund werde. Und ich habe es geschafft durch die Hilfe meiner Heilpraktikerin und den Familienaufstellungen. Vieleicht wäre das für dich auch was!!


Liebe Grüße

Chris
Hallo liebe Christina!

Es ist sehr interessant,was du schreibst:
"Es wurde viel unter den Teppich gekehrt was in meiner Familie passiert ist."

Bei mir gab es auch Familiengeheimnisse , die erst durch meine Krankheit (meine Großeltern mütterlicherseits haben meine Mutter gezwungen,ihr erstes Kind mit meinem Vater abzutreiben,unter dem Vorwand,sie seien nicht verheiratet gewesen-Dies haben sie einer Psychologin gebeichtet,nachdem sie sie gefragt hatte,ob ein Kind vor meiner Geburt gestorben wäre,für sie die Ursache meiner Depression) und nach dem Tod meines Vaters an Licht gekommen sind(durch Rumwühlen in den Papieren meines Vaters habe ich erfahren,daß meine Mutter nicht seine 2.,sondern seine 3.Frau war).Und wer weiß,ob es nicht noch andere gibt.Meine Mutter weigert sich aber absolut darüber zu sprechen.Erst vor kurzem,als meine Schwester,ebenfalls chronisch krank,eine Psychotherapie angefangen hat und sie darum gebeten hat,mehr über meinen Vater und unsere Familie zu erzählen,hat sie mehr über diese Vergangenheit erzählt.

Du schreibst:
"Ich war schon immer depressiv aber es wurde nie als solches erkannt."

So war es auch bei mir.Ich war als Kind immer sehr trautig,sehr introvertiert,in mich zurückgezogen,hatte keine Freunde , und diese Traurigkeit sieht man sogar recht gut auf den Familienphotos , aber keiner scheint es in der Familie es je registriert zu haben.Keiner hat mich je gefragt (oder sich selber), warum ich denn so traurig sei.Ich fand es als Erwachsener eigenartig.Wahrscheinlich hatten sie unbewußt Angst,die Gespenster der Vergangenheit (die 2.Scheidung meines Vaters,diese Abstreibung und was weiß ich noch) heraufzubeschwören oder ihre eigenen Konflikte wieder an Tageslicht zu bringen (Konflikte zwischen meines Vaters und meiner Großeltern mütterlicherseits,die ihn nie akzeptiert hatten).Tja, manchmal denke ich,daß ich den Teppich der Familie war.Ich habe ganz brav auf meinen eigenen Kosten für den Familienfrieden gesorgt .

Ich habe dich schon mal auf dem Medikamentenforum gefragt,was deine Heilpraktikerin dir verordnet hat.Verräst du es mir?

Was ich eine Familienaufstellung?Wo kann man sowas machen?

LG
steffi l.

Beitrag von steffi l. »

Hallo Milla,

das ist eine sehr interessante Frage, ich hoffe es erzählen noch mehrere von sich.

Also ich hatte eigentlich keine schlimme Kindheit, bis zur Scheidung meiner Eltern, aber selbst damit bin ich meines erachtens gut klar gekommen. Allerdings ist meine Mutter eine ganz ängstliche person, was ihre Kinder betrifft. Sie macht sich immer nur Sorgen, auch heute noch, wir müssen immer sagen wo wir sind oder was wir machen, sonst macht sie sich total verrückt. Wir durften auch viel Dinge früher nicht machen. Zum anderen war sie immer daruf bedacht nach außern hin alles so heil wie möglich aussehen zu lassen, so wurde viel verschwiegen. Sie ist sonst aber ein super Mensch! Meine Therapeutin meinte, dass es wohl an diesen tatsachen liegen könnte, dass ich die Angstzustände entwickelt hab, kein Selbstvertrauen habe. Depressionen in dem sinne kenn ich nicht wirklich, bei mir war es immer die angst, vor allem eben in der SS und nach der geburt. Ich frag mich nur wie man diese selbtvertrauen wieder aufbaut, solche angenommenen ängste kann man ja nicht einfach so ablegen.

Viele liebe Grüße,
Steffi
kathrin66

hallo ihr lieben!

