Wieder daheim!

Infos, Tipps und Erfahrungen mit Mutter-Kind Einrichtungen

Moderator: Moderatoren

Antworten
sapsap

Wieder daheim!

Beitrag von sapsap »

Hallo ihr Lieben,

Oskar und ich sind seit nun einer Woche und zwei Tagen wieder daheim.
Die 9 Wochen in der Klinik waren wirklich unheimlich anstrengend, es gab viele auf's und ab's. Die letzten zwei Wochen in der Klinik habe ich mich gut stabilisiert, fühlte mich wieder unbeschwerter im Umgang mit Oskar und die ZG waren erträglicher. Also freute ich mich richtig auf daheim. Drei Wochen vorher war das noch völlig undenkbar.
Die ersten Tage zuhause war auch alles soweit in Ordnung. Nicht perfekt, aber ok. Es gab viel zu tun und leider ist mein Partner, der eigentlich ein toller Kerl ist, einer, der mich unheimlich stressen kann mit seiner Zeitplanung und seinem Ich sei zu langsam.
Mittwoch gings dann tatsächlich und leider wieder zusehends bergab. Die Zwangsgedanken häuften sich wieder an. Auch total meinem Hund gegenüber, den ich ja wochenlang nicht gesehen habe. Meinem Kind gegenüber sowieso. Ständig der Gedanke, ich könne beiden mit Schuhen und mit Wucht gegen den Kopf treten, absichtlich.
Ich mache brav meine Meditationsübungen , um mich auf Gefühle einlassen und sie akzeptieren zu können. Leider gelingt mir das kaum bis gar nicht im Moment. Ich bin extrem angespannt, wütend, todtraurif und gestresst. Wütend und traurig, weil dieses Tief nach einer guten Zeit extremst wehtut.
Ich hab ernsthaft keine Ahnung, wie ich diese Gefühle jemals akzeptieren soll. Das Ganze läuft so automatisch ab. In ca. 4-5 Wochen beginnt nochmal eine tagesklinische Behandlung für 5 Wochen. Mein Psychoterapeut und mein Psychiater sind leider bis Anfang August im Urlaub. Immerhin ist mein Partner gerade urlaubsbedingt zuhause. Wie soll das nur werden, wenn der wieder arbeiten geht? Wäre er nicht da, wäre es glaube ich wieder genauso schlimm.
Ich hab einfach mega Angst, doch durchzudrehen oder dass ich in die Psychiatrie hier in der Gegend muss. Die soll ganz schlimm sein.
Oder dass ich nicht gesund werde. Medikamentös ist auch noch nichts wirklich gefunden worden. So wurde ich auf Sertralin 100 und Quetiapin 12,5 eingestellt - nachdem Cipralex und Venlafaxin unzureichend wirkten - und nun ist mein EKG auffällig. Sprich Dosishalbierung der beiden Medis etc. Ich frage mich manchmal, was der ganze Mist soll. Nichtmal ein Medikament ist mir gegönnt. Dieses neue Tief, diese erneute Unsicherheit verzweifeln mich im Moment total. Ich bin emotional wieder distanzierter allen gegenüber etc.
Heute im Garten spielte der Kleine mit Wäscheklammern und ich wollte ihm eine an sein Zehchen klipöen. Testete vorher an meinem Finger obs wehtut. Ich fand nicht, zögerte dann aber total und fragte mich direkt, warum ich diesen Impuls nun habe, ob ich ihm wehtun will, ob das der Anfang von etwas Schlimmem sein und so weiter.

Es ist echt einfach nur mies.
Nelli
power user
Beiträge: 291
Registriert: 20:06:2018 1:55

Re: Wieder daheim!

Beitrag von Nelli »

Hallo!

