Immer wieder das Thema Stillen...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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creme_brulee

Immer wieder das Thema Stillen...

Beitrag von creme_brulee »

Oh Mann, jetzt war solange Ruhe in mir. Der Mini gedeiht, ist gesund und wieselflink, und heute Morgen hat mich die Trauer übers Nichtstillen wieder mit aller Macht erwischt. Ich habe alle Arztberichte gelesen, alle Gespräche Revue passieren lassen - und bin so wütend auf mich, weil ich vor lauter Angst um mein Kind wider besseres Wissen in seinen ersten beiden Lebenstagen, an denen es draußen 38 Grad und er 37,6 (NEIN, NICHT MEHR!) hatte, drei Glukosefläschchen zugelassen habe, vor dem Milcheinschuss.
Ich kanns mir nicht verzeihen. Ich weiß ja nicht einmal, ob das die Ursache war, eine Saugverwirrung hat der Zwerg bis heute nicht, aber ob nicht schlicht die Produktion zu wenig angeregt worden ist...

Ich bin so traurig. Und so beschämt. Und so wütend auf mich.
Ich habe bisher mit dem Therapeuten nicht darüber gesprochen, weils tatsächlich in den letzten beiden Monaten kein Thema mehr war.

Aber ich wäre so gern eine richtig gute Mutter gewesen.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Du bist eine richtige Mama - was soll denn dieser Satz, Süße?????

Aber ich weiß schon, du leidest einfach sehr und daher wäre das wohl wirklich jetzt Thema in deiner Therapie.

Schau, das alles ist Ansichtssache. ICH hätte mich als "schlechte Mutter" gesehen, wenn ich meinem Kind diese 3 Fläschchen wie von dir beschrieben, NICHT gegeben hätte, verstehst du????

Aber eines ist sicher: Stillen oder nicht stillen hat niemals etwas mit guter oder schlechter Mutter zu tun!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das solltest du schnell aus deinem Kopf bekommen. Besprich dich mit deinem Therapeuten, damit ihr diesen "Knopf" lösen könnt!

Alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo CB,

ich weiß ganz genau, was Du meinst. Ich habe immer wieder tage- und wochenlang damit gehadert, wie bei mir die Geburt gelaufen ist und ich war neidisch auf alle Schwangeren, die ich gesehen habe, weil die es ja "ach so toll" haben. So etwas, von dem man objektiv weiß, daß es nicht die Bedeutung hat, die man ihr beimißt, ist echt quälend.

Erst recht, wenn man sich dann -so wie Du- noch dafür verurteilt.
Ich kann mich dem nur anschließen, daß es das wirklich wert ist, das in der Therapie nochmal anzusprechen.
Versuch doch bis dahin einfach alles zuzulassen, was Dir so an Gedanken zum Stillen u.s.w. in den Kopf kommt.
Wir können Dir hier nämlich noch hundertmal sagen, daß das nicht schlimm ist, daß Du nicht stillst, Du mußt es Dir selber glauben und das tusut Du noch nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es dann leichter ist, zu sagen: So und so sehe ich das im Moment noch und es tut alles noch so verdammt weh deswegen, aber es wird besser, ich kämpfe nicht dagegen.

Ich hoffe, daß diese Gedanken, vielleicht mit Hilfe der Therapie bald vergehen,

viele Grüße von Leuchtkäfer
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo du

du bist keine schlechtere Mutter weil du nicht gestillt hast oder es durch die Umstände einfach nicht geklappt hat.

Soll ich dir mal was sagen?

Ich habe beide meiner Töchter gestillt und heute würde ich das nie nie mehr machen.
Ich war unglücklich weil es einfach nicht recht funktionierte, weder bei der Grossen noch bei der Kleinen. Und weil ich mich dabei nicht wohl gefühlt habe.
Natürlich ist die Nähe schön die man zum Baby in dem Moment hat, aber man kann auch anders Nähe geniessen.

Bei beiden wurde ich von Hebammen und "Freundinnen" zum Stillen gedrängt und überredet und ich selbst wollte es einfach nicht. Nur habe ich mich nicht getraut, es durchzusetzen, weil ich Angst hatte, als Rabenmutter abgestempelt zu werden.

Ich verstehe dich trotzdem, dass du enttäuscht bist, aber Stillen ist auch nicht immer nur schön. Vielleicht kannst du es mal von dieser Seite aus sehen.

Süsse, DU bist eine tolle Mama. Das weiss ich, auch, wenn ich dich gar nicht kenne.

