Hört es jemals komplett auf?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sabine:-)

Hört es jemals komplett auf?

Beitrag von Sabine:-) »

Ich weiß, dass es mir wahrscheinlich schon viel, viel besser geht als manchen hier. Hatte PPD nach der Geburt meines Kindes im April 2005, ist durch Medikamente (Mirtazapin ratiopharm 30 mg) viel, viel besser. Aber: Ich hatte so sehr gehofft, dass es irgendwann komplett verschwunden und alles wieder wie früher ist! Keine schlechten Tage, keine Down-Stimmungen, keine Aggressionen, kein Überforderungsgefühl mehr... Habe irgendwo gelesen, die PPD heile "folgenlos" aus. Das ist bei mir leider immer noch nicht der Fall. Wann nur tritt das endlich ein? Habt Ihr Erfahrungen?
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Sabine,

ich kann Dich gut verstehen, daß du so schnell wie möglich gesund sein willst. Das wollen wir alle. Nur Du mußt auch etwas Geduld haben. Eine PPD braucht Zeit um auszuheilen. Du schreibst, daß Du seit April 2005 darunter leidest. Das ist zwar für Dich schon sehr lange, aber es ist keine unübliche Dauer, bei der immer wieder Schwankungen auftreten. Gib Dir selbst genug Zeit zum gesundwerden. Eine PPD heilt fast immer völlig aus. Bei einem schneller beim anderen dauert es etwas länger. Das läßt sich leider nicht anders sagen. Aber wichtig ist doch die Gewissheit, daß man auf jeden Fall wieder gesund wird.
Vielleicht ist da Deine Erwartung einfach zu groß. Möglicherweise wirst Du auch nicht mehr wie früher sein. Was ja nicht unbedingt nachteilig sein muß. Ich leide seit Mai 2005 an einer PPD und nehme seit 7 Monaten ein AD. Es geht mir seit ca. 4 Monaten wieder richtig gut. Aber ich kann sagen, daß ich nicht mehr die bin,die ich vor der Erkrankung war. Und das finde ich prima. Ich habe mich verändert und einiges mache ich heute anders.

Sei nicht so streng mit Dir und laß Dir Zeit - Schwankungen gehören dazu. Das bedeutet aber nicht, daß die PPD nicht weg geht. s braucht Zeit - und die mußt Du Dir auch geben.

LG,
Nora
susi69

Beitrag von susi69 »

@ Nora @

Hallo,

sag mal wie meinst Du das, wenn Du schreibst, daß Du nicht mehr die Alte bist, die Du früher einmal warst? Inwiefern hast Du Dich verändert? Hat sich Dein Charakter geändert? Also z.B. Du bist flippig und etwas frech (im positiven Sinne) gewesen und bist jetzt eher die konservative und ruhige Person? Kann man das so verstehen?

Ich frage mich nämlich auch, wo das bei mir hingehen soll? In den wenigen guten Phasen bin ich ein Stück wieder die alte, halt etwas flippig, witzig, necke gern und albere sehr gern herum, die Lebensfreude pur. Das gefällt mir und paßt zu mir. Der andere Zustand, der halt jetzt mehr präsent ist, ist Mist. So bin ich nicht. Ruhig, nachdenklich, behäbig.....

Hast Du jetzt verstanden was mein geschriebenes Wirrwarr bedeutet?

Liebe Grüße
Susi
valentina

Beitrag von valentina »

Hallo Sabine
Das habe ich mich auch schon oft gefragt, wird es wieder mal so wie es vor der PPD war. Ich denke mir diese Unbeschwertheit werde ich nie mehr ganz haben. Es gibt Zeiten, da kann ich jetzt schon fast vergessen, dass es eine so schlimme Zeit in meinem Leben gegeben hat. Aber es gibt so viele Dinge, die mich daran erinnern. Und wenn ich mal einen schlechten Tag habe, kommt gleich die Angst wieder hoch......bitte nicht wieder alles von vorne. Aber das passiert bestimmt nicht mehr, da wir ja jetzt wissen womit wir es zu tun haben, und wie wir damit umgehen müssen. Ich glaube, diese Krankheit prägt einen. Aber wahrscheinlich nimmt man auch gutes mit. Zum Beispiel mehr Verständnis für andere, oder nicht mehr alles Gute als selbstverständlich anzusehen.
Ich bemerke bei mir auch immer eine grosse Dankbarkeit, dass es mir jetzt wieder verglichen mit meiner akkuten Phase so gut geht. Ich dachte damals wirklich mein Leben sei vorbei und ich vegetiere für den Rest meines Lebens in irgend einer geschlossenen Anstalt vor mich hin.
Ich bin so froh, dass mein Leben doch noch weiter geht, mit Höhen und leider halt auch mit Tiefen. Liebe Grüsse Valentina
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hallo!

Also, ich denke, dass man nach so einer Lebesphase doch anders ist.

Bei mir ist das Ganze doch positiv, da ich jetzt alles anders betrachte und genieße... Früher war ich doch zufrieden aber ich genoß alles nicht so bewußt wie jetzt (wenn es mir gut geht). Früher hatte ich oft Langeweile oder war wegen Kleinigkeiten genervt. Jetzt betrachte ich Vieles nicht mehr als selbstverständlich.
Was mich als Wesen betrifft, ich versuche Sachen zu machen, die mir gut tun und Spaß machen... Natürlich ist nicht alles ok in meinem Leben... aber ich kann leider nicht alles haben oder ändern, wie ich es mir wünsche, dafür braucht man das liebe Geld...
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Sabine!

Mein kleiner Sohn kam auch im April auf die Welt und ziemlich gleich danach bin ich an der PPD erkrankt. Eigentlich sind die vergangenen 8 Monate mit der Krankheit noch eine verhältniss mässig kurze Zeit um wieder vollständig gesund zu sein.

Auch bin noch nicht ganz gesund, aber doch schon ganz nahe dran. Das heißt aber nicht, dass ich keine schlechten Tage habe, auch ich fühle mich manchmal überfordert und habe noch hin und wieder Angst.

Sei nicht so streng mit dir, sondern gib dir wirklich Zeit. Sehne nicht den Tag herbei, an dem du gesund bist, sondern freue dich über jeden einzelnen Tag, der schön war. Versuch die schlechten Tage anzunehmen - sie gehören zur PPD, aber auch zum Leben. Und halte dir immer wieder vor Augen, was du schon für Fortschritte gemacht hast, nicht dass du noch nicht ganz gesund bist.

Nicht verzagen, hab Geduld mit dir!!!

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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