Wieder so ein Fall

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sunshine

Wieder so ein Fall

Beitrag von sunshine »

Hallo, ich bin neu hier und habe schon so ziemlich alles von euch gelesen. Ich habe bereits seit drei Jahren PPD und es geht wie bei den meisten von euch auf und ab. Mal nehme ich Medikamente dann setze ich wieder ab.
Schlimm ist, dass ich mir für meinen Sohn der jetzt bereits 3 1/2 ist ein Geschwisterchen wünsche, ich hab aber wahnsinnige Angst dass 1. mein Baby durch Medikamente geschädigt werden könnte, 2. die Schwangerschaft das übel noch verstärken könnte usw. Hat jemand von euch in der Schwangerschaft Medikamente nehmen müssen? Meine Ärztin rät mir immer zu warten bis ich beschwerdefrei bin, aber mittlerweile glaube ich ganz einfach auch wenn ich beschwerdefrei wäre, ein Rückfall kann immer kommen, ganz egal ob ich nun Monate oder Jahre warten würde.

Hab auch schon alternativ alles probiert: Klassische Homöopathie, Kinesiologie, chraniosakral, Akupunktur usw.

Danke für eure Erfahrungen,
Christine
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Christine,

erstmal herzlich Willkommen bei uns.

Das stimmt schon, ein Rückfall kann immer kommen, ob du nun Monate oder Jahre wartest. Deshalb habe ich auch nur 1,5 Jahre gewartet bis wir ein zweites Kind bekamen. Ich hab da eigentlich gar nicht groß drüber nachgedacht. Es gibt einige Medikamente die du während der Schwangerschaft nehmen kannst. Im Internet findest du einige Seiten darüber. Vieleicht schaffst du es ja aber auch ohne Medis die Schwangerschaft durchzustehen. Wenn du Erfahrung in kinesiologischen Behandlung hast, dann hast du sicherlich eine gute Heilpraktikerin. Sprich doch mal mit ihr darüber. Vieleicht kann sie dich ja während der Schwangerschaft begleiten. Ich habe auch während der zweiten Schwangerschaft mit allen möglichen Leuten gesprochen um mich für den Fall der Fälle abzusichern. Und das war auch gut so. Ich bin leider nach der zweiten Geburt noch tiefer abgestürtzt als beim ersten Mal,aber das muss nicht sein. Es gibt sehr viele Frauen bei denen es beim zweiten Mal gut geht. Aber selbst wenn du wieder einen Rückfall bekommst, weisst du ja heute wie du damit umgehen musst und war du dagegen tun kannst also ist es schon nicht mehr so schlimm wie beim ersten Mal.

Alles Gut für dich
Liebe Grüße
Christina
sunshine

Beitrag von sunshine »

Danke Christina, ein bisserl mut kann ich gut brauchen... Schlimmer wars bei mir auch schon, war sogar schon freiwillig 2 wochen in einer klinik weil ichs nicht mehr aushalten konnte, dauernd todesgedanken verbunden mit panikattacken! Aber ich liebe meinen kleinen so sehr und ich könnte weinen wenn ich daran denke dass er Einzelkind bleiben muss. Er ist ganz verrückt nach anderen Kindern und sagt uns auch "Wann macht ihr mir ein Baby?" Das tut weh! Manchmal denk ich dann auch lieber ein Kind und gesund als vielleicht zwei Kinder und keine Mama mehr... Aber wir alle wissen ja dass diese Art von Gedanken nur ein böser Spuk ist - darum immer verbunden mit Angst.
Ich habe bis vor kurzem meine Medis (Saroten retard 25mg und Seropram 20mg) abgesetzt für 4 ganze Monate, leider hat es jetzt wieder
angefangen und ich nehme wieder 10mg Seropram obwohl ich weiss es wird nicht lange in der Dosis gehen.

