Gespäch mit leitender Hebamme?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Nora

Gespäch mit leitender Hebamme?

Beitrag von Nora »

Guten Morgen, Ihr Lieben,

neulich kam ich im Gespräch mit der Therapeutin wieder auf die Entbindung zu sprechen. Das beschäftigt mich immer noch sehr, weil mich das Gefühl nicht losläßt, daß da alles schief gelaufen ist, was nur schieflaufen kann - keinerlei Betreuung in den Wehen, PDA zu spät gesetzt, 2,5 Stunden Presswehen bis sie gemerkt haben, daß mein Kleiner ein Sterngucker ist, rapide Verschlechterun der Herztöne, für Kaiserschnitt zu spät und dann Saugglocke, besch. Betreuung auf Station, etc, etc. Dieses Erlebnis macht mir immer noch zu schaffen und seit man herausgefunden hat, daß dies auch der Auslöser der PPD war, denke ich noch mehr daran und ärgere mich wahnsinnig über die Klinik. Die Therapeutin hat gesagt, ich soll mir mal überlegen, ob ich nicht mit der leitenden Hebamme in der Klinik sprechen möchte und meinem Ärger dort mal rauslassen will. Wie ist Eure Meinung dazu? Hat jemand von Euch vielleicht was ähnliches gemacht?

Dank Euch für´s Lesen!
Nora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Nora!

Mir ging es ähnlich wie dir unter der Geburt. Die Hebamme war so gut wie nie da - ich hatte ja ne PDA, da brauchte die ja nicht da zu sein... :-( Als dann so ein Apparat anfing zu pipsen und mein Mann und ich nicht wussten, was jetzt los ist, kam sie rein gestürmt und schimpfte los, wir müssten sie doch gleich holen - wir haben nicht gleich gemerkt, dass das Gerät Alarm schlug, weil die Herztöne von Noah runter gingen. Als ich dann nach 16 Stunden eine Infektion und Fieber bekam wurde ein Kaiserschnitt gemacht - sie sagte nur zu meinem Mann: Na ja, sie hat halt auch nicht mehr mitgemacht... drum hätte Noah sich nicht richtig ins Becken gedreht... :-(

Ich habe lange mir die Schuld gegeben am "Versagen" bei der Geburt. Bis ich in unserer Hebammenpraxis mit einer anderen Hebamme Kontakt aufgenommen habe. Sie hat mich zwar nicht bei der Geburt begleitet, aber mich wunderbar durch die schwerste PPD - Zeit begleitet und auch das Thema Geburt aufgearbeitet. Durch sie habe ich endlich gecheckt, dass ich NICHT versagt habe - sondern eigentlich die leitende Hebamme.

Ich persönlich wollte mit dieser Hebamme dann nicht mehr sprechen. Aber wenn es dir hilft und die den inneren Wunsch verspührst, deiner damalige Hebi mal die Meinung zu sagen - DANN MACH ES!!!! Ich finde, du solltest das tun, wonach dir ist und was du brauchst, um wieder gesund zu werden. Mir haben einfach die Gespräche mit Edith (meiner "richtigen" Hebamme) sehr, sehr geholfen.

Horch einfach mal gut in dich rein. Da wirst du sicher die Antwort finden, ob du es machen sollst oder nicht. Läßt du uns wissen, wie du dich entschieden hast? Würde mich sehr interessieren.

Sei ganz lieb gegrüßt!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Milla

Ich kann dich so gut verstehen!

Beitrag von Milla »

Hallo Nora!

Dieses Gefühl-nichts des eigenen Versagens,aber des Wutes auf die Hebamme -kenne ich nur zu gut!