Beitrag von kathrin66 »

ich finde es schon komisch, dass so viele von uns ein problem in der kindheit hatten.
nun könnte man sagen, wer hatte das nicht, aber es klingt alles ähnlich.

ich persönlich bin bei großeltern groß geworden, da wohl meine eltern versagt haben. was genau passiert ist, wird mir nicht gesagt. da steht eine mauer des schweigens.

für das fehlverhalten meiner mutter muß ich noch heute " büßen".
aber wenn meine großeltern nicht mich dafür bestrafen würden, müssten sie ja zugeben, dass sie bei mutter in irgendeiner form versagt haben.

als kind war ich doch recht fröhlich, aber sehr angepasst. bloß keine fehler machen. anerzogene ängste kenn ich auch, dadurch bin ich auch heute noch nicht mutig und kann bei sachen, die mir angst machen, auch nicht über meinen schatten springen.

was ich schon immer hatte und habe sind verlassensängste, angst im dunkeln(als erwachsene), angst vor verschlossenen räumen.

ich versuche gerade für mich, dass auf die reihe zu bringen. bei jedem kleinen " fortschritt" habe ich zwar schwankungen, aber dann bin ich erleichterter.
mal sehen wieviel licht ins dunkele kommt.

als erstes habe ich aufgehört, es allen recht machen zu wollen. ich lebe jetzt mein leben und wem was nicht passt, der soll mich mal....

ich sage mir, ich habe einen tollen mann, drei tolle kinder, haus und auskommen und nur das ist wichtig.
und wenn der rest der meschpoke denkt, ich tanze weiter nach ihrer pfeiffe, dann irre sie gewaltig.
ich will jetzt wieder gesund werden!!!!!

seid lieb gegrüßt
kathrin
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Milla,

ich habe eigentlich nichts verordnet bekommen von einer Heilpraktikerin. Ich habe mir meistens selber was besorgt in der Apotheke wenn ich gemeint habe ich möchte was nehmen, wie z.b. Johanniskraut oder Neurapas. Bei der letzten Sitzung hat sie mir was mitgegeben das ich im Notfall nehmen kann, das heißt Carcinosoum oder so ähnlich. Meistens hilft sie mir einfach durch lange intensive Gespräche. Oder halt durch eine Familienaufstellung. Was eine Familienaufstellung ist, ist nicht in kurzen Worten erklärt. Ich habe es auf meiner Homepage etwas beschrieben, vieleicht hast du ja Lust es mal zu lesen. Wenn du dazu noch Fragen hast kannst du gerne schreiben. Ich finde, also bei mir ist es auf jeden Fall so, das meine ganzen Macken (Angst, Depressionen, Eßstörung u.a.) durch das System auf einem übertragen werden. Das bedeutet das diese Problematik im Familiensystem bereits vorhanden sind und wir sie mittragen. Und durch eine Familienaufstellung können wir uns davon befreien. Meist reicht es aus das wir mit unserem Probleme wie z.b. die Angst oder Depression auf etwas aufmerksam machen wollen was im System unter den Teppich gekehrt wurde. Oder wenn eine Person aus dem System ausgeschlossen wird weil sie irgendwas getan hat was "unrecht"ist. (das war bei mir alles der Fall). In der Aufstellungen wird das angeguckt also erkannt und von unseren Schultern genommen, also zurück gegeben an den den es betrifft. Ich hoffe das ist jetzt nicht zu wirr oder zu kompliziert.

Wie gesagt auf meiner Homepage habe ich einen kleine Beschreibung der Aufstellungen und ein paar Link zu guten Seiten darüber. Wer Lust kann es ja gerne mal lesen.

