Es geht nicht ohne!

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Jen
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Es geht nicht ohne!

Beitrag von Jen »

Hallo ihr Lieben,

ich hatte wirklich ganz tolle Wochen und Monate ohne AD.
Es ist leider das 2. mal, dass mich ein Trigger aus der Bahn wirft.
Das 2. mal Krankheit von Kind im Urlaub.

Mir geht es sonst nicht schlecht. Komme gut zurecht. Hab die üblichen Schwankungen, die jeder Mensch so hat. Meine ich.
Bin in der Therapie auch schon sehr weit gekommen, hab mich glücklich und stabil gefühlt.

Scheinbar soll es ohne AD noch nicht klappen.
Also hab ich heute morgen wieder mit Escitalopram begonnen, 2,5 mg. Mir haben ja 5mg immer sehr gut geholten.
Ich hab Mitgefühl mit mir und hab so viel Liebe für mich aufbauen können.

Wollte ein paar liebe Worte einheimsen und wissen, ob ich heute schon Veränderungen merken kann?

Alles liebe Jenni
12/20 1. Geburt PTBS / Ängste
Aktuell bei 10 mg Escitalopram
alibo79
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von alibo79 »

Moin moin Jen, wie geht es dir? Kannst du schon bisschen Wirkung von den Medikamenten merken?
Ich kann mir vorstellen, dass sich das ganze wieder schnell einpendeln wird, das liest man ja hier bei vielen, die zwischendurch ohne Medikamente waren. Wie lange hast du keine Medikamente genommen?
Ich finde es auch überhaupt nicht schlimm ein AD zu nehmen, damit du gesund bleibst. Ich habe auch noch immer meine Medikamente in der gleichen dosierung und es werden bald 2 Jahre seit Beginn dieser Episode, wahrscheinlich fange ich dann an ein bisschen zu reduzieren. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit im Leben, dass ich weniger oder gar keine Medikamente brauche, das wäre natürlich schön, aber wenn nicht, ja dann ist es eben so. Also ärgere dich deswegen nicht zu sehr.

Dann hast du an anderer Stelle zu regretting motherhood geschrieben. Ich war auch in meiner PPD fest davon überzeugt, dass das bei mir auch so ist. Mir ging es so schlecht und die kleinen Kinder haben mir soviel Kraft geraubt und ich fand viele Dinge, die ich machen musste so blöd. Ich habe eine zeitlang auch ein paar Kurse besucht wie pekip, ich hatte immer das Gefühl nur eine Rolle zu spielen und wollte mein altes Leben zurück. Dieses heititei und tüdelü und Mutti Getue, das bin ich nicht...
Aber als meine Kinder größer wurden, wurden dieses Gefühle und meine Gefühle zum muttersein anders. Weil es einfacher wird, weil ich mehr Dinge aus meinem alten Leben machen kann und weil ich mit den Kindern auch andere Sachen machen kann, die mir selbst auch Spaß machen zb inline skaten oder backen. Ich würde jetzt nicht mehr von regretting motherhood bei mir sprechen. Ich mag einfach keine bauklötze oder puppe spielen usw.
Und Kinder zu haben ist einfach auch anstrengend, das braucht man auch nicht schön zu reden.
Ich denke deine Gefühle sind jetzt durch das tief wahrscheinlich verstärkt da und auch verzerrt wahrgenommen. Wenn du wieder stabil bist und bei deiner ganzen Kraft, wirst du vieles bestimmt wieder anders sehen.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Jen
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Jen »

Ich danke dir sehr für deine Worte. Von Herzen. Das tut wirklich gut.
Hab heute morgen auf 5mg erhöht. Eine leichte Besserung spüre ich. Bin nur so erschöpft und sehr müde.

Hab im April aufgehört mit den Medikamenten.

Hoffe es pendelt sich bald ein und ich kann meine Maus wieder genießen.

Alles Liebe
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Marika
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Marika »

Hallo Jen!

Ich kann sehr mit dir fühlen, weil ich vor Jahren genau in der selben Situation stand. Es ging mir gut, setzte das Escitalopram langsam ab und war ganz ohne. Nur leider war das nicht von Dauer, nach 9 Monaten musste ich einsehen, dass es "nicht ohne" geht. Nach dem ersten nicht wahr habe wollen, habe ich wieder mit dem AD angefangen und war schon nach 2 Wochen wieder völlig stabil. Ich habe direkt nach der ersten Tablette eine erste sanfte Wirkung gespürt, die sich Tag für Tag verstärkt hat. Dieser Effekt tritt oft ein, wenn man nach einem Absetzen wieder beginnt. Es scheint so, als ob du gerade ähnliches erlebst und ich drück dir die Daumen dass Escitalopram wirklich schnell wieder hilft.

