Depressionen wirklich heilbar?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
kadisha

Depressionen wirklich heilbar?

Beitrag von kadisha »

hallo meine lieben..

da es mir wieder schlecht geht frage ich mich ob depressionen/ppd wirklich heilbar sind??

hier sind ja viele, die schon jahre krank sind und immer wieder rückfälle erleiden obwohl es ihnen schon wieder richtig gut ging.
sind hier auch frauen, die wieder gesund sind. bzw schon lange keine rückfälle mehr hatten?
ich habe angst, dass ich nie richtig gesund werde. immer mit solchen rückfällen rechnen muss und auch angst, dass es wieder richtig schlimm wird.
ich kann mir nicht vorstellen GANZ gesund zu werden.

lg :cry:
vergissmeinnicht

Beitrag von vergissmeinnicht »

Das ist mal eine gute Frage meine Liebe..die ich mir auch schon oft gestellt hab...
Da bin ich mal gespannt auf die Antworten, ansonsten kann ich dich nur drücken und dir sagen dass es mir leid tut dass es dir wieder schlecht geht!
Aber es wird wieder gut, nach jeden Regen folgt Sonnenschein, versprochen !

Ich drück dich mal aus der Ferne
Liebe Grüße
VGMN
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich muss euch ehrlich sagen, dass Menschen die einmal eine depressive Epiosde durchgemacht haben, ein erhöhtes Risiko tragen, dass die Depression chronisch - oder auch "rezidivierend" verläuft. Aber es gibt auf jeden Fall auch Menschen, die nach Einnahme eines AD´ und Therapie usw. wieder gesund sind ohne all dem leben. Auch hier - wobei die anderen Fälle im Moment überwiegen. Es ist beides möglich und jede von euch hat ihre ganz eigene Geschichte und daher immer eine Chance.

Ihr wißt, zu welcher Gruppe ich gehöre: "Rezidivierende Depression" (wiederkehrender, chronischer Verlauf). Nun - ich hätte es lieber anders, aber ich kann daran - an der Grunderkrankung - nichts ändern. Die ist nunmal da, läßt sich aber mit meinem AD super toll behandeln und fühl mich großartig. Der Untschied ist: Ich muss mein AD nehmen, damit ich gesund bin, damit meine Botenstoffe stimmen da oben im Oberstübchen und ich mich auf Grund dessen total normal und gesund fühle. Daher benütze ich auch immer den Vergleich mit Bluthochdruckpatienen oder Diabetikern - nur dass Diabetiker gleich Insulin zuführen können, der Forschung es bei uns aber noch nicht gelungen ist reines Serotonin oder Noradrenalin oder Dopamin oder welcher Botenstoff auch immer, in eine Pille zu verpacken. Wenn ich daran denke, dann tröstet mich das total und ich hadere nicht mehr mit dem Schicksal.

Jeder Mensch möchte gesund sein ohne Pillen usw. - wir hier ganz besonders, das liegt auch daran dass psych. Erkrankungen und psychopharmaka immer noch so ein Stigma haben. Aber Mill. Frauen schlucken jeden Tag die Pille und denken nicht eine Sekunde über NW usw. nach. Oder Menschen die Schilddrüsenhormone brauchen - das ist auch eine Stoffwechselerkrankung - die Schilddrüse stellt zu wenig oder zuviel an Hormonen her und deshalb ist das Allgemeinebefinden oftmals ganz stark gestört. Nichts anderes passiert im Gehirn mit den Botenstoffen - es liegt ein Ungleichgewicht vor, dass zu all den Symptomen eine PPD oder auch anderen Formen von Depressionen führen. Wenn man weiß, dass ein AD genau dieses Ungleichgewicht wieder herstellt - also die Botenstoffe "festhält" dass nicht zu schnell verstoffwechselt werden, fällt es mir persönlich sehr leicht, damit zu leben. Ich kann nichts dafür, dass die Natur bei mir diesen "Fehler" gemacht hat. Ein Typ I Diabetiker kann auch nichts dafür, dass seine Bauchspeicheldrüse kein Inuslin mehr herstellt. Und ein normalgewichtiger, sich gesund ernährender Mensch wie meine Mama kann auch nichts dafür, dass sich ihr Blutdruck einfach nicht von alleine regelt. Das ist gemein, natürlich - bei Mill. anderen Menschen funktionert das wie am schnürchen - bei uns nicht. Aber wir können ganz viel dafür tun, dass wir mit diesem "Handycap" trotzdem super leben können.