Grüße
Chris
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Milla,
also, ich habe keine reine Depression vererbt bekommen, dafür aber eine Angststörung. Da meine Mutter (Hypochonderin) von ihrer Mutter super fürsorglich erzogen wurde, habe auch ich Schwierigkeiten, mal nein zu sagen und mich um mich zu kümmern (ist aber bei 2 Kids ganz besonders wichtig). Auch ich habe neben meiner Therapie Familienaufstellungen gemacht und kann nur sagen: es hilft. Einfach den eigenen Platz wieder einzunehmen, zu sehen, wo man eigentlich steht, und oft werden da Familiengeheimnisse gelüftet, von denen meine Eltern nix wissen wollen (habe z.B. einen Halbbruder, aber keiner bekennt sich zu ihm oder verrät mir den Namen). Ich bin auch bei den Großeltern großgeworden, weil meine Eltern beide wieder arbeiten "mussten", keine Ahnung, ob das der einzige Grund war. Auch bei uns wird geschwiegen, oder nur komische Andeutungen gemacht. Lange Rede, mit viel Sinn: auf jeden Fall, so sagt auch mein Therapeut, wird das anerzogen, man übernimmt später einfach das, was man als Kind gelernt hat. Und da wieder rauszukommen, dauert. Man sucht ja viele Wege, aber der einzige, der hilft, ist, zu wissen, dass man es sich auch wieder abtrainieren kann, wenn man alles geklärt hat für sich. Dazu gehört auch, sich aus alten Verstrickungen zu lösen, nachzufragen, auch wenn es unangenehm ist. Das klingt jetzt alles super easy, ist es aber nicht. Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen, das schreiben darüber beruhigt ja meist auch einen selbst. Viele liebe Grüße
Charlotte
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Charlotte,
ich bin ganz deiner Meinung über das was du schreibst. Ich muss sagen das ich mich total freue das mich endlich leute verstehen. Ich habe jetzt schon so oft über das geschrieben wie ich gesund geworden bin, aus diesem ganzen Alptaum raus gekommen bin, aber bisher hat es nicht viele interessiert. Bis auf wenige Ausnahmen hat es nur Ablehnung gefunden. Warum weiß ich nicht den ich finde das eine so tolle Möglichkeit ist zu sich selber zu finden. Seinen Platz zu finden. Es stimmt tatsächlich das es sich einfach anhört wenn man darüber spricht oder schreibt aber in Wahrheit ist es harte Arbeit wenn man Dinge anguckt die immer verschwiegen wurde, Dinge die eigentlich niemand angucken will. Aber wenn man es dann getan hat dann ist es eine unheimliche Erleichterung. Ich habe jetzt schon so viele Aufstellungen mitgemacht und empfand es immer als eine totale Befreiung und Hilfe, mit sich selbst, mit seinem Leben und den Mitmenschen besser klar zu kommen. Ich freue mich wenn sich jemand dafür entscheiden kann denn für mich war es die Hilfe in der größten Not und ich gebe die Hilfe die ich damals bekommen habe immer und immer wieder gerne weiter. Daher mache ich damit weiter und hoffe ganz viele dafür begeistern zu können weil es hilft.

LG
Chris
Milla

Beitrag von Milla »

steffi l. hat geschrieben:Hallo Milla,

das ist eine sehr interessante Frage, ich hoffe es erzählen noch mehrere von sich.

Also ich hatte eigentlich keine schlimme Kindheit, bis zur Scheidung meiner Eltern, aber selbst damit bin ich meines erachtens gut klar gekommen. Allerdings ist meine Mutter eine ganz ängstliche person, was ihre Kinder betrifft. Sie macht sich immer nur Sorgen, auch heute noch, wir müssen immer sagen wo wir sind oder was wir machen, sonst macht sie sich total verrückt. Wir durften auch viel Dinge früher nicht machen. Zum anderen war sie immer daruf bedacht nach außern hin alles so heil wie möglich aussehen zu lassen, so wurde viel verschwiegen. Sie ist sonst aber ein super Mensch! Meine Therapeutin meinte, dass es wohl an diesen tatsachen liegen könnte, dass ich die Angstzustände entwickelt hab, kein Selbstvertrauen habe. Depressionen in dem sinne kenn ich nicht wirklich, bei mir war es immer die angst, vor allem eben in der SS und nach der geburt. Ich frag mich nur wie man diese selbtvertrauen wieder aufbaut, solche angenommenen ängste kann man ja nicht einfach so ablegen.

Viele liebe Grüße,
Steffi
Hallo Steffi!