Lg
scara
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo CB,

es gibt vermutlich nicht viele Frauen hier, die Erfahrungen mit den Glukosefläschchen haben, deshalb melde ich mich mal dazu.
Ich habe für meinen Sohn auch so ein Fläschchen in den ersten Tagen "erbeten". Ich weiß nicht mehr warum, ich glaube, er hatte noch Hunger, aber meine Brüste waren noch total leer. Irgendwie soetwas war es.
Hinterher kam trotzdem der Milcheinschuß.
Ich möchte dir nur sagen, das ich nicht glaube, das es mit diesen 3 Fläschchen zu tun hat.
Manche Frauen produzieren so viel Milch, das sie ständig mit Brustentzündungen zu tun haben, andere so wenig, das sie um jeden Tropfen kämpfen müssen. Manche möchten stillen und können nicht, manche wollen gar nicht und werden dazu irgendwie gedrängt, wieder andere entscheiden sich direkt für Flaschennahrung.
Menschen sind einfach verschieden! Und jeder Körper reagiert anders!
Du konntest es nicht beeinflussen und du hast auch nichts falsch gemacht.

Versuche einfach diese Tatsache zu akzeptieren. Es lag nicht in deiner Macht es zu ändern. Die Zeit wird dir dabei helfen, aber spreche es ruhig nochmal in der Therapie an, wenn es dich nicht losläßt.

Liebe Grüße,
Feebie
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Ach ja, da fällt mir auch noch was ein wegen den Glucose-Flaschen. Beide Kinder haben bei mir auch welche bekommen, weil die Brüste noch leer waren und sie beide Hunger hatten. Und trotzdem hab ich danach noch ganz normal stillen können.
Denke auch nicht das es irgendwas mit den Flaschen zu tun hat.

Lg
scara
creme_brulee

Beitrag von creme_brulee »

Schade. ;)

Erstmal: Danke.

Ich geb zu, ich hab für "außen" eine vielleicht nicht so "saubere", aber für mich erst einmal erträgliche Strategie gefunden - auch wenn bisher nie jemand gefragt oder gar gemeckert hat, sollte das noch kommen, dann musste ich halt medikamentenbedingt temporär abstillen.

scara,
manchmal kann ich mir im Moment vorstellen, dass es nicht immer nur schön gewesen wäre - und wenn ich mich dabei ertappe und/oder dabei, dass ich es jetzt erst einmal ganz normal und damit, weil ich ja meinen Schlumpf dabei im Arm halte, auch schön finde, wenn ich ihn füttere, dann bin ich wieder wütend auf mich, weil ich sowas Wichtiges plötzlich nicht mehr wichtig nehme...
Manchmal denke ich halt noch an die Albträume der ersten Zeit, nachdem klar war, dass Stillen nicht geht - "Lageraufseher" haben mein Kind verhungern lassen, ich war im Traum schuld, dass es nicht überleben konnte, und gestern hatte ich kurz wieder so einen Anflug, als würde ich ihn nicht mit PRE, sondern mit "Rattengift" der Nestlé-Mafia vollstopfen...
Einerseits bin ich heilfroh, wenn er dann in einigen Monaten normal isst, andererseits ist dann wieder ein Babyschritt vorbei...

Schwierig, dieses Mamasein, ey. :)
mici

Beitrag von mici »

Ich geb zu, ich hab für "außen" eine vielleicht nicht so "saubere", aber für mich erst einmal erträgliche Strategie gefunden - auch wenn bisher nie jemand gefragt oder gar gemeckert hat, sollte das noch kommen, dann musste ich halt medikamentenbedingt temporär abstillen.
Das hab ich nicht verstanden?! Was meinst Du mit dieser Strategie?!

Meine Tochter hat auch an den ersten Lebenstagen so Glukosefläschen bekommen, weil sie auch erhöhte Temperatur hatte und ich noch keine Milch etc. Ich habe immer mittelmäßig gerne gestillt, im Prinzip aus Pflichtgefühl. Im KH hat es mir keiner so richtig gezeigt, geklappt hat es dann irgendwann trotzdem, aber nur froh darüber war ich auch nicht, weil ich schließlich fortan alleine dafür zuständig war, das Kind zu versorgen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Glukosefläschchen gar nichts mit dem Stillen / nicht Stillen zu tun haben.

Eine Sache, die ich inzwischen halbwegs akzeptiert habe, ist, dass es mit Kindern IMMER alles anders kommt, als man es sich so vorstellt. Als ich aufgrund der ganzen Tabs. die ich nehmen musst, nach dem vierten Monat von heute auf morgen aufhören musste zu stillen, da dachte ich, dass ich der Kleinen gleich Breie etc vom Löffel anbieten kann, damit wir das Milchfläschchen umgehen. Und was ist: Unsere Tochter bekommt heute (mit gut zwei Jahren) teilweise noch Brei aus der Flasche, obwohl wir gerade das nicht wollten! Es bleibt uns irgendwie nichts anderes übrig, als darauf gefasst zu sein, dass unsere "Pläne", die wir mit den Kindern vorhaben, nicht aufgehen werden... Das erfordert uns innerlich unheimlich viel Flexibilität ab, wie ich finde und kann einem manchmal an den Rand der Verzweifelung bringen. Nicht nur, weil die eigenen Pläne nicht erfüllt werden, sondern weil diese auch noch durch die Pläne der Kinder durchkreuzt werden, puh... die kleine Biester...

