Kann man es ohne "seelischen Beistand" schaffen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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InaK

Kann man es ohne "seelischen Beistand" schaffen?

Beitrag von InaK »

Hi,

also meine Frage steht ja schon als Überschrift. Was ich gern wissen wollte ist: Kann man die Krankheit überwinden, auch wenn man von anderen total alleingelassen wird? Ich meine, sollte die Familie (Eltern, Geschwister) wissen was mit einem los ist?

Ihr wißt ja nun, daß Mein Freund mir keine große Hilfe ist und ich weiß nicht, ob er überhaupt versteht oder ernst nimmt, was mit mir los ist. Vielleicht wird er es nie verstehen ... Ich hatte auch nicht vor meinen Eltern oder Schwestern von meinen Problemen zu erzählen, weil ich lieber alles mit mir allein ausmache. Aber schaffe ich das auch? Ist es leicht, es geheim zu halten? Das etwas nicht stimmt nehmen ja alle wahr ...

Was meint ihr bzw. wie macht ihr das? Wissen eure Familien bescheid?

LG Ina
Steffy

Beitrag von Steffy »

Hallo Ina!

ICh habe heute meiner Mutter gesagt was mit mir los ist. "Das wundert mich nicht." hat sie gesagt und das ich das alleine mit mir ausmachen muesste. Ehrlich gesagt weiss ich nicht was ich davon halten soll. So im nachhinein wuenschte ich mir ich haette es ihr nicht gesagt. Aber es liegt an Dir ob Du es deinen Eltern usw. erzaehlen willst oder nicht. Ich kann Dir nicht sagen wie sie reagieren werden. Vielleicht sind sie total Verstaendnisvoll und werden Dir helfen.

Das ist jetzt bestimmt keine grosse hilfe fuer dich . Tut mir leid

lg

Stefanie
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Ina!

Zuerst mal finde ich es toll, dass du nochmal die Kraft aufbringst und eine neue Ärztin gesucht hast. Das ist wirklich eine ganz enorme Leistung! Ich freue mich sehr für dich, dass es so schnell geklappt hat.

Zu deiner zweiten Frage kann ich Gott sei Dank sagen, dass ich meine Eltern sofort eingeweiht habe. Sie waren ganz toll und mir die größte Stütze, die man sich nur vorstellen kann. Ohne sie, denke ich, wäre mein Genesungsprozess nicht so rasch vorwärts gegangen.

Ich würde dir wünschen, dass auch deine Eltern dich auffangen. Denn es geht so viel schneller, mit dem Gesund werden, als wenn man immer ein Theater vorspielen muss. Das belastet nur zusätzlich. Durch meine Eltern, hat auch mein Mann schlußendlich ganz begriffen, was ich habe. Wir sind jetzt echt ein super Team. Jedem habe ich es auch nicht erzählt, aber den wichtigsten Menschen im Leben, habe ich mich anvertraut!

Viel Glück noch - vorallem bei deinem Termin am Freitag!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hallo Ina!!

Also, ich habe einen Fehler gemacht: Als es mir in den letzten Monaten der Schwangerschaft richtig schlecht ging, habe es gar keinen Menschen erzählt, ich wollte keinen beunruhigen und damit belasten. Das war falsch... jetzt geht es mir gut, ab und zu kommen so komische Stimmungen, aber dann gehen die wieder weg. Ich glaube, dass mein Medikament "Citalopram" 20 mg, mir dabei hilft...

Ich würde jedem raten, darüber mit der Familie zu reden... sodass sie bescheid wissen... und man sollte auch erzählen, was man so dagegen machen möchte...
Da meine Mitmenschen es nicht merkten, wie schlecht es mir ging, können sie mir jetzt nicht sagen: "Ich finde es toll, wie du das geschafft hast", oder: "Schön, dass es dir jetzt gut geht"- "Schön, dass du für unsere Kinder 100% da sein kannst" "Schön, dass du so lachen kannst"
"Schön, dass du wieder ganz du bist und vieles unternehmen magst""

Nee, kein Mensch sagt Ähnliches!!! Ich war eine sehr gute Schauspielerin, glaube ich....

