Sertralin-Unverträglichkeit?

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crazycatlady90

Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von crazycatlady90 »

Hallo liebe Mitglieder,

Ich wollte fragen, ob es das schon mal bei jemandem gab, dass er das Sertralin nicht vertragen hat? Ich nehme es seit einer Woche und es geht mir von Tag zu Tag schlechter, bis hin zu körperlichen Beschwerden und Selbstmordgedanken, Lebensunlust, keine Freude, wie eine wandelnde Hülle.... in Absprache mit meinem Arzt setze ich es nun ab, da ich nicht mehr kann. Ich habe ein 4 Jahre altes und ein 3 Monate altes Kind zu versorgen. Und vor der Einnahme gings mir wesentlich besser.
Einstiegsdosis war jetzt 7 Tage lang 1x50mg abends. Wollte eigtl nur etwas zur Stabilisierung haben, da ich ab und zu ein Einsamkeitsgefühl und Stimmungsschwankungen hatte...
Abends kurz vor Einnahme gehts mir besser und ich bekomme das Gefühl ich bin wieder die Alte. Aber dann nachts und tagsüber nach Einnahme beginnt der Horror von vorne.
Was sagt ihr denn dazu? Freue mich über eure Worte!

Liebe Grüße
Schneeflocke
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Schneeflocke »

Hallo du!
Erstmal ein herzliches willkommen hier bei uns.
Ich nehme zwar ein anderes Medikament, aber bei vielen ist es so das es häufig zu Erstverschlimmerung kommen kann. Deswegen haben einige ein zweites Medikament, welches diese Symptome abfedern soll.
Hat dir dein Arzt das etwa nicht erklärt?
Aber hier gibt es noch Frauen (z.B. Marika) , die da noch genauer Bescheid wissen.
Weswegen genau bekommst du das Medikament? Hast du Unterstützung daheim?
Ich bin wie ich bin und das ist gut so!
crazycatlady90

Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von crazycatlady90 »

Danke für die herzliche Aufnahme!

Ich bekomme es, da ich eine leichte Wochenbettdepression entwickelt habe nach der Geburt meines zweiten Kindes.
Habe nach Rücksprache mit meiner Gynäkologin und Hausarzt dann Sertralin bekommen. Er hat mir weder erklärt, dass es dabei zu einer Erstverschlimmerung kommt, noch hat er ein Zweitmedikament verschrieben zur Milderung der Nebenwirkungen. Jetzt bin ich verunsichert... soll ich es doch nicht absetzen?
Ich kann so nicht weitermachen mit der Einnahme...
Selbst jetzt, nachdem ich 4h über der Einnahmezeit bin(soll es ja absetzen vom Hausarzt aus) geht es mir schon soooo viel besser. Das kann doch nicht gut sein das weiter zu nehmen, oder?! Ich bin verzweifelt...

Viele liebe Grüße
Schneeflocke
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Schneeflocke »

Ich finde es komisch das dein Arzt dir ein AD mal eben so verschreibt und dazu dann keine genauen Informationen gibt. Ich weiß ja nicht wie schlimm deine Symptome für dich sind. Aber so wie du geschrieben hast war es vorher besser, oder? Ich finde manche Ärzte gehen zu leichtfertig mit der Verschreibung mancher Medikamente um.

Ich hoffe dir werden noch welche hier antworten, die sich noch besser auskennen. Wir dürfen hier keine Ratschläge über absetzen, erhöhen oder sowas geben. Wir sind ja keine Ärzte.
Aber wenn du das mit deinem Arzt so besprochen hast und er für dich greifbar ist (im Bedarfsfall) und du dich damit besser fühlst würde ich es so machen, wie ihr es besprochen habt.
Ich bin wie ich bin und das ist gut so!
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Marika
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Marika »

Hallo und herzlich Willkommen!

Also es ist so, dass der allergrößte Teil der Betroffenen die ein AD beginnen, eine Erstverschlimmerung erleben. Diese äußern sich so, wie du beschreibst. Bei manchen sind sie mild, bei anderen wieder heftig. Das ist ein sehr bekanntes Phänomen und kommt daher, dass ein AD erst langsam seinen Wirkstoffspiegel aufbaut und der Körper sich erst daran gewöhnen muss. Erst nach 2 bis 4 Wochen tritt dann ein erster positiver Effekt ein, der sich dann weiter ausbreitet. Bis ein AD voll wirkt braucht es meist 8 Wochen, manchmal sogar 12 Wochen. Um diese erste schwere Zeit zu überbrücken gibt es mittlerweile sehr gute Medikamente, die diese anfänglichen Nebenwirkungen sehr gut abfedern und nach kurzer Zeit schon nicht mehr gebraucht werden. Ich finde es extrem schade, dass man dich da nicht aufgeklärt hat, denn sehr oft ist ein Absetzen wegen diesen kurzfristigen Nebenwirkungen nicht nötig.