Meine erste Entbindung hat 36 Stunden gedauert.Meine Hebamme hat sich erst 24 Stunden nach meiner Ankunft ins Krankenhaus um mich gekümmert.
Den ersten Tag und die Nacht vor der Geburt habe ich allein verbracht,die Nacht war die Hölle mit regelmäßigen Wehen ,die sehr schmerzhaft waren.
Die Hebamme hat sich an diesen Tag und in dieser Nacht kein einziges Mal blicken lassen,obwohl sie da war, da sie mir am Abend akupunktiert hatte (ich bin zu ihr ins Kreissaal gegangen, damit die Akupunktur die Öffnung des Muttermundes beschleunigt, sonst hätte ich sie nicht gesehen).
Am nächsten Tag habe ich sie gefragt, warum sie denn nicht in der Nacht da war , worauf sie mir antwortete:"Ich habe geschlafen.Ich lasse mich nur wecken, wenn jemand entbindet!"(Ich war am nächsten Tag immer noch bei 1 cm,darum war das Aufstehen für sie nicht wert!)

Der Tag der Entbindung war nicht besser.
Nachdem der Narkosearzt den PDA-Versuch unterbrochen hat, weil er mir beim Stechen weh getan hatte (bei der PDA für meine Tochter 2,5 Jahre später habe ich NICHTS gespürt), hat mich meine tolle Hebamme unter Wehentropf gesetzt , um "gescheite Wehen" zu haben (als ob meine nicht stark genug waren!).Nach 5 Minuten dieser Tortur habe ich sie um Abbrechung und Kaiserschnitt gebeten, da ich nur bei 5 cm Öffnung war und die Wehen inzwischen erdbebenartig geworden waren.

Ich habe die restlichen 2 Stunden bis zum Kaiserschnitt schreiend auf einem Bett im Flur verbracht und war nur noch froh, als ich mich auf den OP-Stuhl hinlegen durfte!

Während des KH-Aufhenthaltes habe ich die nette Dame nicht gesehen.

Und als mein Sohn 1 Woche später abends wie am Spieß schrie und ich dachte, ich habe nicht genug Milch, ist sie zu Hause gekommen, hat sie eine Stillmahlzeit angeschaut und einfach lapidar gesagt:"Ich sehe von ihr, Sie haben genug Milch!" und Tschüß, sie war schon weg, ohne weiteren Rat, ich bin mit meinen Fragen, warum denn mein Sohn so viel schrie, allein geblieben und sie hat nie angerufen,um zu fragen, wie es uns beiden ging.

Sie war total desinteressiert.

Ich habe aber nie gewagt, ihr zu sagen, was ich von ihrer "tollen" Betreuung hielt.

Die 2. Geburt (meiner Tochter, in einem anderen KH) war schöner .
Es wurde auch eine lange Geburt, aber diesmal wurde die PDA super gelegt und die 2 ersten Hebammen waren super.Die 3. aber, die sich nach dem Kaiserschnitt um meine Tochter gekümmert hat, war eine absolute Nullnummer.Sie tat zuerst ihre Arbeit vor dem KS wortlos, wie ein Roboter.Dann wurde meine Tochter geboren, ich bekam sie nur kurz zu sehen, dann wurde ich nach dem Nähen auf die Intensivstation gebracht, aber ohne es mir vorher zu sagen.Auf einmal war ich mit da, ohne Baby, ohne Mann und man sagte mir, ich soll hier 3 Stunden bleiben (!!!) bis ich auf die Neugeborenenstation gebracht wäre.Auf meine Frage hin ,wo mein Mann und mein Baby denn waren, antwortete man mir regelmäßig:"Ihre Tochter wird gebadet,dann angezogen, dann kommt ihr Mann gleich mit ihr!"Von Vierstelstunde zu Vierstelstunde wiederholte ich meine Frage , bis nach 3/4 Stunde Warterei mir der Kragen platzte und ich einfach darum bat, die Neugeborenenstation anzurufen, um zu fragen, wo denn mein Mann sei und warum er nicht kam.Die Schwester rief schliesslich an und es stellte sich heraus, daß mein Mann seit 3/4 Stunde mit dem Baby wartete und nicht wußte, daß ich da war.Er kam also schliesslich nach 1 Stunde.