Nein Ina, mach das nicht! Erzähle allen ganz im ernst, was mit dir los ist. Deine Eltern und Schwestern werden vielleicht traurig sein, aber sie werden sich dann mit dir freuen, wenn alles wieder ok ist... Was deinen Freund betrifft, kann ich dir nur sagen, dass ich "verheiratet" bin, fühle ich mich aber trotzdem alleine, sehr alleine... eine Ehe kann man unsere Beziehung nicht nennen. Ich habe aber mich, meine beiden Kinder und den Rest meiner Familie...
Und wenn ich ganz alleine wäre, würde ich es auch schaffen. INA: Du musst immer denken, du hast nur dieses Leben, mach das Beste daraus..
meiki

Beitrag von meiki »

Hallo Ina!
Also, ich habe auch lange überlegt, ob ich es wenigsten ausgewählten Menschen sagen soll. Schließlich habe ich es meinem Mann gesagt; ich hatte die Diagnose vom Arzt und wußte, daß ich weitere Schritte gehen werde. Auch ist er derjenige, der alles als erster und hautnah abbekommt, er hatte ien Erklärung verdient.
Heute habe ich es meinen Eltern gesagt - sie haben auch schon so manchen Absturz von mir erlebt und ich wollte nicht weiterhin als die "hysterische Kuh" dastehen und ich habe es auch als so eine Art "Vorwarnung" gesehen - ich weiß ja nicht, was noch so alles kommt. Ich denke, die Menschen, die dir wichtig sind, mit denen du unmittelbar zu tun hast sollten es wissen; auch wenn man vielleicht nicht immer Verständnis erwarten soll und kann.
Und siehe da: Meine Mutter ist irgendwann damit rausgerückt, daß auch sie immer mal wieder mit "dunklen Verstimmungen" zu kämpfen hat...

Viel Glück am Freitag - Hut ab vor dem Telefonmarathon, den du hinter dir hast!

Liebe Grüße
Meiki
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Ina,

gerade auch der seelische Beistand ist enorm wichtig bei dieser Krankheit. Deshalb versuche doch, Deine Eltern/Schwester "endlich" einzuweihen, damit sie Dich (hoffentlich) verstehen und Dich unterstützen können.

Ich habe "erst" nach sechs Wochen an meine Eltern einen Notruf losgelassen; davor habe ich alles allein gemacht, bis ich (fast) nicht mehr konnte. Obwohl sie nicht wußten, was ich habe, haben sie mich gedrängt, zum Arzt zu gehen. Klar war nur, dass ich schleunigst professionelle Hilfe brauche (das hat mein damaliger Mann nicht erkannt). Ich kann es längst nicht mehr sagen, wie oft ich meine Eltern mit gewissen Fragen bzw. Sorgen "zugeschüttet" habe. Sie hatten Gott sei Dank immer ein offenes Ohr für mich und viel Verständnis und gingen mit mir duch diese Hölle.

Super, dass Du einen Termin beim Arzt hast!!!

Alles, alles Gute für Dich und hoffentlich bald bessere Zeiten!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Christina

Beitrag von Christina »

Liebe Ina,
um deine Frage ganz knapp zu beantworten: Nein ich denke nicht das man es ohne seelischen Beistand schaffen kann diese besch... Krankheit zu überstehen. Also ist es sehr wichtig das du dir auf jeden Fall eine vertraute Person suchst. Du wirst überrascht sein wenn du dich "outest" auf wieviel Verständnis du bei manchen bei denen es du überhaupt nicht vermutest bekommen wirst. Bei mir war das so. Okay, ich bin schon vorsichtig damit wem ich was sage. Aber mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür wem man was anvertrauen kann. Meine erste Vertrauensperson war meine Mutter. Ohne sie würde ich heute nicht mehr leben. Sie hat mir am meisten geholfen da raus zu kommen. Bei anderen ist es eine Schwester oder eine Freundin die bedingngslos zu ihr steht. Um das rauszufinden muss man sich aber den Menschene anvertrauen. Denk immer dran, liebe Ina, du kannst nichts dafür das du krank wurdest, also schäm dich nicht es jemandem zu sagen. Grade bei deiner Familie. Es ist eine Krankheit und sie geht wieder weg.

Ich wünsch dir viel Kraft und Mut und viel Glück bei deinem weiteren Weg gesund zu werden.