Es tut mir sehr leid, dass Du ein Tief hast. Ich denke, es ist generell schwierig, sich wieder
zuhause zurechtzufinden. Hast Du Dich in der Klinik allein um Dein Kind gekümmert oder hattest Du Unterstützung?
Ich habe zwangsläufig direkt nach der Geburt Unterstützung durch eine Tagesmutter bekommen,
so dass ich Zeit habe, mich zu regenerieren, Termine wahrzunehmen etcetera. Ich wäre nicht in der Lage gewesen,
mich ganztags um mein Töchterchen zu kümmern. Von daher ist es eine großartige Leistung, dass Du das
machst. Aber vielleicht gäbe es diese Möglichkeit auch für Dich, und wenn es nur zwei Stunden täglich wäre.
Natürlich hat man ein schlechtes Gewissen, aber mein KInd ist derart entspannt, fröhlich und mir zugetan,
dass diese Schuldgefühle eigentlich fehl am Platze sind, im Gegenteil.
Zur Partnerschaft: Es kann auch sein, dass Dein Mann unter Stress steht und Männer reagieren da glaube ich oft mit
Ungeduld oder Kritik. Einerseits muss man ihm das zugestehen, es ist ja auch für ihn sehr schwer zur Zeit,
andererseits sollte er Dich natürlich nicht zusätzlich belasten.
Ich habe auch schwere Zwangsgedanken. Meistens kann ich inzwischen aber akzeptieren, dass sie nichts mit
meiner Persönlichkeit zu tun haben. Du bist wahrscheinlich ein äußerst gewissenhafter und einfühlsamer Mensch,
DESHALB hast Du diese Zwänge = Ängste. Du wirst Deinem Kind oder Hund nichts tun, auch wenn der Impuls so
stark zu sein scheint. Diesbezüglich hat mir eine Anmerkung von Marika hier im Forum geholfen:
Sie sagt, der vermeintliche Impuls sei eigentlich extreme Angst.
Versuche, Dir Unterstützung zu holen. Ein Kind rund um die Uhr zu betreuen, noch dazu mit einer krankheit,
ist eine große Sache und ich bin sicher, dass Du das super machst.

Viele Grüße, Nelli
sapsap

Re: Wieder daheim!

Beitrag von sapsap »

hi nelli,

vermutlich hadt du recht. ja, er ist gestresst. total.
ab dem 7.8. ist oskars krippeneingewöhnung. das ist glaube ich schonmal ganz gut. ich bin gespannt, inwieweit es hilft. und ab dann solls auch mit der tagesklinik losgehen.
heute und gestern war es so, dass ich auf und abs hatte. das ist schonmal nicht ganz negativ.
gerade eben hatte ich aber wieder gedanken und den drang, meinem hund auf den kopf zu treten und hab mich gefragt, ob ich oskar sehr liebe. manchmal geht er mir auf den keks und irgendwie tut es mir öfter mal weh, dass er ein eigenständiger mensch ist was ja eigtl. toll ist. aber ich weiss nicht wie und was er durch seine augen sieht, wie er fühlt usw. genauso beim hund. keine ahnung warum ich das hab. ich bin dann traurig und hab gleichzeitig angst.
was für gedanken hast du, wenn ich fragen darf? du sagtest ja schwere ZG. mir diagnostizierte man auch eine schwere zwangserkrankung aber ich habe immer noch sorge, dass die sich irren und ich doch ausraste. :(
Nelli
power user
Beiträge: 291
Registriert: 20:06:2018 1:55

Re: Wieder daheim!

Beitrag von Nelli »

Auch ich habe Angst, meinem Kind etwas anzutun. Heute waren die Ängste seltsamerweise recht stark, obwohl es mir gut geht.
Ich kenne Dein Misstrauen Dir selbst gegenüber nur allzugut und es ist furchtbar. Ich weiß ganz bestimmt, dass wir unseren
Lieben nichts tun werden, aber wenn die Gedanken mich arg quälen, dann stelle ich mich auch wieder in Frage.
Aber: Ich habe nun schon mit so vielen Profis darüber gesprochen und ALLE sind sich einig, dass es eine Zwangserkrankung ist,
mehr noch: Wir sind der absolute Klassiker, nämlich Mütter, die Angst haben, ihrem Kind Gewalt anzutun.
Mit Klassiker meine ich, dass das ein typisches Krankheitsbild ist.
Ich stelle mir auch dauernd Fragen, wie: Was fühlt mein Kind jetzt? Liebe ich es überhaupt? Bin ich gut genug? Weiß es, dass ich seine
Mama bin? Und als ich akut war, waren es noch tausend andere Fragen.
Ich denke, ich habe noch immer nicht ganz realisiert, dass DAS nun mein Kind ist, weil es etwas so Krasses ist: Da ist nun tatsächlich
dieser kleine Mensch und Du bist ein Leben lang nun für ihn verantwortlich und er ist verletzlich und gleichzeitig so lebenshungrig.
Ich weiß inzwischen, dass ich große Probleme mit neuen Lebensabschnitten habe, Du wirst lachen, sogar bei meinem Hund hatte ich bereits
eine Art kleine Wochenbettdepression: Ich war überfordert, habe mir gewünscht, ihn nie geholt zu haben und gleichzeitig bekam ich
psychosomatische Luftnot, weil ich mir einbildete, allergisch auf ihn zu reagieren und ihn weggeben zu müssen.
Heute ist er mein treuer Freund. Ich denke, diese ambivalenten Gefühle sind typisch in diesen Krisen.
Ich wünsche dir so sehr, dass es Dir besser geht! Du wirst nicht durchdrehen, gewiss nicht.
sapsap

Re: Wieder daheim!