Du schreibst von Regretting Motherhood in einem anderen Post. Ich muss gestehen, dass ich diesen Ausdruck bisher nicht kannte. Aber im Nachhinein betrachtet hatte ich ebenfalls ZG in genau diese Richtung. Und so wie du es in deinem anderen Beitrag beschreibst, hat sich der Zwang da bei dir wohl auf dieses Thema gestürzt und das ängstigt dich jetzt. War bei mir genau so und habe ich auch in meiner Therapie bearbeitet. Genau wie Alibo es sagt, sagte es auch mein Therapeut und soooo viele Mütter (die meisten ohne PPD): Kinder sind das Wundervollste auf der Welt und gleichzeitig ist nichts stressiger und anstrengender. Es ist völlig normal dass Erwachsene Menschen keine großen Freude beim stundenlangen Puppen spielen, Türmchen bauen etc. haben, sagte mir mein Therapeut... er hatte selber Kinder und sagte auch, er habe das auch nicht. Auch mein Mann empfand das Spielen mit unserem Kind nur selten toll. Klar macht man manchmal mit um den Kleinen eine Freude zu machen, aber das uns Erwachsenen das selten Spaß macht ist völlig normal. Aber gerade wir Mamas auch solche die keine PPD haben verlangen vom sich, dass es Spaß machen MUSS... das ist ein totaler Irrglaube. Das musste ich auch erst lernen und meine Cousine ist gerade dran das zu lernen. Sie hat keine PPD, leidet aber im Moment an aktuer Erschöpfung, weil sie neben der Arbeit auch noch stundenlanges Spielen mit ihrem Kind von sich verlangt hat. Und das obwohl sie Kindergarten Pädagogin ist und weiß, dass man das Kind ins Spiel führen soll und sich dann zurück ziehen kann. Trotz besseren Wissen, hatte sie diese völlig überzogenen Moralvorstellungen an sich selber.

Ich habe vermehrt Dinge gemacht, die uns beiden Spaß gemacht hat, vor allem viel raus gehen bzw. andere Mamas mit Kindern treffen. Das ist für alle ein Gewinn. Wenn ich mich an die vielen Gespräche mit Mamas von früher erinnere, wenn man sich oft schon in der Früh in der Stadt und Spielplatz getroffen hat, kam immer eines: "Ich musste raus, daheim sein und Spielen, halte ich nicht aus, da fällt mir die Decke auf den Kopf." Und das kam von Mamas ohne PPD.

Liebe Jen, dieses Gefühl ist völlig normal, nur hat sich der Zwang da jetzt drauf gesetzt und flüstert dir das Gegenteil ein. Es ist aber nicht wahr und ich bin überzeugt, dass es dir bald besser gehen wird. 🥰🥰🥰
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von alibo79 »

Genau Marika, das hast gut beschrieben. Und meiän Therapeut hat Genau das gleiche gesagt, wie viele Mütter es gibt, denen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt :-)
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Jen »

Hallo ihr Lieben,
aktuell quäle ich mich doch sehr.
Habe kaum Antrieb, bin sehr müde, so gefühlslos. Aber nicht hoffnungslos.
Schlafen kann ich gut, aber mir fehlt einfach die Kraft etwas zutun. Erschöpft trifft es.

Gehört das zum einschleichen? Ich bin aktuell etwas verunsichert.

Danke auch für eure lieben Worte ♥️

Ich wollte einfach zu viel, zu schnell.
Anfang September wurde er operiert unter Vollnarkose und ich hatte große Angst um ihn. Dann wollte ich unbedingt alleine mit ihm in den Urlaub um mir zu beweisen, dass ich es alleine schaffe. Dass ich gesund bin.
Ich wollte das Wochenbett nachholen irgendwie.
Soweit bin ich einfach noch nicht nach 20 Monaten und minus es auch nicht.
Dazwischen war er schon öfters krank und ich hab es ganz ohne Panik geschafft.
Aber es war einfach zu viel.

Lg Jen
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Marika
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Marika »

Hallo Jen!

Gib dir und deinem Körper bitte unbedingt Zeit was den Wirkungseintritt des ADs anbelangt. Es kann schnell gehen, es kann aber auch ein bisschen dauern, das ist wirklich total verschieden. Ich war beim Wiederbeginn mit dem AD die ersten Tage sehr gedämpft (was ich sehr angenehm gefunden habe), etwas Kopfweh und müde. Das sind so typische Symptome beim Einschleichen, aber es kann natürliche auch eine Art Erschöpfung sein, weil du einfacher - wie du selber schreibst - zu schnell zu viel wolltest. Möglicherweise ist es auch eine Mischung aus beidem.