Lg
Chris
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Ina,

ich habe von Anfang an ganz offen den Menschen, die zu meinem näheren Umfeld gehören davon erzählt. Die Reaktionen war sehr unterschiedlich. Aussagen wie "Das darfst Du Deinem Kind nicht antun" bis "Das schaffen wir gemeinsam" waren die Folge. Ich konnte nicht schauspielern. Dafür ging es mir zu schlecht und das hätte meine Situation nur noch verschlimmert. Ich würde es jederzeit wieder so machen und darüber reden. So wissen die wichtigen Menschen in Deinem Leben, was los ist und viele werden es Dir dieses Vertrauen auch danken und Dich unterstützen. Und Du selbst hast Menschen, mit denen Du sprechen kannst, denn ich bin fest davon überzeugt, daß man es alleine nicht schaffen kann. Soviel Kraft hat man nicht.
Hab keine angst davor. Einige Reaktionen werden Dir nicht helfen und Dich vielelicht traurig machen, aber es wird auch Menschen geben, die fest zu Dir stehen und Dich nach Kräften unterstützen. Manchmal muß man anderen auch einfach nur die Chance geben, einem zu helfen. Solange sie nichts wissen, können sie Dir nciht zur Seite stehen. Das darf man nicht vergessen.

LG,
Nora
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Stefanie,

bitte entschuldige Dich doch nicht immer für alles. Du schreibst weder Müll, noch gehst Du mir (und den anderen sicher auch) auf die Nerven. Wir haben doch alle etwas gemeinsam: die PPD - einer mehr, der andere weniger. Aber wir alle leiden! Und wir versuchen uns doch gegenseitig zu helfen und zu unterstüzen. Also bitte, bitte: denk nicht immer, daß Du mir/uns eine Last bist! *liebdrück*

Und dann noch: Weshalb wundert es Deine Mutter nicht, daß Du krank bist? Hat sie gesagt, warum Du das alles jetzt mit Dir selbst ausmachen mußt????

Alle anderen: Danke für eure Antworten. Sie haben mich ein Stück weiter gebracht, allerdings fehlt mir Mut. Meine Familie merkt genau, daß mit mir etwas nicht stimmt und sie haben mich schon öfter darauf angesprochen. Sie denken nur, daß es allein an meinem Freund liegt (der sich aber wieder viel Mühe gibt) ... Ich habe Angst, meinen Eltern von meinem Problem zu erzählen, weil ich eigentlich alles Richtig machen wollte. Ich wollte ihnen beweisen, daß ich es mit 2 so kleinen Kindern schaffen werde. Sie haben von Anfang an ihre Zweifel gehabt und ich möchte sie nicht enttäuschen. Zumal meine Mutter, als ich ihr von der 2.Ss erzählte, fragte ob ich nicht lieber abtreiben wolle ...
Verständnis bekäme ich sicher, auch meine Mutter leidet wohl an Depressionen (was genau weiß ich nicht) und sie nimmt/nahm Medikamente. Wir reden nie darüber! Und auch meine Schwester litt auf Grund einer chronischen Krankheit (und einem besserwissenden Ex-Freund, der ständig diskutierte) an schweren Depressionen und Panikattacken, sowie Angstzuständen. Sie war kurz davor sich das Leben zu nehmen, hat sich aber meine Mutter rechtzeitig als Hilfe geholt, die dann alles in die Wege leitet, daß meine Schwester behandelt wird.

Ich muß beweisen, daß ich alles auf die Reihe kriege ... um mich soll sich niemand sorgen.

LG Ina
sunshine

Beitrag von sunshine »

Liebe, liebe Ina!!!!

Ich werd ganz traurig - wenn ich das lese, denn du bist es WERT, dass man sich um dich Sorgen macht!!!!!!!!!!!

Deine Schwester war kurz vor einem Suizid, dass ist sehr schlimm!!!
Aber eurer Mutter war für sie da!!!!!!!
Genauso wird sie auch für dich da sein, du musst dir ja nur mal vorstellen
wenn deine beiden Kinder diese Krankheit hätten, du würdest auch wissen wollen, was los ist!!!