Ihr habt noch alle Chancen offen - bei mir sind sie schon gesunken, denn nach jedem Rückfall wird die Chance kleiner, je ohne AD auszukommen. So ist es nunmal. Bei mir liegt wahrscheinlich wirklich dieser unreparierbare "Schaden" vor, aber meine Lieben - es gibt viel schlimmeres auf der Welt. Und die einzige bin ich sowieso nicht! :wink: Es ist wie bei Menschen denen ein Bein fehlt oder ein Arm, oder sonst eine chronische Krankehit haben: sie haben ihr Leben lang dieses Handycap, aber wie toll leben diese Menschen oft!!!! Und wie bewußt - einfach bewundernswert. Und das tu ich auch - sehr sogar!

Schaut nicht so arg in die Zukunft, bleibt mehr im "Hier und Jetzt". Nutzt alle Möglichkeiten, stabil und gesund zu werden. Das ist ganz wichtig. Ihr müßt stabil werden, dann das AD ausreichend lange nehmen, Therapie usw. - alles was euch gut tut. Und dann kommt mal das Reduzieren usw. usw..... es stehen euch alle Möglichkeiten noch offen. Konzentriert euch auf das STABIL WERDEN!!

Gerade du Kadisha - da hakts ja im Moment doch etwas. Wieviel mg AD nimmst du gerade? Vielleicht wäre eine Erhöhung ratsam?

Und du Vergissmeinicht bist im Moment eh auf dem richtigen Weg.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Gutemine
Beiträge: 96
Registriert: 10:04:2010 20:15

Beitrag von Gutemine »

-
Zuletzt geändert von Gutemine am 01:09:2019 20:01, insgesamt 1-mal geändert.
kadisha

Beitrag von kadisha »

hallo ihr lieben!

ich freue mich über eure beiträge.
sie lassen mich das aus einem andren blickwinkel sehen.

ich sehe es momentan wohl nur so schwarz, weil ich im tief bin.

habe heute auch mit meiner mama drüber geredet, dass es mir wieder schlechter geht. und auch über eure meinungen.
ich hatte ja schon mal so ein tief und da haben viele von euch geschrieben, warum ich nicht mal eine erhöhung ausprobiere, da das cipralex mir sonst ja so gut hilft.
habe aber immer angst davor gehabt.
habe nun beschlossen heute auf 15 zu erhöhen und werde auch am donnerstag bei meiner ärztin anrufen und sie danach fragen was sie davon hält. denke nicht, dass sie was dagegen hat, da es ja nur eine minidosis ist, die ich zur zeit nehme. deshalb fang ich schon heute mit der erhöhung an. ich will keinen tag verschwenden.

viele liebe grüsse an euch alle!
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Liebe Kadisha,

ich finde die Erhöhung super prima!!! Und ich bin ganz sicher, dass deine Ärztin das auch so sieht. Du bist eine sehr verwantworungsvolle Frau und Mama und weißt du zur helfen - mit der Erhöhung!!!! Ich nehme ja auch Cipralex und von daher bin ich mir sicher, dass du bald merken wirst, dass es dir viel, viel besser gehen wird. Und solltest du dann noch merken, es könnte doch besser sein - scheu dich nicht auch auf 20 mg zu gehen. Denn die Voraussetzung für ein Reduzieren und evlt. ganz Absetzen irgendwann ist, dass du STABIL wirst und das wirst du aber nur mit DER ENTSPRECHEND RICHTIGEN DOSIS. Viele wollen nicht raufdosieren mit dem Argument - "dann brauch ich ja so lange um wieder zu reduzieren" - nur dass sie genau wegen dem NICHT HOCHGEHEN gar nie stabil werden und daher nie erfolgreich reduzieren können, wird oftmals schlicht ignoriert. Es ist super, dass du diesen Fehler nicht machst!!!!

Ich habe damals zu meiner schlechtesten Zeit sogar 30 mg Cipralex genommen, ich glaube das weißt du eh. Aber so wurde ich erst richtig stabil und konnte später reduzieren und absetzen. O.k. - ich hab wieder eine depressive Episode erlitten, ABER: Es reichen jetzt 10 mg aus - das werte ich als ganz großen Erfolg, weil ich ja auch Therapie gemacht habe. Und so kann das bei dir auch sein: Dosiere hoch, bis du wirklich das Gefühl hast - das ist es jetzt!!!! Dann bleib dabei mind 1/2 Jahr besser noch ein Jahr (empfiehlt die WHO) ich bin sogar 2,5 Jahre bei dier hohen Dosis geblieben um ja nichts zu reskieren. Es hat sich gelohnt - auch wenn ich jetzt wieder 10 mg nehme. Aber mein Arzt sieht das eigentlich als keinen Rückfall, sondern als eine neue depressive Episode - ähnlich wie bei Nora durch Stress mitverursacht und evlt. durch das Magenmedikament Pantoprazol - aber das ist eine andere Geschichte. :wink:

Du kannst super stolz auf dich sein, du hast absolut richrtig gehandelt. Sagst du uns dann, was deine Ärztin gemeint hat?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kadisha

Beitrag von kadisha »

hallo marika!

