Auch neu hier!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Melina

Auch neu hier!

Beitrag von Melina »

Hallo alle zusammen,

ich möchte mich auch mal kurz vorstellen... ich bin 30 Jahre alt, unverheiratet, keine Kinder (meine Hunde sind meine Kinder), seit kurzem endlich wieder berufstätig, seit August 2004 zum 2. Mal in therapeutischer Behandlung (inkl. Trevilor).

Vor ca. 4 Jahren wurde bei mir das erstemal eine Depression, kombiniert mit Burn-out-Syndrom diagnostiziert, nachdem ich die Odyssee durch die Ärzteschaft auf der Suche nach einer möglichen organischen Störung, hinter mich gebracht hatte. Diese Odyssee war die reinste Hölle, fast täglich irgendwelche Ärzte, die ständig irgendwelche Körperflüssigkeiten haben wollten oder alternativ auch mal was in mich reinpumpten. Meine Arme glichen nach wenigen Wochen denen eines Junkies. Als ich als körperlich für gesund befunden wurde, schickte man mich weiter zu Neurologen, Psychologen, Psychotherapeuten...

ich musste nun die 2. Odyssee auf mich nehmen, die Findung des richtigen Medikamentes (ich weiss nicht mal mehr alle Namen.... letztendlich landete ich beim Trevilor. Damit kam ich am besten klar, die suizidalen Gedanken verschwanden, die Panikattacken (ausgelöst durch die anderen Medis) blieben endlich weg, die übersteigerte Unruhe liess endlich nach, die Agressionen gegen über Mitmenschen wurden kontrollierbarer...

Nach fast einjähriger Krankheit "erklärte" ich mich selbst einfach für gesund und verlangte vom Arzt mich wieder arbeiten zu lassen. Ich setzte Trevilor von heute auf morgen ab, beendete meine ambulante Therapie und stürzte mich wieder in Arbeit.

Heute weiss ich, dass das ein Riesenfehler war, ich war noch nicht soweit. Ich habe mir selbst was in die Tasche gelogen und die Augen vor der Realität verschlossen. Die Entzugserscheinung waren heftig! Wochenlange motorische Störungen, Schwindel, ...

Ich war gerade wieder 2 Tage in meiner alten Firma beschäftigt bzw. machte eine Wiedereingliederung, als man mir "nahelegte", dass es vielleicht besser wäre, wenn man sich einvernehmlich trennen würde. Man machte mir einen absolut frechen Vorschlag, aufgrund dessen ich den Betriebsrat mit der Regelung der "Angelegenheit" beauftragte. Es folgte eine 6wöchige Arbeitslosigkeit, dann 1 Jahr Zeitarbeit, fast 2 Jahre selbständigkeit, dann wieder Arbeitslosigkeit (1 Jahr lang!).

Ich merkte im laufe der Zeit, dass die Depressionen immer mal wieder kamen, aber ich hatte ja während der Therapie sie zu erkennen und "behandeln" gelernt. Einige Zeit gelang mir das auch sehr gut. Aber später beobachtete ich immer häufiger, dass ich es nicht mehr schaffte. Das Leben entglitt mir total... ich nahm mein Leben so hin wie es kam, lief es total laufen, öffnete keine Post mehr, schlief tagelang, ging nicht mal mehr einkaufen, dümpelte wochenlang herum... ich merkte, dass ich immer mehr Angst hatte vor fremden Menschen. ich liess niemanden mehr in meine Wohnung, besuchte niemanden mehr, ... ich war inzwischen sozial total isoliert. Mahnbescheide liessen mich kalt, Vollstreckungsbescheide interessierten mich kaum mehr...

Meine Hunde waren/sind die einzige Verbindung zur Aussenwelt. Sie zwingen mich unter Leute und an die frische Luft.

Der Winter ist immer die schlimmste Zeit. Ich brauche die Sonne wie die Luft zum Atmen. Die dunkle Jahreszeit ist tödlich für mich.

Nun habe ich seit Dezember wieder einen neuen Job gefunden. Ich arbeite im Jugendamt, wo man nun auch noch mit ähnlich "gestörten" wie mir tagtäglich zu tun hat. es ist verdammt schwer für mich pünktlich zu sein, das Pensum zu schaffen... ich bin extrem vergesslich (mein Psychologe sagt, dass ich mich selbst immer wieder überhole, weil ich meine Ansprüche zu hoch stecke).

Unter Trevilor geht es mir etwas besser, aber wehe ich vergesse die Mistdinger mal. Es überkommt mich eine Art Panik, wenn die Packung zuende geht... und so renne ich schon Wochen im Voraus los um ein neues Rezept zu holen.