Danke nochmals - tut gut damit nicht allein zu sein!
Christine
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Melanie W.
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Zweites Kind

Beitrag von Melanie W. »

Liebe Christine,

ich kann deine Ängste sehr gut nachvollziehen, denn ich habe mich auch lange mit der Frage beschäftigt, ob ich mich wirklich auf das Wagnis zweites Kind einlassen soll. Ich hatte nach der ersten Geburt eine PPD, die etwa ein Jahr lang angehalten hat. Allerdings habe ich keine Medikamente genommen (im Nachhinein denke ich aber, dass das meinen "Leidensweg" wahrscheinlich deutlich verkürzt hätte, aber das wusste ich damals noch nicht) - über Medikamente kann ich dir also nichts berichten, aber über die Erfahrungen mit einer zweiten Schwangerschaft und Geburt.

Bei mir ging diesmal zum Glück alles gut (mein zweites Kind ist dieses Jahr im Juni geboren). Ich hatte riesengroße Angst vor einem Rückfall. Deshalb habe ich schon in der Schwangerschaft den Austausch mit anderen Betroffenen und auch Fachleuten gesucht. Ich wusste, dass es keine Garantie dafür gibt, nicht nochmal einen Rückfall zu erleiden, aber ich hätte mir diesmal viel schneller Hilfe holen können - sowohl ich als auch mein Mann und meine Familie wussten ja diesmal über PPD Bescheid (beim ersten Mal waren wir alle ahnungslos), ich hätte Ansprechpartner und eine Therapeutin an der Hand gehabt, und für mich war das Gefühl entscheidend: Ich habe es schonmal aus diesem schlimmen Tief heraus geschafft, zur Not schaffe ich das (mit viel Hilfe und Unterstützung) auch ein zweites Mal. Tja, aber zum Glück kam alles anders, die PPD ist ausgeblieben, und mir geht es gottseidank total gut. Dafür bin ich unendlich dankbar!!! Soweit also meine positive Erfahrung, mit der ich gerne ein bisschen Mut machen möchte.

Andererseits gibt es natürlich (leider) keine Garantie, und jede von uns hat eine andere Geschichte. Du schreibst ja, dass du seit drei Jahren mit der PPD kämpfst und inzwischen deine Medikamente auch wieder nimmst. Das ist sicher eine schwierigere Ausgangssituation für ein zweites Kind. Wie ging es dir denn in der ersten Schwangerschaft? Haben die Depressionen schon in der Schwangerschaft angefangen oder erst nach der Geburt? Ich hatte zwar große Angst vor einem PPD-Rückfall nach der Geburt, hatte aber keine Angst vor der Schwangerschaft selbst, da ich (wie viele PPD-Frauen) zu den Frauen gehöre, die in der Schwangerschaft ein geradezu euphorisches Hoch erleben. Deshalb war ich auch ziemlich sicher, dass ich in der zweiten Schwangerschaft sicher noch keinen Rückfall erleiden und daher auch keine Medikamente benötigen würde.

Es ist wirklich eine schwere Entscheidung, die nur du allein treffen kannst, deshalb will ich dir auch gar nicht zu der einen oder der anderen Seite raten. Aber es ist auf jeden Fall gut, dass du dir dabei Unterstützung holst, die Erfahrungen von anderen Betroffenen einholst und mit deiner Ärztin spricht. Was sagt denn dein Partner? Wieviel Unterstützung hast du (und hättest du bei einem Rückfall) durch deine Familie und dein Umfeld? Ich finde, das sind auch noch wichtige Gesichtspunkte.

Hier im Forum kannst du dich auf jeden Fall immer melden - wir sind für dich da!

Liebe Grüße
Melanie
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Sunshine,

es ist richtig, dass man nie sicher sein kann, ob man beim zweiten Kind nicht wieder PPD bekommt; ABER man MUSS gesund sein, bevor man sich mit dem Gedanken an ein weiteres Kind anfreundet (höre auf den Rat Deiner Ärztin). Wie Du selbst schreibst, hast Du erst vor kurzem die Medikamente abgesetzt (ich nahm damals übrigens auch Saroten retard 75) und nimmst momentan wieder welche. Das ist in meinen Augen keine gute Voraussetzung für eine zweite Schwangerschaft.
Wenn man sich gut fühlt, sollten die Medikamente ca. 1/2 Jahr weiter genommen werden, ehe man sie ausschleicht (mit Unterstützung des Arztes). Dann kannst Du die Zeit mit Deinem ersten Kind richtig genießen und Dich freuen, dass Du wieder gesund bist.