danke dir total für deine antwort!!
das baut mich wirklich auf und bestärkt mich in meiner entscheidung!
vielen, vielen dank meine liebe!

habe mir auch schon gedacht, dass ich doch so niemals einen versuch des ausschleichen werde starten können!
du hast so recht. ich muss erstmal stabil werden um irgendwann versuchen zu können das ad abzusetzen.

mich stört auch eigentlich garnicht, dass ich ein ad nehme. mich stören nur die nebenwirkungen, die gewichtszunahme und libidoverlust, wobei zweiteres mich momentan sowieso nicht stört, da mein mann in der jva ist.

ich will mich nur gut fühlen. ob mit ad oder ohne ist mir momentan total egal und ich merke ja schon lange, dass die dosis nicht reicht.

gestern abend ging es mir besser als die tage davor. das kann aber auch an meiner hoffnung auf besserung liegen.

heute habe ich kopfweh. mir eingefallen, dass ich damals beim beginn mit dem cipralex auch kopfweh hatte. also ist es doch schon gut. das cipralex findet seinen weg und beginnt zu wirken.

MARIKA. ich danke dir nochmal vom ganzen herzen. du findest wirklich die richtigen worte um jemanden auf zu bauen!
ich drücke dich !
lg
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo,

ich freue mich, dass ich dir ein bissl helfen konnte. Und das Kopfweh ist so gesehen tatsächlich ein gutes Zeichen - auch ich hatte immer Kopfweh beim erhöhen und auch im Sommer, als ich wieder angefangen habe. Nach 3-4 Tagen waren die dann weg.

Du hast tatsächlich allen Grund, dir Hoffnungen auf Besserung bis sogar zur Stabilität zu machen!!!! :D Du hast das absolut richtige getan und in 2 Wochen bin ich mir sehr sehr sicher wirst du hier ganz viel positives posten!!!!! :D

Wegen dem Gewicht hab ich eh noch unter "Medikamente" was geschrieben!

Ein schönes Wochenende!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kadisha

Beitrag von kadisha »

danke meine liebe!

habe grade wirklich irgendwie so ein kleines bisschen licht am ende des tunnels.
ich hoffe es so sehr.

werde noch berichten was meine ärztin gesagt hat. aber wie gesagt. denke nicht, dass sie was negatives sagt.

lg
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo kadisha,

ich will Dir auch ganz viel Mut machen. Ich habe ja im September 2009 auf 15 mg hochdosiert, als ich in der KLinik war. Um Weihnachten rum meinte meine Psychiaterin dann, daß ich noch zu viele Schwankungen hätte und wir sind auf 20 mg gegangen. Das hat mir richtig gut getan, das war "meine" Dosis.
Bei Reduzieren habe ich die ersten beiden Schritte gar nicht gemerkt. Zu Schaffen haben mir die Reduzierung von 10 auf 5mg und das komplette Absetzen gemacht.
Das ist wohl häufiger so, daß die letzten Schritte mehr Probleme bereiten, dann ist also egal von welcher Dosis Du kommst.

Ich glaube auch, daß es Dir mit der höheren Dosis besser gehen wird. Erinner Dich doch mal daran, wie gut es wurde, als Du überhaupt mit dem Cipralex angefangen hast. Und bleib ja bei dem Cipralex, lass DIch nicht zu Citalopram bequatschen.

Grüße von Leuchtkäfer
Neue Mami

Beitrag von Neue Mami »

Liebe Kadisha,

Die gleiche Frage hab ich mir auch schon oft gestellt..
Lies mal hier, das wird dir sicherlich helfen etwas positiver zu denken, denn eine PPD ist bei richtiger Behandlung heilbar!!!

KLIK:
http://www.schatten-und-licht.de/forum2 ... highlight=

Man darf sich nur nicht zu viel damit beschäftigen und man sollte viele schöne Dinge die einem Spass machen unternehmen und sich ablenken, ich hatte sogar schon so gute Tage, dass ich mein AD fast vergessen habe!!!! Und das bedeutet wirklich was!! Ich glaube fest daran irgendwann wirklich ganz gesund zu werden, das haben schon ganz viele geschafft, nur nicht den Mut verlieren! Du schaffst das auch.

Du solltest in diesem Forum auch nicht zu viel negatives lesen, bei mir verursacht das immer viele schlechte Tage, das will ich mir nicht mehr antun. Dieses Forum ist toll und hilfreich, vor allem in der akuten Phase, aber um richtig stabil zu werden darfst du dich nicht viel zu sehr mit deiner Erkrankung beschäftigen, das ist das A und O bei psychischen Erkrankungen, denn je mehr du dich damit beschäftigst desto schlechter gehts dir!!! Bei mir ist es zumindest so..

Wünsch dir alles erdenklich Gute, du schaffst das!!!!! Ganz bestimmt!!!!! :wink:
Antworten