Die Termine beim Psychologen sind viel zu wenig. Nur alle 6 Wochen ... ich werde ihn beim nächsten Mal um wöchentliche Termine bitten. So kann es nicht weitergehen.

Seit einigen Wochen habe ich unerklärlicherweise einen intensiven Kinderwunsch. Dabei ist ein potenzieller Vater nicht mal denkbar... bin wohl mittlerweile total beziehungsunfähig.

stundenlang könnte ich Euch hier "vollmüllen". Aber ich denke, das soltle ich lieber erstmal nicht tun. Schliesslich bin ich ein Neuling hier und habe vermutlich schon viel zu viel geschrieben. Aber manchmal muss man einfach etliches loswerden... :-(

Bitte verzeiht mir!!
benten

Re: Auch neu hier!

Beitrag von benten »

Hallo Melina! Ich verstehe Dich nur zu gut . Habe seit Oktober starke Depressionen und Angst und Panik. Diese habe ich allerdings schon seit ca 3 Jahren. Ich nehme seit 8 Wochen 20 mg Cipralex . Es ist dadurch einbißchen besser geworden . Ich meistere und quäle mich durch den Tag , würde aber am Liebsten mich zurückziehen .Alles fällt mir schwer und immer ist diese blöde Angst in mir . Selbst vor Weihnachten und Sylvester habe ich Angst . Ich weiß das nichts passiert , das ich nirgendwo hin muss , das ich es ganz ruhig machen werde , doch trotzdem ist dieses Angstgefühl vorhanden . Ich verstehe es selbst nicht , weil es auch nicht zu mir passt . Ich hoffe , das die Tabletten bald wirken und das alles bald normal ist . So leidet man doch sehr . Ich hatte vor 2 Jahren schon einmal Depressionen gehabt . Damals nahm ich 2 x 20 mg Fluopxetin . Die halfen mir nach über 6 Monaten . Verstehe auch nicht , warum die Depriss wiederkamen . Ist nichts passiert und mein Leben lief ganz gut ab . Beruflich und privat war alles ok und auf einmal war sie wieder da. Da hilft wohl nur Geduld . Finde es prima , das Du ausführlich geschrieben hast . Finde mich darin wieder . Kopf hoch .
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Melina,

das ist absolut schrecklich, was Du alles erlebt hast und hinter Dir hast. Kannst Du Dir nicht eine Psychotherapie gönnen? Ich meine, Du brauchst jemand, mit dem Du über alles sprichst, und die Krankenkasse bezahlt das! Ich wünsche Dir, dass Du Hilfe bekommst und das mit dem Job ist ja toll, darauf kannst Du aufbauen!
Hier bist Du übrigens in einem Forum für Mütter gelandet, die durch die Geburten ihrer Kinder in Depressionen oder Psychosen hineingeraten sind...
Zu Deinem Kinderwunsch möchte ich Dir sagen, dass Du das jetzt nicht entscheiden solltest, denn mitten in so einer dicken Krise ein Kind zu kriegen, das wäre echt Wahnsinn!!!!!

Ich wünsche Dir alles Gute

Ava
Melina

Beitrag von Melina »

Hallo Benten,

ach mensch... das hört sich aber immer noch sehr down an... warum dauerte es denn sooo lange bis die Tabletten wirkten? Beim ersten Mal dauerte es bei mir ca. 6 Wochen bis ich eine Wirkung merkte, dann kamen die Nebenwirkungen, die dann irgendwann besser wurden. Da ich einen Rückfall erlitt verordnete mein Arzt mir vorerst wieder das alte Medi. Er sagte, dass der Körper sich schnell erinnern würde und ich nicht so schlimme NW haben würde und ausserdem würde die Wirkung schneller einsetzen.
Unter anderen Medis hatte ich übelste Albträume, Panikattacken, Schlafstörungen...

Jetzt esse ich wenigestens wieder, wenn auch Schokoloade in Unmengen, aber immerhin. Bekannte wundern sich immer, was für Berge ich verdrücken kann und kein Gramm zunehme. Mein Körper scheint es zu absorbieren ohne dass ich es merke. Nur selten habe ich ein Sättigungsgefühl und überfresse mich regelrecht, dann esse ich tagelang gar nichts...

Ich bin erstaunt, dass Dein Arzt dich nicht umgestellt hat, als nach 6 Monaten noch immer keine Wirkung da war.

Angst und Panik kenne ich auch zu gut. Ich sag mir immer, dass es doch völlig banal ist, ich will zB. bloss einkaufen gehen, aber ich "komme nicht hoch", weil ich vor den Blicken von Fremden Angst schiebe. Früher hatte ich keinerlei Probleme Menschen kennenzulernen, aber mittlerweile muss ich mich und gefühlsmässig noch 20 weitere Personen überzeugen, um kurz zum Lidl rüberzulaufen, die Dinge des alltäglichen Lebens einzukaufen. Von der Arbeit rase ich nach Hause, verschanze mich auf meinem Sofa und möchte meine Ruhe haben.