Ich finde es auch interessant,was du schreibst:
"Zum anderen war sie immer daruf bedacht nach außern hin alles so heil wie möglich aussehen zu lassen, so wurde viel verschwiegen"

Genauso war meine Mutter auch!Ihre Ehe war eine Katastrophe-ich kann mich sehr gut daran erinnern,wie sie den ganzen Nachmittag beim Putzen weinte,gegen meinen abwesenden Vater laut schimpfte;ich war recht klein,6 Jahre alt und dachte damals,ich sei schuld an ihre Traurigkeit-sie hat mir später unter Tränen gestanden,daß sie sich gerne von ihm getrennt hätte,daß sie ihn nicht mehr liebte,ich war damals 18-19 Jahre alt,aber niemals hätte sie das gemacht,aus Angst vor dem Ruf der Familie.
Sie hat auch immer sehr viel Wert auf ihr Äußeres gelegt,sie war immer perfekt gekleidet, geschminkt und frisiert,ich habe das immer als Fassade empfunden .Keiner sollte ahnen,was sich hinter der Fassade verbarg,eine Abtreibung und eine sehr schwierige Ehe.

Ich habe auch kein Selbsbvertrauen oder sehr wenig im Vergleich zu anderen Menschen.Als Kind wurde ich von meiner Mutter überbehütet,in einer Art "Cocoon" behalten.Es war in der Kindheit nicht unangenehm,aber als Jugendliche habe ich schnell realisiert,daß ich für das echte Leben gar nicht vorbereitet war und hat mich vor ihm gefürchtet,hatte große Angst,Erwachsen zu werden.

Ich war ein sehr ängstliches Kind.Hatte deswegen fast keine Freunde,habe mich vor allen Menschen gefürchtet,habe mich immer niedriger gefühlt als die anderen,keine Ahnung warum.Ich kann mich erinnern,wie ich es einmal geschafft habe-ich war 6 Jahre alt-allein im Supermarkt einzukaufen.Ich hatte Herzrasen vorher und war im nachhinein,als ich wieder zu Hause war,ganz stolz auf mich.Es war wie ein Sieg über meine eigene Angst.

Bei mir sind die Ängste ohne Therapie mit den Jahren nach und nach gegangen.Heute habe ich fast keine mehr,auch wenn ich im Grunde ein nüchterner Mensch bleibe.Was mir sehr geholfen hat,war mich mit dem echten Leben (Studium,Beruf) zu konfrontieren,weit weg von meinem Elternhaus.

Ich bin davon überzeugt,daß meine Familie anxiogen und pathogen ist.Immer wenn ich dort zurückkehre und ein paar Tage bei ihnen bleibe (meine Mutter und meine Schwester,mein Vater ist vor 11 Jahren gestorben),kommen diese Ängste,dieses Gefühl,nichts wert zu sein, nicht akzeptiert zu sein,wie ich bin,dieses Gefühl,eingesperrt zu sein,wieder.Und nach 2-3 Tagen fangen wir wieder an miteinander zu streiten.Ich habe das Gefühl ,verrückt zu werden und möchte nur noch weg.

Für mich war die beste Therapie weit weg von meiner Familie zu leben und die Kontakte mit ihr auf ein Minimum zu reduzieren.

Mit meiner Mutter habe ich seit meiner Hochzeit und den Geburten meiner Kinder ein relativ gutes Verhältnis,aber mit meiner Schwester ist es katastrophal.Sie kritisiert mich ständig,alles was ich mache ,ist falsch,sie hat immer Recht,hat ganz feste Meinungen,ich vermeide mit ihr jetzt sogar den telephonischen Kontakt.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben,

möchte mich auch noch zu diesem Thema melden.

Also ich hatte eigentlich eine sehr schöne Kindheit. Bin zwar bei meinen Großeltern mütterlicher Seits aufgewachsen - die ersten 2 Jahre - weil meine Mama gleich wieder arbeiten ging. Aber obwohl ich eigentlich immer ein gutes Gefühl hatte, merke ich durch meine Therapie doch, dass es so manchen Schatten gibt.