E gibt natürlich auch Unverträglichkeiten bei ADs, keine Frage. Diese äußern sich in der Regel aber anders. Daher tippe ich sehr auf eine vorübergehende Erstverschlimmerung bei dir. Ich hatte das auch, konnte aber gut aufgefangen werden. Danach bin ich mit dem AD gesund geworden.

Ich würde dir raten, unbedingt nochmal das Gespräch mit deinem Arzt zu suchen. Denn die Frage wie es ohne AD weitergehen soll, ist auch ungeklärt, oder? Da sollte unbedingt nochmal geredet werden, bzw kann dich dein Hausarzt auch zu einem Psychiater überweisen, falls er sich damit überfordert fühlt. Bleib da drann, denn wenn es dir einfach nicht gut geht, ist der Rat zum Absetzen einfach viel zu wenig.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Marika
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Marika »

P.s. etwas ungewöhnlich ist auch die abendliche Einnahme. Du hast ein antriebssteigerndes AD, das üblicherweise am Morgen genommen wird, da braucht es ja dann den Antrieb. Aber das ist natürlich keine Empfehlung von mir, sondern nur das was die meisten Betroffenen schildern.
Liebe Grüße von
Marika

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crazycatlady90

Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von crazycatlady90 »

Hallo liebe Marika,

Ja irgendwie hab ich doch das Gefühl, er kennt sich nicht sehr gut aus. Zum Einen die Einnahme abends und dann zum Anderen, dass er nicht auf meine Nebenwirkungen eingegangen ist, sondern direkt absetzen wollte. Ich bin morgen nochmal bei ihm und werde mir eine Überweisung zum Psychiater geben lassen. Hoffe ich bekomme zeitnah einen Termin. Fakt ist, dass es mir jetzt im Moment so viel besser geht, nachdem ich es gestern Abend nicht mehr genommen habe. Das steigert die Angst vor erneuter Einnahme, wenn der Psychiater mir dann wieder was verordnet.
Ich habe hier ja auch viele Beiträge durchgelesen und wusste Bescheid über diese Erstverschlimmerung. Aber dass es so heftig ist, dass ich NICHTS mehr kann? Da hat mir vllt, wie du geschrieben hast, ein anderes Medikament zum Abfedern gefehlt. Ich hoffe das Gespräch morgen hilft mir weiter.
Schade, denn eigtl vertraut man seinem Arzt ja... bin etwas enttäuscht...

Ein herzliches Dankeschön für euren Rat.
Ich bin so froh, dass ich dieses Forum gefunden habe. Der Umgang miteinander hier und das Wissen, dass man nicht allein ist, sind Balsam für die Seele!
crazycatlady90

Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von crazycatlady90 »

Ps: hab heute nochmal angerufen und um Dringlichkeitsüberweisung zum Psychiater gebeten. Die haben mir direkt für morgen einen Termin gegeben und ich bin so zuversichtlich und glücklich, dass mir endlich adäquat geholfen wird.
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Marika
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Marika »

Das ist ein sehr guter Plan 👍👍👍 Ja, diese Erstverschlimmerung trifft nicht wenige wie ein Keulenschlag, mich damals auch. Ich konnte tatsächlich gar nichts mehr tun, hatte nur noch Angst und Panikattacken. Zur Überbrückung brauchte ich dann Tavor, das sehr geholfen hat. Es gibt aber noch andere Medikamente dieser Klasse.

Wenn du einen Psychiater an deiner Seite hättest, wäre da sicher von Vorteil. Und natürlich gibt es noch andere ADs die manchmal etwas weniger NW haben als Sertralin. Aber das ist tatsächlich sehr, sehr unterschiedlich wie man das Einschleichen eines ADs wahrnimmt. Halte uns auf dem Laufenden!
Liebe Grüße von
Marika

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SaraGossa
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von SaraGossa »

Hey du,
Wollte mich da auch kurz dazu äußern weil ich seit etwas über einem Monat ein neues AD nehme...es ist zwar nicht Sertalin aber die Symtome die du schilderst waren bei mir die ersten 2 Wochen GENAU GLEICH! Es war der absoluuuute Horror
Zwangsgedanken, Selbstmordgedanken, Hoffnungslosigkeit, unendlich traurig, Übelkeit bis hin zum Erbrechen 2 mal.
Jetzt knapp 5 Wochen nach Beginn ist es VIEL BESSER.
Bin noch lange nicht übern Berg, aber im Vergleich zu vor 5 Wochen ein riesen Unterschied.
Ich nehme es auch morgens und habe dazu Tavor als Notfallmedikament bekommen, was ich ein paar mal wirklich dringend gebraucht habe