Ich bin ja schon ganz stolz auf mich, wenn ich als erstes den Haushalt so halbwegs bewältige und wenn es nur staubsaugen und geschirrspülen ist. Ich bekomme keine Struktur in meinen Tag. Ich fühle mich hilflos wie ein kleines Kind.

Meine Depris kommen und gehen wie Ebbe und Flut. Wenn ich sie rechtzeitig bemerke, dann kann ich gegensteuern. Doch mometnan habe ich die Kraft nicht mehr und schliddere so im Tag herum.

Gefühlsmässig fühle ich mich dumpf und stumpf, aber dennoch sehne ich mich nach Vertrauen und Geborgenheit... andererseits kann ich keinem Menschen mehr vertrauen (zuviele übelste Negativerfahrungen mit Menschen!) Dabei ist es unerheblich ob männlich oder weiblich! Einerseits will ich von Gott und der Welt in Ruhe gelassen werden, andererseits fühle ich mich allein und unsagbar einsam und versuche dann auf Krampf mit "Freunden" was zu unternehmen.

Es ist irgendwie immer wie eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod. :-( Meine Umwelt und Mitmenschen können einfach nicht kapieren, dass mir bestimmte Dinge in meinem Leben immens wichtig sind und bestehen darauf, dass ich genau diese Dinge abschaffe!! Warum kapieren sie denn nicht, dass sie mir damit nicht helfen, sondern alles nur noch schlimmer machen???!!!

Machst du momentan eine ambulante Therapie??
Melina

Beitrag von Melina »

Ava hat geschrieben:Hallo Melina,

das ist absolut schrecklich, was Du alles erlebt hast und hinter Dir hast. Kannst Du Dir nicht eine Psychotherapie gönnen? Ich meine, Du brauchst jemand, mit dem Du über alles sprichst, und die Krankenkasse bezahlt das! Ich wünsche Dir, dass Du Hilfe bekommst und das mit dem Job ist ja toll, darauf kannst Du aufbauen!
Hier bist Du übrigens in einem Forum für Mütter gelandet, die durch die Geburten ihrer Kinder in Depressionen oder Psychosen hineingeraten sind...
Zu Deinem Kinderwunsch möchte ich Dir sagen, dass Du das jetzt nicht entscheiden solltest, denn mitten in so einer dicken Krise ein Kind zu kriegen, das wäre echt Wahnsinn!!!!!

Ich wünsche Dir alles Gute

Ava
Hallo Ava,

huch... hm... ein Kind hab ich "noch" nicht... aber bin Mama... von meinen Hunden ;-)
Allerdings habe ich hier gehofft einige halbwegs gleichaltrige zu finden. Und Depressionen sind Depressionen, egal durch was hervorgerufen oder? Einen Erfahrungsaustausch und "Nottrost" kann man sich doch trotzdem gegenseitig spenden oder??

Ich hatte bereits eine Psychotherapie, aber das ist schon etwas her. Ich werde versuchen wieder eine zu bekommen. Im nächsten Jahr Ende Januar habe ich erst wieder einen Termin bei meinem Seelenklempner. Das mit dem Kind wird ohnehin schwer, es sei denn ich bring eine Selbstbestäubung zu stande. :-)
benten

Beitrag von benten »

Was für Medikamente hast bzw nimmst Du ?Cipralex ist wohl etwas relativ neues auf dem Markt und soll nicht so viele Nebenwirkungen haben . Wir Männer haben dadurch aber keine Lust auf Sex und auch keine Erektion. Ich habe ein starkes Benommenheitsgefühl, aber ein Leichtes hatte ich sowieso schon seit Jahren . Die Nebenwirkungen die Du schilderst , kenne und hatte ich nicht . Auch bei Fluoxetin nicht . Da habe ich aber durch zugenommen, obwohl ich nicht mehr gegessen hatte. Die innere ständige Angst belastet einen sehr zu den Depris . Es hilft wohl nur Geduld und Training . Bin seit 2Jahren bei einem Therapeuten , aber viel kann der auch nicht machen . Gegen Depris helfen halt die Pillen und gegen Angst und Panick nur Training . Es liegt nur an uns selbst . Deine Mitmenschen können Dich ja nicht verstehen , weil die das nicht kewnnen . Wie möchte man das auch einem gesunden Menschen erklären? Ich habe erst gar nichts davon erzählt und wage den Schein nach außen . Mache das mit mir aus .Ist vielleicht nicht richtig , aber das andere wird mir auch nicht so helfen . Vielleicht solltest Du mal andere Tabletten ausprobieren . Anscheinend schlagen sie bei Dir auch nicht richtig an . Vertraue nie einem Arzt und hole Dir mehrere Meinungen rein . Gut das Du schon einmlal hier im Forum bist . Da bekommt man paar Informationen . Frage doch noch mal andere Ärzte nach Medizin. Schön das ich Dir mailen kann .
Melina

Beitrag von Melina »

Hallo Benten,

ich nehme zur Zeit nur Trevilor. Sie helfen mir eigentlich recht gut, vielleicht muss ich mal die Dosis erhöhen. Aber das tue ich nicht ohne mit meinem Doc vorher gesprochen zu haben.