Gruß, MICI
creme_brulee

Beitrag von creme_brulee »

Mici,

ich vermeide Gruppen mit Frauen aus meinem Geburtsvorbereitungskurs oder generell so "Akademikergruppen" mit dem Mini vorwiegend wegen des Nichtstillens. Ich schäme mich, ich komme mir "defekt" vor, ich hasse meinen Körper so sehr wie seit magersüchtiger Pubertät nicht mehr. Und wenn's die Fläschchen gewesen wären, müsste ich mich nicht ganz so schämen und hassen, sondern dürfte wütend sein.
Gutemine
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Beitrag von Gutemine »

-
Zuletzt geändert von Gutemine am 01:09:2019 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
Topas

Beitrag von Topas »

können Akademikerinnen besser stillen Wink nee, ich weiß schon, was Du meinst -
:lol: ja, ich weiß auch genau was Du meinst.... :D
Aber dieser "Mutter-Typus" macht es sich auf der anderen Seite auch gerne selber schwer weil alles so perfekt sein muss,
also lass Dich mal nicht irre machen!
:wink:
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Auf der oberflächlichen Ebene kann ich Dir Bio-Milchpulver von Holle sehr empfehlen, alles gegen die Alete-Mafia. 8)

'Untendrunter' will ich Dir sagen, dass es diese Mütter da draußen, bei denen alles klappt nicht wirklich gibt. Sie sind das innere Bild, das jede mit sich rumschleppt.
Bei Dir sind es die, die stillen können, weil Du es nicht tust.
Ich habe auch gestillt, und bin eine Akademikerin, :wink: aber im Leben würd ich mir nicht rausnehmen irgendwas negatives über Dich zu denken.
Mach Du es Dir nicht so schwer. Verabschiede Dich von dem Bild. Dann kannste vielleicht auch mehr das Sein annehmen.

Ich wünsche es Dir.

Grüße
Astrid

Beitrag von Astrid »

Liebe CB,

auch ich bin eine von diesen Akademikerinnen :-) . Habe voll gestillt, und es war nicht die Erfüllung. Von rissigen, blutenden Brustwarzen, schlafen mit Handtuch, weil ich immer ausgelaufen bin, über Milchstau und aufwachen mit Schüttelfrost und über 40 Fieber... . Außerdem war mein Sohn ein Schreikind und hat sich nach dem Trinken vor Schmerz immer aufgebäumt und weggebogen. Ich hatte immer das Gefühl ihm zu schaden und unsere Bindung war dadurch schwer gestört. Die Aussagen wie "wird der überhaupt satt" oder "das trinkt er von dir ab" oder "hast du was falsches gegessen" von lieben Verwandten haben das auch nicht erleichtert. Ich weiss nicht, warum ich das überhaupt durchgezogen habe??? Im Nachhineien völlig bescheuert.
Es tut mir leid für dich, dass Du nicht die Wahl hattest, ob du stillst oder nicht. Es hat eben nicht geklappt. Bei mir hat es geklappt, und ich war nicht stark genug zu erkennen, dass es nicht gut für mich war.
Ich bin jetzt wieder schwanger und habe für mich jetzt schon klar gemacht, dass ich bei diesem Kind nicht stillen möchte. Ich möchte es lieb haben können, aber das ist nicht vom stillen abhängig.

Mach dich nicht fertig wegen des Stillens. Dein Kind wächst und gedeiht, alleine das ist wichtig.

Alles Liebe von Astrid
mici

Beitrag von mici »

Übrigens, was ich noch sagen wollte: Es gibt unter Umständen die Möglichkeit, dass Du das Stillen noch aufnimmst. Der Milchfluss müsste angeregt werden, z.B. indem Dein Mann das Fläschchen gibt und Du mit der Pumpe daneben sitzt und das Kind anschaust. Dann Milchbildungstee trinken und warme Wickel etc.

Wenn Dich das Nichtstillen nicht loslässt und Du Dich mit Deinem Körper so unwohl, wie seit (Deiner??) magersüchtigen Pubertät fühlst, dann könnte es vielleicht auch um eine grundsätzliche Bearbeitung Deines Körpergefühls gehen in der Therapie?! Da scheint es mir einen Zusammenhang zu geben. Wie abgemagert warst Du denn? Hatte mal ähnliche Schwierigkeiten (1,65 = 38 kg).


Eine Frage noch: Was macht für Dich eigentlich eine gute Mutter aus? Außer stillen, meine ich?!
Lotesse

Beitrag von Lotesse »

mici hat Recht. Wenn Du echt stillen willst, dann kannst Du auch jetzt noch damit anfangen. Du kannst auch versuchen, Deinen Kleinen immer wieder anzulegen, das regt auch die Hormone an.

Definiere Dich nicht über das Stillen! Das ist doch nur ein kleiner Teil, der irgendwann in Vergessenheit gerät.

Alles Gute,
Lotesse
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