Meine Oma war schwer Krebskrank, ließ sich aber nicht behandeln - sie hat ihre Krankheit einfach verdrängt. Wenn es ihr mal schlecht ging, sagte man mir - auch später noch - "Oma hat Nasenbluten" und ich wußte irgendwie, dass das nicht stimmte, hab aber so getan, als ob ich es glaubte. Mein Opa war schwerst depressiv - und ließ sich ebenfalls nicht behandeln. Ich kenne ihn nur als weinenden, kettenrauchenden Mann, der mir immer sagte, was ich für ein armes Kind sei!??? Mein Onkel (Mamas Bruder) wurde Alkoholiker, um seine Depression (die er wohl von meinem Opa geehrbt hat) zu verdrängen. Erst jetzt (er ist mittlerweile 65!) hat er einen Entzug gemacht und nimmt Medikamente und steht zu seiner Vergangenheit. Und er ist ein neuer Mensch geworden - ich habe vollste Hochachtung vor ihm!!! Diese frühe Kindheit habe ich immer mit "Dunkelheit" in meiner Erinnerung gespeichert, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass es mir schlecht ging. Aber "Sonne" sehe ich keine in meiner Erinnerung. Die kommt erst, wenn ich mich dann erinnere, als ich bei meinen Eltern wohnte, in einem Haus mit großem Garten nur für mich alleine. Da gibt es sehr viel "Sonne". Ich liebe meine Eltern auch über alles. Sie sind wunderbar!!! Wären sie nicht gewesen, ich weiss nicht, was mit mir nach der Geburt meines Sohnes geworden wäre, als die PPD mich erwischt hat.

Na ja, mein Hauptproblem, ist die ANGST. Vor Verlusten, vor Bedrohlichem, dass mir oder meiner Familie widerfahren könnte. Erst jetzt ist mir auch klar geworden, dass ich IMMER schon sehr angstbeladen war, nicht erst als die PPD kam. Die war dann sozusagen nur noch das letzte Puzzelteil. Aber ich hoffe zuversichtlich, dass ich durch meine tiefen psychologische Therapie, das ganze einwenig aufarbeiten kann. Jedenfalls geht es mir schon sehr viel besser.

So, das war nun meine Geschichte - ich danke euch fürs zuhören!!!

Ganz liebe Grüße!

Marika
steffi l.

Beitrag von steffi l. »

Hallo Milla,

das alles kenne ich auch und kommt mir so bekannt vor. Ich kann mich auch noch bestens an meinen ersten Supermarkt-Einkauf erinnern, weil es was ganz außergewöhnliches war. Und ich hatte auch immer Angst erwachsen zu werden, wünsch mir heute noch ich wäre wieder Kind. :-( Meine Mutter ist auch immer perfekt geschminkt und gekleidet, sie macht einen super selbstsicheren eindruck und viele Menschen haben großen respekt vor ihr. Wenn man sie kennt merkt man aber, dass sie immer angst hat man könnte sie durchschauen. Es ist heute noch so, dass ich nie mal etwas lauter sprechen darf, es könnten ja die Nachbarn hören. Sie hat viel vor der Öffebtlichkeit verschwiegen und uns immer gesagt, wir sollten dieses oder jenes nicht erzählen. Bei mir ist es auch so, wenn ich bei ihr bin, daß ich dann manchmal etwas wütend werde, weil ich das Gefühl hab, dass sie mich wieder in dieses Muster hineinpressen will und ich doch gelernt hab ein bißchen mehr zu mir zu stehen. Wirklich gut tun mir die Besuche bei ihr nicht immer. Andererseite möchte ich sie doch so oft wie möglich um mich haben, weil ich es ja nicht anders kenne. Und sie läßt uns Kinder immer wieder wissen, wie sehr sie uns braucht (ist schon lange von meinem Vater geschieden) und da wagt man es nicht den Kontakt einzuschränken. Unter uns Geschwistern gibt es auch sehr viel Streit, weil die eine die andere kritisiert.
Meine Therapeutin glaubt gar nicht so an die Vererbungstheorie, sie meint, dass wir das meiste anerzogen bekommen. Meine geschwister haben auch alle irgendwas, sei es Panikattacken, Hypochondrie, Phobien, eine Schwester hatte ein Psychose. Das kann doch nicht alles vererbt sein!
Wenn ich dagegen die Familie meines Mannes anschaue merke ich wie normal dort alles ist. es wird auch gestritten, ist ja auch ganz normal, aber die Familie ist immernoch an einem Ort, im selben haus (bei uns gab es Umzüge ohne Ende), man verheimlicht nichts, es ist egal was die anderen über einen denken. Und man ist nicht immer so besorgt. Mein Mann ist das beste Beispile für einen Menschen mit sehr viel Selbstbewußtsein und ich beneide ihn darum!