Die alltäglichen Ängste sind mit Trevilor erheblich besser geworden. Es löst die Ängste sehr gut und schnell. (Hier der Link dazu: http://www.netdoktor.de/medikamente/100007544.htm) Ich habe auch wieder Jobs gefunden. Panikattacken sind ganz vorbei. Solange ich Trevilor regelmässig einnehme geht es mir richtig gut, aber wehe ich vergesse es mal, dann fühlt sich mein Kopf "zermatscht" an. Als wenn man am Vorabend ein Monatsgehalt verzecht hätte.

Doch, meine engste Umwelt weiss Bescheid, denn ich konnte meine Stimmungsschwankungen irgendwann nicht mehr verbergen und handelte mir immer mehr Ärger und Unverständnis ein. Bis heute sind meine Eltern zwar der Meinung, dass es wie eine Grippe sei, die schnell wieder geht, aber ich werde ihnen es schon noch beibringen, dass es ein langer harter Weg ist. Sie machen sich extreme Sorgen und erdrücken mich fast mit ihrer Fürsorge. Etliches hätte ich auch nicht ohne sie geschafft, aber manchesmal ist es einfach zuviel!

Sexunlust?: das kenne ich auch... Aber da ich ohnehin keinen Partner habe, ist mir das auch egal.

Ich vertraue ohnehin nie nur einem Arzt. Ich war jetzt bei mehreren Neurologen, Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiatern, ...

Ja, es liegt viel an uns selbst. Wenn wieder so eine dunkle Wolke kommt, dann versuche ich ganz gezielt mich davon zu machen. Ich schnappe mir meine Hunde und geh wenn möglich raus in die Sonne oder an die frische Luft. Das hilft oft schon sehr. Nur allein ist es oft nicht einfach, vor allem wenn man dann noch autofahren muss.

Wirkt Cipralex denn stimmungsaufhellend? Oder nur gegen Panik und Depris?
Ich habe so das Gefühl, dass du in einem Loch steckst. Stimmt das?

Liebe Grüsse,

Melina
Kate

Beitrag von Kate »

Liebe Melina,

vielleicht findest du unter diesem Link:
http://www.kompetenznetz-depression.de/
in dem Forum auch noch andere Mitbetroffene, mit denen du dich austauschen kannst.
Hier triffst nämlich wie Ava schon gesagt hat, nur Mütter mit nachgeburtlichen Depressionen und Psychosen und deren Angehörige.

Liebe Grüße
Kate
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Liebe Melina,
wenn es um die "reine Panik" und Depressionen geht, kann ich Dir auch www.verrueckt.de empfehlen. Oder www.panik-attacken.de. Viele Grüße Charlotte
Melina

Beitrag von Melina »

Okay... dann versuch ich es mal woanders...

Euch allen einen guten Rutsch und lasst Euch nicht unterkriegen!!
benten

Beitrag von benten »

Frohes neues JAHR !Vor Weihnachten ging es mir schlecht . Habe auf Eigenregie die Dosis von 20 auf 30 mg Cipralex erhöht. Jetzt geht es mir besser. Hatte Depris und ein ständiges Angstgefühl gehabt. Hatte sogar Angst vor Weihnachten und Sylvester gehabt, obwohl nichts schlimmes anstand . Cipralex ist für Depris und Angst und soll relativ neu sein. (2Jahreauf dem Markt). Soll zur Zeit am Besten sein. Deshalb habe ich es auch bekommen, wie wohl alle die seit Monaten zum Arzt laufen .Die Nebenwirkungen seien sehr gering und es würde schnell helfen. Ich hoffe , das es auch so ist und weiter BERGAUF geht . Trevilor ist ja ein altes und bekanntes Mittel. Ein Freund von mir nimmt es auch seit Jahren . Hatte aber auch wie ich einen starken Rückfall gehabt. War schon zweimal in Kur gewesen und soll es auch weiter nehmen. Er verträgt es gut . Ich hoffe , Du hast die letzten Tage gut überstanden
und hattest keine großen Depris gehabt.
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