Viel schlimmer ist für eine Mutter, wenn sie ein Kind auf solch eine Art verliert und sie sich immer denken muss:
WAS HAB ICH NUR FALSCH GEMACHT, DASS MEIN KIND SICH MIR NICHT ANVERTRAUEN KONNTE!?!?!?

Natürlich gibt es schwierige Eltern-Kind Beziehungen, aber du kennst dein Mutter, sie konnte auch deiner Schwester helfen oder????

Ich kann dir nur raten darüber zu sprechen, je mehr "Verbündete" du hast
je besser für dich!!!

Meine ganze Familie weiß bescheid, und als ich für 2 Wochen in eine Psychiatrie musste, hab ich es gleich auch allen Nachbarn erzählt,
denn so biete ich ihnen gleich gar keine Angriffsfläche
Getratsch wird immer, lieber ist mir sie fragen mich obs mir gut geht,
als das Gerede hinter meinem Rücken!!!

Du wirst das Richtige machen, glaub mir!!!!

Alles Liebe,
Christine
Steffy

Beitrag von Steffy »

Liebe Ina!

Meine Mutter hat probleme mit meinem Mann. SIe ist der Auffassung, mein Mann fuehrt ein leben als single. Irgendwie hat sie ja recht, aber ich liebe ihn einfach ueber alles. Sie akzeptiert ihn, aber ist nicht gluecklich darueber. Ist etwas viel passiert.

Ich glaub meine mutter versteht das nicht ganz mit der therapie. Ich weiss mir sonst keiner andere erklaerung. Ausserdem hat sie selbst genug probleme.

Wenn ich es ruechgaengig machen koennte, wuerde ich es tun. So eine Reaktion habe ich nicht von ihr erwartet. Was ich allerdings erwartet haette , weiss ich nicht.

lg

Stefanie
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Christine,

vielen Dank für Deine Antwort! Als ich Deine Zeilen las schossen mir Tränen in die Augen ...

Ich weiß, daß meine Eltern/meine Mutter mich unterstützen würden. Aber sie würden sicher die Schuld auf meinen Freund schieben und das Verhältnis zwischen ihnen wäre noch schlechter. Mein Freund hat eh schon keinen so guten Stand bei ihnen und wenn sie erfahren würden, daß ich krank bin würden sich die Vorwürfe noch mehr häufen. Ich hatte die letzten Jahre immer wieder Streß mit meiner Familie (mit allen), weil er sich einige Dinge "zu Schulden" kommen ließ, teilweise hatte ich jahrelang keinen Kontakt mehr zu meiner Schwester. Heute haben wir uns zwar gegenseitig verziehen, aber es ist alles kaputt. Ich kann doch da nicht ankommen und sagen "Hey Leute, mir gehts besch... . Ich brauche eure Hilfe." Nein, diese Blösse kann ich mir nicht geben ... naja und wie ich bereits schrieb, um mich soll sich niemand Sorgen machen müssen. Als ich noch verheiratet war kam ich auch allein zurecht und niemand kümmerte sich großartig. Nun brauch auch keiner mehr kommen ...

Ach, ich schreibe schon wieder nur Mist ... Ich warte auf Freitag!

LG Ina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Ina!

Es kostest sicher immer Überwindung, sich und anderen gegenüber einzugestehen: Hey Leute, mir geht es nicht gut, ich brauche Hilfe! Eine momentane "Schwäche" anzunehmen und nach außen zu tragen ist auch "riskant", denn nicht immer stoßt man auf Verständniss.

Auch ich habe es mir mehr als zweimal überlegt, ob ich meine Eltern einweihen sollte, damals. Denn man ist ja erwachsen und hat sein Leben selbst zu meistern! FALSCH - denn es wird wohl immer mal Leben Situationen oder Krisen geben, in denen man einfach eine "Schulter zum Anlehnen" braucht und zwar alle Menschen!!!

Und schau mal - geh davon aus, dass die PPD uns was sagen will, nämlich unseren Lebensstil zu überdenken. Was könnte das bei dir sein? Vielleicht den Ehrgeiz, alles alleine zu schaffen, die Beziehung zu deinem Freund? Ich habe die Beziehung zu meinem Mann überdacht und zwar in dem Punkt, dass ich mich gefühlsmäßig total abhängig gemacht habe von ihm. Ohne ihn kann ich nicht leben, dachte ich immer, muss ihm alles Recht machen, habe meine Wünsche und Bedürfnisse nie richtig deffiniert. Ihm ging es dabei natürlich gut - mir aber nicht und niemand hat es gemerkt.