Finde die Lebensgeschichte von jedem einzelnen hier sehr sehr interessant!

Viele liebe Grüsse
Steffi
Ava

Familiengeschichte

Beitrag von Ava »

Hallo an alle,

ihr sprecht mir aus der Seele.
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten von uns nach der Geburt krank werden, weil durch dieses Ereignis eine große Nähe zum Kind in uns selbst entsteht, und zwar ganz plötzlich... So war es bei mir. Ich ging auf eine Reise zurück in meine Kindheit, und da waren viele Schrecken, die auf einmal groß wie die Riesen vor mir standen und mir das Leben vermauerten.
Ich wünsche uns allen, dass wir wieder ins Licht gehen, dass wir nicht das Böse wegschieben oder in eine Kiste verpacken und auf dem Dachboden oder im Keller verstauen. Weiterleben in dem Wissen, was war, und trotzdem gut leben... Das geht, da bin ich mir sicher, aber es braucht die Zeit der Heilung! Ich glaube, wir können die Depressionen als Zeit der Selbstheilung verstehen. Vielleicht ist unsere Krankheit die Sprache aus einer Zeit der Verzweiflung, die lange zurück liegt. Wenn alles da ist, angespült, angelandet, gesichtet, dann können wir in einem neuen Bewußtsein damit leben.

Ava
wendy

Beitrag von wendy »

hallo an alle,
es ist so wahr,was Ihr alle schreibt.ich habe dieses Thema sooft schon in der Selbsthilfegruppe angesprochen und mit vielen betroffenen besprochen.und oft sind es auch die "schwierigen" Mutter/Tochter Beziehungen.auch finde ich,wie Christina schreibt,das es von Generation zu Generation weiter gegeben wird und immer ungeklärt bleibt.
Ich habe auch immer gedacht,ich muß für alle da sein. Ncoh vor kurzem, bei unserer kirchl. Trauung drohte ein Familienstreit zu eskalieren und ich meinte ich müßte wieder alles schlichten. so ein blödsinn.Immer wieder sagt man mir in der Therapie,daß ich nicht die Probleme andere lösen kann und immer wieder rutsche ich rein.
Ich finde es klasse wie jemand in den vorangegangen Texten schreibt,daß sie leben will und die anderen " Menschpoke " :) doch tun sollen was sie wollen und sich nicht allem anehmen. Finde ich genau richtig ausgedrückt.Aber ich bin mit sicher,auch wenn es noch ein langer Weg bis dahin ist,werde ich es auch irgendwann schaffen,dies sagen und auch leben zu können. Ich wünsche auch allen anderen viel Erfolg dabei und ganz viel Kraft. Gruß Wendy
silke1977

Beitrag von silke1977 »

Also ich muss sage´n, das alles klingt ausgesprochen interessant und erweckt in mir das gefühl, das das alles sogar Sinn macht, viel Sinn sogar.

ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht, weil ich erst seit gestern sicher bin, was mir wirklich fehlt. Auch in meiner Familie gibt es schatten (einen Sohn meines vaters der tod geschwiegen wird, ich kenn noch nichtmal seinen namen oder sein alter). Auch ist meine mutter ein sehr gefühlskalter mensch. Wie sie manchmal meine Tochter anschaut, schlimm. Mein mann sprach mich neulich mal drauf an und fragte mich ob mir schon mal aufgefallen ist, wie meine mutter unsere Kleine anschaut. ich sagte bisher nicht. Irgendwann hab ich mal drauf geachtet und er hat recht. ich kenne diese Blicke sehr gut ...

ich werde mal versuche ein wenig in meiner Vergangenheit zu kramen. Vielelicht kommt einiges ans Licht, was meine Depressioenen erklären würden.
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