Der Psychiater wird dich da bestimmt besser beraten. Viel Glück♡
Sehr traumatische Geburt meines 1. Sohnes Nov. 2021
Seit Januar 2022 PPD
Anfangs Mirtazapin, inzwischen abgesetzt
Seit Oktober 22 Vortioxetin 20mg
Januar 23 noch Duloxetin 120mg dazu

Aktuell ziemlich stabil🤞
crazycatlady90

Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von crazycatlady90 »

Hallo guten Morgen,

Wollte mich nach meinem Psychiater-Termin mal melden.
Er hat über meinen Hausarzt eigentlich nur den Kopf geschüttelt. Fand es fahrlässig, dass ich es abends nehmen sollte. Dadurch kam eine Schlafstörung zustande.
Wir versuchen es jetzt mit einer viel niedrigeren Dosis von 1x morgens 2 Escitalopram-Tropfen(2mg), in der Hoffnung, dass ich dieses SSRI vertrage...
Ich versuche da wirklich positiv zu sein, hab aber Angst vor den gleichen Nebenwirkungen und davor, dass ich das dann doch nicht nehmen kann. Was kommt dann?

Bin auf jeden Fall froh, dass ich da so schnell einen Notfalltermin bekommen habe und mir gleich geholfen wurde.

Jedoch habe ich immer noch das Gefühl, neben mir zu stehen. Einen Druck in der Stirngegend. Wie als hätte es was in meinem Gehirn verändert und ich bin nicht mehr die Gleiche... kennt das jemand?

Danke für eure Aufmerksamkeit und eine schöne Restwoche :)
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Marika
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Marika »

Hallo!

Erstmal super, dass dein Psychiater so kompetent ist. Escitalopram nehme ich auch. Es ist auch ein SSRI und wirkt ähnlich wie Sertralin, man sagt aber es gäbe weniger Probleme beim Einschleichen.

Du gehst jetzt erstmal mit einer Minidosis rein, 2 Tropfen sind 2 mg. Bei 10 mg kommt dann eine richtig spürbare Wirkung zustande. Ich bin mit 5 mg rein, da waren die NW schon heftig. Aber wie gesagt es gibt dann die Möglichkeit eines Medikamentes, dass abfedert. Die Einnahme am Abend kam mir auch sehr seltsam vor.

Versuch es, gib dem ganzen eine Chance.

Das mit dem komischen Kopf könnte von der einen Woche Sertralin kommen. So ähnlich hat es sich bei mir auch angefühlt. Das wäre aber auch normal, denn das AD verändert bzw. reguliert ja im Gehirn die Botenstoffe. Dieses Gefühl verschwindet dann aber, es gehört auch zu den anfänglichen NW.
Liebe Grüße von
Marika

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crazycatlady90

Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von crazycatlady90 »

Vielen Dank, Marika,deine Worte machen mir Mut. Ich hab Angst, dass ich mich für immer so benebelt fühlen werde.
Ja, er wollte mit einer kleinen Dosis beginnen, ab Montag dann auf 5mg steigern, alles in engem Kontakt mit ihm. Und falls das wieder so reinhaut meinte er, dann wären SSRIs wohl nichts für mich. Aber er denkt die 50mg waren einfach zu viel und eben auch abends falsch eingesetzt.
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Marika
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Marika »

Ja, versuch es so wie mit dem Arzt vereinbart. Ich drück dir fest die Daumen. Je sanfter man anfängt umso besser die Chance dass die NW milder sind.

Das benebelte wird und soll verschwinden... und mit dem passenden AD ist das auch so.
Liebe Grüße von
Marika

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Anne 861
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Re: Sertralin-Unverträglichkeit?

Beitrag von Anne 861 »

Hallo crazy ..ich stimme den Vorrednern zu ,abends ist schon mal sehr komisch ,dazu keine Aufklärung, fraglich .Viele Hausärzte verschreiben leider zu leichtsinnig . Also auch ich hatte ,genau wie du ,diese extreme erstverschlimmerung aber es wurde nach ca.6 wochen in minischritten besser und dann ging es stetig Berg auf .

Ich nehme auch escitalopram tropfen ,ich sollte ganz vorsichtig hoch dosieren ,was ich auch getan habe ,trotzdem hatte ich eine sehr starke erstverschlimmerung, ich habe aber durchgehalten und bin froh das ich es nicht abgebrochen habe .lg
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