Der Altersunterschied zwischen den Kindern ist nicht so wichtig; natürlich können Kinder, die vielleicht nur 2 oder 3 Jahre auseinander sind, besser miteinander spielen. Aber was nützt Dir (und Deiner Familie) das, wenn es DIR nicht gut geht?

Ich konnte mich eine sehr lange Zeit gar nicht mit dem Gedanken anfreunden, jemals wieder ein Kind zu bekommen. Mittlerweile ist das anders; mein Sohn ist 5 Jahre...

Ein Restrisiko bleibt immer, evtl. nochmals zu erkranken. Aber auch darauf kann man sich "vorbereiten". Alles andere ist Glück.

Gleich, wie Du Dich entscheidest; alles Gute für Dich!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Xine

Beitrag von Xine »

hallo Christine

Da sitzen wir in einem Boot ;-) Ich leide seit fast 18 Monaten an PPD und es ist ein ständiges Auf und Ab.Auch wir wollten vor einigen Monaten unbedingt ein zweites Kind.Ich habe meine Medis abgesetzt und es ging völlig schief.Mittlerweile habe ich 3 Absetzversuche hinter mir und bin nun mit meiner Therapeutin übereingekommen das es NOCH keinen Sinn hat ohne die Medis zu leben.Das heisst natürlich auch,dass der Kinderwunsch in weite Ferne gerückt ist.
Dazu kommt,dass mir immer wieder Hoffnung gemacht wurde.Ich habe vor Monaten mit einem Professor für pränatale Diagnostik gesprochen und dieser meinte,dass es kein Problem wäre unter den Medikamenten schwanger zu sein.Allerdings rät meine Psychiaterin strengstens davon ab! Also stehe ich zwischen 2 Stühlen und musste mich entscheiden.Ich habe mich dafür entschieden zu warten und es irgendwann ohne die Medis anzugehen.Das kann natürlich noch Jahre dauern,aber mir geht es dann gut dabei....so hoffe ich.
Such dir die Vorteile die man mit "nur" einem Kind hat.Auch die Vorteile die das Einzelkind hat.Da gibt es wirklich welche ;-)

ganz liebe Grüsse
Anja
sunshine

Beitrag von sunshine »

Hallo und vielen dank euch allen für die unterschiedlichen Meinungen.
Mein Lebensgefährte will auch unbedingt ein zweites Kind, aber nur wenns mir gut dabei geht... Meine erste Schwangerschaft war ein Traum, ohne Komplikationen, ich hab bis 4 Wochen vor der Geburt noch gearbeitet.
Mein Einbruch kam erst nach der Geburt so am 3 Tag, mein Busen war zum explodieren voll - ich hatte ziemliche Stillschwierigkeiten (dauerete ca. 4-5 Monate bis es ohne Stillhütchen klappte) ich hab Sebastian 10 Monate voll gestillt ohne zuzufüttern(er wollt nur Busen :o)) Meine Nächte waren dementsprechend qualvoll, 10-15 mal stillen. Dann hatte ich die erste Panikattacke, mir wird heiß und kalt wenn ich dran denk. Es folgten drei aufnahmen in drei verschiedenen Krankenhäusernk, bis eine Ärztin sagte: "das ist psychisch!". Danach gabs auf und abs, ich hab Medikamente genommen - halfen nichts, da wurde wieder umgestellt, dann wieder und dann wieder. Zwischenzeitlich hatte ich immer wieder versucht aufzuhören - Fehlanzeige! Es folgten unzählige alternative Versuche, bisher leider ohne erfolg - so da steh ich jetzt ziemlich traurig da! Gott sei dank hab ich eine super Familie, alle stehen hinter mir, meine Mama hat das selbe durchgemacht, 2 ihrer Geschwister hatten sich umgebracht, dass ist für mich ein ziemliches Stigmata und macht mir höllenangst - aber ich bin ein eigener Mensch mit eigener Zukunft die ich selbst in der Hand habe!!!

So jetzt dank ich euch nochmals ganz lieb,

eure Christine mit Sebastian
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