Beitrag von sapsap »

hi nelli,

es beruhigt mich, nicht die einzige mit diesen "fragen" zu sein.
heute quält mich wieder ganz extrem der gedanke, ob ich mein kind liebe. und wie sich mutterliebe eigentlich anfühlt. ob ich es zu wenig zeige. ob ich es nur zeige, damit andere leute das denken und ich mir das selbst auch einreden will. und obs derverste schritt zum etwas tun ist.
ich bin emotional wirklich etwas distanzierter und hab auch momentan wenig lust auf wickeln, waschen etc. ich tus weils sein muss, bin aber zzt auch extrem dankbar wenn mein mann das tut. das beunruhigt mich..
und dann sehe ich ihn eben an und bekommecangst und werd traurig. ich fühl mich nicht mehr so verbunden mit ihm wie einst. er ist ein eigenständiger mensch.. das ist so krass. was ist das bloss?
und wie geht es dir heute?
Nelli
power user
Beiträge: 291
Registriert: 20:06:2018 1:55

Re: Wieder daheim!

Beitrag von Nelli »

Diese Fragen stelle ich mir auch oft, und auch, ob ich meine Liebesgefühle nur schauspielere.
Momentan schwächele ich wieder mehr, habe Zwangsgedanken und diffuse Ängste.
Das Schlimme ist, dass man sich nicht glaubt darauf verlassen zu können, dass es immer nochmal besser,
vor allem dauerhaft, werden könnte.
Das mit Wickeln etcetera kenne ich, aber es ist ganz wichtig, dass Du kein Vermeidungsverhalten übst,
sondern diese Dinge erst recht machst. Ich weiß, wie anstrengend und zermürbend diese Selbstgeißelung ist.
kapi

Re: Wieder daheim!

Beitrag von kapi »

Hallo Nelli,
ich habe gerade deinen Beitrag gelesen über deinen Hund. Und ganz ehrlich, ich danke dir sooo dafür.
Vor genau 9 Jahren ging es mir nämlich genauso. Wir haben damals unseren Hund angeschafft. Am ersten Tag war ich komplett überfordert und wollte ihn nur noch los werden. Jedes Mittel war mir recht. War total überfordert.
Ich stehe noch am Anfang meiner Therapie. Aber dieser kleine Text von mir hat mir wieder ein bißchen mehr die Augen geöffnet. Ich glaube, dass es mir auch so geht wie dir. Ich habe große Probleme mit neuen Lebensabschnitten. In den letzten 1 1/2 Jahren ist nicht nur mein Sohn auf die Welt gekommen, sondern wir sind mal eben 350km weit umgezogen + mein Mann hat eine neue Arbeit + wir haben ein Haus gekauft. Ich glaube das alles hat mich total überfordert. Manchmal habe ich (wie damals mit unserem Hund auch) das Gefühl ich muss das alles "loswerden" das war zuviel in so kurzer Zeit für mein Gehirn. Ich weiß zwar noch nicht wie ich da gegen steuern kann um das ganze erträglicher zu machen und positiver zu sehen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf das ich es schaffe.

Wie geht es dir zur Zeit?

LG Kapi
Nelli
power user
Beiträge: 291
Registriert: 20:06:2018 1:55

Re: Wieder daheim!

Beitrag von Nelli »

Hallo Kapi!

Freut mich, dass meine Zeilen Dir etwas geholfen haben.
Ich hatte bislang eine sehr gute Woche, in der ich allein, ohne HIlfe der Tagesmutter, mein Kind versorge.
Meine Strategie in der Bewältigung neuer Übergänge scheint zu sein: Aktiv werden.
So bin ich damals extra in die Hundeschule, um die Bindung aufzubauen, habe oft geweint wegen des HUndes
oder war wütend auf ihn, weil ich mich so hilflos und überfordert fühlte.
Aber ich habe mich dem immer wieder gestellt, Erziehungsratgeber gelesen und geschaut, etcetera.
Und heute sind wir ein inniges Team.
Dasselbe beim Kind. Allerdings habe ich gemerkt, dass Krabbelgruppen nichts für mich sind.
Also schleppe ich sie überall hin mit: In die Stadt, zu Freunden und Familie -
und sie liebt es und ich inzwischen auch.
Indem ich den Alltag mit Hund/Kind aktiv gestalte, wird es immer besser
Auch der Übergang in den JOb war damals hart für mich. Aber jetzt merke ich, dass Hund und Job mich total
auf das Leben als Mutter vorbereitet haben. Nur leider musste ich erst durch dieses gräßliche Tal.
Und, nicht zu vergessen: Kontinuierliche Psychotherapie.
Wie geht es dir?

Viele Grüße, Nelli
Antworten