Versuch unbedingt einige Gänge runter zu schalten. Schlaf wann immer es geht, auch am Tag. Mach keine zu großen Aktivitäten, das kann jetzt mal warten. Lass dir helfen von Freunden und Familie .... das alles ist mit einem kleinen Kind nicht einfach, aber ich bin mir sicher, es gibt Möglichkeiten. Es ist enorm wichtig dass dein gestresstes Nervensystem zur Ruhe kommt, dass du runter fährst.

Es ist normal, dass du jetzt müde und erschöpft bist, akzeptiere diese Reaktion von deinem Körper und gib ihm soviel Ruhe wie möglich. Es wird besser, aber bitte setz dich nicht unter Druck, es braucht Zeit. ❤❤❤
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von alibo79 »

Hey Jen, so wie es sich anhört hast du in der letzten Zeit viel gemeistert und auch Belastungen gehabt, es ist völlig ok und normal nach so einem Marathon erschöpft zu sein. Ich kenne das auch wenn viele Dinge anstehen.
Vielleicht liegt es auch an den Medikamenten. Aber ich würde auch etwas langsamer machen. Leg dich mittags hin und schlafe ein bisschen mit deinem Kind zusammen. Das wirkt unglaublich erfrischend, ich mache es schon sehr lange, es gibt mir Kraft für die zweite Hälfte des Tages.
Ich kann diese erschöpft sein auch nicht immer gut akzeptieren, aber wir müssen nicht immer 100 Prozent geben. Oft ist es so , dass nach ein paar Tagen Ruhe die Welt schon wieder anders aussieht. Ich versuche dann auch immer früh ins Bett zu gehen und wenn möglich auch mal länger zu schlafen.
Liebe Grüße
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Jen »

Gestern ging es deutlich Berg auf.
Jetzt liegt seit heute Nacht die Oma meines Partners im Sterben. Unsere Urli.
Das bringt mich natürlich wieder total aus der Fassung. Mein Nervensystem spielt total verrückt.
Bei meinem ersten tief nach der Geburt sind schon meine beiden Großeltern gestorben. Das hat die Sache nicht besser gemacht und jetzt das.

Manchmal ist es wirklich wie verhext.

Ich merke einfach, dass ich ständig aus meinem Toleranzfenster fliege.

Ich sende euch liebe Grüße und danke für eure lieben Worte.

Jenni
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Jen »

Hallo Marika, hattest du in der ersten Zeit vom escitalopram auch so starke Panikattacken?
Also mir ist das irgendwie neu.
Mein Arzt sagt das kommt vom einschleichen.

Nehme jetzt 7,5 mg. Soll auf 10 mg hoch.

Alles liebe
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Marika
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Marika »

Hallo!

Also ich hatte damals auch plötzlich Panikattacken beim Einschleichen, mein Arzt hat gesagt dass sich das legt. Und das tat es dann auch bei 10 mg. Das kommt öfter vor, sollte sich aber dann bald geben.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Jen »

Hallo zusammen,

ich würde ganz vorsichtig behaupten, dass mein Antidepressiva langsam zu wirken beginnt. Heute ist ein relativ guter Tag. Ich spüre die gedämpfte Stimmung. Bin aktuell bei 7,5 mg

Wollte ich euch wissen lassen.

Danke fürs aufbauen.
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alibo79
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von alibo79 »

Hey, das klingt ja gut, weiter so :-)
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von Jen »

Guten Morgen ihr Lieben,
es wird langsam besser.
Ich hab meinen Job endgültig gekündigt und mir geschworen, jetzt endlich mal nach mir zu schauen und aufzuhören mir und allen etwas beweisen zu müssen!!!
Ich werde meine Therapie machen, das AD jetzt weiter nehmen zur Unterstützung und dann von ‚0‘ anfangen und endlich mal das tun wonach es mir wirklich ist! Zumindest immer so wie es halt geht mit Kind.
Ich hab das tief nochmal gebraucht, weil ich wieder angefangen hab mir einzureden, dass es ja alles gar nicht so schlimm ist. In alte Muster gefallen bin.
Geht ja schon, einfach weitermachen!
Diese Gedanken rund um das Mutter sein sind auch weg. Also klar manchmal wäre ich gerne alleine, weil ich Ruhe brauche, aber meinen Sohn liebe ich abgöttisch und ohne ihn wäre es nicht mehr mein Leben.

Das hört jetzt auf!

Erinnert mich bitte nochmals dran, wenn ich wieder ins Tief rutsche 😂

Schicke und liebe Grüße Jenni
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Re: Es geht nicht ohne!

Beitrag von alibo79 »

Hallo Jen, toll, dass es dir schon etwas besser geht. Und sehr klare, starke Worte von dir, Respekt, dass zeigt wie ernsthaft du es meinst und wie wichtig es dir ist, mach weiter so, und schreibe hier gerne weiter, wie dein Weg so verläuft.
Liebe Grüße
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