Diesmal wollte ich , einmal zu Hause, diese schlechte Betreuung der Hebamme nicht in Kauf nehmen und rief sie eines Tages an, um mich zu beschweren.Meiner Meinung nach hätte sie mich zuerst informieren sollen, daß ich auf die Intensivstation gebracht werden sollte, weil der Aufwachraum nach Mitternacht geschlossen war und sie hätte meinen Mann, sobald das Baby fertig war, wenn nicht begleitet, zumindest informieren sollen, wo ich denn war.Aber ich stieß bei ihr auf taube Ohren, sie erfand Vorwände, um ihr Nichtstun zu rechtfertigen, die sich im Gespräch mit meinem Mann als Lügen heraustellten.Sie wollte ihre Fehler einfach nicht anerkennen.

Später beschloss ich , mich schriftlich an den Chefarzt zu beschweren, aber ich verlor im Laufe der Zeit dieses Vorhaben, habe es bis heute nicht gemacht.

Deshalb liebe Nora, empfehle ich dir, diese Beschwerden eventuell mündlich mit der Hebamme zu führen (ich habe es am Telefon gemacht), es hat mich persönlich entlastet, meinen Ärger rauslassen zu können, aber zusätzlich einen Beschwerdenbrief an den Chefarzt zu schreiben, denn nur ein solcher Brief kann meiner Meinung nach eine Veränderung des Verhalten dieser Hebamme bewirken, was auch das Ziel einer solchen Beschwerde sein soll.

Und rechne damit, daß die Hebamme eventuell deine Vorwürfe abstreiten wird und der Ton des Gespräches nicht ganz angenehm wird.Und auch daß der Brief an den Chefarzt nicht unbedingt sein Ziel erreichen wird,denn diese Fehler sind vielleicht das Ergebnis von Laxismus im Personalmanagement.

Aber ich halte es persönlich für wichtig, diesen Ärger loszulassen, um diese blöde Geschichte endlich verdauen zu können!

Mach´s gut und guten Rustsch ins neue Jahr!

LGMilla
sonrisa

Beitrag von sonrisa »

Hallo,

ich würrde mir ein pers. Gespräch sehr gut überlegen... med. Personal ist drauf geschult, dass sie keine "Schuld" zugestehen... Wut rauslassen ist besser in einem Brief (z.B. an KH-Verwaltung), da musst Du Dir die Antwort nciht live anhören...

Sie spielen Dir alles zurück, was Du sagst...

Ich habe damit keine guten Erfahrungen gemacht, obwohl sowohl Ärztin und Hebamme sehr nette Menschen waren...

LG S. (derzeit übringes ohne PC, daher etwas abwesend...)
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo,

was erwartest Du Dir von einem solchen Gespräch?
Wahrscheinlich wird keiner im Krankenhaus zugeben, dass etwas nicht gut gelaufen ist, also wenn Du erwartest, dass Du verstanden wirst, dann komm´ lieber hierher ins Forum, hier findest Du Verständnis, denn Du bist nicht allein damit, dass bei der Geburt etwas nicht so gut ablief....
Vielleicht ist es besser, Du findest Dich damit ab, dass man manchmal gerade da wo der Sch.... passiert, kein Verständnis findet, ich meine hinterher!

Alles Gute

Ava
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen,

vielen Dank für Eure Meinungen. Ich finde es schon sehr traurig, wie viele von Euch ein besch.... Geburtsterlebnis hatten. Wenn doch nur die Betreuung in den Kliniken manchmal besser wäre - das würde vielen eine Menge ersparen und man könnte später mit einem guten Gefühl auf die Geburt zurückblicken.

Deine Frage, Ava, was ich mir davon versprechen ist durchaus berechtigt. Habe mal darüber nachgedacht und eigentlich erwarte ich kein Verständnis oder eine Entschuldigung. Ich will einfach meinem Ärger an der richtigen Stelle Luft machen und ihn dann auch dortlassen. Das ist eigentlich alles.
Ich weiß noch nicht, ob ich das machen werde. Ich halte Euch aber auf dem Laufenden.

Herzliche Grüße
Nora
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