Die PPD hat mir die Augen geöffnet. Mein Perfektionísmus ist schlecht und ich habe gelernt, dass ich eigenständig bin und meine Gefühlswelt nicht ausschließlich von meinem Mann abhängt. Und dass ich mir Hilfe holen darf und kann und wie erleichtert meine Mitmenschen waren, als sie erfahren haben, WARUM ich immer so traurig, oder "schlecht" gelaunt war - nämlich weil ich krank bin. Und wie gerne sie mir geholfen haben.

Ich habe wieder ein Selbstwertgefühl, das nichts mit "alles alleine schaffen" zu tun hat, sondern mit einem gesunden Egoismus, zu sagen was ich mir wünsche und wie es mir geht bzw. was ich brauche, damit es mir gut geht.

Liebe Ina, dass war jetzt ziemlich viel, gell, aber vielleicht helfen dir meine Zeilen einwening. Es ist nicht leicht, ich weiß. Bei mir auch nicht, denn ich bin auch geschieden - aber mit dem SELBEN Mann wieder seit 5 Jahren zusammen - das ist doch auch nicht ohne, oder!!! ;-)

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sabby

Beitrag von Sabby »

Liebe Ina,
habe es ganz zum anfang meiner Krankheit versucht für mich geheim zu halten und dachte der ganze Zustand wird von alleine weggehen.
Irgendwann habe ich es an einem Nachmittag einer Bekannten erzählt weil wir mit den Kindern verabredet waren und es mir sehr schlecht ging. Das war damals bei meiner ersten Depression.
Was soll ich sagen, wir waren sehr lose bekannt wegen der Kids eben, aber aus der Bekanntschaft ist eine sehr schöne Freundschaft entstanden ohne die ich nicht sein möchte. Sie hat mir geholfen und war immer für mich da auch heute noch. Manchmal habe ich den Gedanken das ich das alles gar nicht zurückgeben kann.
Meiner Familie habe ich es sehr spät gesagt. Mein Vater versteht es bis heute nicht und denkt das kommt alles nur wegen meinem Mann das wir zu große Probleme haben.
Ich kann Dir nur raten, wenn Du es erzählen möchtest dann mach das. Manchmal macht es vieles leichter und die Leute im Umfeld reagieren gar nicht so abwertend wie man vielleicht im ersten Moment denken kann.
Erwarte aber nicht das das verständnis da ist. Darauf mußte ich streckenweise auch verzichten.
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Ina,
also ich glaube nicht, dass man die Krankheit geheim halten kann. Warum sollte man auch? Gut, bei mir war es einfach, weil meine Mutter auch eine Angststörung hat, und ich sie mir bei ihr sozusagen abgeschaut habe. Da konnte sie schlecht sagen: was soll das denn? Denn sie war auch in Therapie und weiss, dass man am "Modell" lernt, sicher gab es auch schwierige Momente, als sie es so aufgefasst hat, als würde ich ihr das alles vorwerfen. Meine Freunde wissen auch Bescheid, eine Freundin von mir hat ohne Kind auch Panikattacken gehabt (ich ja auch schon ganz früher im Job). Und vielen, denen ich es zB im Kiga erzählt habe, hören interessiert zu, also wenden sich nicht ab, rufen mich auch immer wieder an oder fragen, wie es mir gerade geht. Das ist eine ungeheuere Entlastung, dass ich da nicht als Frau auftreten muss, die alles im Griff hat. Ganz wichtig ist auch mein Freund, selbst, wenn er nicht alles verstehen kann, was in mir vorgeht, ihm was vorzuspielen, wäre falsch. Und siehe da: er ist immer noch bei mir, obwohl ich das ganze vor 10 Jahren schon mal hatte. Liebe Ina, es ist sicher jedem seine Sache, aber mir ist viel Druck abgenommen worden, je mehr Leuten ich es erzählt habe. Ob sie es nun zu 100% verstanden haben, ist eine andere Sache. Liebe Grüße Charlotte
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